Die Zehn Gebote werden auch „Dekalog“ genannt das bedeutet wörtlich übersetzt „zehn Worte“ (Exodus 34:28; Deuteronomium 4:13; 10:4). Gewöhnlich versteht man diese Gebote als göttliche Vorschriften, die Mose offenbart wurden und im Buch Exodus 20:1-17 und Deuteronomium 5:6-21 verzeichnet sind. Diese grundlegenden Verhaltensmaßstäbe sind Teil des Bundes, den der Herr auf dem Berg Sinai mit den Kindern Israels schloss. Die Bedeutung der Zehn Gebote geht über die Evangeliumszeit Moses hinaus. Sie werden in späteren Schriften zitiert (Mosia 12:34-45; 13:12-24) und weiter ausgeführt (Matthäus 5:21-37; LuB 42:18-28; 59:6).
Die Zehn Gebote umfassen die grundlegenden Lehren der Tora bzw. das Gesetz des Mose. Als Flüchtlinge aus der ägyptischen Gefangenschaft stimmten die Israeliten zu, das Gesetz zu befolgen (Exodus 19:8). Im Gegenzug versprach der Herr aus ihnen ein „besonderes Eigentum...ein Reich von Priestern und...ein heiliges Volk“ zu machen (Exodus 19:5-6). Mose war sich bewusst, dass die Einhaltung dieses Bundes für die erfolgreiche Niederlassung der Israeliten in Kanaan unerlässlich war. Mit dem Dekalog erinnerte er sein Volk an ihren Bund während sie sich darauf vorbereiteten das Verheißene Land zu betreten (Deuteronomium 5:6-21).
Als die Israeliten das goldene Kalb anbeteten, zerschmetterte Mose die ursprünglichen Tafeln, worauf die Gebote eingraviert waren (Exodus 32:19). Obwohl ein zweites Mal neue Tafeln angefertigt wurden (Exodus 34:1), weist die Joseph Smith Übersetzung der Bibel (JSÜ) darauf hin, dass das damit einhergehende Gesetz geringer war. Das zweite Gesetz „entsprach nicht dem Ersten...[aber] dem Gesetz eines fleischlichen Gebots“ (JSÜ Exodus 34:1-2; JSÜ Deuteronomium 10:1-2).
Die Tafeln waren zwei „steinerne Tafeln, auf die der Finger Gottes geschrieben hatte“ (Exodus 31:18). Sie repräsentierten die zwei Arten von Anweisungen, die sie enthielten. Die erste Gruppe oder „Tafel“ besteht aus Geboten, welche von der Beziehung zwischen Gott und seinen Kindern handeln. Sie verbieten die Anbetung anderer Götter und Götzenbilder, den Missbrauch des Namen des Herrn und die Entweihung des Sabbattages. Die damit verbundenen Konsequenzen werden erklärt und näher ausgeführt. Die zweite Tafel enthält kurz gefasste und direkte Aussagen. Sie handelt von den Beziehungen zwischen den Kindern Gottes untereinander. Dazu gehören Gebote wie die Eltern zu ehren, nicht zu töten, keinen Ehebruch zu begehen, nicht zu stehlen, kein flasches Zeugnis abzulegen und nicht zu begehren.
Diese Maßstäbe waren in allen Evangeliumszeiten bekannt (LM, S. 782). Sie waren jedoch in der Form, in welcher Mose sie empfing, ein wichtiger Einfluss auf spätere Schriften. Im Buch Mormon zitiert Abinadi bei seiner Verteidigung vor König Noa den gesamten Dekalog aus dem Buch Exodus (Mosia 12:34-35; 13:12-24). Christus, der das Gesetz erfüllt, erweitert die knappe zweite Tafel in seiner Bergpredigt (Matthäus 5:21-37; 3 Nephi 12:21-37). Er warnt vor solchen Einstellungen, die zu schlechten Taten führen. Er verbietet nicht nur Ehebruch, sondern auch Gelüste, nicht nur das Töten, sondern auch Wut. Die zweite Tafel wird in Offenbarungen der Letzten Tage ähnlich ausgeführt. Lehre und Bündnisse verbietet zu stehlen, Ehebruch zu begehen, zu töten, oder sonst „irgend etwas Derartiges“ (59:6). Lehre und Bündnisse 42:18-28 hingegen beschreibt im Detail die Konsequenzen solcher Taten.
Schließlich gibt Christus nicht nur ausführlichere Anweisungen dazu, wie wir die Gebote leben sollen, sondern er reduziert auch die beiden prinzipiellen Schwerpunkte des Dekalogs auf das Wesentliche. In den beiden großen Geboten, nämlich Gott zu lieben (Matthäus 22:37; Deuteronomium 6:5) und seinen Nächsten zu lieben (Matthäus 22:39; Levitikus 19:18; Römer 13:9), ist jeweils eine der zwei Tafeln der Zehn Gebote mit inbegriffen.
BIBLIOGRAPHIE
Fuller, Reginald H. “The Decalogue in the New Testament.” In Interpretation: A Journal of Bible and Theology 43 (1989):43-55.
Wells, Robert E. “We Are Christians Because….” Ensign 14 (Jan. 1984):16-19.
BRUCE T. VERHAAREN