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ZENOS ALLEGORIE

Zenos Allegorie (Jakob 5) ist eine lange, prophetische Erklärung, die Zenos, ein hebräischer Prophet, über das Schicksal des Hauses Israel ablegte. Jakob übertrug diese direkt von den Messingtafeln in seinen Bericht im Buch Mormon. Die Allegorie war dazu bestimmt Jakobs eigene Lehren über Jesus Christus zu untermauern: „[Wir [haben] von Christus gewußt und viele hundert Jahre vor seinem Kommen auf seine Herrlichkeit gehofft“ (Jakob 4:4) und über das Haus Israel und dessen Unempfänglichkeit für den kommenden Erlöser zu bestätigen „Ich erkenne, dass die Juden infolge ihres Stolperns den Stein verwerfen werden, auf dem sie bauen und sichere Grundlage haben könnten“ (Jakob 4:15). Des weiteren war die Allegorie dazu bestimmt Jakobs Volk über die verheißene, zukünftige Sammlung Israels, zu der dieses gehörte, zu belehren.

Die Allegorie, die in traditioneller Gleichnisform verfasst ist, „vergleicht“ das Haus Israel mit einem Ölbaum, dessen Besitzer sich bemüht diesen vom Sterben zu bewahren. Der Vergleich stellt symbolisch Gottes Bund mit seinem erwählten Volk und den Anderen dar. Er betont außerdem, dass Gott die Fügsamen und Gehorsamen durch Langmut und Mitgefühl erretten wird.

Die Erzählung enthält sechsundsiebzig Verse, die sich in fünf Teile unterteilen lassen. Diese sind durch ein überspannendes Thema miteinander verbunden, das das Gute siegreich über das Böse und das Leben triumphierend über den Tod darstellt. Im ersten Teil versucht der besorgte Besitzer des Weinberges einen seiner außerordentlichen Bäume, der bedrohliche Anzeichen des Todes (Alter und Verfall) zeigt, sofort wieder gesund zu pflegen (Verse 4-5). Obwohl neues Wachstum auftritt, heilt seine Fürsorge den Baum nicht völlig. Deshalb entfernt und vernichtet er, mit der Hilfe seines Knechts, die sterbenden Teile und pfropft an deren Stelle Stücke eines „wilden“ Baumes ein. Zur gleichen Zeit entfernt er den „jungen und zarten“ neuen Wuchs des alten Baumes, um diesen in einem abgelegenen Teil seines Gutes einzupflanzen. Obwohl er enttäuscht ist, beschließt er seinen geliebten Baum zu retten (Verse 6-14).

Zweitens, nach langer, gewissenhafter Fürsorge wird die Arbeit des Besitzers mit der großzügigen Ernte einer erwählter Frucht belohnt. Diese kommt nicht nur von den neu eingepfropften Stücken seines alten Baumes, sondern auch von dem neuen Wuchs, den er auf seinem Besitz eingeplanzt hat. Die letzteren Bäume erzeugen die Frucht jedoch nicht gleichmäßig. Die zwei Bäume mit den wenigsten, natürlichen Vorteilen erzielen den höchsten Ertrag, während die Bäume mit den meisten Vorteilen nur halb so viel Frucht produzieren, was zur Entfernung ihrer ertraglosen Teile zwingt. Dennoch fährt der Besitzer mit ganzer Kraft fort, für alle seine Bäume zu sorgen (Verse 15-28).

Während des dritten Teils vergeht eine lange Zeit. Der Besitzer und sein Knecht kehren wieder in den Weinberg zurück, um die Frucht zu bemessen und zu beurteilen. Sie entdecken das Schlimmste: Obwohl der alte Baum gesund ist, ist sein Ertrag wertlos. Dasselbe gilt auch für die anderen Bäume. Bekümmert befiehlt der Besitzer alle Bäume zu vernichten. Sein Helfer ersucht ihn jedoch noch ein wenig länger Nachsicht zu üben. Im vierten Abschnitt versucht der „bekümmerte“ Besitzer, zusammen mit seinem Knecht und anderen Arbeitern, noch ein letztes Mal seinen Weinberg zu retten. Zusammen machen sie die vorherige Einpflanzung (die „jungen und zarten“ Pflanzen werden dem alten Baum zurückgegeben) rückgängig und spleißen andere Stücke des alten Baumes in vorher ausgewählte Bäume ein. Sie beschneiden, pflegen und nähren jeden Baum in angemessener Weise (Verse 29-73). Diese besondere Handhabung des Kreuzens, Vermischens und Zusammenfügens reproduziert erfolgreich die überragende Qualität der „natürlichen Frucht“ überall auf seinem Gut. Ermutigt verspricht der Besitzer seinen Helfern einen Anteil („Freude“) an der Ernte so lange diese andauert. Er gelobt jedoch alle Bäume zu vernichten, falls sie aufhören gute Ernte hervorzubringen (Verse 73-77).

Im folgenden Kapitel liefert Jakob eine kurze Interpretation (6:1-4). Ihm ist bewusst, dass sein Volk, die Nephiten, vom Haus Israel abstammen und deshalb ist er besonders darauf bedacht ihr zunehmend sündiges Verhalten umzukehren. Er interpretiert die Allegorie als eine ernüchternde Warnung zur Umkehr für diese reuelosen Israeliten der Neuen Welt: „Und wie barmherzig ist unser Gott zu uns, denn er gedenkt des Hauses Israel, der Wurzeln und auch der Zweige; und er streckt seine Hände den ganzen Tag lang zu ihnen aus; ... aber alle, die ihr Herz nicht verhärten werden, die werden im Reich Gottes errettet sein“ (6:4).

Moderne Interpretationen der Allegorie betonten ihre allgemeine Gültigkeit. Demzufolge haben Leser ihre Anwendbarkeit auf das Haus Israel, beginnend mit Gottes Bund mit Abraham und abschließend mit dem Millenium und dem Ende der Welt, erforscht. Dazu zählt die Beziehung der Allegorie zu den Zeitaltern des Abfalls, der Wiederherstellung in den letzten Tagen, der Mitgliedschaft der Kirche, dem heutigen weltweiten Missionsdienst, der Rückkehr der Juden und dem letzten Gericht. Andere Studien haben angefangen die literarische und textliche Verbindung zwischen der Allegorie und altertümlichen Dokumenten (Lieder von Qumran) und dem Alten (Genesis, Jesaja, Jeremia) und Neuen Testament (Römer 11:16-24) zu untersuchen. Sie haben sogar den Zusammenhang zwischen der Allegorie und den bekannten Gesetzen der Botanik erkundet. Einige Gelehrte erklärten diese zu einer der anspruchvollsten aller biblischen Allegorien, wenn nicht sogar zur Wichtigsten.

BIBLIOGRAPHIE

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L. GARY LAMBERT