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Winter Quarters

Brigham YOUNGS <Young, Brigham> Plan für den Auszug der Heiligen der Letzten Tage aus NAUVOO <Nauvoo> sah einen schnellen Marsch durch Iowa im Frühjahr 1846 vor und dann - mit einer Vorhut - die Fortsetzung des Marsches im Herbst “über das Gebirge.” Nach diesem Pan sollten kleine Winterlager in Iowa, am Missouri und bei Grand Island errichtet werden.Von dort sollte dann im Frühjahr 1847 nach der künftigen Heimat in den Bergen aufgebrochen werden. Dieser Plan konnte nicht verwirklicht werden, weil es für die ersten Wagen drei Monate dauerte, bis sie das vom Wind gepeischte und von Regenstürmen aufgeweichte Iowa durchquert hatten. Als die ersten Gruppen den Missouri erreichten, war es bereits Mitte Juni und für sie und die nachfolgenden 12.000 Pioniere zu spät, um noch in diesem Jahr das Gebirge zu überqueren. Man mußte ein Übergangslager suchen.

Die Bezeichnung “Winter Quarters”, mit dem Fallensteller und Forschungsreisende ein Lager bezeichneten, das ihnen im Winter Unterschlupf bot, nahm in der Geschichte der Heiligen der Letzten Tage eine besondere Bedeutung ein. Sie errichteten ihr “Winter Quarters” auf Indianerland am Westufer des Missouri - der Ort heißt heute Florence und ist ein Vorort von Omaha im Bundesstaat Nebraska. Dieses Lager entwickelte sich zu einem lebenswichtigen neuen Zentrum zum Vorausplanen, zur Neugruppierung und zur Vorbereitung und religiösen Erneuerung. Winter Quarters wurde im Oktober 1846 vermessen und daraufhin in vierzehn Straßen, 38 Wohnblocks und über 700 Grundstücke und Viehhöfe aufgeteilt. Fast 4.000 Heilige der Letzten Tage zogen im Winter 1846 in Unterkünfte ein, die hauptsächlich aus Unterständen aus Gras-Lehmziegeln und zum Teil jedoch sogar aus zweistöckigen Steinhäusern bestanden. In den darauffolgenden beiden Jahren wurden auch zahlreiche, erheblich kleinere Siedlungen auf der Ostseite des Flusses, die 8.000 Siedlern Unterkunft boten, als Winter Quarters bezeichnet.

Nachdem sie sich in SALT LAKE CITY <Salt Lake City> angesiedelt hatten und von der Regierung aufgefordert worden waren, sich nicht auf Indianergebiet niederzulassen, gaben die Heiligen der Letzten Tage 1848 Winter Quarters auf und zogen ins SALZSEETAL weiter bzw. zurück auf die Ostseite des Flusses, wo sie die Ortschaft Kanesville <Kanesville>, Iowa, gründeten. (Siehe COUNCIL BLUFFS [KANESVILLE], IOWA.)

Winter Quarters war nicht nur ein Ort, an dem sich die Pioniere vor dem Marsch in den Westen ausruhen konnten, sondern entwickelte sich zu einem Ort, an dem die Kirche verschiedene Lehren und Führungsformen versuchsweise ausüben konnte. Dort wurde z.B. die MEHREHE <Mehrehe> zum ersten Mal öffentlich praktiziert, obwohl sie in Nauvoo bereits verkündet worden war. In Winter Quarters berieten sich Brigham Young und die Zwölf Apostel lange über die künftige Führung der Kirche, bevor sie die Erste Präsidentschaft im Dezember 1847 in Kanesville neu organisierten. Auch die Aufgaben eines Bischofs wurden in Kanesville festgelegt. Weil im Juli 1846 fünfhundert kräftige Männer mit dem MORMONENBATAILLON <Mormonenbataillon> abmarschierten, mußte Winter Quarters in kleine Gemeinden mit 300 bis 500 Mitgliedern unterteilt werden, für die ein Bischof zuständig war. Kanesville war die erste Ortschaft, die auf diese Weise in Gemeinden unterteilt wurde.

Winter Quarters symbolisiert auch die Tragik der Geschichte der Heiligen der Letzten Tage: Von Juni 1846 bis Oktober 1848 starben dort und auf der gegenüberliegenden Seite des Flusses 2.000 Heilige der Letzten Tage. Die Ursache für die vielen Todesfälle waren Erschöpfung, gewaltige Stürme im Frühjahr, unzureichende Versorgung, Malaria - die in den Flußniederungen häufig auftrat - ärmliche Unterkünfte und die schlechte gesundheitliche Verfassung, in der sich viele der bedauernswerten Menschen des “Armenlagers” befanden, die im Herbst 1846 aus Nauvoo vertrieben worden waren.

Winter Quarters war ein Prüfstein für Brigham Youngs bemerkenswerte Führungsfähigkeiten und die Glaubenstreue Tausender, die ihm durch die Wildnis zu ihrem Zufluchtsort in den Bergen folgten. In der Chronik der Heiligen der Letzten Tage ist Winter Quarters für alle Zeit als Ort des Leidens und des Glaubens eingegangen.

BIBLIOGRAPHIE

Bennett, Richard E. Mormons at the Missouri, 1846–1852. Norman, Oklahoma, 1987.

Brooks, Juanita, Hrsg. On the Mormon Frontier: The Diary of Hosea Stout, 1844–1861. 2 Bde., Salt Lake City, 1964.

Bryson, Conrey. Winter Quarters. Salt Lake City, 1986.

Stegner, Wallace. The Gathering of Zion: The Story of the Mormon Trail. New York, 1964.

RICHARD E. BENNETT