Die Heiligen der Letzten Tage bezeichnen mit dem Namen Zion eine Gruppe von Nachfolgern Gottes oder einen Ort, an dem solch eine Gruppe lebt. Die Schriften der Heiligen der Letzten Tage definieren Zion als „die im Herzen Reinen“ (LuB 97:21). Andere Verwendungen dieses Begriffs in den Schriften spiegeln diesen wider. Zum Beispiel bezieht sich Zion auf den Ort oder das Land, welche der Herrn für die Sammlung derjenigen, die sein Evangelium akzeptieren, bestimmt hat (LuB 101:16-22; 3 Ne. 20-22). Der Zweck dieser Sammlung besthet darin, „ein reines Volk [zu] erwecken, das [Gott] in Rechtschaffenheit dient“ (LuB 100:13, 16). Demzufolge sind Zions Länder Orte, wo die im Herzen Reinen zusammen in Rechtschaffenheit leben.Geographische Kircheneinheiten werden als „Pfähle Zions“ bezeichnet (LuB 101:21-22). Die Kirche und ihre Pfähle werden Zion genannt, da sie zur Sammlung und Reinigung des Volkes Gottes bestimmt sind (LuB 43:8-11; Eph. 4: 11-13). Die Schriften verweisen auf Zion auch als „eine Stadt der Heiligkeit“ (Mose 7:19), da die „Geheiligten“ und „Reinen“ dort wohnen (Moro. 10:31-33; Alma 13:11-12) und als eine „Stadt der Zuflucht“, wo der Herr die Heiligen vor den Gefahren der Welt beschützt (LuB 45:66-67).
Das Evangelium Jesu Christi verdeutlicht, was es bedeutet „im Herzen rein“ zu sein. Jesus lehrte, dass ein Mensch an ihn glauben, von seinen Sünden umkehren und aus Wasser und Geist geboren werden muss, um errettet zu werden (Joh. 3:5,16; 3 Ne. 27:20). Die Schriften beschreiben die Wiedergeburt, auf die Jesus hinweist als „eine mächtige Wandlung im Herzen“ oder als „geistig aus Gott geboren“ sein (Alma 5:13,14). Das bedeutet, das ein Mensch den „natürlichen Menschen“ ablegt und eine neue Natur annimmt, die „keine Neugung mehr hat Böses zu tun, sondern ständig Gutes zu tun“ (Mosia 5:2; 3:19). Ein Mensch mit reinem Herzen ist für das Böse gestorben und für das Gute erwacht. Somit wohnen „reine Menschen“, die für das Gute leben, zusammen in Rechtschaffenheit und werden Zion genannt (Mose 7:18). Zion ist demnach die Lebensweise eines Volkes, das das Evangelium Jesu Christi lebt.
Da Liebe alle Rechtschaffenheit einschließt (Matt. 22:36-40), lebt das Volk Zions zusammen in Liebe und als Gleichgestellte (siehe Gleichberechtigung; LuB 38:24-27). Sie haben „alles unter sich gemeinsam“ (4 Ne. 1:3) und arbeiten zusammen als Gleichberechtigte. Seinen individuellen Talenten entsprechend, leistet jeder einen Beitrag zum Wohle aller und zum Werk der Errettung (LuB 82:3; Alma 1:26). Als Gleichgestellte empfangen alle die Dinge, die sie zum Überleben und für ihr Wohlergehen, gemäß ihren Umständen, ihren Bedürfnissen und ihrem Bedarf, brauchen (LuB 51:3, 9). Infolgedessen gibt es unter dem Volk Zions keine Reichen oder Armen (4 Ne. 1:3). Über das Volk Enochs steht geschrieben, dass „der Herr sein Volk Zion [nannte], weil sie eines Herzens und eines Sinnes waren und in Rechtschaffenheit lebten; und es gab keine Armen unter ihnen“ (Mose 7:18).
