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VORHERBESTIMMUNG

Die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage lehnt den Glauben an eine Vorherbestimmung ab, nämlich die Lehre, dass Gott die Erlösung oder die Verdammung jedes einzelnen vorherbestimmt. Das Evangelium verkündet, dass echte menschliche Freiheit und echte Verantwortung, individuelle Entscheidungsfreiheit im Denken als auch im Handeln, sowohl bei  der Entwicklung eines Menschen als auch bei seiner endgültigen Lebensgestaltung ausschlaggebend sind. Kirchenlehren lehnen die strenge duale Option von Himmel oder Hölle als Ergebnis ab, da alle Menschen sehr unterschiedliche Niveaus an geistiger Entwicklung aufweisen. Gleichzeitig erkennen Heilige der Letzten Tage die unentbehrliche Notwendigkeit der durch Jesus Christus manifestierten Gnade Gottes und die effektive geistige Führung, die sich durch göttliche Vorherordinierung ergibt.

Die HLT-Position basiert zum Teil auf den Lehren Paulus’, dass Gott „jedem vergelten wird, wie es seine Taten verdienen“, und dass „Gott ohne Ansehen der Person richtet“ (Röm. 2:6, 11). Diese zwei Prinzipien bieten eine Grundlage dafür, den von Pauls benutzten Begriff „Vorherbestimmung“  zu verstehen. Der Ausdruck hatte offensichtlich die Bedeutung „im Voraus zum göttlichen Werk berufen zu sein“. In demselben Sinne, wie man sein Potential oder seine Berufung erkennt und an den Tag legt, so stimmt diese Interpretierung mit dem griechischen Ausdruck proorizo, den Paulus benutzte, überein und bedeutet nicht eine unwiderrufliche oder unwiderstehliche Vorherbestimmung.

Heilige der Letzten Tage sollen „in jedem Gedanken zu Gott sehen“ (LuB 6:36), weil niemand sich selbst erlösen kann. Aber auch Gott kann uns nur  mit unserer Anstrengung und Zusammenarbeit erlösen. Allen steht es frei, Gottes Hilfe und seine Macht zu erlösen zu akzeptieren oder zurückzuweisen. Die Schriften lehren klar und eindeutig, dass mit Gottes Hilfe sowohl die Rechtfertigung als auch die Heiligung „gerecht und wahr“ sein wird (LuB 20:30). „Aber es ist möglich, dass der Mensch die Gnade verwirken und den lebendigen Gott verlassen kann, darum sollen die Mitglieder der Kirche achtgeben und immer beten, damit sie nicht in Versuchung fallen“ (LuB 20:32, 33).

RICHARD D. DRAPER

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