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(NICHTCHRISTLICHE) WELTRELIGIONEN UND DAS MORMENTUM

[Dieser Eintrag besteht aus sieben Artikeln:
ÜBERBLICK
BUDDHISMUS
KONFUZIANISMUS
HINDUISMUS
ISLAM
JUDENTUM
SCHINTOISMUS
Die Artikel in diesem Eintrag erklären im Allgemeinen die Beziehungen zwischen Heiligen der Letzten Tage und Zugehörigen anderer Religionen. Sie erläutern die Glaubensunterschiede und –gemeinsamkeiten zwischen nichtchristlichen Religionen und dem Mormonentum. Siehe auch Religionsübergreifende Beziehungen: Jüdische und Religionsübergreifende Beziehungen: Andere.]

ÜBERBLICK

Die Heiligen der Letzten Tage glauben, dass Gott nicht nur die Menschen in der Bibel und im Buch Mormon inspiriert hat seine Zwecke zustande zu bringen, sondern auch andere Menschen. Heutzutage inspiriert Gott nicht nur die Heiligen der Letzten Tage, sondern auch Gründer, Lehrer, Philosophen und Reformatoren anderer christlicher und nichtchristlicher Religionen. Da sich das Mormonentum auf einen theistischen, biblischen Glauben gründet, ist es für Gelehrte und Gläubige relativ einfach Parallelen zwischen ihrem eigenen Glauben und dem traditionellen Christentum, Judentum und Islam zu erkennen. Die heutige Kirche hat sich zu einer weltweiten Organisation entwickelt, die sich weit über Asien erstreckt. Dadurch werden Vergleiche zwischen dem Evangelium Jesu Christi und den hauptsächlichen Religionen Indiens, Chinas, Koreas und Japans zunehmend wichtiger.

Das Evangelium vertritt keine feindliche Einstellung gegenüber anderen Religionen. Die Führer der Kirche erklärten, dass Intoleranz ein Zeichen von Schwäche ist (R. Lindsay, „A Mormon View of Religious Tolerance“, Rede an die Antidiffamierungsliga der B’nai B’rith, San Francisco, 6. Februar 1984). Die Ansicht der Heiligen der Letzten Tage ist folgende: „Wir beanspruchen das Recht, den Allmächtigen Gott zu verehren, wie es uns das eigene Gewissen gebietet, und gestehen allen Menschen das gleiche Recht zu, mögen sie verehren, wie oder wo oder was sie wollen“ (Glaubensartikel 11). Die Kirche lehrt, dass die Mitglieder anderen Menschen gegenüber nicht nur freundlich und liebenswürdig sein sollen, sondern auch ihr Recht respektieren müssen zu glauben und zu verehren wie sie es wollen.

George Albert Smith, der achte Präsident der Kirche, setzte sich öffentlich für die offizielle Kirchenpolitik der Freundschaft und Toleranz ein: „Wir sind nicht gekommen, um euch die Wahrheit und Tugend wegzunehmen, die ihr besitzt. Wir sind nicht gekommen, um eure Fehler aufzudecken oder euch zu kritisieren ... Wir sind als eure Brüder hierher gekommen ... Behaltet all das Gute, das ihr besitzt und lasst uns euch mehr Gutes bringen, damit ihr glücklicher und vorbereitet sein könnt, in die Gegenwart eures Himmlischen Vaters einzutreten“ (S.12 f.).

Am 15. Februar 1978 veröffentlichte die Erste Präsidentschaft die folgende Erklärung:

Die großen religiösen Führer der Welt, zu denen Mohammed, Konfuzius, die Reformatoren, sowie Philosophen wie Sokrates, Platon und andere gehören, empfingen einen Anteil vom Lichte Gottes. Gott gab ihnen moralische Wahrheiten, um ganze Nationen aufzuklären und individuellen Menschen einen höheren Grad an Verständnis zu bringen .... Unsere Botschaft ist daher eine Botschaft der besonderen Liebe und der Sorge um das ewige Wohlergehen aller Männer und Frauen, ungeachtet ihrer religiösen Überzeugung, Rasse oder Nationalität. Wir wissen, dass wir wahrhaftig Brüder und Schwestern sind, da wir Söhne und Töchter desselben Ewigen Vaters sind [Palmer, 1978].

Dem Apostel Orson F. Whitney zufolge „umfasst [das Evangelium] alle Wahrheit, möge sie bekannt oder unbekannt sein. Es enthält sowohl vergangene als auch zukünftige Intelligenz. Kein rechtschaffener Grundsatz wird jemals offenbart werden und keine Wahrheit kann in dieser Zeit oder in der Ewigkeit entdeckt werden, wenn sie nicht in irgendeiner Weise direkt oder indirkt das Evangelium Jesu Christi betreffen“ (Elders` Journal 4, no. 2 [Oct.15, 1906]:26). „Wenn es etwas Tugendhaftes oder Liebenswertes gibt, wenn etwas guten Klang hat oder lobenswert ist, so trachten wir danach“ (Glaubensartikel 13).

BIBLIOGRAPHIE

Palmer, Spencer J. The Expanding Church. Statement of the First Presidency, Feb. 15, 1978, frontispiece. Salt Lake City, 1978.

