Tempel sind schon immer als heiliger Ort verehrt und angesehen worden. Vormals hatte der Prophet Ezechiel verkündet, „So spricht Gott, der Herr: Kein Fremder, der unbeschnitten ist am Herzen und unbeschnitten ist am Körper, darf mein Heiligtum betreten“ (Ezechiel 44:9). Der Prophet Joseph Smith betete darum, dass „[der Tempel] geheiligt werde und als Heiligtum geweiht sei und damit deine heilige Gegenwart sich beständig in diesem Haus befinde“ (LuB 109:12) „und daß nichts Unreines in dein Haus eingelassen werde, es zu verunreinigen“ (LuB 109:20).
Nach der Fertigstellung eines Tempels der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage gibt es einen Tag der offenen Tür, bevor der Tempel dem Herrn geweiht wird. Die allgemeine Öffentlichkeit ist eingeladen, den Tempel zu betreten und sich die Räumlichkeiten anzusehen. An einer Tempelweihung und jeglichen Verordnungen, die danach im Tempel vollzogen werden, können nur Mitglieder der Kirche teilnehmen, die einen gültigen Empfehlungsschein haben. Mit diesem sog. Tempelschein können Mitglieder den Tempel betreten.
Tempelempfehlungsscheine werden Mitgliedern der Kirche ausgestellt, die zurvor die erforderlichen Schritte des Glaubens, der Umkehr, der Taufe und der Konfirmierung ausgeführt haben. Erwachsene Männer müssen zusätzlich zum Melchisedekischen Priestertum ordiniert worden sein. Tempelscheine werden gewöhnlich im Rahmen eines vertraulichen Interviews vom Bischof ausgestellt und von einem Mitglied der Pfahlpräsidentschaft gegengezeichnet. Der Bischof, der als „Richter in Israel“ (LuB 107:72, 74, 76) die Verantwortung trägt, führt das erste Interview durch. Dabei ist er bestrebt, die persönliche Würdigkeit einer Person und Maßstäbe einer Christus ähnlichen Lebensweise vorzufinden. Auf eine angemessene Weise berät er diejenigen, die in ihrem Leben irgendeine Form von Veränderung oder Umkehr bedürfen. Die Vorbereitung darauf die Bündnisse, Verordnungen und Segnungen des Tempels zu empfangen gilt als eine ernst zu nehmende Angelegenheit. Es werden bestimmte Fragen gestellt, um den Glauben an Gott, den ewigen Vater, an seinen Sohn Jesus Christus und den Heiligen Geist einer Person zu erfahren. Eine Person wird nach ihrem Zeugnis vom wiederhergestelltem Evangelium gefragt und ob sie den Lehren und Führern der Kirche treu ist. Würdigkeit erfordert u.a., dass man ehrlich ist, die Gebote hält, wie beispielsweise das Gesetz der Keuschheit (sexuelle Enthaltsamkeit vor der Ehe und Treue innerhalb der Ehe), sowie das Gesetz des Zehnten und das Wort der Weisheit. Außerdem setzt die Würdigkeit voraus, dass man die Verantwortungen innerhalb der Familie erfüllt und die Mitgliedschaft in Gruppierungen vermeidet, die in irgendeiner Weise gegen die Kirche sind. Die Erste Präsidentschaft betont häufig, dass es eine feierliche Verantwortung eines Bischofs oder Pfahlpräsidenten ist, ein Tempelinterview durchzuführen. Die Person, die interviewed wird, trägt dementsprechend die Verantwortung, die Fragen ausführlich und ehrlich zu beantworten (Ensign 8 [Nov. 1978]:40-43). Ein praktischer Zweck des Tempelinterviews ist dem Antragsteller dabei zu helfen, entsprechend vorbereitet zu sein, sich einer Lebensweise, welche die Tempelbündnisse vorraussetzen, verpflichten zu können.
Gegenwärtig gibt es drei verschiedene Arten von Empfehlungsscheinen: (1) für Mitglieder, die ihre eigene Begabung empfangen, um an ihren Partner gesiegelt zu werden oder im Tempel ausschließlich für Zeit zu heiraten; (2) für Mitglieder, die ihre eigene Begabung empfangen haben, um an allen Tempelverordnungen für die Verstorbenen teilzunehmen (siehe Erlösung der Toten); und (3) für Mitglieder ohne Begabung, um (a) stellvertretend für Verstorbene getauft zu werden, (b) an ihre Eltern gesiegelt zu werden, oder (c) Siegelungen ihrer lebenden Brüder und Schwestern an ihre Eltern mitzuerleben. Alle Empfehlungsscheine setzen in Bezug auf die Würdigkeit die gleichen Maßstäbe vorraus.
BIBLIOGRAPHIE
Packer, Boyd K. The Holy Temple, pp. 11, 26-28, 50-53. Salt Lake City, 1980.
ROBERT A. TUCKER