YOUNG, BRIGHAM
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BRIGHAM YOUNG
DIE LEHREN BRIGHAM YOUNGS
Brigham Young ist eine Biographie des berühmten Anführers der Pioniere und des zweiten Präsidenten der Kirche; Lehren Brigham Youngs bietet einen kurzen Einblick in die Vielfalt und Bedeutung seiner Lehren, welche in seinen Abhandlungen bewahrt werden. Ein Überblick der Geschichte der Kirche: ca. 1831-1844 und ca. 1844-1877 bespricht die Geschichte der HLT zu Lebzeiten Brigham Youngs und die Zeitspanne seiner Präsidentschaft. Er war eine zentrale Figur im Zusammenhang mit den Themen der Westwärtigen Wanderung; Pioniere; Einwanderung und Auswanderung; und Besiedlung.]
BRIGHAM YOUNG
Brigham Young (1801-1877), der Siedler, territoriale Gouverneur und Präsident der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, wurde am 1. Juni 1801 in Whitingham, Vermont, als neuntes von elf Kindern geboren. Seine Eltern waren John Young und Abigail (Nabby) Howe. Nach seinem Dienst in der Revolutionsarmee George Washingtons ließ sich John Young auf einer Farm in Hopkinton, Massachusetts, nieder. Nach sechzehn Jahren in Hopkinton zogen John und Nabby nach Südvermont, wo Brigham Young geboren wurde. Als Brigham drei Jahre alt war, zog die Familie in die Mitte des Staates New York und als er zehn Jahre alt war, zogen sie nach Sherburne im südlich bis zentralem New York. Brigham half dabei, Land für die Landwirtschaft zu bestellen, stellte Fallen auf und fing Tiere wegen ihrer Felle, angelte, baute Schuppen, grub Keller aus und half beim Pflanzen, Kultivieren und bei der Ernte. Er kümmerte sich auch um seine Mutter, die ernsthaft an Tuberkulose erkrankt war.
Brighams Mutter starb im Jahre 1815, als er vierzehn Jahre alt war. Auf der Suche nach jemandem, der sich um seine Kinder kümmern würde, heiratete John Young wenig später die Witwe Hannah Brown, die ihre eigenen Kinder mit in die Familie brachte. Brigham entschied sich sein Zuhause zu verlassen. Für einige Zeit lebte er bei einer Schwester und wurde als Tischler-, Maler- und Glaserlehrling im nahe gelegenen Auburn ausgebildet. In den folgenden fünf Jahren assistierte er beim Bau des ersten Marktplatzes, Gefängnisses, theologischen Seminars und des Hauses von „Squire“ William Brown (später bewohnt von William H. Seward, der als Gouverneur von New York und Lincolns Staatssekretär diente) in Auburn. Als Meistertischler fertigte Brigham Türrahmen und Jalousiedachbodenfenster. Er behaute auch kunstvolle Kaminplatten für viele Heime. In vielen alten Häusern in dieser Region gibt es bis heute noch Stühle, Tische, Treppen, Türdurchgänge und Kaminplatten, die Brigham Young angefertigt hat.
Brigham verließ Auburn im Frühling des Jahres 1823, um in Port Bryon, New York, zu arbeiten, wo er Möbel reparierte und Kanalboote strich. Er entwickelte ein Gerät, um Farben zu mischen und produzierte viele Stühle, Tische, Sitzbänke, Schränke und Türen. Er half auch dabei, die lokale, forensische und rednerische Gesellschaft aufzubauen. Am 5. Oktober 1824 heiratete Brigham im Alter von 23 Jahren Miriam Works. Sie bauten ein Heim in der Stadtgemeinde Aurelius auf, wo sie der Methodistischen Kirche beitraten. Innerhalb eines Jahres wurde ihr erstes Kind, Elizabeth, geboren.
Nach vier Jahren in Port Byron zogen Brigham und Miriam nach Oswego, einem Hafen am Ontario See, wo er dem Ruf seines guten handwerklichen Geschicks, seiner Vertrauenswürdigkeit und seines Fleißes gerecht wurde. Er trat einer kleinen Gruppe religiöser Suchender bei, betete eifrig und sang belebende Lieder. Ein Gesellschafter aus Oswego bezeugte, dass seine Handlungsweise beispielhaft, bescheiden und reuevoll war.
Gegen Ende des Jahres 1828 brachte Brigham seine Familie in die Nähe seines Vaters und seiner anderen Verwandten nach Mendon, New York, was 40 Meilen von Port Bryon entfernt war. In Mendon gebar Miriam eine zweite Tochter, Vilate, infizierte sich jedoch mit chronischer Tuberkulose und wurde zum halben Pflegefall. Brigham bereitete das Essen zu, zog die Kinder an, putze das Haus und trug Miriam morgens auf einen Schaukelstuhl vor dem Kamin und abends zurrück ins Bett. In Mendon errichtete er einen Laden und eine Fabrik, fertigte und reparierte Möbel und setzte Fensterscheiben, Türrahmen, Treppen und Kaminplatten ein.
Im Frühling des Jahres 1830 fuhr Samuel Smith, der Bruder von Joseph Smith, auf einer Reise durch Mendon, um das Buch Mormon zu verteilen. Er gab eine Ausgabe Brighams ältesten Bruder Phineas, der ein Wanderprediger war. Phineas war besonders von diesem Buch beeindruckt und lieh es seinem Vater, dann seiner Schwester Fanny, die es weiter an Brigham gab. Obwohl Brigham beeindruckt war, riet er Bedacht: „Wartet eine Weile...Ich [möchte] sehen, ob gesunder Menschenverstand offenbar [ist]“ (JD 3:91; cf. 8:38). Nach fast zwei Jahren langer Untersuchung wurde Brigham, der vom Zeugnis eines Ältesten der Kirche tief beeindruckt war, im Frühling des Jahres 1832 getauft. Alle aus Brighams engsten Familienkreis wurden ebenfalls getauft und sie alle blieben ihr Leben lang treue Heilige der Letzten Tage. Miriam, die sich auch anschloss, lebte nur bis September 1832.
