Die Heiligen der Letzten Tage haben eine lange Tradition entwickelt, ausführliche Berichte über die Aktivitäten der Kirche und ihr eigenes Leben zu führen (Siehe Führen von Berichten). So wie die Arbeitsakten der meisten privaten Institutionen, sind auch die gegenwärtigen Berichte der Kirche im Allgemeinen nicht für außenstehende Forscher zugänglich. Uneingeschränkter, öffentlicher Zugang zu den täglichen Arbeitsakten würde den reibungsfreien Arbeitsgang der Organisation unterbrechen und die Privatsphäre einzelner Kirchenmitglieder verletzen. Die Finanz- und Berichtsabteilung führt die derzeitigen Mitgliedschaftsbelege der Kirche und die Berichte freiwilliger, finanzieller Abgaben. Diese werden streng vertraulich behandelt. Die Missionsabteilung hält die Bewerbungen potentieller Missionare streng vertraulich, da diese persönliche Informationen über die Gesundheit und das persönliche Leben des Bewerbers enthalten. Gleichermaßen macht die Personalabteilung Mitarbeiterakten nicht zugänglich.
Trotz des allgemeinen Zugangsverbots zu diesen Berichten, bewilligt die Kirche in außergewöhnlichen Fällen Ausnahmen, die beträchtlichen Nutzen für die Menschheit versprechen. Zum Beispiel haben Kirchenfunktionäre Krebsforschern und anderen, die eine berechtigte Nachfrage für solche Informationen nachgewiesen haben, ausgedehnte Mitgliedschaftsdaten zur Verfügung gestellt (Lyon, S. 129-133).
Die meisten der älteren Kirchenberichte werden in der Historischen Abteilung aufbewahrt, die eines der weltweit größten, religiösen Archive darstellt. Neben der Unterbringung von institutionellen Berichten akzeptiert die Abteilung auch persönliche, historische Materialstiftungen, wie die Tagebücher und Arbeiten einzelner Kirchenmitglieder.
Die Mehrheit der Tausenden von Sammlungen der Historischen Abteilung sind für die meisten Mitglieder der Öffentlichkeit frei zugänglich. Wie andere große Archive beschränkt die Historische Abteilung jedoch aus verschiedenen gesetzlichen und ethischen Gründen den Zugang zu einigen ihrer Sammlungen. Andere Materialien sind außerdem durch die Konditionen des Stifters begrenzt. Einige dieser Einschränkungen laufen letztendlich aus und machen die gestifteten Materialien damit für die Öffentlichkeit zugänglicher.
Die Historische Abteilung beschränkt einige Materialien, um die Privatsphäre von Personen, die in diesen erwähnt werden, zu schützen. Experten für archivalische Gesetzgebung erklärten, dass „die Privatsphäre bei Weitem die stärkste Berücksichtigung in der Beschränkung von Materialien in Archiven darstellt“ (Peterson und Peterson, S. 39). Die Einstellung der Kirche zur Privatsphäre beinhaltet mehr als den gesetzlichen Grundsatz, der die Privatsphäre des Menschen bis zum Tod anerkennt. Dallin H. Oaks erklärt: „Unser Glaube in ein Leben nach dem Tod veranlasst uns dazu, diesen Grundsatz auszudehnen und die Privatsphäre verstorbener Personen, die hinter dem Schleier weiterleben, zu respektieren“ (S. 65). Beispiele für Materialien, die aus Privatsgründen beschränkt sind, beinhalten die Kirchenberichte für Disziplinarverfahren, vertrauliche Beratungen in Kirchenräten und die Tagebücher von Kirchenbeamten, die vertrauliche Informationen, die ihnen von Kirchenmitgliedern anvertraut wurden, niederschrieben.
Die Historische Abteilung beschränkt andere Berichte, da diese heilig sind. Beispiele solcher Berichte schließen Abschriften von Patriarchalischen Segen mit ein. Im Allgemeinen erhalten Forscher nur Zugang zu den Abschriften ihres eigenen Segens, dem ihres Ehepartners und ihrer direkten Nachkommen und verstorbenen Vorfahren.
BIBLIOGRAPHIE
Clark, James R. MFP 2:315-20.
Lyon, Joseph L., et al. "Cancer Incidence in Mormons and Non-Mormons in Utah, 1966-1970." New England Journal of Medicine 294 (1976):129-33.
Oaks, Dallin H. "Recent Events Involving Church History and Forged Documents." Ensign 17 (Oct. 1987):63-69.
Peterson, Gary M., and Trudy Huskamp Peterson. Archives & Manuscripts: Law. Chicago, 1985.
RICHARD E. TURLEY, JR.