So wie andere religiöse Organisationen sorgt sich auch die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage um die Vermittlung von Werten an ihre jungen Menschen. Ihre Jugend wird als die zukünftigen Führer, Lehrer und Eltern betrachtet, die eines Tages das Wachstum und den Erfolg anderer Kirchenmitglieder beeinflussen werden, darunter ihre eigenen Kinder. Es ist ein zentrales Interesse der Kirche, jungen Menschen zu helfen, ein Fundament grundlegender Werte zu erlangen, das einen bedeutenden Einfluss auf ihr späteres Verhalten und ihre zukünftige religiöse Entwicklung haben wird.
Der Prozess, diese Werte zu vermitteln, ist kein leichtes Spiel. Er konzentriert sich auf Umstände und Erfahrungen im Zuhause und der Familie. Familiäre Faktoren haben das größte Potenzial für positiven oder negativen Einfluss auf das Leben eines Kindes. Darüber hinaus bietet die Kirche ein facettenreiches Unterstützungsprogramm in Form des zweitstärksten Einflusses – Führer, Lehrer und Berater, die die Jugendlichen glaubwürdig finden, die sie respektieren und als Ansprechpartner sehen.
Der Herr hat Eltern geboten, dass in erster Linie sie für die Evangeliumsunterweisung ihrer Kinder verantwortlich sind (LuB 68:25-28; vgl. Deut 6:7; 2 Ne 25:23-27; Jakob 3:10; 4:2-5). Diese Verpflichtung kann nicht an andere abgegeben werden. Präsident David O. McKay lehrte: „Das Zuhause ist für Kinder der erste und effektivste Ort, um die Lektionen des Lebens zu lernen...Kein anderer Erfolg kann ein Versagen im Zuhause kompensieren“ (Familienabend-Leitfaden, S. iii; außerdem gefunden bei J.E. McCulloch: Home, The Savior of Civilization [Washington, D.C., 1924], S. 24). Kirchenführer haben nicht aufgehört, die Erfordernis für Eltern zu betonen, ihren Kindern zu Hause Werte zu lehren.
Die Unterstützung der Kirche für elterliche Pflichten wird schon bei Brigham Young deutlich: „Lasst den Grundgedanken eures Handelns die Festigung der Jugend in ihrem individuellen Zeugnis von der Wahrheit und Großartigkeit des großartigen Werks der Letzten Tage sein sowie die Entwicklung der Talente, die in ihnen stecken“ (GD, S. 391).
Gut dokumentierte Trends auf der ganzen Welt geben umfangreichen Grund, sich um die jungen Leute zu sorgen. Obwohl das Level und die Intensität problematischen sozialen Verhaltens unter aktiven, involvierten HLT Jugendlichen niedriger ist (Siehe Soziale Charakteristiken), gibt es so viele negative Einflüsse, dass die Verstärkung traditioneller christlicher Werte ein dauerndes Anliegen der Kirche geworden ist.
Prävention ist die vorgezogene Methodik, potenzielle Probleme unter den Jugendlichen der Kirche anzugehen. Die besten präventiven Bemühungen sind die, die tatsächlich Werte einschärfen. Solche Bemühungen finden auf unterschiedlichen Ebenen statt: formell und informell, systematisch, örtlich und individuell.
Die Kirche gibt den Jugendlichen Möglichkeiten für edukative Unterweisung, Dienstprojekte, gesellige Aktivitäten, Vorbilder, Führungserfahrungen, Gelegenheiten zum Sprechen, Lehraufträge und häufige persönliche Interviews mit kirchlichen Führern. Der Rahmen, in dem sich diese Bemühungen abspielen, sind die Primarvereinigung für Kinder, die Jungen Damen von Mädchen zwischen zwölf und 18 Jahren, die Kollegien des Aaronischen Priestertums sowie die Jungen Männer für Jungen zwischen zwölf und 18 Jahren. Die Bemühungen der Eltern durch Familienabend und andere Interaktionen werden außerdem durch von der Kirche gesponsorte Sportprogramme, Sonntagsschulklassen, Sommercamps, Jugendkonferenzen, Firesides, Pfadpfinder und das Seminarprogramm ergänzt. Die Kirche veröffentlicht außerdem den Friend und die New Era, monatliche Zeitschriften für Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre. Die Lektionen, Ansprachen und Zeitschriftenartikel für die Jugendlichen der Kirche stützen sich normalerweise auf persönliche Erlebnisse, Vorbilder aus der Heiligen Schrift oder Werte, die die Präsidenten der Kirche betonen.