Eine Woche nach seiner Taufe gab Brigham seine erste Predigt. Er erklärte: [nachdem ich getauft worden war,] wollte ich den Nationen das Evangelium mit Donner und lauter Stimme verkünden. Es brannte in meinen Knochen wie ein eingepferchtes Feuer, so dass ich [begann] zu predigen.... Nichts würde mich begnügen, außer überallhin in die Welt zu rufen, was der Herr in den letzten Tagen bewirkte“ (JD 1:313). Brigham empfand den Impuls „weithinaus zu rufen“ so stark, dass er die Unterstützung von Vilate und Heber C. Kimball bestellte, um für seine Töchter zu sorgen. Er gab seinen Handel auf, um sich vollen Herzens dem Aufbau des „Reich Gottes“ zu widmen. Diesen Herbst, nach Miriams Tod, reisten er, Heber C. Kimball und einige Verwandte nach Kirtland, Ohio, wo er zum ersten Mal den sechsundzwanzigjährigen Propheten Joseph Smith traf. Als er zum Abendgebet im Haus der Familie Smith eingeladen war, wurde Brigham vom Geist bewegt und sprach in Zungen. Es war das erste Mal, dass der Prophet Zeuge der Zungenrede wurde.
Brighams anschließende Missionsreisen brachten ihn nördlich, östlich, westlich und südlich von Mendon. Er und sein Bruder Joseph Young unternahmen verschiedene Reisen, um zu predigen. Sie gingen in die Provinz New Yorks und Ontarios in Canada. Im Sommer des Jahres 1833 reiste er mit einigen seiner kanadischen Bekehrten nach Kirtland, wo er Joseph Smith über die Sammlung lehren und betonen hörte, dass der Aufbau des Reich Gottes mehr als bloßes Predigen erfordere. Auf diese Weise belehrt kehrte Brigham nach New York zurück und zog mit den Kimballs und seinem Haushalt nach Kirtland, damit er beim Aufbau einer neuen Gesellschaft teilnehmen konnte.
Unter denjenigen, denen Brigham in Kirtland begegnete, war Mary Ann Angell, die aus Seneca im Kreis Ontario, New York, stammte. Sie hatte bis zu ihrer Bekehrung zur Kirche in einer Fabrik in Providence, Rhode Island, gearbeitet und war nach Kirtland gezogen. Brigham heiratete sie am 18. Februar 1834. Sie sorgte sich um die zwei Töchter von Brigham und Miriam und bekam daraufhin sechs eigene Kinder.
Im Jahre 1834 dienten Brigham und sein Bruder Joseph mit im Zionslager, einer kleinen Armee, welche im Sommer 1834 von Ohio nach Missouri marschierte, um diejenigen zu unterstützen, die von feindlichen Pöbeln aus ihren Heimen vertrieben wurden. Brigham betrachtete das schwierige Unternehmen, welches von Joseph Smith angeführt wurde, als eine großartige Schulung und nannte es später „den Anfangspunkt meiner Kenntnis, wie Israel geführt wird“ (Arrington, pp. 45-46).
Mehr aufgrund seiner Hingabe und seines Potentials als aufgrund seiner Leistungen wurde Brigham Young im Februar 1835 als Mitglied des ersten Kollegiums der Zwölf Apostel berufen Die Zwölf waren „ein reisender Hoher Rat“ mit dem Auftrag „allen Nationen, Geschlechtern, Sprachen und Völkern“ das Evangelium zu bringen. Sie präsidierten nicht „zu Hause“, sondern „draußen“, wo keine lokalen Pfähle etabliert waren. Diese Gruppe wurde in der Kirche später das führende Kollegium nach der Ersten Präsidentschaft.
Jeden Sommer unternahm Brigham Missionen im Osten, um Menschen zu bekehren. Jeden Winter kümmerte er sich um seine Familie und half beim Aufbau Kirtlands. Er half beim Bau des Kirtland Tempels, besuchte die Schule der Propheten, nahm am Pfingstereignis teil, welches mit der Einweihung des Kirtland Tempels im Frühling 1836 einherging. Er beteiligte sich an geschäftlichen Aktivitäten im Zusammenhang mit der Kirche, welche ihm Joseph Smith auftrug. Als sich die Einstellung der Kirtland Gemeinde gegenüber Joseph Smiths Führerschaft teilte, machte Brigham Youngs vehemente Verteidigung des Propheten die Kritiker so wütend, dass Brigham um sein Leben aus Kirtland fliehen musste.
Bis zum Sommer des Jahres 1838 waren die meisten Gläubigen aus Kirtland, darunter auch Brigham und seine Familie, nach Caldwell County im nördlichen Missouri gezogen. Zunehmende Zahlen ankommender Heiliger der Letzten Tage entfachten einen Antagonismus mit früheren Siedlern und lösten Gewalt aus (siehe Missouri Konflikt). Entwaffnet, verletzt und der meisten ihrer Habseligkeiten beraubt, wurden die Heiligen der Letzten Tage aus dem Staat vertrieben. Als Joseph Smith, sein Bruder Hyrum, Sidney Rigdon und andere Kirchenführer im Gefängnis waren, leitete Brigham Young, das älteste Mitglied des Kollegiums der Zwölf, die Evakuierung der Heiligen nach Quincy und andere Kommunen in Illinois. Um sicherzustellen, dass Mitglieder ohne Teams und Wagen nicht zurückgelassen würden, verfasste er das Missouri Bündnis. Alle, die es unterschrieben, erklärten sich einverstanden, dass sie ihre Hilfsmittel zur Verfügung stellen würden, um jedes Mitglied in Sicherheit zu bringen.
Im Frühling 1839 bestimmte Joseph Smith Commerce (neubenannt Nauvoo), Illinois, als den zentralen Sammlungsort der Heiligen. Brighams Familie hatte sich kaum in dem Gebiet niedergelassen, als er und andere Mitglieder der Zwölf Nauvoo verließen, um ihre Berufungen als Missionare nach Großbritannien zu erfüllen. Trotz Armut und rundum schlechter Gesundheit verabschiedete sich Brigham im September von seiner Frau und seinen Kindern. Er war fest entschlossen nach England zu reisen, oder bei dem Versuch umzukommen. Im April 1840 legten er und seine Mitarbeiter schließlich im Hafen in Liverpool an (siehe Missionen der Zwölf zu den Britischen Inseln).
