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VORHERORDINIERUNG

Die Vorherordinierung ist die vorirdische Auswahl einzelner, zu einer bestimmten Zeit und unter bestimmten Umständen geboren zu werden und vorherbestimmte Verantwortungen zu erfüllen. Gemäß der HLT-Interpretation bedeutet „vorherordiniert“ nicht vorherbestimmt (Siehe Prädestination / Vorherbestimmung). Dies ergibt sich aus einer freiwilligen Entscheidung, nicht aus einem Vergehen gegen diese Freiheit oder aus dem Verzicht darauf. Die Idee des Vorherdaseins und einer vorirdischen Vorbereitung auf das Erdenleben wird in biblischen Quellen angedeutet und Hinweise darauf erscheinen in einigen frühen jüdisch-christlichen Quellen. Im späteren Gedankengut allerdings spielt dieser Grundsatz eine weniger wichtige Rolle.

Abraham erfuhr, dass er zu den tapferen Geistern zählte und daher auserwählt oder vor seiner Geburt vorherordiniert war, ein Führer in Gottes Reich auf Erden zu sein (Abr. 3:22-23). Der Herr informierte Jeremia gleichermaßen: „Noch ehe ich dich im MutterIeib formte, habe ich dich ausersehen ..., zum Propheten für die Völker habe ich dich bestimmt“ (Jer. 1:5). Alma II lehrte, dass Priester zu einer „heiligen Ordnung“ gehörten und „gemäß dem Vorherwissen Gottes und aufgrund ihres überaus großen Glaubens und ihrer guten Werke“ vorherordiniert waren (Alma 13:1, 3). Der Prophet Joseph Smith kam zu dem Schluss, dass „jeder, der die Berufung hat, den Bewohnern der Erde geistlich zu dienen, schon vor der Grundlegung der Welt im großen Rat im Himmel zu diesem Zweck ordiniert wurde“ (LPJS, S. 371-372). Zusätzlich zu dieser Vorherordinierung zu Priestertumsberufungen sind viele Geister vielleicht für spezifische Nationen und Generationen, was Paulus als „die Grenzen ihrer Wohnsitze“ beschreibt (Apg 17:26), und auch zu Familien und verschiedenen Aufgaben, Arbeiten oder Missionen auf der Erde vorherordiniert worden.

Während diese Wahl letztendlich auf dem Allwissen und Vorherwissen Gottes beruht, können mehrere Faktoren die irdischen Umstände des Einzelnen beeinflussen. Die Vorherordinierung ergibt sich als Segen oder Belohnung für die vorirdische Rechtschaffenheit und die tapfere Verpflichtung Jesus Christus gegenüber. Ins Haus Israel geboren zu werden und die Segnungen Abrahams, Isaaks und Jakobs ererben zu können, wird oft als das Geburtsrecht hingebungsvoller Seelen angesehen ( Eph. 1:4-5, Röm. 9:4). Diese Rechte und Segnungen können immer noch alle erlangen, die sie erhalten möchten, ob in diesem Leben oder im Jenseits. Wie Elder B. H. Roberts von den Siebzigern aussagte, werden Menschen früher oder später aufweisen, „die Stärke der Intelligenz und einer hohen Gesinnung, die ihr Geist sich im himmlischen Reich angeeignet hatte, bevor sie einen physischen Körper erhielten.“ (T. Madsen, Defender of the Faith [Salt Lake City, 1980], S. 2). In Lehre und Bündnisse steht, dass Männer und Frauen durch Rechtschaffenheit und Eifer zu Gott kommen und dadurch zu den „Söhnen [und Töchtern] Moses und Aarons und zu den Nachkommen Abrahams und der Kirche und dem Reich und den Auserwählten Gottes“ gezählt werden können (LuB 84:34).

Durch Glaubenstreue im Erdenleben kann man, wie auch immer die vorirdische Vorherordinierung oder früheren Bündnisse eines einzelnen aussehen, in die bevorzugte Abstammungslinie „adoptiert“ werden, wie Paulus lehrte: „Nicht alle, die aus Israel stammen, sind Israel“ (Röm. 9:6). Es bedeutet, das viele möglicherweise zu bedeutenden Missionen in der Sterblichkeit vorherordiniert sind, aber durch Sünde und Rebellion in Bezug auf ihre Vorherordinierung versagen und ihre Segnungen aufgeben. Gehorsam den Bündnissen und Verordnungen des Evangeliums gegenüber ist ein bestimmender Faktor dabei, die letztendliche Bestimmung zur gewählten Abstammungslinie vorzunehmen.

Heilige der Letzten Tage glauben außerdem, dass die Zeit, der Ort und die Umstände der Geburt in diese Sterblichkeit hinein sowohl die Folge früherer Bündnisse und Entscheidungen als auch dessen ist, was gemäß der göttlichen Weisheit am besten wäre, sowohl Gelegenheiten als auch Herausforderungen für das Wachstum und die Entwicklung des einzelnen zu bieten. Darüber hinaus kann die Vorherordinierung auch auf Gottes eigenen Zwecken und Plänen, alle seine Kinder zu segnen,  basieren. Die Einzelheiten dieser Faktoren bleiben unklar. Daher kann der vorirdische Charakter einer Person nie aufgrund ihrer derzeitigen Position im Leben beurteilt werden. Einige der bittersten und schwersten Umstände dürften angesichts der Ewigkeit die gesegnesten sein und vielleicht sogar die Situationen, die Männer und Frauen wählten und denen sie zustimmten. Die Vorherordinierung hält uns nicht davon ab, unsere Entscheidungsfreiheit anzuwenden. Die Vorherordinierung ist eine bedingte Vorherbestimmung zu oder Verleihung von bestimmten Segnungen und Verantwortungen.

Gemäß Augustin und Calvin haben einige das Wort „vorherbestimmt“ in Römer 8:29-30 und Epheser 1:4-5 so interpretiert, dass es im Voraus göttlich verursacht bedeutet. Dieser Ansicht gemäß ist Gott der eigentliche Urheber, während der Mensch immer nur ein Effekt ist. Heilige der Letzten Tage lehnen diese Interpretation ab. Sie glauben, dass weder die griechischen noch die denen verwandten Schriftquellen zu diesem Standpunkt führen. Paulus’ Gebrauch dieses Begriffs bedeutet, durch Christus vorherordiniert ein Sohn Gottes zu sein. Darüber hinaus sieht Gott unsere Entscheidungen voraus, da er „alles weiß, denn alles ist vor [seinen] Augen gegenwärtig“ (LuB 38:1-2). Jedoch trifft er die Entscheidungen nicht für uns. Er kennt unser Potential und ordiniert jene im Voraus, die helfen werden, seine Absichten zustande zu bringen. Heilige der Letzten Tage dehnen dieses Konzept auf die Vorherordinierung zu jeglichem von Gott beauftragten Dienst oder Funktion aus.

BIBLIOGRAPHIE

Maxwell, Neal A. „Meeting the Challenges of Today“. Speeches of the Year, S. 149-56. Provo, Utah, 1978.

Top, Brent L. The Life Before. Salt Lake City, 1988.

Winston, David. „Preexistence in the Wisdom of Solomon and Mormon Sources“. In Reflections on Mormonism, Hg. Truman Madsen, S. 13-35. Salt Lake City, 1978.

BRENT L. TOP


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