Jugendliche, die in der Kirche aufwachsen, gehen durch eine Reihe von Reifungsphasen, die der Bildung religiöser Werte Struktur geben. Eltern und Lehrer bereiten Jungen und Mädchen darauf vor, mit acht Jahren getauft zu werden. Der Bischof führt vor ihrer Taufe und Konfirmation ein Interview mit ihnen. Taufe und Konfirmation sind Anlässe für individuelle Aufmerksamkeit sowie für Anteilnahme durch die Familie und Feierlichkeiten. Kinder werden von klein auf dazu ermutigt, in den Versammlungen der Kirche und zu Hause ihr Zeugnis zu geben und werden aufgefordert, die Glaubensartikel auswendig zu lernen, um die Primarvereinigung abzuschließen. Junge Männer werden typischerweise mit zwölf Jahren zu Diakonen, mit 14 zu Lehren und mit 16 zu Priestern im Aaronischen Priestertum ordiniert. Sie werden mit diesen Ordinationen in Dienst und Führung eingeführt. Außerdem durchschreiten sie die Stufen im Pfadpfinderprogramm, in dem sie die Werte des Pfadpfindergesetzes lernen. Junge Damen im Alter von zwölf bis 18 machen auf ähnliche Weise mit einem Programm Fortschritt, welches Studium und Aktivität beinhaltet, die das Setzen und Erreichen von wertebildenden Zielen zum Gegestand haben. Darüber hinaus bekommen die meisten Jugendlichen in der Kirche als Teenager ihren Patriarchalischen Segen. Dieser kann als eine einflussreiche persönliche Richtschnur für die Werte und Ziele dienen, die sie für den Rest ihres Lebens annehmen werden.
Die Kirche leitete Ende der 1970er und Anfang der 1980er Jahre Studien über den Prozess des Werteerwerbs und die Effektivität von Programmen. Diese wurden zunächst in der Organisation der Jungen Damen und später mit einer Stichprobe von Jungen Männern in den USA durchgeführt (Weed, Condie, Hafen und Warner: „Key to Strong Young Men“). Diese Studie bestätigte die Betonung der Kirche auf Familie als den wichtigsten Akteur bei der Vermittlung von Werten. Religiöse Bräuche im Zuhause waren der stärkste Prädiktor für positive Resultate und erklärten die Differenzen zwischen den religiösen Absichten und Verhalten der jungen Männer besser als alle anderen Faktoren zusammen. Religiöse Bräuche im Zuhause beinhalteten das Beispiel von Eltern, Erfahrungen und Aktivitäten wie Familiengebet, Familienabend, Schriftstudium und informelle Diskussionen über Religion. Indikatoren für den Erwerb von Werten beinhalteten die Absicht, aktiv in der Kirche zu sein, sich moralisch rein zu halten und eine Vollzeitmission zu erfüllen (Siehe Aktivitäten in der Kirche; Mission; Reinheit,das Gesetz der).
Als zweiter wichtiger Faktor bei der Vermittlung von Werten wurde die Beschaffenheit und Qualität zwischenmenschlicher Beziehungen zwischen den Jugendlichen und ihren erwachsenen Kirchenführern herausgefunden. Dieser Faktor wurde mit zunehmendem Alter der Jungen bedeutender. Die 16- bis 18-jährigen Jungen fühlten sich stark von ihren Kirchenführern beeinflusst. Sie vertrauten ihnen, respektierten und bewunderten sie und sahen sie als Menschen, denen sie vertrauen konnten. Vertrauensvolle Führer zu haben kann besonders wichtig für junge Bekehrte der Kirche sein, wenn es darum geht, grundlegende Werte, die sie zu Hause gelernt haben, mit den Lehren und Grundsätzen der Kirche zu vereinen.