Palmer, Spencer J., and Roger R. Keller. Religions of the World: A Latter-day Saint View. Provo, Utah, 1989.

Smith, George Albert. Sharing the Gospel with Others, ed. Preston Nibley. Salt Lake City, 1948.

SPENCER J. PALMER

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BUDDHISMUS

„Seit fast zweitausend Jahren ist der Buddhismus die wichtigste religiöse Kraft in Asien. Keine andere Religion hat die Gedanken, Kultur und Politik so vieler Menschen mehr beeinflusst. In der Ästhetik, der Architektur, dem Tanz, dem Schauspiel, dem Handwerk, der Literatur und der Musik stellt der Buddhismus den wichtigsten zivilisatorischen Einfluss in der östlichen Welt dar“ (Palmer und Keller, S. 49).

Siddhartha Gautama (563-483 v.Chr.), der Begründer des Buddhismuses, erkannte keinen Gott, keine Seele und kein zukünftiges Leben an. Er lehrte die Glückseligkeit des Nirvanas, welche das Auslöschen des Selbst und der Lust beinhaltet. Durch das Vermächtnis des Karmas gefangen, wird das eigen Leben einer anderen Person vermacht, die dessen Erbe wird. Diese Weiterführung wird manchmal auch „Bewusstseinsstrom“, die „Gesamtsumme des Charakters“ oder die „Skandhas“ genannt. Demzufolge befürwortete der historische Buddha nicht die Gottesverehrung und das Gebet, sondern praktizierte introspektive Meditation als eine Form geistiger Disziplin.

Gautamas (Gotama in Pali) Philosophie, die manchmal Theravada Buddhismus gennant wird, betont die Wertlosigkeit des physischen Körpers, der Individualität, dieses sterblichen Lebens, des Glaubens an Gott und des Gerichts und unterscheidet sich dadurch von der mormonischen Lehre. Das wiederhergestellte Evangelium beschreibt die Menschheit als buchstäbliche und persönliche Nachkommenschaft Gottes. Es ist ein Privileg in die Sterblichkeit geboren zu werden und einen Körper zu erhalten. Dadurch kann man dem Himmlischen Vater, der ein pesönliches, fühlbares Wesen ist (LuB 130:22), ähnlicher werden. Der Zweck dieses Erdenlebens besteht in der Selbsterfüllung und nicht der Selbstverneinung. Die Heiligen der Letzten Tage streben danach Christus nachzufolgen und durch die Macht seines göttlichen Sühnopfers persönlich nach ihrem Tod in die Gegenwart Gottes erhöht und wie er zu werden (siehe Gottheit).

Das bedeutet nicht, dass sich das Evangelium und der Buddhismus gänzlich widersprechen. Wie der Buddhismus befürwortet das Mormonentum Meditation, Ehrfurcht, Inspiration und Mäßigung. Die Heiligen der Letzten Tage begrüßen einige Bestandteile des Achtfachen Mittelpfades. Dieser verteidigt sowohl die Freiheit von Feindschaft und Grausamkeit, als auch die Enthaltung von Lügen, Geschwätz, eitlen Gedanken, Gewalt, Mord, Diebstahl und sexueller Unsittlichkeit (siehe Gebote).

Die Lehren und Praktiken des Mahayana Buddhismuses und seiner Schulen im Norden Asiens ähneln denen des Mormonentums. Sowohl der mormonische Glauben, als auch der Mahayana Buddhismus sind theistisch. Das Bodhisattva Ideal umfasst Güte, Dienst am Nächsten und Hilfe für diejenigen, die nicht von sich selbst aus das höchste Reich der Geistigkeit erreichen können. Es stimmt nicht nur weitgehend mit dem stellvertretenden Opfer und der erlösenden Liebe Jesu Christi überein, sondern äußert sich auch durch den weitreichenden, liebevollen Dienst, der in den Tempeln der Heiligen der Letzten Tage für die Lebenden und Verstorbenen vollzogen wird (siehe Tempelverordnungen).

BIBLIOGRAPHIE

Palmer, Spencer J., and Roger R. Keller. Religions of the World: A Latter-day Saint View. Provo, Utah, 1989.

SPENCER J. PALMER

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KONFUZIANISMUS

Der Konfuzianismus sieht in einem moralischen Beispiel die Grundlage einer harmonischen Gesellschaft, Regierung, sowie eines harmonischen Universums. Damit stimmt er mit der mormonischen Anschauung überein. Konfuzius war jedoch nicht an Metaphysik oder Theologie interessiert. Er setzte sich nicht für einen Glauben an Gott oder ein Leben nach dem Tod ein. Er war um die Menschen in ihrem sozialen Umfeld besorgt.

Den Argumenten, dass der Konfuzianismus keine Religion ist, ist oftmals mit Verweisen auf seinen heiligen Text entgegnet worden. Einen anderen Beweis liefern das Leben von Millionen, die danach streben die Lehren des Konfuzianismuses zu praktizieren, indem sie ihre Eltern und verstorbenen Vorfahren ehren. Sie achten diese durch Werke der Zuneigung und Frömmigkeit im Heim oder durch Handlungen an Gräbern, Schreinen und Tempeln, die Glauben und moralische Bekräftigung ausdrücken (Palmer, S.16). Moral ist für die Heiligen der Letzten Tage auf einer individuellen Beziehung mit Gott und Gehoram gegenüber seinem Willen gegründet. Dadurch drücken sie ihren Glauben an Gott aus.