Als Kollegiumspräsident leitete Brigham die Arbeit seines Kollegiums in Britannien während eines erstaunlichen Jahres, in welchem sie zwischen 7000 und 8000 Bekehrte tauften und 5000 Ausgaben des Buches Mormon, 3000 Gesangslieder, 1500 Bände des Milleniumsterns und 50 000 Abhandlungen druckten und verteilten. Sie begründeten eine Schiffsagentur und halfen nahezu 1000 nach Nauvoo auszuwandern. Brigham reiste zu den bedeutensten Städten Englands und nahm sich Zeit, um Buckingham Palace, St. Paul´s Cathedral, Westminster Abbey, den Lake Distrikt, Fabrikdörfer, die Töpfereien, Museen, Kunstgallerien und natürlich die Heime der sowohl armen als auch reichen Bekehrten zu besuchen. In späteren Jahren sprach er häufig über das, was er in England gesehen und gelernt hatte.
Ein solch beachtlicher Erfolg, welcher die erste einer solchen Erfahrung des vereinigten Kollegiums war, bereitete die Zwölf auf zusätzliche Verantwortungen vor. Zurück in Nauvoo erhielt Brigham den Auftrag, die Zwölf in ihrer Beaufsichtigung der Missionsarbeit, ihrem Erwerb von Ländereien und das Ansiedeln von Einwanderern sowie verschiedene Bauprojekte zu leiten. Neben anderen wurde Brigham auch das Prinzip der Vielehe gelehrt. Er nahm es nach viel Widerstreben und tiefsinnigem Nachdenken und Beten an. Mit Mary Anns Zustimmung heiratete er im Juni 1842 Lucy Ann Decker Seeley und später weitere Frauen. Er gehörte zu den ersten, die 1842 im Tempel ihre volle Begabung empfingen. Später nahm er mit Mary Ann und anderen, welche die Tempelverordnungen empfangen hatten, an Sessionen teil, bei welchen Joseph Smith zusätzliche Anweisungen bezüglich der Evangeliumsprinzipien gab.
Da Brigham Young nun Präsident des Kollegiums war, welches in Vollmacht und Verantwortlichkeit an zweiter Stelle auf die Erste Präsidentschaft folgte, war er in Nauvoo höchst prominent und einflussreich. Obwohl er dabei half alles vom Bau des Nauvoo Tempels bis zur weit entfernten Missionsarbeit zu leiten, führte er trotzdem auch das in Kirtland eingerichtete Verhaltensmuster fort, jeden Sommer persönliche Missionen zu erfüllen, um zu predigen. Im Februar unterwies Joseph Smith Brigham Young und andere seines Kollegiums weiter über einen zukünfigen Zug zu den Rocky Mountains. Im März 1844 nahm Brigham an der Bildung des Rates der Fünfziger teil, einer Organisation, welche ein Regierungsmuster für eine zukünftige, theokratische Gesellschaft und das letzte eines solchen organisatorischen Musters zeigte, welches von Joseph Smith hinterlassen wurde. Bald danach gab Joseph Smith, als würde er seinen bevorstehenden Tod ahnen, Brigham Young und anderen Mitgliedern der Zwölf einen dramatischen Auftrag, nämlich „dieses Reich aufrechtzuerhalten“. Dazu sagte er ihnen, dass sie nun alle Schlüssel und Anweisungen hatten, die sie brauchten, um dabei erfolgreich zu sein (CR [Apr. 1898]:89; MS 5 [Mar. 1845]:151).
Im Mai 1844 gingen Brigham und andere Apostel auf Sommermissionen. Während ihrer Abwesenheit verschlechterten sich die Ereignisse in Nauvoo. Joseph Smith wurde verhaftet und am 27. Juni mit seinem Bruder Hyrum umgebracht, als ein Pöbelhaufen das Gefängnis stürmte, in welchem sie festgehalten wurden (siehe Carthage Gefängnis; Märtyrertod von Joseph Smith und Hyrum Smith). Brigham war im Gebiet Boston und hörte bis zum 16. Juli nichts Eindeutiges von der Ermordung. Dann jedoch eilten er und seine Mitarbeiter unverzüglich zurück nach Nauvoo und kamen dort am 6. August an. Nach einer dramatischen Konfrontation mit Sidney Rigdon am 8. August, wurden Brigham und die Zwölf als Führer der Kirche bestätigt (siehe Nachfolge in der Präsidentschaft). Brigham blieb bis zu seinem Tod im Jahre 1877 der Kirchenführer.
Obwohl sie privat dazu verpflichtet waren Nauvoo zu verlassen, waren Brigham und seine Partner entschlossen, den Bau des Nauvoo Tempels so zu beenden, dass die Heiligen ihre Tempelverordnungen enpfangen konnten. Sogar als immer schwieriger wurde, sich selbst zu verteidigen und den Tempelbau zu beenden, hielten sie Versammlungen ab, um zu entscheiden, wann und wo sie weiter westlich ziehen sollten. Bald nachdem im September 1845 Gewalt ausbrach, verkündeten sie öffentlich ihre Absicht, bis zum folgenden Frühling fortzuziehen. Im Dezember war der Tempel bereit für die Durchführung von Verordungen. Bis Februar hatten nahezu 6000 Mitglieder dort ihre Tempelsegnungen empfangen. Die Heiligen hatten auch den Herbst und Winter damit verbracht, sich auf den Auszug vorzubereiten. Kommitteen wurden bestimmt und ein Nauvoo Bündnis unterschrieben, welches dazu verhalf, dass diejenigen mit Besitztümern solchen ohne Besitz ihre Unterstützung versicherten.
Anstatt auf den Frühling zu warten begann Brigham Young den Zug im kalten und verschneiten Februar 1846, teilweise aufgrund von Bedenken bezüglich einer Intervention der Regierung. Hunderte und Tausende von Menschen, Tieren und Wagen durchquerten den Mississippi Fluss und schleppten sich durch den Morast in Iowa zu einem Winterquartier (heute Florence, Nebraska) am Missouri Fluss. Im späten Frühling waren nahezu 16 000 Heilige unterwegs.
Brigham leitete persönlich diese Odyssee, welche die Verteilung von Nahrungsmitteln, Wagen, Ochsen und Kirchenbesitz an organisierte Gruppen einschloss, die sich auf den Weg machten. Die Vorbereitung und der Zug durch Iowa dauerte so lang, dass keine der Gruppen in diesem Jahr wie erhofft die Rocky Mountains erreichen konnte. Diese anstrengende Erfahrung in Iowa erteilte Brigham Young wertvolle Lehren über Menschen und Organisation, welche er in seinen Jahren in der Führerschaft nutzte. Er lernte auch von neuem, dass man sich im Glauben Gott zuwenden muss, wenn sich menschliche Ressourcen als unzulänglich erweisen. Diesen Winter verkündete Brigham „Das Wort und der Wille des Herrn“ (LuB 136), um bei der Organisierung der Heiligen zu helfen und sie auf den westwärtigen Zug vorzubereiten.
