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VERORDNUNGEN

Dieser Eintrag besteht aus zwei Artikeln: Verordnungen: Ueberblick, eine allgemeine Abhandlung über die Natur von Verordnungen im weitesten Sinne und Vollzug von Verordnungen, die eigentlichen kirchlichen Vorgänge, die bei der Bevollmächtigung und Durchführung von Verordnungen der Kirche beteiligt sind.

VERORDNUNGEN: ÜBERBLICK

Der Begriff „Verordnung“ ist abgeleitet von dem lateinischen Wort ordinare, welches zwei Bedeutungen hat: Etwas in eine Ordnung oder Reihenfolge bringen oder durch Bevollmächtigung oder auf Gebot hin handeln. Die Mitglieder der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage betrachten religiöse Verordnungen nicht als willkürlich eingeführt, sondern als von Gott gezielt eingerichtet und mit ewiger Reichweite.

Die Macht, Verordnungen zu vollziehen, deren Gültigkeit von Gott anerkannt wird, ist untrennbar mit der göttlichen Vollmacht verbunden, die den sterblichen Menschen übertragen wurde, nämlich dem Priestertum Gottes: „Dieses Priestertum besteht in der Kirche Gottes in alle Generationen fort... Darum wird in seinen Verordnungen die Macht des Göttlichen kundgetan. Und ohne seine Verordnungen und die Vollmacht des Priestertums wird die Macht des Göttlichen den Menschen im Fleiche nicht kundgetan“ (LuB 84:17,20-21).

Verordnungen in der Kirche enthalten Anweisungen und reichhaltige Symbolik. Die Salbung mit geweihtem Öl (z.B. wie im Tempel) erinnert an  die Verwendung heiligen Öls bei der Krönung von Königen und die Berufung von Propheten in alter Zeit. Das Auflegen der Hände auf das Haupt eines Kranken weist symbolisch auf das Bittgebet und die Übertragung von Macht aus der Höhe hin. Die „Wasser der Taufe“ symbolisieren auf mächtige Weise die Wirklichkeit einer neuen Geburt.

Die Schriften der Letzten Tage geben umfangreiche Beweise dafür, dass Gott im Plan der Erlösung und Errettung unveränderliche ewige Verordnungen als wesentliche Elemente eingerichtet hat (Jes 24:5; Mal 3:7; Alma 13:16; LuB 124:38). Der Prophet Joseph Smith lehrte: „die Verordnungen des Evangeliums... wurden vor Grundlegung der Welt angelegt“ und „dürfen nicht verändert oder ausgetauscht werden. Alle Menschen müssen durch dieselben Grundsätze errettet werden“ (TPJS, S. 367, 308).

Ein biblisches Beispiel für die Notwendigkeit von Verordnungen kann man in der Aussage des Herrn an Nikodemus finden, dass man „von Neuem geboren“ werden muss (Joh 3:3). Der Prophet Joseph Smith lehrte: „Von Neuem geboren werden kommt vom Geist Gottes durch Verordnungen (TPJS, p. 162). Der Prozess der Errettung wird als eine „mächtige Wandlung im Herzen“ erlebt (Alma 5:14), die unter der Führung und dem Beistand des Geistes Gottes durch das Halten heiliger Verordnungen stattfindet. Die Erprobung des Gehorsams wird in der heutigen Zeit wiederholt; ein Muster, von dem gesagt wurde, es finde „in allen Fällen unter den ganzen Himmeln“ Anwendung. Man wird vollständig von Gott angenommen und  ist „von Gott“, wenn, und nur dann, sie oder „er meine Verordnungen befolgt“ (LuB 52:14-19). Während manche Verordnungen allgemeiner Natur sind (vgl. Lev 18:4; Röm 13:2; Alma 30:3; LuB 136:4), sind andere Riten und Zeremonien, die für besondere Zwecke im Werk des Herrn verordnet sind (vgl. Num 18:8; Heb 9:10; Alma 13:8; LuB 128:12).

Verordnungen im Sinne von Ritualen und Zeremonien umfassen das ganze Leben der sterblichen Söhne und Töchter Gottes und werden von denen durch den Herrn Bevollmächtigten, den Trägern seines Priestertums, durchgführt. In der Tat sind Verordnungen die sichtbare Seite der Wirksamkeit des Priestertums, die Ausführung der ordnunggemäßen göttlichen Vollmacht, die den sterblichen Menschen übertragen ist.

Einige Verordnungen sind die Voraussetzung für die Erlangung celestialer Herrlichkeit (Taufe, Gabe des Heiligen Geistes) und für die Erhöhung (Ordination zum Priestertum, Tempel-Endowment und celestiale Ehe). Jeder Mensch, der auf der Erde lebt, je gelebt hat oder noch leben wird, braucht diese Verordnungen. Deshalb müssen Verordnungen stellvertretend für jene durchgeführt werden, die während ihres sterblichen Lebens keine Möglichkeit dazu hatten.