Die konfuzianische Moral äußert sich im Allgemeinen durch soziale und kulturelle Verhaltensweisen. Werte wie Loyalität, Tugend, Respekt, Höflichkeit, Bildung und Liebe werden hauptsächlich durch äußerliche Förmlichkeiten, die traditionelle Familienzeremonien einschließen, gewahrt. Respekt gegenüber den Eltern ist die höchste Tugend und beinhaltet die Verehrung der Geister verstorbener Vorfahren. Dazu gehören nicht nur Handlungen an Gräbern und Familiengruften, sondern auch das Streben nach Anerkennung in Bildung, im Meistern heiliger Texte und in aesthetischen Künsten wie Musik, Dichtung und Malerei.

Das konfuzianische Streben nach Weisheit und der Vervollkommnung des idealen Menschen entspricht dem Streben der Heiligen der Letzten Tage nach ewigem Leben. Der Weise wie auch der wahre Heilige der Letzten Tage veranschaulichen die umwandelnde Kraft rechtschaffenen Verhaltens (siehe Rechtschaffenheit). Die Schrift der Mormonen bezeichnet diese Veränderung manchmal als das Ablegen des „natürlichen Menschen“ und das Werden eines Heiligen, der „fügsam, sanftmütig, demütig, geduldig, voll von Liebe und willig [ist], sich allem zu fügen, was der Herr für richtig hält, ihm aufzuerlegen“ (Mosia 3:19).

Sowohl die Heiligen der Letzten Tage als auch die Konfuzianer sorgen sich um die Errettung ihrer Familien. Obwohl sie unterschiedliche Schwerpunkte setzen, vollziehen sie an heiligen Orten stellvertretende Zeremonien für ihre verstorbenen Vorfahren. In dieser Hinsicht stellen das Mormonentum und der Konfuzianismus auf die Familie bezogene Religionen dar. Beide legen großen Wert auf genealogische Forschung, auf die Aufbewahrung von Familienaufzeichnungen und auf den Vollzug stellvertretender heiliger Verordnungen für ihre Verstorbenen. Sie sind der Idee verpflichtet, dass sich die Lebenden um die Bedürfnisse ihrer verschiedenen Familienmitglieder kümmern können (siehe Tempelverordnungen).

Die Mitglieder der Kirche glauben, dass der alttestamentliche Propeht Elija Joseph Smith im Jahre 1836 im Kirtland Tempel erschienen ist. Er übertrug Priestertumsschlüssel oder Vollmacht, durch welche sich die Herzen der Kinder ihren Vorfahren und die Herzen der Vorfahren ihren Kindern zuwenden konnten, damit sich die Verheißungen, die den Vätern gemacht wurden, erfüllen konnten (LuB 110:13-16). Folglich können Familien und Generationen nun „für Zeit und alle Ewigkeit“ verbunden werden. Joseph Smiths Bemerkung hinsichtlich der Toten, „dass sie nicht ohne uns vollkommen gemacht werden können—, und auch wir können ohne unsere Toten nicht vollkommen gemacht werden“ (LuB 125:18; Heb. 11:40), findet Anklang in der konfuzianischen Welt.

BIBLIOGRAPHIE

Palmer, Spencer J. Confucian Rituals in Korea. Berkeley, Calif., 1984.

Palmer, Spencer J., and Roger R. Keller. Religions of the World: A Latter-day Saint View. Provo, Utah, 1989.

SPENCER J. PALMER

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HINDUISMUS

Im Gegensatz zur Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage hat der Hinduismus keinen Gründer, keine zentrale Vollmacht, keine Hierarchie und keine einheitlich erklärte oder angewandte Moralvorstellung. Dennoch teilen Hindus und Heilige der Letzten Tage wenigstens zwei wesentliche Glaubensgrundsätze: Den andauernden Bestand eines unabänderlichen, kosmischen Gesetzes und die Wichtigkeit, höchste Einheit mit Gott zu verfolgen. Diese Grundsätze können allerdings unterschiedlich vestanden werden (siehe Einigkeit).

Der Hinduismus und das Evangelium Jesu Christi unterscheiden sich in ihrer Vorstellung von Gottheit. Im Hinduismus gibt es viele Götter. Götter des Donners, des Tranks, des Feuers, des Himmels, der Berge und desgleichen, die wechselnd neckisch, launenhaft, rachsüchtig, liebenswürdig und gesetzestreu sind. Während der Zeit des klassischen Hinduismuses traten die Götter Brahma, Vishnu und Shiva auf, um die drei grundlegenden Aufgaben der Erschaffung, Erhaltung und Zerstörung darzustellen. Unter den Göttern gibt es jedoch keine allgemein anerkannte Hierarchie.