Am 5. April 1847 machte sich Brigham mit der ersten Gruppe von 143 Männern, 3 Frauen und 2 Kindern auf. Aufgrund einer Krankheit kam er am 24. Juli, wenige Tage nach der ersten Gruppe, verspätet im Salzseetal an. Sobald er das Tal mit seinen eigenen Augen gesehen hatte, erklärte er es als den rechten Ort für eine neue Stadt als Hauptsitz und bestätigte, dass die Region der neue Sammlungsort sein würde. Er bestimmte auch die genaue Stelle für einen Tempel. Er leitete die Auskundschaftung der Region, half das Land für Wohnhäuser, Gärten und Farmen zu vermessen und aufzuteilen, nannte die neue Siedlung „Große Salzseestadt, Großes Becken, Nordamerika“, hielt Versammlungen ab, bei denen er John Smith als religiösen Leiter der neuen Kolonie einsetzte und grundlegenden Bestimmungen kooperativer Arbeit und Beteiligung zustimmte. Am 26. August begleitete Brigham diejenigen, die nach Winter Quarters zurückreisten.
Im Dezember 1847 reorganisierten Brigham und andere Mitglieder der Zwölf in Winter Quarters die Erste Präsidentschaft der Kirche mit Brigham als Präsident. Im folgenden April machten sich er, seine Familie und ungefähr 1500 andere Heilige zum Salzseetal auf. Brighams Emsigkeit bei der Organisierung von Gruppen, dem Brückenbau, der Reparatur von Ausrüstung und beim Trainieren von Ochsen entwickelte Fähigkeiten, welche ihm für den Rest seines Lebens wertvolle Dienste erwiesen.
Brigham, nun 47, wurde mit einer Reihe von Problemen konfrontiert, als er sein dauerhaftes Zuhause im Salzseetal errichtete. Das erste Problem war eine Unterkunft für seine Familie zu finden. Im heutigen Zentrum von Salt Lake City baute er auf einem Stück Land, welches an den Bach der Stadt angrenzte, für seine Frauen und Kinder eine Reihe von Blockhäusern, die kollektiv Harmony House genannt wurden. Südlich davon baute er später das Weiße Haus, einen sonnengetrockneten Lehmziegelbau mit weißem Verputz. Noch später errichtete er ein großes, zweistöckiges Haus aus Lehmziegeln mit Zement verkleidet, welches gegenüber der später als Brigham Street bekannten Straße (heute South Temple Street) stand. Dieses Gebäude trug einen vergoldeten Bienenkorb auf einem Turm zur Schau und war als das Bienenkorbhaus bekannt. Es war Brighams offizielle Residenz als Gouverneur und als Präsident der Kirche. 1856 fügte Brigham einen beeindruckenden dreistöckigen Lehmziegelbau hinzu, welcher aufgrund der Statue eines hockenden Löwens auf dem Säulenvorbau das Löwenhaus genannt wurde. Einige seiner Familien lebten in diesem Gebäude, westlich vom Bienenkorbhaus. Später baute er Häuser im Süden von Salt Lake City, Provo und St. George. Brighams Häuser waren alle sehr gut konstruiert und auf eine sorgsame Art bestimmt.
Es war ein zentrales und öffentliches Problem, Orte für die ankommenden Heiligen zu finden und ihnen so entgegenzukommen. Salt Lake City wurde in Abschnitte von jeweils 10 Morgen eingeteilt und jedem Familienoberhaupt wurde durch eine Auslosung in der Kommune ein 1 ¼ Morgen Grundstück auf einem der Abschnitte in der Stadt zugewiesen. Dort brachten die Menschen ihren Viehbestand, ihre Gärten und andere Besitztümer des „Zuhauses“ unter (siehe Stadtplanung). Nur 10 Morgen westlich von Brighams Häusern entfernt lag der designierte Tempelabschnitt (siehe Temple Square). Darauf befanden sich die Bowery, eine temporäre Unterkunft aus Baumästen gebaut, wo die Heiligen zuerst ihre religiösen Gottesdienste abhielten, der Tabernakel und verschiedene Geschäfte, die zum Bau von öffentlichen Gebäuden genutzt wurden. Der Bau des Salt Lake Tempels begann im Jahre 1853.
Außerhalb der Stadt wurden fünf und zehn Morgen große Grundstücke an diejenigen verteilt, die eine Farm betreiben wollten. Unter der Leitung von Brigham Young bekamen kooperative Arbeitergruppen den Auftrag, Wassergräben und Kanäle zu graben, um die Feldfrüchte zu bewässern und Häuser mit Wasser zu versorgen. Andere Gruppen zäunten Wohngebiete ein, bauten Straßen, hauten Holz und bauten Geschäfte auf. Andere wählten neue Orte für Siedlungen aus und halfen dabei, die Menschen in den besten Gebieten unterzubringen. Dennoch wurden andere auf Missionen in den Vereinigten Staaten, Europa, oder den Pazifik berufen, um zu predigen.
Im Frühling des Jahres 1849 organisierte Brigham Young in Salt Lake City 19 Gemeinden, organisierte Gemeinden in anderen Siedlungen, baute den Staat von Deseret auf mit sich selbst als Gouverneur und richtete den fortdauernden Auswanderungsfond als ein Mittel ein, welches bei die Auswanderung der Heiligen aus Großbritannien, Skandinavien und dem europäischen Festland unterstützte.
Mit Tausenden von ankommenden Heiligen aus den östlichen Vereinigten Staaten und Europa, erforderte die Besiedlung Brigham Youngs Aufsicht. Unter seiner Führung wurden vier verschiedene Kolonien etabliert: erstens, temporäre und für die Sammlung und Verstärkung beabsichtgte Siedlungen wie Carson Valley in Nevada; zweitens, Siedlungen, die als Produktionszentren dienten wie Eisen in Cedar City, Baumwolle in St. George, Vieh in Cache Valley und Schafe in Spanish Fork (alle in Utah); drittens, Siedlungen, die als Zentren für die Bekehrung und Unterstützung der Indianer dienten, wie in Harmony in Südutah, Las Vegas in Südnevada, Lemhi in Nordidaho und dem heutigen Moab in Ostutah; viertens, permanente Siedlungen in Utah und nahegelegenen Staaten und Territorien für Häuser und Farmen für Hunderte neuer Einwanderer, die jeden Sommer ankamen. Innerhalb von zehn Jahren waren nahezu 100 Siedlungen errichtet worden. Bis 1867 waren es mehr als 200. Zur Zeit seines Todes im Jahre 1877 gab es etwa 400 Siedlungen. Er war ohne Frage einer der größten Siedler Amerikas.
