„Verdammnis“ ist ein Begriff, der sich vom Lateinischen damnum herleitet, was „Verletzung“ und „Verlust“ bedeutet. Häufig bedeutet dies ebenfalls den Entzug von etwas, was man besitzen sollte. Ebenso wie es unterschiedliche Grade und Formen von Erlösung gibt, die in einigen Bereichen mit wenig Fortschritt einhergehen (LuB 76:96-98; 131:1-4), gibt es unterschiedliche Grade und Formen von Verdammnis. In der Lehre der HLT bedeutet verdammt zu sein, dass man gestoppt, blockiert, oder in seinem Fortschritt begrenzt ist. Einzelpersonen sind dann verdammt, wenn sie ihr volles Potential als Kinder Gottes nicht erreichen. Verdammnis heißt etwas nicht zu erreichen, was man genossen hätte, wenn man das gesamte Gesetz des Evangeliums empfangen hätte und glaubensvoll gewesen wäre. Demnach sind alle diejenigen verdammt, die nicht den höchsten Grad des Celestialen Reichs erlangen, obwohl sie in irgendeinem Grad der Herrlichkeit errettet sind. Sie sind in dem Sinne verdammt, dass sie keine ewige Vermehrung oder keinen Fortbestand der Familie in der Ewigkeit genießen werden (LuB 132:4, 19). In diesem Zusammenhang bezieht sich Verdammnis nicht notwendigerweise auf das ewige Leiden in der Hölle mit dem Teufel, denn selbst der Verlust von Segnungen ist eine Form von Hölle und Verdammnis. Zusätzliche Offenbarung bereichert und erläutert biblische Schriftstellen, die zu den Sichtweisen der HLT bezüglich dieses Themas gehören. Daher hat Verdammnis eine weitreichendere Anwendung als es im heutigen Gebrauch scheinen mag (Siehe Grade der Herrlichkeit; Erhöhung; Erben).
In den Schriften bezieht sich Verdammnis gewöhnlich auf das Urteil oder die Verwerfung, die Jesus Christus am Ende der Welt auf die Schlechten aussprechen wird (Matthäus 25:41-46). Der deutsche Begriff „Verdammnis“ entspricht dem Griechischen rasha, was einen schlechten, respektlosen, gottlosen oder schuldigen Zustand andeutet. Im Griechischen deutet das entsprechende krino an, dass man verworfen wird. Während das Wort „Verdammnis“ regelmäßig in der King James Bibel vorkommt, (z.B. im Neuen Testament) lässt es sich in einigen modernen Versionen, welche Begriffe wie „Untergang“ oder „Verwerfung“ verwenden, nicht finden.
Viele Juden und Christen lehnen den Gedanken einer Verdammnis als überholtes, theologisches Konzept ab. Manche orthodoxe Juden und konservative Christen glauben jedoch weiterhin an eine endlose und ewige Verdammnis. Konservative Christen glauben im Allgemeinen, dass Gott persönlich reuelose Sünder verwerfen wird, wenn sie es gemäß der Gerechtigkeit verdienen (Matthäus 12:41-42; Johannes 12:48; Römer 3:8). Darüberhinaus glauben sie, dass Christus, der Erlöser, vor allem kam, um zu retten und nicht um zu verwerfen (Johannes 3:17). Er allein befreit die Einzelperson von endgültiger Verdammnis (Römer 8:1-2).
Verdammnis kommt als ein Folge davon, dass man nicht an das Evangelium glaubt (Markus 16:16), zusätzliches Licht und Wissen nicht annimmt (Alma 12:9-11), an falsche Lehren glaubt (2 Petrus 2:1), träge ist und in allem geboten werden muss (LuB 58:26-29) und es ablehnt, sich selbst zu demütigen, umzukehren und nach den Evangeliumsprinzipien zu leben. Der Prophet Joseph Smith erklärte, „Gott hat bestimmt, dass alle, die seiner Stimme nicht gehorchen, der Verdammnis der Hölle nicht entkommen werden. Was ist die Verdammnis der Hölle? Mit der Gesellschaft übereinstimmen, die Gottes Geboten nicht befolgt haben“ (LPJS, S. 198; vgl. S. 322-23).
Verdammnis führt auch dazu, dass man unwürdig vom Abendmahl des Herrn nimmt (1 Korinther 11:29), sich an Unrechtschaffenheit erfreut (2 Thessalonicher 2:12), ehebrecherische Beziehungen führt (1 Timotheus 5:11-12), das Gesetz der Kirche ablehnt (LuB 42:60), das Bündnis der ewigen Ehe vernachlässigt (LuB 132:4), das heilige Wort des Herrn verdreht (Mormon 8:33) und Jesus Christus ablehnt (LuB 49:5). Wenn man dies tut und nicht umkehrt, verliert man den Schutz des Gesetzes Gottes und die geistige Nahrung, welche man hätte genießen können. Folglich erleidet man Verdammnis.
Verdammnis sollte man nicht mit nie endender Qual oder Bestrafung gleichsetzen. Eine frühe Offenbarung an Joseph Smith erklärt, „Es steht nicht geschrieben, dass es kein Ende dieser Qual geben werde, aber endlose Qual steht geschrieben. Abermals, ewige Verdammnis steht geschrieben; daher ist es ausdrucksvoller als andere Schriftstellen, damit es die Herzen der Menschenkinder berührt“ (LuB 19:6-7; siehe auch Endlos und Ewig). Präsident Brigham Young erklärte, „Wir glauben, dass sie in einen See gehen werden, der mit Schwefel und Feuer brennt, und unbeschreibliche und nie gehörte Qualen erleiden, die von grausamen und bösartigen Teufeln bis in alle Ewigkeit zugefügt werden. Diese religiöse Lehre endgültiger Belohnungen und Bestrafungen finde ich ebenso seltsam wie ihren körperlosen, teillosen und leidenschaftslosen Gott. Jeder Mensch wird gemäß den Taten im Körper empfangen, ob sie gut waren oder schlecht. Alle Menschen, ausgenommen von denen, die gegen den Heiligen Geist gesündigt, unschuldiges Blut vergossen, oder dem zugestimmt haben, werden in irgendeinem Reich errettet werden; denn in meines Vaters Haus, sagt Jesus, gibt es viele Wohnungen“ (JD 11:125-26).
Ultimative und völlige Verdammnis kommen nur auf den Teufel und seine Engel, die im ersten Stand rebellierten, und über die Söhne des Verderbens, die auf ewig verdammt sind und nach diesem Leben in kein Reich der Herrlichkeit eintreten dürfen (LuB 76:32-34). Die Söhne des Verderbens sind diejenigen, die der unverzeihlichen Sünde gegen den Heiligen Geist schuldig sind (LuB 132:27; vgl. Markus 3:29). Dazu gehört auch, dass sie den „Einziggezeugten Sohn des Vaters geleugnet [...] [und] ihn für sich selbst gekreuzigt und ihn zum offenen Gespött gemacht“ haben (LuB 76:35).
BIBLIOIGRAPHIE
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Lee, Harold B. "Spiritual Rebirth and Death." IE 50 (Nov. 1947):716, 752, 754.
Stuy, Brian, ed. Discourse by George Q. Cannon. In Collected Discourses, 3 vols.; Vol. 2, pp. 64-76. Sandy, Utah, 1987-1989.
RICHARD NEITZEL HOLZAPFEL