Für die Heiligen der Letzten Tage bilden Gott der Vater, sein Sohn Jesus Christus und der Heilige Geist eine tritheistische Gruppe von Individuen, die in Zweck und Vollmacht vereint sind und immer gezielt und ethisch handeln. Der Vater und der Sohn besitzen Körper aus Fleisch und Gebein und der Heilige Geist ist eine Person aus Geist (LuB 130:22). Der Vater schuf die physikalische Welt durch seinen Sohn, der der einzige Erretter der Welt ist. Er unterwarf sich willig dem Leiden in Getsemani und der Kreuzigung, um ein sühnendes Opfer zustande zu bringen und dadurch die Menschheit von Tod und Sünde zu erlösen. Verschiedene Kirchenverordnungen stellen ein Sinnbild für das Leben, den Tod und die Erlösung Christi dar.

Das Mormonentum und der Hinduismus glauben an ein vorirdisches Dasein (siehe Vorirdisches Leben). Hindus glauben, dass vorirdische Erfahrungen die Ungleichheiten des irdischen Lebens bestimmen, was das Kastensystem miteinschließt. Die mormonische Kosmologie erklärt, dass ewige Gesetze von Ursache und Wirkung im vorirdischen Dasein bestanden und für die Einwohner der jetzigen zeitlichen Welt noch immer in Kraft sind. „Es gibt ein Gesetz, das im Himmel vor den Grundlegungen dieser Welt unwiderruflich angeordnet wurde und auf dem alle Segnungen beruhen - und wenn wir irgendeine Segnung von Gott erlangen, dann nur, indem wir das Gesetz befolgen, auf dem sie beruht“ (LuB 130:20-21). Tapfere Seelen können im vorherirdischen Dasein vorherordiniert werden, Führer auf dieser Erde zu sein (Abr. 3:23; Jer. 1:4; siehe Vorherordinierung).

Die Hindu Terminologie bezeichent das kosmische Gesetz der Gerechtigkeit als „Karma“. Hindus glauben, dass individuelle Geister wiederholt auf diese Erde im Einklang mit den Auswirkungen des Karma wiedergeboren werden. Diejenigen, die sich die Befreiung vom Kreislauf der Wiedergeburt noch nicht verdient haben, befinden sich in einem Zustand negativen Karmas. Wenn sie ihre Taten während dem nächsten Reinkarnationszyklus verbessern, können sie ihren Karmazustand verbessern und sogar die Freiheit erlangen ins Nirvana einzutreten (siehe Wiedergeburt).

Die Heiligen der Letzten Tage betrachten die Sterblichkeit als eine Erweiterung und Fortführung des voirdischen Daseins. Sie dient dazu die Menschen zu erproben und auf die Erhöhung und das Leben nach dem Tod vorzubereiten. Jeder Mensch wird nur einmal auf diese Erde geboren und alle sterblichen Wesen sind bei ihrer Geburt Anwärter auf Erhöhung und das Celestiale Reich. Die Hindus glauben, dass die vorirdischen Erfahrungen größere Auswirkungen auf den zukünftigen Zustand eines Menschen haben als die Taten in der Sterblichkeit. Für die Mitglieder der Kirche ist die Geburt kein Anzeichen des Versagens aus dem Kreis der Wiedergeburt nicht befreit worden zu sein. Sie repräsentiert vielmehr einen positiven Schritt auf dem Weg vom vorirdischen Leben zum sterblichen Leben zur Unsterblichkeit und ewigem Fortschritt. In diesem Zusammenhang war der Fall Adams kein Unglück, sondern ein notwendiges Ereignis, um die Wiedervereinigung mit Gott zuwege zu bringen (2 Ne. 2:25).

Auf philosophischer Ebene betrachtet der Hinduismus die Welt der Phänomene als eine Illusion. Innerhalb dieser mannigfachen Erscheinungen befindet sich jedoch Brahman, die Seele der Welt. Das individuelle Leben ist ein unsichtbarer Aspekt des universellen Lebens. Werke, Hingabe und Wissen dienen dem Zweck sich von den egoistischen Gelüsten dieser physichen Welt zu befreien. Dadurch kann man einen Zustand des Friedens erreichen, der Nirvana genannt wird, und der durch die Identifizierung mit der unpersönlichen, universellen Seele zustande kommt.

Ein wesentliches Ziel des mormonischen Glaubens besteht darin, eine bewusste Einigkeit mit Gott zu erlangen. Die Heiligen der Letzten Tage verstehen diese allerdings anders als die Hindus. Jesus verkündete nicht nur, dass er und sein Vater eins waren, sondern betete auch dafür, dass seine Jünger ebenfalls eins mit ihnen werden würden (Joh. 10:30; 17:11). Das bedeutet eins sowohl in Verstand und Willen, als auch in verstärktem, celestialem Bewusstssein durch die Entwicklung christus- und gottänlicher Eigenschaften (LuB 35:2; 76: 58; 1 Cor. 6:17; Heb. 2:11; Rom. 12:2). Die Menschheit kann in Absicht, Macht und Charakter, und selbst in der Verherrlichung des Körpers, vollkommen werden (Matt. 5:48; 3 Ne. 12:48; siehe auch Vervollkommnung). Im Gegensatz zum Hinduismus strebt der Mormonismus nicht nach der Aufgabe der Individualität. Entscheidungsfreiheit und persönliche Verantwortung werden nicht geschmälert, sondern letztendlich honoriert und gefördert.

BIBLIOGRAPHIE

Palmer, Spencer J., and Roger R. Keller. Religions of the World: A Latter-day Saint View. Provo, Utah, 1989.