Als Präsident der Kirche führte Brigham in Salt Lake City am Sonntag regelmäßige Gottesdienste durch. Jedes Jahr besuchte er so viele außerhalb liegende Kommunen wie möglich. Er berief Bischöfe für jede Gemeinde und Siedlung und ermutigte jede Gemeinde, kulturelle Anlässe für ihre Mitglieder anzubieten, wie beispielsweise Tänze, Theaterveranstaltungen, Musikvorträge und vor allem Schulen. Er hörte Menschen zu, die sich beklagten, bantwortete eine Vielzahl von Fragen bezüglich persönlicher und familiärer Angelegenheiten und Religion und diktierte Tausende von Briefen mit Anweisungen, Rat, freundlicher Empfehlung und gelegentlichen Kommentaren zu Kirchen- und nationalen Angelegenheiten. Er war ein unerschütterlicher Heiliger der Letzten Tage und ein weiser Ratgeber.
Brigham hielt im Utah der Pioniere um die 500 Predigten, welche Wort für Wort von einem Stenographen aufgezeichnet wurden. Diese wurden alle ohne einen vorbereiteten Text übermittelt und mögen weitschweifig organisiert gewirkt haben. Sie waren jedoch gut durchdacht und deuten auf eine beachtliche mentale Fähigkeit hin. Sie wurden ihren Zuhörerns gut angepasst. Seine Diskurse waren wie „Fireside Geplauder“, ein formloses „Besprechen von Dingen“ mit seinen Zuhörern. Mit miteinander verflochtenen und vielseitigen Themen wie Kleidung von Frauen, Sühnopfer, Erinnerungen an Joseph Smith und wie man gutes Brot backt, hielt Brigham seine Zuhörer begeistert, unterhalten, und manchmal stundenlang in Tränen. Er inspirierte, motivierte, lehrte und ermutigte.
Die Heiligen der Letzten Tage hatten sich unter verschiedenen Stämmen amerikanischer Ureinwohner niedergelassen. Mit der Absicht diesen zu helfen, sie zu bekehren und Blutvergießen zu vermeiden etablierte Brigham Farmen für Idianer. Er nahm Indianer in seinem eigenen Heim auf, plädierte für die Verfahrensweise „sie zu verköstigen ist günstiger als sie zu bekämpfen“ und hielt regelmäßige Versammlungen mit Häuptlingen ab. Seine Verfahrensweisen waren nicht immer erfolgreich, aber er trachtete beständig nach friedlichen Lösungen. Er trat entschlossen der allzu geläufigen Grenzlandsitte entgegen, Indianer aufgrund belangloser Beweggründe zu erschießen.
Im Jahre 1851 wurde Brigham von U.S. Präsident Millard Fillmore zum Präsidenten und Leiter Indianischer Angelegenheiten im Bereich Utah ernannt. Sein wesentliches Problem als Gouverneur war das Auskommen mit „außenstehenden“ bundesstaatlichen Beauftragten, von denen viele von jedem Standpunkt aus gesehen kein Verständnis für die Kirche hatten und unverzeihlich inkompetent waren. Es gab Probleme mit kleinen bundesstaatlichen Ausgaben, mit dem Versagen von Heiligen, mit dem Einsatz bundeststaatlicher Richter in Fällen von zivilen Auseinandersetzungen, mit dem Fehlen von Taktgefühl der bundesstaatlich ernannten Beamten im Gespräch über die Kirche, mit ihrer Haltung gegen die Vereinigung von Kirche und Staat sowie mit ihrer Annahme, dass Heilige der Letzten Tage aufgrund ihrer Toleranz für die Vielehe unmoralisch seien. [für andere Ereignisse, die im Jahre 1856 Brighams Aufmerksamkeit in Anspruch nahmen siehe Handcart Companies; Reformation (HLT) von 1856-1857.]
Diese fortfahrende Aueinandersetzung führte im Jahre 1857 schließlich zur Entscheidung des U.S. Präsidenten James Buchanan, Brigham Young durch einen „außenstehenden“ Gouverneur, Alfred Cumming aus Georgia, zu ersetzen. Zur gleichen Zeit sandte Präsident Buchanan, der (falsch) informiert worden war, dass die Mormonen „in einem Zustand substantieller Rebellion gegen die Gesetzte und die Autorität der Vereinigten Staaten“ seien, einen großen Teil der U.S. Armee nach Utah, um den neuen Gouverneur einzusetzten und die Ausübung von U.S. Gesetzen zu gewährleisten (siehe Utah Feldzug). Obgleich Präsident Young von dieser Aktion nicht in Kenntnis gesetzt wurde, wurden heimlich bewaffnete Einheiten beobachtet, die in Richtung Utah unterwegs waren. Brigham fürchtete eine Wiederholung der „Pöbelherrschaft“ in Missouri und Illinois, weshalb er die Menschen von außen liegenden Siedlungen nach Hause rief und die Heiligen stark machte, um ihre Heime zu verteidigen. Schließlich arrangierte er mit der Hilfe von Thomas L. Kane eine friedliche Lösung, worauf die Armee das Camp Floyd besetzte, ein Ort etwa 60 Kilometer von Salt Lake City entfernt. Die U.S. Armee war ein Ärgernis, aber kein Hindernis für die fortfahrende Ausbreitung und Entwicklung der Kirche. Präsident Young verblieb Gouverneur von Utah, womit sich seine Kollegen rühmten, während seine Nachfolger bloß das Territorium verwalteten. Mit dem Beginn des Bürgerkriegs verließ die Armee im Jahre 1861 den Staat Utah.
