Die Vereinheitlichung der Kirchenverwaltung ist ein Vorgang, bei dem alle einzelnen Teilaufgaben der Kirche miteinander in Beziehung gebracht werden. Dabei vergewissert man sich, dass alle rechtmäßig funktionieren. Zu den Teilaufgaben gehören Lehren und Verordnungen, Organisationen und Geschäftsstellen, Programme und Aktivitäten, Versammlungen und gedruckte sowie audiovisuelle Materialien. Alle diese Teile sollten „zusammengehalten“ werden (Epheser 2:21). Sie funktionieren angemessen, wenn sie systematisch verbunden sind und harmonisch und vereint arbeiten. Wie die Körperteile eines Menschen hat jeder Teil seine Funktion und keiner ist sich selbst genüge oder kann die Aufgaben der anderen an sich reißen (vgl. 1 Korinther 12:12-28; LuB 84:108-110).
Eine Vereinheitlichung ist ein vereinender Prozess, bei dem jede Organisation der Kirche entscheidet, welche Themen behandelt werden. Dabei liegt das Interesse im Wohlergehen der gesamten Kirche. Dies ist keine Zensur in dem Sinne, dass man freie Meinungsäußerung und Kreativität verbietet oder einschränkt. Vielmehr stellt die Kirche auf diese Weise einen passenden und effektiven Gebrauch ihrer Ressourcen sicher.
Eine Vereinheitlichung besteht in der Führung der Ersten Präsidentschaft und der Zwölf. Es bietet Ordnung in den vielen Teilen der Kirche (vgl. 1 Korinther 14:40; LuB 28:13; 107:84; 132:8) und systematische Besprechungen vorgeschlagener Handlungen (vgl. Matthäus 18:16; LuB 6:28). Organisationen können dadurch unnötige Verdoppelungen vermeiden. Eine Vereinheitlichung sorgt dafür, dass Kirchenprogramme, -matrialien und –aktivitäten
- die Familie darin unterstützen und stärken das Evangelium zu lernen und zu leben.
- Vom Priestertum geleitet werden.
- Die Schriften und die Worte der Propheten als Grundlage des Lehrens benutzen.
- Den Regelungen entsprechen und Maßstäben gerecht werden, die vom Rat der Ersten Präsidentschaft und dem Kollegium der Zwölf Apostel bestätigt wurden.
- Leicht zu verstehen und zu benutzen sind.
- Menschen aufzufordern, örtliche Ressourcen zu nutzen, wann immer es angemessen und zugelassen ist, anstatt sie völlig vom Hauptquartier der Kirche abhängig zu machen
Als die Kirche 1830 organisiert wurde, waren ihre Struktur und ihreVerfahrensweise relativ einfach. Als jedoch die Wiederherstellung des Evangeliums bekannt wurde, wuchsen die Mitgliederzahl und die organisatorische Komplexität der Kirche rasch. Verschiedene Präsidenten der Kirche gründeten oder führten die folgenden Hilfsorganisationen ein: Die Frauenhilfsvereinigung im Jahr 1842 (für Frauen), die Sonntagsschule im Jahr 1849, Young Ladies´ Entrenchment Association im Jahre 1869 (welche sich zur Young Women´s Mutual Improvement Association für den Unterricht junger Frauen entwickelte), Young Men´s Mutual Improvement Association im Jahr 1875 (um Junge Männer zu unterrichten) und die Primarvereinigung im Jahre 1878 (für Kinder). (Siehe auch Hilfsvereinigungen.) Kirchenführer organisierten Priestertumskollegien, weiteten die Missionsarbeit in viele Länder aus, erhielten Familienaufzeichnungen, um Vorfahren zu erkennen, bauten Tempel und Versammlungshäuser, hielten Religionsklassen ab, errichteten Schulen und führten ein Programm ein, um Bedürftige zu unterstützen.
Während die Programme und Aktivitäten der Kirchenorganisationen in ihrer Anzahl und Komplexität zunahmen, hatten sie ihre eigenen generellen und örtlichen Beamten, Lehrpläne, Berichtssysteme, Versammlungen, Zeitschriften, Gelder und Informationswege.
Teil der Funktion einer Vereinheitlichung war die Aufrechterhaltung von Ordnung in diesen Organisationen. 1907 berief die Erste Präsidentschaft das Komitee für Vereinheitlichung und Berichtigung, 1908 das Komitte für Vereinheitlichung und das Komitee des Allgemeinen Priestertums zuständig für Inhaltsübersichten, 1916 das Komitee für Sozialberatung (1920 mit dem Komitee für Vereinheitlichung verbunden), 1939 das Komitee für Vereinheitlichung und Koordination und 1940 den Unionsausschuss der Hilfsabteilungen. Diese Gruppen verließen sich auf die Mandate, die in den Schriften der HLT enthalten sind. Sie mussten die Kirchenorganisationen in ihreren Strukturen, Lehrplänen, Aktivitäten und Versammlungen vereinheitlichen.