SPENCER J. PALMER

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ISLAM

Ein Interesse am Umgang der Kirche mit dem Islam ist in literarischen Vergleichen, innerhalb der mormonischen Lehren und durch historische Kontakte aufgetreten. Einen ersten Vergleich machte der antimormonische Pfarrer E. D. Howe im Jahr 1834. Er behauptete, dass Joseph Smith Mohammeds „Ignoranz und Dummheit“ gleich käme und prägte dadurch eine Analogie, die polemische und „wissenschaftliche“ Phasen durchmachte. Die polemische Phase hatte zur Folge, dass amerikanische Protestanten die Kirche und ihren Propheten verleumdeten. Die Protestanten brachten die Kirche mit dem Islam und Mohammed in Verbindung, denen die Christen schon lange Betrug unterstellten. Diese konfliktreiche Maßnahme wurde während der Gegenreformation gegen die Protestanten eingesetzt und beschuldigte diese der Wollüstigkeit, der Gewalt und des Betrugs. Die Polemiker produzierten eine Sammlung literarischer Werke, zu denen „The Yankee Mahomet“ und Bücher von Joseph Willing und Bruce Kinnez gehören. Die wissenschaftliche Phase begann im Jahr 1860 als der Forscher und Arabist Richard Francis Burton Utah besuchte und die Analogie in akademischem Diskurs neu formulierte. Danach führten David Margoliouth, Eduard Meyer, Hans Thimme und Georges Bousquet diese weiter aus. Diese Orientalisten und Religionssoziologen dachten offentsichtlich, dass sie den voll dokumentierten Mormonismus als Vertretung für den unterdokumentierten Islam studieren konnten.

Auch die Haltung der Kirche zum Islam hat einige Phasen durchgemacht. Weder das Buch Mormon noch die Lehre und Bündnisse erwähnen den Islam. Dennoch weisen Artikel in Times and Seasons darauf hin, dass einige Pressesprecher der Kirche anfänglich die mittelalterlichen, christlichen Ansichten des Islams als fanatische Irrlehre wiederholten (Artikel, 3 [15. Apr. 1842]; „Last Hour of the False Prophet,“ 5 [Apr. 1, 1844]; “Mahometanism,” 6 [Jan. 15, 1845]). Ansprachen der Apostel George A. Smith und Parley P. Pratt aus dem Jahr 1855 lassen auf positivere traditionelle Deutungen schließen: Der Islam, der biblische Verheißungen an Ischmael erfüllte (Gen. 21), wurde durch göttliche Vorsehung erweckt, um die abtrünnige Christenheit zu „geißeln“ und dem Götzendienst Einhalt zu gebieten. Vielleicht unwissend umschrieb George A. Smith die Worte Muhammad ibn Abd al-Wahhabs (d. 1792) als er die islamische Erfahrung historisch beurteilte: „Als sie die Lehren Mohammeds befolgten ... waren sie vereinigt und gedeihten. Doch als sie aufhörten dies zu tun, verloren sie ihre Stärke und ihren Einfluss“ (S. 34-35). In letzter Zeit, vielleicht sogar im Zusammenhang mit dem Wachstum der Kirche zu globalen Ausmaßen, haben die muslimischen Kulturen bedeutende Maximen aufgestellt, die betonen, dass Gott nicht auf Personen aufgrund von Rasse oder Hautfarbe sieht. Damit folgten sie Aussagen von Präsident Spencer W. Kimball und den Elders Howard W. Hunter, Bruce R. McConkie und Carlos E. Asay. In der „Osterbotschaft“ vom 15. Februar 1978 schrieb die Erste Präsidentschaft der Kirche, dass Mohammed und andere nichtbiblische, religiöse Führer und Philosophen „einen Teil des Lichtes Gottes empfingen. Gott gab ihnen moralische Wahrheiten, um ganze Nationen zu erleuchten.“ Es scheint daher, dass die mormonischen Lehren dem Islam eine positive historische Rolle zuschrieben.

Historische Kontakte der Heiligen der Letzten Tage mit dem Islam beinhalten Missionen in Ländern mit muslimischer Bevölkerung. Einige Missionare drückten Gefühle aus, die zuvor von katholischen und protestantischen Missionaren wie Kardinal Lavigerie und Samuel Zwemer formuliert wurden: Die Ansprüche ihrer Glaubenslehre (z.B. Gott ist ein Wesen, nicht drei; Jesus war ein Prophet, nicht Gottes Sohn; Abtrünnige des Islams verdienen den Tod), der ganzheitliche Charakter der islamischen Gesellschaft und das traurige Erbe muslimisch-christlicher Beziehungen erschweren die Bekehrung von Muslimen zum Christentum. Seit dem Zweiten Weltkrieg lebten viele mormonische Fachleute in muslimischen Gemeinschaften. Einige verzeichneten ihre Erfahrungen im Hinblick auf menschliche (Marion Miller) und historisch-theologische (Arthur Wallae) Aspekte. Wenigstens einer hat sich mit radikalem Synkretismus beschäftigt (Ibn Yusuf/Lloyd Miller; see Green, 1983). Die meisten Regierungen islamischer Länder verbieten das Missionieren. Wie in Ägypten und Saudi Arabien, gestatten sie den Familien der Heiligen der Letzten Tage jedoch diskrete Gottesdienste abzuhalten. Im Jahr 1989 genehmigte Jordanien die Gründung eines mormonischen Kulturzentrums in Amman.