Brigham Young war überzeugt, die neueste Technologie zum Vorteil der Gesellschaft der HLT zu nutzen. 1861 schloss er einen Vertrag ab, die transkontinentale Telegrafenleitung von Nebraska nach Kalifornien zu bauen. Dann fuhr er damit fort die 1200 Meilen lange Deseret Telegrafenleitung von Franklin, Idaho, nach Nordarizona zu errichten. Dies vernetzte nahezu alle HLT-Siedlungen mit Salt Lake City und somit mit der ganzen Welt. Während die transkontinentale Bahnlinie im Bau war, verhandelte er über Verträge mit der Union Pazifik und Zentralpazifik für HLT Bauunternehmer, um die Bahnkörper östlich von Salt Lake City bis in Teile Wyomings und westlich bis nach Nevada zu bauen. Danach organisierte er die Bahnlinien in Zentalutah, im Süden Utahs und im Norden Utahs, um die Linie südlich von Ogden nach Frisco im Süden Utahs nördlich nach Franklin, Idaho, und schließlich nach Montana zu erweitern. Brigham Young war sich bewusst, dass die Fertigstellung der Bahnlinie die unabhängige Sozialwirtschaft seines Volkes gefährden würde. Somit führte er eine schützende Bewegung ein, welche danach trachtete, so viel wie möglich ihrer spezifischen Lebensweise zu bewahren. Er organisierte Genossenschaften, welche sich mit lokaler Vermarktung und Produktion beschäftigten; eröffnete einige neue Betriebe, um örtliche Produktionmittel zu entwickeln; förderte Frauenhilfsvereinigungen in jeder Gemeinde, um Gelegenheiten zur Selbstentwicklung, Vergesellschaftung und anteilnehmende Dienste für Frauen zu schaffen; öffnete die Türen der Universität zu Deseret (später Universität Utah) für sowohl junge Männer als auch junge Frauen; ermutigte Frauen eine professionelle Ausbildung zu bekommen, besonders in Medizin, und gab Frauen das Stimmrecht. Er etablierte im Jahre 1877 die Brigham Young Akademie (später Brigham Young Universität), im Jahre 1877 das Brigham Young College (Logan, Utah) und das Heilige der Letzten Tage College (siehe LDS Business College). 1874 förderte er auch die Bewegung der Vereinigten Ordnung in dem Bemühen, Zusammenarbeit und Produktion und Konsum im Heim anzuregen (siehe ökonomische Geschichte der Kirche).
Brigham Young blieb eifrig bis zu seinem Tod im August 1877. Kurz vor seinem Tod weihte er den St. George Tempel ein und führte dort die gesamten HLT Tempelverodnungen ein. Dies war etwas, was er seit Nauvoo erhofft hatte. Er verbesserte Kirchenorganisationen , wobei er zum ersten Mal Praktiken zur Formsache machte, welche die Kirche für nahezu ein Jahrhundert lang charakterisierte.
Brigham war ein gut gebauter, kräftiger (in späteren Jahren stattlicher) Mann. Mit einer Größe von 1,78 Meter war er etwas größer als der Durchschnittsmann seiner Zeit. Sein hellbraunes Haar, oft als „sandfarben“ bezeichnet, war kaum grau. Besucher bemerkten seine durchdringenden blau-grauen Augen, die von dünnen Augenbrauen umsäumt waren. Obwohl er später einen Vollbart trug, rasierte sich Brigham gründlich bis er in den 1850er Jahren erstmals stolz Barthaare am Kinn trug. Sein Mund und Kinn waren stramm und ließen seinen eisernen Willen erkennen, wie Besucher dachten. Er hatte im Allgemeinen eine gelassene und ruhige Art, doch am Podium konnte er mit einer Donnerstimme sprechen. Manchmal wurde er „Löwe des Herrn“ genannt, da er auch sehr laut werden konnte, wenn er aufgebracht war.
Brigham Youngs Verhalten war angenehm und höflich. Seine Kleidung, generell ordentlich und einfach, war meist schlicht. Er verband vibrierende Energie und Selbstsicherheit mit achtungsvoller Rücksicht auf die Gefühle anderer und einem vollständigen Mangel an Überheblichkeit. Bis zu seinem Tod hatte Brigham Young zwanzig Frauen geheiratet, von denen ihm sechszehn insgesamt 57 Kinder gebaren. Er starb am 29. August 1877 an einer Bauchfellentzündung, dem Resultat eines Blinddarmdurchbruchs.
Brighams offensichtlichste Leistungen waren das Produkt seines lebenslangen Talents für praktische Entscheidungen. Er richtete Muster der Kirchenführung ein, welche bis zum heutigen Tag bestehen. Bei der Führung der Heiligen durch Iowa erteilte er detailierte Anweisungen, die von den Hunderten von Gruppen befolgt wurden, welche in folgenden Jahren die Ebenen bis nach Salt Lake City durchschritten. Im Großen Becken leitete er die Organisierung einiger hundert HLT Siedlungen; richtete einige hundert kooperative Einzelhandel-, Großhandel- und Produktionsunternehmen ein und begann den Bau von Versammlungshäusern, Tabernakeln und Tempeln. Während er dies tat, führte er einen laufenden Kampf mit der Regierung der Vereinigten Staaten weiter, um die spezifische Lebensführung der HLT zu bewahren.
Doch für Brigham Young waren dies Möglichkeiten und nicht das Ende. Seine vorrangige Sorge war es, auf die Grundlage zu bauen, welche Joseph Smith zunächst gelegt hatte. So wollte er ein Gemeinwesen in der Wüste etablieren, wo sein Volk das Evangelium Jesu Christi in Frieden leben und dadurch ihre Perspektiven in diesem und dem nächsten Leben verbessern konnte. Er liebte das Große Becken, da dessen Härte und Isolation ein idealer Ort dafür war, „Heilige zu machen“.
BIBLIOGRAPHIE
Arrington, Leonard J. Brigham Young: American Moses. New York, 1985.
Bringhurst, Newell G. Brigham Young and the Expanding American Frontier. Boston, 1986.
Palmer, Richard F., and Karl D. Butler. Brigham Young: The New York Years. Provo, Utah, 1982.
Walker, Ronald W., and Ronald K. Esplin. “Brigham Himself: An Autobiographical Recollection.” Journal of Mormon History 4 (1977):19-34.