Das Volk Zions genießt das höchste Maß an Glück, das auf dieser Erde möglich ist und wenn es treu bleibt, wird dieses Glück auch in der nächsten Welt weiterbestehen ( 4 Ne. 1:3, 16; Mosia 16:11). Gemäß dem Glauben der Heiligen der Letzten Tage können die Menschen, je nach dem „Gesetz“ nach welchem sie „leben“, verschiedene Grade „der Fülle“ erlangen. Diese reichen von „celestial“ bis „telestial“. (LuB 88:22-35; 76). Durch das Halten der Grundsätze Zions leben die Menschen zusammen gemäß des celestialen Gesetzes und haben an dessen Verheißungen teil. Das celestiale Gesetz bestimmt die höchste, himmlische Ordnung (LuB 105:4-5). Eine Fülle des Lebens in der celestialen Herrlichkeit besteht darin, von Gottes Liebe erfüllt zu sein oder für alles Gute zu leben. Dies ist ein Zustand des Glücks, der seine ganze Erfüllung erst in der Ewigkeit erreicht (Eph. 3:17-19; Moro. 7:16-25, 44-48). Das Vermögen das celestiale Gesetz zu leben und das Leben in seiner Fülle zu genießen, erfolgt durch die schon erwähnte reinigende Wiedergeburt.
Die Propheten bemühen sich ständig Menschen darauf vorzubereiten ein Volk Zions zu werden. Manchmal nehmen Menschen Zion bereitwillig an; meistens jedoch nicht. Die Nachfolger Enochs (der Sohn Jareds und der Vater Metuschelachs; Gen. 5:18-24; Lukas 3:37) errichteten Zion und wegen ihrer Rechtschaffenheit „[nahm] Gott [sie] in seinen eigenen Schoß auf“ (Mose 7:69; Heb. 11:5). Noach verkündete das Evangelium den „Menschenkindern wie es Enoch gegeben worden war“ (Mose 8:19). Mose „trachtete eifrig danach“, dass sein Volk gereinigt werde und in die Ruhe Gottes eingehen könne, wie das Volk Enochs (LuB 84:23-45). Doch das Volk Noachs und das Volk Moses, in geringerem Maß, „verhärteten ihre Herzen“ (LuB 84:24) und weigerten sich die Wege Zions anzunehmen. „Das Volk in den Tagen Melchisedeks“ wurde andererseits „rein gemacht und ging in die Ruhe des Herrn ihres Gottes ein“ (Alma 13:19-14). Im alten Amerika (bevor 125 v. Chr.) erlebten das Volk Benjamins und die Nephiten, die dem Propheten Alma dem Älteren folgten, diese mächtige Wandlung in ihren Herzen, die ein Volk rein macht (Mosia 2-5; Alma 5:3-14). Als Jesus Christus nach seiner Kreuzigung seine „anderen Schafe“ im alten Amerika besuchte (Joh. 10:16; 3 Ne. 15:21), errichtete er Zion unter ihnen. Von ihnen wird gesagt, dass „[es] wegen der Gottesliebe, die dem Volk im Herzen wohnte, im Land keinen Streit gab … Gewiß konnte es kein glücklicheres Volk unter allem Volk geben, das von der Hand Gottes erschaffen worden war“ (4 Ne. 1:3, 15-16). Auch die Bibel beschreibt frühe Christen, die diese Reinigung erlebten und die Ordnung Zions lebten (Apg. 2:44; 4:32; 15:9).
In der Wiederherstellung lehrte Joseph Smith seine Nachfolger, dass sie ein Volk Zions werden können und müssen. Diese Vision inspiriert die Arbeit und die Programme der Kirche heutzutage. Die Heiligen der Letzten Tage glauben, dass sie durch die Aufrichtung Zions, ein Licht für die Menschheit sein können (LuB 115:4-6) und die tausendjährige Herrschaft Christi einleiten können (Mose 7:60-65; LuB 43:29-30). Während des Milleniums wird Zion zwei große Zentren haben, nämlich das Alte Jerusalem und ein Neues Jerusalem in Amerika, von denen „das Gesetz“ und „das Wort des Herrn“ in die Welt ausgehen werden (Isa. 2:3; Ether 13:2-11).
BIBLIOGRAPHIE
Zion as explained here is much more detailed than, but bears certain social similarities to, the idea of Zion found in the work of Martin Buber in On Zion: The History of an Idea (New York, 1973). An LDS work that applies the idea of Zion to contemporary life is Hugh W. Nibley’s Approaching Zion (CWHN 9).
A. D. SORENSEN