BIBLIOGRAPHIE

Für einen generellen Literaturüberblick siehe A. H. Green, “Joseph Smith as an American Muhammad,” Dialogue 6 (Spring 1971):46-58; und “The Muhammad-Joseph Smith Comparison: Subjective Metaphor or a Sociology of Prophethood,” in Mormons and Muslims, ed. Spencer J. Palmer, Provo, Utah, 1983. Der letztere Band enthält eine Sammlung von Essays zu diesem Thema. Für neuere maßgebende mormonische Aussagen siehe Spencer W. Kimball, “The Uttermost Parts of the Earth,” Ensign 9 (July 1979):2-9; und Howard W. Hunter, “All Are Alike Unto God,” BYU Devotional Speeches, Provo, Utah, 1979, pp. 32-36.

ARNOLD H. GREEN

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JUDENTUM

Die mormonischen Lehren und historischen Kontakte mit jüdischen Gemeinschaften formten zum größten Teil die Ansichten der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage und ihrer Mitglieder über die Juden und das Judentum. Diese Lehren beschreiben die Juden als ein altertümliches Bundesvolk, das eine vorhergesagte Rolle in der heutigen Sammlung Israels und in den Ereignissen der letzten Tage spielt. Die Kontakte beinhalten Bildungsaktivitäten in Israel und missionarische Bemühungen der Kirche außerhalb Israels.

Die Heiligen der Letzten Tage teilen einige traditionell christliche Einstellungen die Juden betreffend, wie z.B. die Anerkennung von Schulden für ethische Grundlagen und religiöse Bezeichnungen . Darüber hinaus haben sie Haltungen übernommen, die in Paulus` Schriften zum Ausdruck kommen: Das biblische Judentum, das auf dem Mosaischen Gesetz basierte und den Bund des Alten Testaments repräsentierte, wurde im Wesentlichen in Jesus Christus „erfüllt“ (3 Ne. 15:4-8). Dadurch wurde das Christentum zum Neuen Bund und geistigen „Israel“. Die Heiligen der Letzten Tage neigten jedoch nicht dazu, die antisemitische Haltung einiger christlicher Epochen und Gruppierungen zu teilen. Das Buch Mormon enthält Textstellen, die eine positivere Einstellung reflektieren: „Ihr braucht die Juden ... nicht länger zu verspotten oder verächtlich zurückzuweisen oder ins Lächerliche zu ziehen; denn siehe, der Herr gedenkt seines Bundes für sie“ (3 Ne. 29:8). Präsident Heber J. Grant erklärte: „Im Herzen eines wahren Heiligen der Letzten Tage sollte es keine Feindseligkeiten ... gegenüber dem jüdischen Volk geben“ (GS, S. 147).

Die Mormonen betrachten sich als das Bundesvolk der letzten Tage; als die göttlich wiederhergestellte neutestamentliche Kirche. In diesem Sinn deuten sie den Auftrag des Herrn, Israel zu sammeln, als buchstäblich. Während die Heiligen der Letzten Tage die Behandlung der biblischen Völker durch die Assyrer, Babylonier und Römer als historisches Gericht betrachten, sehen sie die „Zerstreuung“ Israels als segensreich an, da sich das „Blut Israels“ dadurch weltweit verbreitete. Der Prophet Joseph Smith sagte, dass die Kirche „an die buchstäbliche Sammlung Israels“ (Glaubensartikel 10) glaubt. Die Kirche sucht hauptsächlich durch Missionsarbeit nach biologischen und geistigen „Israeliten“ unter den Nationen der Anderen.

In der Kircheneschatologie ist Ephraim der erste Stamm, der gesammelt wird und die Patriarchalischen Segen offenbaren, dass die meisten Heiligen der Letzten Tage zu diesem Stamm gehören. Diese „semitische Identifizierung“ beendete den Antisemitismus unter den Mormonen und ersetzte diesen mit Wohlwollen für die Juden (Mauss). Die Lehre der Kirche hat in der Tat eine Partnerschaft im Verkünden von Schriften und der Errichtung millenialer Hauptstädte vorausgesehen: In Ezechiel 37:16 finden sich Hinweise auf die Bibel und das Buch Mormon; Ephraim wird das Neue Jerusalem in einem amerikanischen Zion aufbauen und die Juden („Juda“) werden sich „im Land ihrer Väter“ sammeln (3 Ne. 20:29), um das (Alte) Jerusalem wieder aufzubauen. Dies ist ein Hauptthema im Buch Mormon (siehe 2 Ne. 6, 9-10, 29; Ether 13) und in Lehre und Bündnisse (Abschnitte 39, 42, 45, 110, 133). Wie mehrere nachreformatorische, evangelische Gruppierungen sahen auch die Heiligen der Letzten Tage die Rückkehr der Juden nach Palästina als Teil der Sammlung Israels voraus. Der Prophet Joseph Smith entsendete den Apostel Orson Hyde nach Jerusalem. Im Oktober des Jahres 1841 weihte dieser das Land und betete „für die Sammlung der zerstreuten Überreste Judas“ (HC 4:456). Mit der Begründung, dass „die Ersten die Letzten sein werden“, erklärte Brigham Young, dass die Bekehrung der Juden nicht vor dem Zweiten Kommen Christi stattfinden würde (Green; Ether 13:12). Dennoch weihten mehrere Apostel der Kirche Palästina wieder für die Rückkehr der Juden: George A. Smith (1873), Francis M. Lyman (1902), James E. Talmage (1921), David O. McKay (1930) und John A. Widtsoe (1933).