LEONARD J. ARRINGTON
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DIE LEHREN BRIGHAM YOUNGS
Während der mehr als dreißig Jahre, in denen Brigham Young die Heiligen der Letzten Tage führte, schrieb er außer seinen Briefen verhältnismäßig wenig, sprach jedoch oft und über vieles, denn er wurde immer wieder aufgefordert, in seiner Funktion als Führer der Kirche Themen zu behandeln, die vom irdischen bis zum nachirdischen Leben reichten. Seine Ausführungen waren energiegeladen, unumwunden, offen, wirklichkeitsnah und zeugten von gesundem Menschenverstand. Viele seiner Ansprachen wurden von Schreibern stenographisch mitgeschrieben. Neben seinen praktischen Fähigkeiten und Fertigkeiten war er bekannt für seine logische und klare Ausdrucksweise. Er war sozusagen durchs Feuer gegangen - sogar buchstäblich - (er hatte in seinem Leben fünfmal aus einem brennenden Haus fliehen müssen) und war mit allen Widerwärtigkeiten des Lebens bestens vertraut. Er kannte sich sowohl auf dem glatten Parkett der Mächtigen als auch auf den ungehobeltsten Böden der rauhen Wildnis aus. Manchmal überraschte oder beleidigte er mit seinen Aussagen Menschen, die jede seiner Äußerungen als Lehre der Kirche auffassen wollten, er stürmte aber trotzdem mit der typischen Leidenschaft des Neuengländers für das Lehren und Lernen weiter voran.
Alle Kommentatoren sind sich darüber einig, dass Brigham Young einer der fähigsten und dynamischsten Führer der amerikanischen Geschichte war. Er war ein äußerst praktisch veranlagter Mann seiner Zeit, ein nüchterner, gerader, besonnener Realist, der seine Absichten zwar in die Tat umsetzte, für den dies jedoch zweitrangig war, denn am wichtigsten war ihm, daß die Menschen sich darüber im klaren waren, wie und warum sie handelten. Er fügte seinen Anweisungen und Ratschlägen vollständige und überzeugende Erklärungen hinzu.
Seine Lehren fußten fest auf seinem Glauben an Jesus Christus: “Mein Glaube ist auf den Herrn Jesus Christus gegründet; von ihm habe ich meine Erkenntnis empfangen.” (JD 3:155.) “Jesus ist unser Führer, der Erretter der Welt - er ist der Christus, an den wir glauben.” (JD 14:118.) “Unser Glaube gründet sich fest auf Gottes Sohn und durch ihn wiederum auf Gott Vater, und der Heilige Geist vermittelt unserem Geist deren Wahrheiten.” (JD 6:98.)
Brigham Young erlangte den Großteil seiner Erkenntnis über Jesus Christus durch seine enge Freundschaft zu dem Propheten Joseph Smith (Smith, Joseph): “Was ich vom Herrn empfangen habe, hat er mir durch Joseph Smith vermittelt.” (JD 6:279.) Bis ans Ende seines Lebens bezeugte Brigham Young, dass Joseph Smith die reine Erkenntnis Christi auf Erden wiederhergestellt hatte. Er sagte: “Ich liebe diese Lehre. Ich möchte am liebsten ständig Halleluja rufen, wenn ich daran denke, daß ich Joseph Smith gekannt habe, den Propheten, den der Herr berufen und ordiniert hat.” (JD 13:216; 3:51.) Auf dem Sterbebett waren seine letzten Worte: “Joseph, Joseph, Joseph.”
Auf dieser Grundlage lehrte Brigham Young mit Nachdruck das Gesetz des ewigen Fortschritts, dem gemäß das Leben auf der Erde ein Teil der Ewigkeit ist. Ewige Erkenntnis und Herrlichkeit müssen auf dieser Erde erlangt und gefördert werden. Sich verbessern, lernen, sich ausbilden, etwas aufbauen und seinen Horizont erweitern - das bereitet Freude im Leben: “Wir werden wohl kaum mit dem Lernen aufhören, solange wir hier auf Erden leben, und wenn wir durch den Schleier gehen, werden wir immer weiter lernen.” (JD 6:286.) Ewiger Fortschritt führt zum Gottestum: “Die Glaubenstreuen werden Götter, ja Söhne Gottes.” (JD 6:275.)
Brigham Young war sich bewußt, dass viele Menschen die Geheimnisse Gottes und des Gottestums nicht verstehen können. “Ich könnte euch viel mehr darüber sagen”, erklärte er, als er über die Rolle Adams sprach, aber er hielt inne, denn er wusste, dass die Welt seine Lehren wahrscheinlich falsch auslegen würde. (JD 1:51.)
Alle Nachkommen Adams (Männer, Frauen und Kinder) müssen arbeiten. “Woraus besteht diese Arbeit?” fragte er. “Die Verbesserung des Zustands der Menschheit. Dieses Werk muß fortgesetzt werden, bis alle, die auf dieser Erde leben, bereit sind, den Herrn zu empfangen, wenn er kommt.” (JD 19:46.)
Für Brigham Young bedeutete Fortschritt “das Reich Gottes stark und unverrückbar aufzubauen, es zu verschönern, zu schmücken, zu verzieren und das Haus des Herrn mit schönen Düften, Musikinstrumenten und Melodien zu verschönern.” (MS 10:86.) Genauer ausgedrückt: Der Mensch kann in der Natur nur dann seine Spuren hinterlassen, ohne ihr dabei zu schaden, indem er die Erde bepflanzt. Präsident Young riet seinem Volk ohne Unterlass, das zu tun, was der Herr Adam im Garten von Eden geboten hatte, nämlich den Garten zu pflegen: Es ist unsere Aufgabe “die Erde zu verschönern, bis sie dem Garten von Eden gleich ist.” (JD 1:345.)
Die Welt zu pflegen bedeutet, “[dass] jede Fertigkeit, jede vervollkommnete Eigenschaft, jede nützliche Errungenschaft auf dem Gebiet der Mathematik, Musik und allen Wissenschaften den Heiligen gehört, und sie müssen sich so schnell wie möglich jene reichen Erkenntnisse aneignen, die die Wissenschaft jedem tüchtigen, ausdauernden Gelehrten anbietet. Dazu sind wir verpflichtet ... Die Heiligen der Letzten Tage sind gemäß der Offenbarung verpflichtet, ihren Kindern die bestmögliche Erziehung zukommen zu lassen, sowohl mit Hilfe weltlicher Bücher als auch durch die Offenbarungen Gottes.” (JD 10:224.) “Wenn ein Ältester einen Vortrag über Astronomie, Chemie oder Geologie hält, schließt unsere Religion das alles mit ein. Es kommt nicht auf das Thema an, solange es den Geist stärkt, das Gefühl erhebt und die geistige Leistungsfähigkeit vergrößert. Die Wahrheit, die in allen Geisteswissenschaften und anderen Wissenschaften enthalten ist, macht einen Teil unserer Religion aus.” (JD 2:93–94.)
