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DAS VORRATSHAUS DES BISCHOFS

Das Vorratshaussystem des Bischofs besteht aus einem Netzwerk von kircheneigenen Ressourcezentren. Diese fungieren ähnlich wie Warenhäuser. Der größte Unterschied besteht allerdings darin, dass Güter nicht verkauft, sondern an bedürftige Personen verteilt werden. Der örtliche Bischof  entscheidet, wer würdig ist und die Hilfe der Kirche verdient. Die Kirche lädt die Empfänger als Gegenleistung zu Arbeit oder verschiedenen Dienstprojekten ein. Dadurch verhindert sie, dass die Güter zu einer Art Sozialhilfe werden.

Das Vorratshaus lagert wesentliche Lebensmittel und unverzichtbare Haushaltsgegenstände. Die Kirche stellt diese größtenteils in ihren landwirtschaftlichen Produktionen, Konservenfabriken und Leichtfertigungsbetrieben her. Alle Produktionsschritte sind miteinander verflochten; vom Säen und Ernten bis zur Verarbeitung und Verteilung. Freiwillige und Empfänger verrichten die Arbeit, die größtenteils von der kommerziellen Wirtschaft unabhängig ist. Die Mitglieder, die Zeit, Talente und Hilfsmittel bereitstellen, tragen durch ihren Beitrag das Vorratshaus.

Das Konzept für das Vorratshaus und das Wohlfahrtsprogramm der Kirche stammt von Grundsätzen aus den Schriften. Im Jahre 1831 empfing der Prophet Joseph Smith eine Reihe von Offenbarungen, die diese Grundsätze weiter erläuterten. Eine Offenbarung forderte die Mitglieder auf, „der Armen [zu] gedenken und [ihr] Eigentum [deren] Unterstützung [zu] weihen“ (LuB 42: 30). Güter und Geld, welche auf diese Weise beigesteuert wurden, sollten „im Vorratshaus [des Herrn] aufbewahrt werden, um damit für die Armen und Bedürftigen [unter der Führung des örtlichen Bischofs] (Vers 34) zu sorgen“. Bischöfe wurden außerdem damit beauftragt, Spenden zu sammeln ( LuB 104: 15-16; Wohlfahrtsprogrammhandbuch, S. 9). 

Das Konzept des Vorratshauses des Bischofs gründet sich auf den Glauben, dass die Mitglieder der Kirche für sich selbst und für andere sorgen sollen. Dies wird erstens durch die eigene Familie und zweitens durch die Kirche erreicht. Die Kirche rät den Mitgliedern ab, bei staatlichen und sozialen Einrichtungen Hilfe zu suchen.

Die Durchführung des gegenseitigen Hilfsprogramms unterlag wegen der wirtschaftlichen Lage der Mitglieder und dem Organisationsaufbau der Kirche beträchtlichen Schwankungen. Zu verschiedenen Zeiten fand die Verteilung von Gütern durch Bischöfe, Zehntenbüros oder Vorratshäuser des Bischofs statt. Während des Versuchs in den 1870er Jahren als Vereinigte Ordnung zu leben, wurde das Konzept des Vorratshauses stark betont. Seit dieser Zeit unterhielten die meisten Gemeinden ihr eigenes Vorratshaus, bis in den Jahren 1934 bis 1936 regionale Vorratshäuser eingeführt wurden. Während der wirtschaftlichen Depression der 1930er Jahre spielten die Vorratshäuser, in den Versuchen der Kirche für die Mitglieder zu sorgen, eine große Rolle. Sie bildeten die Grundlage einer gezielteren Hilfeleistung.

Nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelte sich das Wohlfahrtsprogramm der Kirche in ein komplexes kirchenweites Produktions– und Verteilungssystem. Zwischen den Wohlfahrtsfarmen, Molkereien und Konservenfabriken wurde ein höherer Koordinationslevel eingeführt, wodurch ein größeres Warenangebot erhältlich wurde. Die Kirche gründete zentrale Vorratshäuser, um regionale Vorratshäuser beliefern zu können. Mit der Weiterentwicklung des Vorratshaussystems in den 1970er Jahren führte die Kirche örtliche Produktionen und Vorratshäuser in Gebieten außerhalb der Vereinigten Staaten ein, wo Not herrschte und Hilfsmittel erhältlich waren. Das Vorratshaussystem leistet außerdem Hilfe in Katastrophenfällen (siehe Katastrophen und Desaster; Notfallvorbereitung).

Zurzeit operiert das gesamte Vorratshaussystem des Bischofs mit einer Effizienz und Qualität, die kommerziellen Erzeugnisabläufen gleich kommen. Dennoch behält es den Charakter freiwilligen Dienstes und örtlicher Verwaltung. Das Vorratshaussystem des Bischofs unterstützt jedes Jahr wirksam tausende von Menschen mit materiellen Notwendigkeiten. Zusätzlich hilft es den Spendern wie auch den Empfängern ihren Charakter weiterzuentwickeln und geistig zu wachsen.

BIBLIOGRAPHIE

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R. QUINN GARDNER