Das Zuhause und die Familie in Kombination mit qualitativ hochwertigen Beziehungen mit Kirchenführern waren einflussreicher als jedes einzelne Programm oder Aktivität. Diese Ergebnisse umfassten nicht nur eine einfache Auflistung von Äußerungen Jugendlicher über wichtige Einflüsse in ihrem Leben, sondern empirische Daten, die die Beziehung zwischen dem, was die Jugendlichen wertschätzten und dem, was sie tatsächlich taten, untermauerte.
Die Schlussfolgerungen aus dieser Studie sind sowohl beruhigend als auch beunruhigend. Für die Kirche ist es beruhigend, zu wissen, dass ihre Betonung auf die elterliche Veranwortung direkt und signifikant zu den Zielen der Kirche für ihre Jugendlichen beiträgt, dass ihre Jugendlichen sogar in ihren schwierigen Teenagerjahren von fürsorglichen erwachsenen Führern beeinflusst werden und dass der Erwerb von Werten und religiöse Sozialisation keine großen Ausgaben und komplizierte Einrichtungen erfordern. Weniger beruhigend ist das Wissen, dass viele der Programme, Aktivitäten und Klasseninhalte nicht so wichtig sind wie die Person, die diese präsentiert und die gegenseitige Beziehung von Vertrauen, Zuversicht, Respekt und Bewunderung, die zwischen dem Jugendlichen und dem Präsentierenden entsteht. Die Persönlichkeit des Führers und sein Beispiel an Glauben sind offensichtlich gewichtiger als die sorgfältig geplanten Lehrpläne, die im Hauptsitz der Kirche vorbereitet werden.
Gleichaltrige und das Bildungswesen der Kirche sind weitere starke Faktoren bei der Vermittlung von Werten an heranreifende Jugendliche. Diese Faktoren bauen auf die Beziehungen und Aktivitäten auf, die Teenager erfahren. Wenn diese jungen Leute ihr Zuhause verlassen, bieten die Institutszentren in der Nähe des Universitätscampus´ Gemeinden, die sich aus Studenten und Singles zusammensetzen und Kircheninstitutionen für höhere Bildung, wie die Brigham Young Universität, ihnen zusätzliche Möglichkeiten, Beziehungen mit hingegebungsvollen Führern und Lehrern sowie Gleichaltrigen mit ähnlichen Werten zu entwickeln
Für viele junge Männer und Frauen ist eine Vollzeitmission eine mächtige Erfahrung bei der Vermittlung geistiger Werte von der Kirche an den Einzelnen. Für viele wird die Arbeit als Vollzeitmissionar (18 Monate für Frauen oder zwei Jahre für Männer) ein Übergangsritual von einer kulturell basierten religiösen Identität zu einer spirituellen oder verinnerlichten Identität. Während dieser Zeit realisieren sie den Nutzen von Evangeliumsunterweisung, dem Taufbündnis, Priestertumsordinationen und –segen und dem Tempelendowment und betten sie sicher in ihre Lebensideale ein.
Diese religiöse Identität gibt dem jungen Erwachsenen ein Bild davon, was es bedeutet, ein religiöser Mensch zu sein, ein Sohn oder eine Tochter Gottes, ein Nachfolger Jesu Christi, ein Mitglied der Kirche. Sich selbst als willig und strebsam zu sehen, mit diesen Bildern in Einklang zu stehen, macht viel von der Bedeutung und dem Zweck eines HLT-Lebens aus. Kirchenmitglieder beschreiben die Erfahrung, ein Zeugnis vom Heiligen Geist zu erlangen oft als einen heiligen Moment, der zu ihrer Hingabe zum Evangelium Jesu Christi und ihrer persönlichen Identität innerhalb der Gemeinschaft der Heiligen beiträgt oder weiter festigt. (Siehe auch Individualität; Führerschaftsunterweisung)
BIBLIOGRAPHIE
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