1960 leitete die Erste Präsidentschaft ein Komitee der Generalautoritäten, um die Zwecke und Kurse des Studiums des Priestertums und der Hilfsabteilungen zu überprüfen. Die Arbeit dieses Komitees begründete die gegenwärtigen Bemühungen einer Vereinheitlichung. Das Komitee bestimmte die Zwecke jeder Organisation von ihren Anfängen. Es folgte schrittweise ihren Ausweitungen und Veränderungen und prüfte ihre Studienkurse und Aktivitäten. Basierend auf den Empfehlungen des Komitees richtete die Erste Präsidentschaft 1961 drei koordinierende Komitees ein. Eines war für Kinder, eines für Jugendliche und eines für Erwachsene. Außerdem etablierte sie einen koordinierenden Rat, der die Aktivitäten der drei Komiteen leitete. Ein Mitglied des Kollegiums der Zwölf Apostel stand jeweils an der Spitze des Rates und der Komiteen. Der Rat und die Komiteen mussten das Lehr- und Aktivitätsprogramm der Priestertumkollegien, der Hilfsabteilungen und anderer Kirchenvertretungen vereinheitlichen.
Bis 1962 hatte die Kirche ihre Lehrpläne und Aktivitäten für drei Gruppen organisiert: Kinder, Jugendliche und Erwachsene. 1965 führte die Kirche einen Familienheimabend mit einem Leitfaden für Familien ein, damit sie Evangeliumsprinzipien und Werte in ihren Heimen lernen. Bis 1971 hatte die Kirche ihre Zeitschriften neu nach Alter und nicht nach Organisation formatiert - der Ensign für Erwachsene, den New Era für Jugendliche und den Friend für Kinder.
1972 begründete die Erste Präsidentschaft das Institut Interner Kommunikation, um Lehrmaterial und Zeitschriften zu planen, zu vereinheitlichen, vorzubereiten, zu übersetzten, zu drucken und zu verteilen. Als Teil dieser Reorganisierung errichtete die Erste Präsidentschaft das Institut für Vereinheitlichung und setzte alle Organisationen, Lehrpläne und Zeitschriften unter die Leitung des Priestertums.
1979 veröffentlichte die Kirche ihre eigene Ausgabe der Bibel auf Englisch, wozu sie den Text der King James Bibel benutzte. Neue Ausgaben des Buches Mormon, des Buches Lehre und Bündnisse und der Köstlichen Perle wurden 1981 veröffentlicht.
1980 konsolidierte die Kirche einen Versammlungsplan, um die für die Versammlungen benötigte Zeit zu senken und mehr Zeit für Belehrung und Aktivitäten innerhalb der Familien zu geben. Die meisten örtlichen Versammlungen am Sabbat wurden auf drei Stunden begrenzt.
Um die Leitung des Priestertums zu stärken, organisierte die Erste Präsidentschaft 1975 das Erste Kollegium der Siebziger und beauftragte 1980 ihre Präsidenten als verantwortliche Direktoren von Instituten im Kirchenhauptquartier. 1984 berief die Erste Präsidentschaft Gebietspräsidentschaften von den Kollegien der Siebziger, um die Angelegenheiten der Kirche in festgelegten Gebieten der Welt zu beaufsichtigen.
1987 formulierte die Erste Präsidentschaft die Funktion der Vereinheitlichung neu: Alle vorgelegten, offiziellen Materialien, Programme und Aktivitäten in der ganzen Kirche müssen von dem Institut für Vereinheitlichung ausgewertet werden. Ferner könnte kein vorgelegter Gegenstand unter der Schutzherrschaft der Kirche entwickelt werden, oder formal von Bevollmächtigten genutzt werden, ohne eine schriftliche Anordnung von der Ersten Präsidentschaft und dem Kollegium der Zwölf Apostel.
Während der 1990er Jahre verlagerte die Vereinheitlichung der Kirche ihren Fokus. Nachdem sie zunächst Ordnung unter den Kircheneinheiten bewahrt hatte, vereinfachte und reduzierte sie nun Programme und Materialien und begrenzte deren Umfang, Komplexität und Kosten.
Kirchenführer beschlossen, dass übermäßig komplexe und teure Programme und Materialien verhindern könnten, das Evangelium zu „allen Nationen, Geschlechtern, Sprachen und Völkern“ zu bringen (LuB 42:58). Wenn die Kirche in weniger entwickelten Gebieten der Welt wächst, wird es viele Mitglieder mit begrenzter Ausbildung und begrenzten Ressourcen geben.
Der gegenwärtige (1990) Vorgang der Vereinheitlichung im Hauptquartier der Kirche erlaubt Repräsentanten von Instituten und Hilfstruppen jährlich die Materialien, Programme und Aktivitäten vorzuschlagen, die sie in Betracht ziehen wollen. Ein Urheber fährt nur mit einem Vorschlag fort, nachdem es ein angemessenes Konzept und eine endgültige Zusage zur Produktion erhalten hat.
Jeder Informationsaustausch vom Hauptquartier der Kirche wird durch eine einzelne Priestertumslinie von der Ersten Präsidentschaft und dem Rat der Zwölf Apostel zu Pfählen und Gemeinden und somit an Familien und Einzelne übertragen.
In örtlichen Pfählen und Gemeinden (Versammlungen) vereinheitlichen Kirchenführer Programme und Aktivitäten durch Räte, deren Mitglieder jeden einzelnen innerhalb der Pfahl- oder Gemeindegrenze repräsentieren. Diese Räte stellen sicher, dass Programme und Resourcen der Kirche für die Menschen verfügbar sind. Sie helfen ihnen dabei, die Prinzipien des Evangeliums zu lernen und danach zu leben.
BIBLIOGRAPHIE
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