Die Gründung einer jüdischen Gemeinde und eines Staates in Palästina durch den modernen Zionismus (weltlicher jüdischer Nationalismus) prüfte die Lehre der Kirche, die die „Rückkehr“ der Juden mit der „Sammlung Israels“ gleichsetzte (z.B. Bekehrung, jedoch an verschiedenen Orten). Während die Nachfolger von Rabbi Abraham Kook den Erfolg des Zionismuses aus einer jüdisch, eschatologischen Perspektive betrachteten, begannen einige Heilige der Letzten Tage diesen aus einer mormonischen Sichtweise zu sehen: eine weltliche, vorbereitende Phase für das messianische Zeitalter. Der Apostel LeGrand Richards und einige Andere bezeichneten den Zionismus und den Staat Israel als die erwartete „Rückkehr“ und den äußerlichen Auftakt zur geistigen „Sammlung“. Andere, wie Bruce R. McConkie, erklärten, dass die zionistische Sammlung „nicht die Sammlung ist, von der die Schriften sprechen ... Sie erfüllt nicht die altertümlichen Verheißungen.“ Er betrachtete sie als eine „Sammlung der Unbekehrten“, aber „dennoch als Teil des göttlichen Plans“ (Millennial Messiah, Salt Lake City, 1982, p. 229).

Brigham Youngs Maxime beeinflusste offentsichtlich die Kontakte mit jüdischen Gemeinden vor dem Ersten Weltkrieg. Nach 1864 wanderten Juden nach Utah ein und schlossen sich politisch den nichtmormonischen „Anderen“ an. Dennoch pflegten sie gute Beziehungen mit der Mehrheit der Heiligen der Letzten Tage, die unter den Juden nicht missionierten. Die Kirche stellte den ersten jüdischen Siedlern Versammlungsorte für Gottesdienste zur Verfügung und stiftete Land für einen Friedhof. Die Einwohner Utahs wählten außerdem mehrere Juden in öffentliche Ämter, einschließlich eines Richters, eines Staatsgesetzgebers und eines Gouverneurs (siehe Brooks, 1973).

Die Kirche unterhielt vorübergehend eine Mission in Haifa im Nahen Osten. Ein Friedhof mit Gräbern von Missionaren und deutschen Bekehrten zeugt von dieser Zeit. Die Mission belehrte hauptsächlich Armenier und deutsche Kolonisten. Sie ignorierte die seit Langem dort ansässigen Juden des Alten Jischuw und pflegte nur wenige Kontakte mit neuen zionistischen Immigranten. Nach dem Ersten Weltkrieg fühlten sich einige Führer der Kirche dazu veranlasst, mit der „Sammlung“ der Juden zu beginnen. B. H. Roberts, der Präsident der New York Mission (1922-1927), verfasste Schriften, die später als Rasha – The Jew zusammengestellt wurden und die ersten schriftlichen Zeugnisse der Mormonen an die Juden darstellten. In gleicher Manier schrieb Elder LeGrand Richards Israel! Do You Know?.Er erhielt die Erlaubnis versuchsweise „jüdische Missionen“ zu gründen, von denen die größte in Los Angeles war. Als die Erste Präsidentschaft anordnete, dass jüdische Gemeinden nicht mehr von der Missionsarbeit ausgesondert werden sollten, wurden die jüdischen Missionen (Los Angeles; Salt Lake City; Ogden; San Francisco; Portland, Oreg.; New York; Washington D.C.) im Jahre 1959 aufgelöst.

Beachtenswerte wechselseitige Beziehungen begleiteten das Auslandsstudienprogramm der Brigham Young Universität in Jerusalem (Beginn 1968). Dieses war zuerst in einem Hotel und dann in einem Kibbuz untergebracht. Jerusalems städtische Behörden bewilligten den Leitern der BYU einen Bauplatz auf dem Skopusberg, um eine dauerhafte Einrichtung zu errichten. Die Bauarbeiten am Jerusalemzentrum für nahöstliche Studien begannen im Jahr 1984. Sie erzeugten Widerstand, da es sich um eine bedeutende Einrichtung an einem hervorragenden Standort handelte. Radikal orthodoxe Juden, die unter akademischem Vorwand ein „Missionszentrum“vermuteten, warnten vor einem „geistigen Holocaust“. Die antimormonischen Kampagnen scheiterten jedoch mit ihrem Vorhaben die Bauarbeiten am Jerusalemzentrum aufzuhalten. Kongressabgeordente der Vereinigten Staaten, jüdische Führer und israelische Liberale verteidigten den Bau des Zentrums. Die Kontroverse erreichte Israels Parlament, die Knesset. Sie verpflichtete die BYU dazu, ihr Versprechen, keine Missionsarbeit zu betreiben, zu bekräftigen. Diese Auseinandersetzung war mit der größeren Debatte zwischen Israels Säkularisten und militanten Orthodoxen verbunden. Die Ersteren schätzten den Pluralismus, während die Letzteren eine neue fremdländische Anwesenheit fürchteten.

