Home

VERVOLLKOMMNUNG

In allen Generationen hat Gott seinen Kindern geboten, vollkommen zu sein. Seine Aufträge an Abraham, „Geh deinen Weg vor mir, und sei rechtschaffen!“ (Gen. 17:1) und an die Israeliten, „Du sollst ganz und gar bei dem Herrn, deinem Gott, bleiben“ (Dtn. 18:13), gleichen denen im Neuen Testament und im Buich Mormon: „Ihr sollt also vollkommen sein, wie es auch euer himmlischer Vater ist“ (Mt. 5:48, 3 Ne. 12:48).

Obwohl Ermahnung des Heilands ein unwiderruflicher Aufruf zur Vervollkommnung ist, wissen Heilige der Letzten Tage, dass nur er allein vollständig ohne Makel war und im unbegrenzten und absoluten Sinne vollkommen war. „Zur Vollendung gelangt, ist er für alle, die ihm gehorchen, der Urheber des ewigen Heils geworden“ (Hebr. 5:9).

Menschen müssen in bestimmten Aspekten nach Vervollkommnung trachten, die in der Sterblichkeit nur durch Christus zu erreichen ist. Das Neue Testament bezieht sich auf „die Vollkommenen“ (1 Kor. 2:6, Mt. 19:21, Jakobus 3:2, Hebr. 12:23), und das griechische Wort teleios, was „perfekt“ bedeutet, bedeutet auch „komplett, ganz, voll eingeweiht, reif“. Solche Reife und Vollkommenheit besteht darin, die Fülle des Evangeliums zu empfangen, im Glauben an den Herrn Jesus Christus zu wandeln, von seinen Sünden umzukehren, notwendige Verordnungen zu empfangen, den Bündnissen mit dem Herrn gegenüber treu zu sein, dem Herrn zu gehorchen und sich seinem Willen zu unterwerfen, zuerst nach dem Reich Gottes und seiner Rechtschaffenheit zu streben und Nächstenliebe zu zeigen, „die bindende Kraft der Vollkommenheit und des Friedens“ (LuB 88:125).

Moderne Propheten haben verkündet, dass Männer und Frauen vollkommen werden können „in den Sphären, in denen [sie] berufen sind zu handeln …[und dass] wir in unserem Bereich so vollkommen werden können wie Gott in seiner höheren und erhöhteren Sphäre vollkommen ist“ (Smith, S. 252, weiter JD 6:99, 2:129, 10:223). Sterbliche Wesen haben die tröstende Zusicherung, dass Gott „den Menschenkindern keine Gebote gibt, ohne ihnen einen Weg zu bereiten, wie sie das vollbringen können, was er ihnen geboten hat“ (1 Ne. 3:7).

Heilige der Letzten Tage glauben, dass Jesus Christus darauf hinweist , wie  alle Menschen vollkommen werden können. Er ist „der Weg, die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater außer durch [ihn]“ (Joh. 14:6). Durch sein sühnendes Opfer können alle Mäner und Frauen umkehren und vervollkommnet werden, indem ihre Sünden und Fehler und der Wunsch zur Sünde entfernt werden. Letztlich sind das ewige Leben und göttliche Vollkommenheit Gaben Gottes (LuB 14:7), die in der Gnade Gottes, Erlösung, individueller Rechtschaffenheit und darin verwurzelt sind, aus Gott geboren zu sein. Die menschliche Anstrengung reicht nicht aus. Gottes Gnadengabe wiegt dieses Versagen auf, „denn wir wissen, dass wir durch Gnade errettet werden – nach allem, was wir tun können“ (2 Ne. 25:23).

Glaubenstreue Heilige schreiten allmählich, Schritt um Schritt, zur Vollkommenheit voran. Genau wie der Heiland „von Gnade zu Gnade beharrte, bis er eine Fülle empfing“ (LuB 93:13), so gibt Gott seinen Kindern Milch, bevor er ihnen Fleisch gibt (1 Kor. 3:2, Hebr. 5:12, LuB 19:22). „Es ist nicht erforderlich, dass der Mensch schneller laufe, als er Kraft hat“ (Mosia 4:27). Dieser Vorgang wird unterschiedlich beschrieben als eine „Leiter“ (LPJS, S. 355), eine „Straße“ (DS 2:18-19) und ein „Prozess, dem man sein ganzes Leben lang folgen sollte“ (Kimball, S. 6). 1831 ermahnte der Herr die Heiligen „geduldig zu bleiben, bis ihr vollkommen geworden seid“ (LuB 67:13).

Obwohl vielen das Ziel der Vollkommenheit überwältigend scheint, verhieß Christus: „Mein Joch drückt mich nicht, und meine Last ist leicht“ (Mt. 11:30). Während der Gehorsam den Geboten gegenüber wesentlich ist, steht der Geist der Vollkommenheit immer länger werdenden Checklisten von unwesentlichen, weltlichen Handlungen gegenüber, die wir tun, um unseren Mitmenschen zu gefallen. Propheten jedoch laden alle ein: „Kommt zu Christus, und werdet in ihm vollkommen, und verzichtet auf alles, was ungöttlich ist, und liebt Gott mit aller Macht, ganzem Sinn und aller Kraft, dann ist seine Gnade ausreichend für euch“ (Moro. 10:32). Darin liegt die Kraft, Sünde und Entmutigung zu überwinden.

Der Mann oder die Frau, die nach der Vollkommenheit des Erlösers strebt, nimmt am Werk des Vaters teil, die Menschheit zu erretten und zu erhöhen: „Er hilft weiterhin seinen gebrechlichen Mitmenschen in ihren Anstrengungen Fortschritte zu machen. So wird er Partner mit Gott beim Erarbeiten des Plans der Erlösung“ (Widtsoe, S. 180). Heilige der Letzten Tage glauben, dass sie vervollkommnet und eins im Geist werden müssen, als einzelne und als Gesellschaft (Eph. 4:12), um das Reich Gottes zu ererben. [Siehe auch Heiligkeit, Heiligung.]

BIBLIOGRAPHIE

„Becoming Justified and Sanctified“. In Relief Society Personal Study Guide, S 63-69. Salt Lake City, 1989.

Kimball, Spencer W. „Hold Fast to the Iron Rod“. Ensign 8 (Nov. 1978):4-6.

Lund, Gerald N. „Are We Expected to Achieve Perfection in this Life?“ Ensign 16 (Aug. 1986):39-41.

Smith, Joseph F. Gospel Doctrine, S. 252. Salt Lake City, 1939.

Widtsoe, John A. Evidences and Reconciliations, S. 180. Salt Lake City, 1960.

CAROL LEE HAWKINS

(c) 2008 South German Mission Foundation