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WIRTSCHAFTSHILFE

Die Kirche bietet Bedürftigen in vielen Ländern finanzielle Hilfe, um das Wohlergehen einzelner Personen und Familien zu fördern. Neben dem Wohlfahrtsprogramm der Kirche, das zur zeitweiligen Unterstützung von Mitgliedern der Kirche dient und zu verschiedenen humanitären Zwecken und in Notfällen eingesetzt wird, bietet die Kirche seit einiger Zeit vielen Gruppen in den verschiedensten Ländern längerfristige Wirtschaftshilfe. Die Mitglieder der Kirche glauben, dass das Wohlergehen der Familie u.a. von ihrem Zugang zu Nahrung, Kleidung und Unterkunft abhängt. Ebenso wie einzelne Mitglieder gelehrt werden, sich das notwendige Wissen für ihre eigene finanzielle Sicherheit anzueignen (Siehe Notfall, vorbereitet sein auf; Vertrauen, auf sich selbst) fordert die Kirche alle Länder dazu auf, ihren Staatsbürgern die Möglichkeit auf wirtschaftlichen Erfolg und ein Wirtschaftsklima zu bieten, in dem individuelle Kompetenz zum Wohlergehen der Familien und des Staats genutzt werden kann.

Die Kirche verfolgt keine politischen Kriterien bei der Auswahl der Länder, denen sie Wirtschaftshilfe anbietet. Joseph Smith wiederholte die Aufforderung des Erlösers, die Hungrigen zu speisen und die Nackten zu kleiden (Matt. 25:35-40; T&S 3 [Mar. 1842]:732).

Bei vielen humanitären Projekten, die von der Kirche unterstützt worden sind, werden auch Zuwendungen in Form von Geld gemacht. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde außer Lebensmitteln und Decken auch Geld in viele europäische Länder verschickt, um Grundstücke und Gebäude zu längerfristigen Hilfszwecken zu kaufen. 1983 schickte die Kirche Lebensmittel und Kleidung zur Katastrophenhilfe nach Kolumbien (Erdbeben) und Tahiti (Orkan), und es wurden auch finanzielle Ressourcen der Kirche eingesetzt, um Baumaterialien für die Menschen, deren Häuser zerstört worden waren, zu kaufen. („News of the Church,“ Ensign 13 [Juni 1983]:77). Gleichermaßen enthielt die Hilfe, die Armenien und Afrika entgegengebracht wurde, sowohl Kapital zur wirtschaftlichen Entwicklung als auch Gelder, die zur unmittelbaren Hilfe eingesetzt wurden. Als ein Bestandteil der Katastrophenhilfe, die Armenien 1989 nach einer Reihe von Erdbeben erhielt, spendete die Kirche Materialien und Werkzeug, um den Handwerkern den Wiederaufbau von Eigenheimen und Gewerben zu ermöglichen (The Daily Universe, 6. Dez. 1989, Provo, Utah, S. 2). Auch von den zehn Millionen Dollar, die Afrika 1985 und 1986 erhielt, wurde ungefähr ein Drittel zur Förderung langfristiger wirtschaftlicher Entwicklungsprojekte eingesetzt (Ferguson, S. 10-15). Ein Teil des Geldes wurde z.B. in Zusammenarbeit mit Africare benutzt, um Dämme, Bewässerungssysteme und andere Wasserprojekte zu bauen und um Landwirte in Äthiopien auszubilden. Mit der Wirtschaftshilfe der Kirche wurden außerdem die Gründung von Berufsschulen und Betriebsgenossenschaften im Sudan und die Wiedernutzbarmachung von Agrarböden in Tschad, Niger und Kamerun unterstützt („News of the Church,“ Ensign 15 [Nov. 1985]:109). Besondere Fonds unterstützten auch regionale Selbstversorgungsvorhaben, Bildungs- und Gesundheitsbetriebe und landwirtschaftliche Entwicklungsprojekte in Kenia, Simbabwe, Mosambik, der Demokratischen Republik Kongo (ehem. Zaire), Ghana, Mali, Nigeria, Tschad und in Zentral- und Südamerika.

Eine der weitläufigen und planmäßigen Quellen für Wirtschaftshilfe der Kirche ist das Ezra-Taft-Benson-Institut für Landwirtschaft und Nahrungsmittel (Ezra Taft Benson Agriculture and Food Institute) an der Brigham-Young-Universität. Das Institut wurde 1975 mit dem Ziel gegründet, die Lebensqualität durch verbesserte Ernährung und die Einführung effektiverer landwirtschaftlicher Methoden zu heben. Das Institut betreibt Forschung, unterrichtet und führt landwirtschaftliche Projekte weltweit durch. Es ist bekannt für die Entwicklung und Verbreitung kleinerer Nahrungsmittelanbauprojekte, die vor allem in Bolivien, Ecuador, Guatemala und Mexiko erfolgreich sind. Das Benson-Institut bietet Ernährungsauswertungen und –unterricht an und hat Agrartechnologien für  kleine landwirtschaftliche Betriebe in Entwicklungsländern entwickelt (Traktoren, solarzellenbetriebene Wasserpumpen und Getreidemühlen und windbetriebene Wasserpumpen). Das Institut bildet Studenten aus Entwicklungsländern aus und ist im Einvernehmen mit der Regierung mehrerer Entwicklungsländer bei landwirtschaftlichen Entwicklungsprojekten behilflich. Das Institut stellt medizinische und landwirtschaftliche Ausstattung zusammen und verschickt sie in andere Länder. Es organisiert Auslandsaufenthalte für Freiwillige, die dort eine Zeitlang bei der Entwicklung von medizinischer Betreuung, Ernährung und Landwirtschaft helfen möchten (Siehe verschiedene Ausgaben des halbjährlichen Benson Institute Review).

1977 stiftete E. W. Thrasher der Kirche 14 Millionen Dollar, die zur Förderung des Wohls der Kinder in aller Welt eingesetzt werden sollten. Ein Mitglied der Präsidierenden Bischofschaft der Kirche ist Vorsitzender des Vorstands des Thrasher-Forschungsfonds (Thrasher Research Fund). Seit 1977 hat der Fonds Millionen zur Unterstützung von Forschungsprojekten über Ernährung und ansteckende Krankheiten und in die Förderung der Gesundheit von Kindern, vor allem in Entwicklungsländern, investiert. Beispielsweise organisierte der Fonds ein Projekt in einem Dorf in Nigeria, anhand dessen gezeigt wurde, dass den Anwohnern Zugang zu kostengünstiger medizinischer Ausrüstung und medizinischem Grundwissen verschafft werden kann (Siehe Annual Reports des Thrasher Research Fund, Salt Lake City, Utah).

BIBLIOGRAPHIE

Benson Institute. Benson Institute Review. Provo, Utah, 1984.

Ferguson, Isaac C. "Freely Given." Ensign 18 (Aug. 1988): 10-15.

"News of the Church." Ensign 13 (June 1983):77.

"News of the Church." Ensign 15 (Nov. 1985):109.

STANLEY A. TAYLOR