Die mormonischen Kontakte mit dem Judentum führten zum gegenseitigen Austausch von Bekehrten. Mehrere ehemalige Mormonen besuchen die Kol Ami Synagoge in Salt Lake City und einige hundert Juden sind dem Glauben der Heiligen der Letzten Tage beigetreten. Wie die evangelischen Juden fuhren die meisten mormonischen Juden damit fort, ihr jüdisches Erbe zu betonen. Die Heiligen der Letzten Tage hießen sie in ihrer Mitte willkommen und betrachteten sie als „von Juda“. Bekehrte Juden veröffentlichten ihre Memoiren, von denen wahrscheinlich keine die Memoiren von Herbert Rona Peace to a Jew an Ehrlichkeit und literarischer Qualität übertreffen. Jüdische Mormonen gründeten die B´nai Shalom im Jahr 1967, die als eine Selbsthilfegruppe fungiert und genealogische Forschung unterstützt.

Bibliographie

Für mormonische Tätigkeiten in Palästin/Israel siehe Steven W. Baldridge und Marilyn Rona, Grafting In: A History of the Latter-day Saints in the Holy Land, Salt Lake City, 1989. Für mormonische Einstellungen und Verhaltensweisen zu den Juden siehe Herbert Rona, Peace to a Jew, New York, 1952; Armand L. Mauss, “Mormon Semitism and Anti-Semitism,” Sociological Analysis, 29 (Spring 1968):11-27; Arnold H. Green, “A Survey of LDS Proselyting Efforts to the Jewish People,” BYU Studies 8 (1968):427-43; und Juanita Brooks, History of the Jews in Utah and Idaho, Salt Lake City, 1973. Für theologische Auseinandersetzungen siehe Truman G. Madsen, ed., Reflections on Mormonism: Judeo-Christian Parallels, Provo, Utah, 1978.

ARNOLD H. GREEN

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SCHINTOISMUS

Der Schintoismus ist die frühste und größte einheimische Religion Japans. Er hat keinen bekannten Gründer, keine heiligen Schriften, keine systematisierte Philosophie, keine Zusammenstellung von moralischen Gesetzen, keinen Kampf zwischen Gut und Böse, keine Eschatologie, kein Leben nach dem Tod und keine kirchliche Organisation. Der Schintoismus ist „der Weg der Götter“. Er besteht aus Traditionen und geistigen Empfindungen gegenüber der Ehrfurcht, Reinheit und Schönheit der unberührten Natur.

In der japanischen Vorstellung stellen die allgegenwärtigen Kräfte und Geister innerhalb der Natur die Kami oder Götter dar, die allerdings weder überweltlich noch allmächtig sind. Der Schintoismus hat eine reiche Mythologie. Amaterasu, die Sonnengöttin und ihr Bruder Susanoo, der meistens als leichtsinnig und roh gilt, dominieren den üppigen Shinto Polytheismus.

Die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage hat im Gegensatz zum Schintoismus einen Gründer, eine Reihe heiliger Schriften, eine philosophische Grundlage, eine erklärte Moralethik und eine strukturierte Kirchenorganisation. Desweiteren erkennt sie eine tritheistische Gottheit an. Durch Glauben an diese kann die Menschheit die Übel dieser Welt überwinden. Der Vater, der Sohn und der Heilige Geist bilden die höchste Gottheit. Sie sind volkommene, fühlbare Wesen, deren Licht und Liebe von ihrer Gegenwart ausgehen und „die Unermeßlichkeit des Raumes [erfüllen]“ (LuB 88:12; 130:22).

Die Heiligen der Letzten Tage glauben, dass es Gottes Werk und Herrlichkeit ist „die Unsterblichkeit und das ewige Leben des Menschen zustande zu bringen“ (Mose 1:39). Der Schintoismus befasst sich jedoch mit dem Diesseits. Er vermittelt eine „freudige Annahme des Lebens und ein Gefühl der Naturnähe“ (Reischaur, in D.B. Picken, Shinto: Japan’s Spiritual Roots, Tokyo, 1980, S. 6-7).

Im Schintoismus gibt es keinen entsprechenden Grundsatz zur zentralen Lehre des mormonischen Glaubens über die Kreuzigung und das Sühnopfer Christi. Der Mormonismus und viele andere Weltreligionen konzentrieren sich auf die Theologie von Tod und Sünde, die Bedeutung der heiligen Schrift und die Verantwortung der Kindererziehung und des Kirchendienstes. Im Gegensatz dazu werden die Werte und Einstellungen des Schintoismuses durch fröhliche Feierlichkeiten vermittelt, die die Kräfte von Bergen, Wasserfällen, Bäumen und anderen Naturerscheinungen preisen.

BIBLIOGRAPHIE

Palmer, Spencer J., and Roger R. Keller. Religions of the World: A Latter-day Saint View. Provo, Utah, 1989.

SPENCER J. PALMER