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ZIONISMUS

Zion (Hebräisch, früher der Berg in Jerusalem, auf welchem die Stadt Davids gebaut wurde) kommt sowohl geistig als auch geographisch in HLT Schriften zum Einsatz: das Land Zion und „die im Herzen reinen“ (LuB 84:99; 97:21; 100:16; vgl. Mose 7:18-21). Die Deklaration „wir glauben an die buchstäbliche Sammlung Israels und die Wiederherstellung der zehn Stämme“ bezieht sich auf ein neues Zion in Amerika sowie ein neues Jerusalem in der Alten Welt. Schriften der Heiligen der Letzten Tage geben an, dass Jerusalem die geistig-zeitliche Hauptstadt der gesamten östlichen Hemisphäre sein wird, „Ein Großes Zentrum und ein mächtiger Herrscher“ (MFP 1:259). Zion wird währendessen der Ort der Zuflucht und göttlicher Führung in der westlichen Hemisphäre sein.

Im Jahre 1831, weniger als zwei Jahre nach der Gründung der Kirche, empfing Joseph Smith eine Offenbarung, welche das Gebot beinhielt „Laßt die, die von Juda sind, nach Jerusalem fliehen, zu den Bergen, da[wo] des Herrn Haus ist“ (LuB 133:13). 1833 schrieb er, dass der Stamm Juda nach Jerusalem zurückkehren und dass ihm dort Errettung zuteil werden würde. Er zitierte Joel, Jesaja, Jeremia, Psalme und Ezechiel (vgl. LPJS, S. 17).

Im März 1836 sprach Joseph Smith beim Kirtland Tempel das Einweihungsgebet, das seither als Schrift anerkannt und als Muster für Tempeleinweihungen der HLT benutzt wird. Darin enthalten ist die Bitte, dass „die Erlösung Jerusalems von dieser Stunde an ihren Anfang nehme und das Joch der Knechtschaft von nun an vom Haus David weggebrochen werde“ (LuB 109:62-63). Zwischen 1840 und 1841 wurde dem Apostel Orson Hyde vom Propheten aufgetragen, nach Jerusalem zu gehen und das Land zu weihen. Sein Gebet ersuchte die Sammlung der Vertriebenen in ihrem Heimatland, die Fruchtbarkeit der Erde, die Etablierung einer unabhängigen Regierung, den Wiederaufbau Jerusalems und die „Errichtung eines Tempels zu Ehren deines Namens“ (Heschel, S. 18). Zwei Jahre später prophezeite Joseph Smith, dass die Sammlung und der Wiederaufbau geschehen würden „bevor der Menschensohn erscheinen wird“ (LPJS, S. 286). Diese Gebete und Prophezeiungen sind häufig von anderen apostolischen Autoritäten wiederholt worden, sowohl auf dem Ölberg als auch auf dem Karmel im Heiligen Land und in offiziellen Versammlungen der Heiligen in aller Welt.

Die jüdische Tradition warnt, dass eine Bindung zum „heiligen Boden“ ohne Glauben an den lebenden Gott eine Form von Götzendienst ist. Im frühen 20. Jahrhundert befürwortete die Bewegung des Zionismus einen Kompromiss zwischen weltlichen Zionisten, die sich einen Staat ohne traditionelles Judentum ausmalten, und religiösen Zionisten, die für einen Staat argumentierten, der auf das traditionelle Judentum gegründet ist. In der Geschichte des modernen politischen Staates Israel ist dieser Kompromiss bisher umgesetzt worden.

Geistiger Zionismus unter Heiligen der Letzten Tage wird mit Besorgnis um alle Kinder Gottes befürwortet. Er äußert sich weder zu spezifischen geopolitischen Anstrengungen, noch bestätigt er Spekulierungen bezüglich dem genauen „wann“ und „wie“ der Erfüllung alter und neuzeitlicher Prophezeiung. Viele Leiter der HLT betrachten Ereignisse der vergangenen 160 Jahre als eine Einleitung. Sie flehen weiterhin um Frieden und Zusammenleben mit allen Völkern, die auf das alte Jerusalem und das Heilige Land Anspruch erheben: Juden, Christen, Muslime und andere.

Der Begriff Zion, welcher zu einem geistigen, kennzeichnenden Neuen Jersalem in Amerika gehört, ist eines der zentralen Themen in Lehre und Bündnisse (siehe Neues Jerusalem).

BIBLIOGRAPHIE

Davis, Moshe, ed. With Eyes Toward Zion, Vol. 2. New York, 1986.
Heschel, Abraham J. Israel, an Echo of Eternity. New York, 1968.
Madsen, Truman G. The Mormon Attitude Toward Zionism, ed. Yaakov Goldstein. Haifa, 1980.

TRUMAN G. MADSEN