Andere Verordnungen verbessern das körperliche, emotionale und geistige Wohlbefinden des Empfängers, auch wenn sie keine Voraussetzung für den Empfang celestialer Herrlichkeit oder den Eintritt in die tatsächliche Gegenwart Gottes bilden. Zu diesen zusätzlichen Verordnungen gehören die Kindersegnung, die Konfirmation, die Weihung von Öl, die Weihung von Gebäuden und die Weihung von Gräbern. Krankensegen tragen zu Gesundheit und Wohlbefinden sowie zu emotionaler Erleichterung und Trost bei. Durch patriarchalische und väterliche Segen wird Kindern geistige Führung gegeben. Durch die Teilnahme am Abendmahl erfolgt eine entscheidende Erneuerung seines Bündnisses, wenn man die feierliche Verpflichtung auf sich nimmt, sich richtig zu verhalten, den Namen Christi auf sich zu nehmen, immer an ihn zu denken und seine Gebote, die er gegeben hat, zu halten. Dieser Gehorsam erhöht die Empfänglichkeit für die Führung und Heiligung des Geistes.

Verordnungen spiegeln die Wahrheit wider, dass die Kirche des Herrn ein Haus der Ordnung ist. Sie erinnern die Mitglieder außerdem an ihre Stellung im Reich Gottes auf Erden.

Nicht nur derjenige, der die Verordnung durchführt, sondern auch derjenige, der sie empfängt, sollte sich auf diesen Anlass vorbereiten. Der vierte Glaubensartikel besagt: „Wir glauben, daß die ersten Grundsätze und Verordnungen des Evangeliums sind: erstens der  Glaube an den Herrn Jesus Christus; zweitens die Umkehr; drittens die Taufe durch Untertauchen zur Sündenvergebung; viertens das Händeauflegen zur Gabe des Heiligen Geistes.“ Diese einleitenden Schritte unterstehen einer genauen und göttlich bestimmten Reihenfolge. Indem man ihr folgt, bewegt man sich „von Gnade zu Gnade“ wie der Sohn Gottes selbst (LuB 93:13; vgl. Luk 2:52). Tatsächlich lehrt neuzeitliche Offenbarung: 

„ Wenn ein Mann die Fülle des Priestertums Gottes erhält, muss er es auf dieselbe Weise bekommen wie Jesus Christus es empfangen hat. Und diese bestand darin, alle Gebote zu halten und allen Verordnungen des Hauses des Herrn gehorsam zu sein“ (TPJS, p. 308) .

Wenn Verordnungen mit Vollmacht und Macht durchgeführt werden, bringen sie göttliche Segnungen. Sie haben „Wirksamkeit, Kraft und Gültigkeit“ (LuB 132:7). Sie erleuchten den Verstand und beleben die ganze Seele (JS-Lebensgeschichte 1:74). Adam, der erste Mensch wurde“ im inneren Menschen belebt“, nachdem er getauft worden war (Mose 6:65). Verordnungen vereinen Menschen mit Gott und Menschen mit Menschen: „Siehe, du bist eins in mir, ein Sohn Gottes; und so können allle meine Söhne werden. Amen“ (Mose 6:68).

BIBLIOGRAPHIE

Smith, Joseph F. GD.

IMMO LUSCHIN


VOLLZUG VON VERORDNUNGEN

Verordnungen, die in der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage vollzogen werden, müssen von jemandem, der dazu ordiniert ist, „in Ordnung getan werden“ (LuB 20:68). Die gemeinsame sprachliche Wurzel der Wörter „Verordnung“, „Ordnung“ und „ordinieren“  beinhaltet eine feste Abfolge, Privileg, Recht und feierliche Verantwortung.

Der Vollzug aller Verordnungen setzt sowohl die Würdigkeit des Vollziehenden als auch die des Empfängers voraus. Die meisten geschehen durch das Händeauflegen einer ordnunggemäß ordinierten Person. Es muss „der Kirche bekannt [sein], dass [der Amtierende] Vollmacht hat“ (LuB 42:11). Sie lässt sich anhand einer dokumentierten Linie bis zur Quelle aller Vollmacht, nämlich Jesus Christus, verfolgen. Alle Verordnungen werden im Namen Jesu Christi und mit der Vollmacht des Aaronischen oder Melchisedekischen Priestertums augeübt. Für manche Verordnungen, wie die Taufe oder das Abendmahl, geben die Schriften einen genauen Wortlaut vor.  Bei anderen, wie dem Krankensegen, gehen die Nennung des Namens des Empfängers und die Erklärung über die Vollmacht des Amtierenden einem spontanen Segen voraus. Die Worte folgen der eingegebenen Inspiration.

Für die Errettung unerlässliche Verordnungen müssen unter der Leitung einer Person geschehen, die die Schlüssel hält, den Dienst auszuführen (Siehe Heb 5:4: vgl. LuB 132:7). Die Gültigkeit durchgeführter Verordnungen und ihre göttliche Bestätigung oder Siegelung hängt von dieser Bewilligung ab. 

In Einklang mit dem Beispiel der Bibel und dem Gebot der Letzten Tage müssen alle errettenden und erhöhenden Verordnungen, von der Taufe bis zur Tempelehe, in der Gegenwart von Zeugen durchgeführt werden. Dazu muss ein ordnungsgemäßer und wahrheitsgetreuer Bericht geführt und in den Archiven der Kirche aufbewahrt werden (2 Kor 13:1; vgl. LuB 128:2-5). Auf diese Weise werden Verordnungen „ein Gesetz auf Erden und im Himmel“ und sie können „gemäß dem Ratschluss des großen Jehova“ nicht aufgehoben werden, außer die Bündnisse werden verletzt (LuB 128:6-10).

BIBLIOGRAPHIE

Melchizedek Priesthood Handbook. Salt Lake City, 1989.

IMMO LUSCHIN