Präsident Youngs Begeisterung für geistige Dinge erstreckte sich auch auf ganz normale, einfache Erlebnisse. Er sagte, daß die Freude an Erfahrungen im Umgang mit Geist und Sinn eines der bemerkenswerten Vorrechte sei, das wir auf dieser Erde genießen und eine wunderbare Quelle der Freude.
Obgleich Brigham Youngs Schicksal ihn in die öde Wüste des amerikanischen Westens verschlug, hatte er ein Gespür für die geistige Schönheit jenes Landes. Seinem Volk sagte er: “Ihr fangt hier frisch von vorne an. Die Erde, die Luft, das Wasser ist rein und gesund. Laßt nicht zu, daß sie durch Gottlosigkeit verschmutzt werden. Tut euer Bestes, die Elemente vor Verunreinigung durch schmutziges, gottloses Verhalten derer zu bewahren (Umwelt), die die Intelligenz, die Gott der Menschheit verliehen hat, pervertieren wollen.” (JD 8:79.) Sittliche und körperliche Reinheit gehörten für Brigham Young so unzertrennlich zusammen wie Körper und Geist: “Haltet unser Tal rein, haltet unsere Städte so rein wie möglich, haltet eure Herzen rein und arbeitet stets so fleißig wie ihr könnt, aber nicht so sehr, daß ihr euch Schaden zufügt.” (JD 8:80.)
Brigham Young war ein sparsamer Mensch, wusste jedoch auch den Wert materieller Dinge zu schätzen. Er besaß aber nicht das Verlangen, sich zu bereichern. Er drückte sein Verantwortungsbewußtsein in höchstem Maße aus, als er sagte: “Ich weiß nicht, ob ich in den letzten dreißig Jahren einen Mantel, einen Hut oder irgendein Kleidungsstück getragen oder ein Pferd oder einen Wagen besessen habe, ohne den Herrn zu fragen, ob ich es wert sei oder nicht. Soll ich dies tragen? Gehört es mir, und darf ich es benutzen oder nicht?” (JD 8:343.)
Brigham Young sprach oft über Zion und den Aufbau des Reiches Gottes. Er bezeichnete mit dem Begriff Zion (Zion) ein künftiges Ideal, verlor Zion jedoch nie aus den Augen: “An allen Schöpfungen Gottes fehlt nichts, um Zion hier auf Erden zu errichten, würden sich die Menschen bloß dazu entschließen, es in die Tat umzusetzen.” (JD 9:283.) Er wußte, dass das Ideal Zion im Gegensatz zu den heutigen wirtschaftlichen Werten steht: “Viele glauben, daß der Besitz von Gold und Silber ihnen Glücklichsein verschaffen wird ... Da irren sie sich gewaltig.” (JD 11:15.) “Wenn ihr durch euren Fleiß und eure ehrlichen Geschäftsabwicklungen Tausende oder gar Millionen Dollar verdient - gleich ob viel oder wenig - dann seid ihr verpflichtet, mit all eurem Besitz so überlegt wie möglich das Reich Gottes auf Erden zu errichten.” (JD 4:29.)
Zion sollte auf der Grundlage von Zusammenarbeit geschaffen werden: “Die Lehre, daß wir in irdischen Dingen zusammenarbeiten und danach streben, für alle Gutes zu schaffen, besteht schon von Anbeginn, ist immerwährend und wird auf ewig bestehen bleiben.” (JD 17:117.) Deswegen ließ er keine Debatten, keine Streitgespräche und schon gar keine Bitterkeit zu: “Entfernt alle Bitterkeit aus eurem Herzen - allen Zorn, Grimm, Hader, Neid und Begierde und verherrlicht den Herrn in eurem Herzen, so daß ihr euch des Heiligen Geistes erfreuen könnt.” (JD 8:33.)
Der Gegensatz zwischen Licht und Finsternis war für Präsident Young ganz offensichtlich: “Woher kommt das Böse? Es entsteht, wenn wir Gutes in Böses verwandeln. Was die Elemente in Gottes Schöpfung betrifft, so sind sie so rein wie die Himmel, aber wir vernichten sie [die Schöpfung]. Ich möchte, daß ihr versteht, daß Sünde keine Eigenschaft der menschlichen Natur ist, sondern eine Umkehrung der Eigenschaften, die Gott dem Menschen verliehen hat.” (JD 10:251.) In der Verbreitung des Bösen erkennt er eine bewusst handelnde Macht: “Der Satan hat die Erde nie besessen; er hat auch nicht den geringsten Teil davon geschaffen. Sein Werk besteht nicht darin, etwas zu erschaffen, sondern [alles] zu vernichten.” JD 10:320.)
Die wahre Größe BrighamYoungs wird offenbar, wenn man ihn mit seinen Zeitgenossen vergleicht. Er führte eine zerlumpte, verarmte Menschenmenge, die praktisch all ihrer irdischen Güter beraubt war, in ein unbekanntes Land. Seine Kritiker und Biographen geben zu, daß er unter den Führern der modernen Geschichte einzigartig ist, denn er, ganz allein, schuf ohne politische oder finanzielle Unterstützung in der Wüste aus dem Nichts eine geordnete, tüchtige Gemeinschaft, indem er einzig und allein auf die Vollmacht des Priestertums vertraute und auf die Geisteskraft, mit der er seine Lehren verkündete. Mit unaufhörlichen Ermahnungen und Anweisungen vereinigte er sein Volk und inspirierte es, das göttliche Gebot zu erfüllen, nämlich das Reich Gottes auf Erden zu errichten.
BIBLIOGRAPHIE
Brigham Youngs Journal of Discourses enthält über 350 seiner Ansprachen. John A. Widtsoe hat eine Auswahl der Discourses of Brigham Young, Salt Lake City, 1954, nach Themen zusammengestellt.
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Nibley, Hugh W. “Educating the Saints - A Brigham Young Mosaic.” BYU Studies 11, Herbst 1970, S. 61–87.
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Walker, Ronald W. “Brigham Young on the Social Order.” BYU Studies 28, Sommer 1988, S. 37–52.
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