[Dieser Eintrag besteht aus zwei Artikeln: Die Taufe und Die Kinder Taufe.]
DIE TAUFE
“Der vierte Glaubensartikel der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage erklärt, dass die Taufe durch Untertauchung zur Vergebung der Sünden einer der ersten Grundsätze und eine der ersten Verordnungen des Evangeliums ist.“ Die Heiligen der Letzten Tage glauben wie viele Christen, dass die Taufe eine wichtige, einleitende Verordnung für alle Personen ist, die sich der Kirche anschließen, um somit in die Kirche Jesu Christi auf dieser Erde aufgenommen zu werden. (Joh 3:3-5; LuB 20:37,68-74) Es ist der erste Schritt in dem Prozess, verbunden mit Glauben, Umkehr, der Taufe mit Feuer und dem Heiligen Geist und dem Aushalten bis zum Ende, wodurch Mitglieder eine Vergebung ihrer Sünden und den Zutritt zum Himmlischen Königreich und zum Ewigen Leben erlangen können. (e.g., MK 16:15-16; 2 Nephi 31: 13-21; LuB 22:1-4; 84:64, 74; MD, pp. 69-72)
Die Taufen der Heiligen der Letzten Tage werden für Bekehrte vollzogen, die gründlich belehrt wurden und wenigstens acht Jahre alt sind. (die Jahre der Verantwortlichkeit) Die Taufe muss von jemandem vollzogen werden, der die erforderliche Priestertumsvollmacht besitzt. Die wichtigsten Handlungen der Verordnung sind das Erheben der rechten Hand, das Rezitieren des vorgeschriebenen Taufgebets durch den Täufer und das vollständige Untertauchen des Täuflings. (3 Nephi 11:23-26; LuB 20:71-74; 68:27) Die Taufe symbolisiert den Bund, durch den jemand verspricht, der Herde Gottes beizutreten, den Namen Christi auf sich zu nehmen, als Zeuge Gottes dazustehen, seine Gebote zu halten, einer des anderen Last zu tragen, entschlossen sein, ihm bis zum Ende zu dienen und sich vorzubereiten, den Geist Christi zur Vergebung der Sünden zu erhalten. Der Herr erfüllt seinen Teil des Bündnisses, in dem er seinen Geist über sie ausgießt, sie von ihren Sünden erlöst, sie bei der ersten Auferstehung hervorkommen lässt und ihnen ewiges Leben verleiht. (Mosiah 18:7-10; LuB 20:37)
Der reiche Symbolismus der Verordnung veranlasst die Kandidaten und Zuschauer, sich Gedanken über die Bedeutung zu machen. Das Untertauchen im Wasser und das wieder daraus Hervorkommen symbolisiert den Glauben des Täuflings an den Tod, das Begräbnis und die Auferstehung von Jesus Christus und an die zukünftige Auferstehung aller Menschen. Es versinnbildlicht zugleich die neue Geburt des Kandidaten in ein Leben mit Christus, geboren aus Gott, somit wiedergeboren aus Wasser und Geist. (Röm 6:3-6; Mosiah 18:13-14; Moses 6:59-60; LuB 128:12-13)
Die Schriften der Heiligen der Letzten Tage weisen darauf hin, dass die Geschichte dieser Verordnung auf eine Zeit schon vor der Mission von Johannes dem Täufer zurückgeht. Schon zu Adams Zeit (Moses 6:64-66) wurde die Taufe durch Untertauchen im Wasser als übliche Handlung eingeführt und in allen folgenden Dispensationen des Evangeliums befolgt, solange Priestertumsvollmacht auf dieser Erde war. (LuB 20:25-27; 84:27-28) Varianten von dem vorhergehenden Muster sehen die Heiligen der Letzten Tage in den Taufinitiationen vieler vorchristlichen Religionen . (Siehe Meslin, 1987) Im Buch Mormon wird berichtet, dass Nephi und Lehi die zukünftige Taufe von Jesus Christus in Visionen sahen und ihre Völker bekehrten, dem rechtschaffenen Beispiel Folge zu leisten. (1 Nephi 10:7-10; 11:27; 2 Nephi 31:4-9) Außerdem führte Alma schon vor der Zeit von Jesus Christus Bekehrte in die Kirche Gottes als ein Zeichen ihres Bündnisses durch Taufe ein. (Mosiah 18:8-17; Alma 4:4-5)
Dem Bericht seiner Erscheinung unter den Nephiten nach, lehrte Jesus die Notwendigkeit des Glaubens, der Umkehr, der Taufe und der GABE DES HEILIGEN GEISTES und er bevollmächtigte zwölf Apostel zu taufen. (3 Nephi 11:18-41; 19:11-13; 26:17-21) Das Buch Mormon gibt hinreichende Instruktionen für die Taufe und die genauen Worte für das Taufgebet (3 Nephi 11:23-28; Moroni 6:1-4; Cf. LB 20:73)
Außer den Informationen im Buch Mormon befolgen die Heiligen der Letzten Tage die Lehren über die Taufe im Neuen Testament. Jesus lehrte, dass die Taufe notwendig für die Erlösung ist. Er sagte zu Nikodemus: „Wenn jemand nicht aus Wasser und Geist geboren wird, kann er nicht in das Reich Gottes kommen.“ (Joh 3:1-5) Er verlangte die Taufe von denjenigen, die sich zu seinen Jüngern bekannten. Joh 4:1-2 Im Abschieds-Auftrag an seine Apostel sagte er zu ihnen, sie sollten zu allen Völkern gehen, sie belehren und taufen (Mt 28:19) und er erklärte: „ Wer glaubt und sich taufen lässt, wird gerettet; wer aber nicht glaubt, wird verdammt werden.“ (Mk 16:16; Betonung hinzugefügt) Paulus wurde nach seiner wunderbaren Vision auf dem Wege nach Damaskus von Ananias das Evangelium gelehrt, und ihm wurde gesagt: „Steh auf, lass dich taufen und deine Sünden abwaschen.“ (Apg 22:16) Am Tag des Erntefestes verkündete Petrus der umkehrwilligen Menge: „Kehrt um, und jeder von euch lasse sich auf den Namen Jesu Christi taufen zur Vergebung seiner Sünden.“ (Apg 2:38)
Die Heiligen der Letzten Tage akzeptieren die Taufhandlungen und Lehren nicht, die sich unter einigen christlichen Gruppen in dem Jahrhundert nach dem Tode der Apostel verbreiteten, das betrifft auch die Kindertaufe, sowie Taufen, die nicht durch Untertauchen vollzogen werden und die Vorstellung, dass die Taufe für eine Erlösung nicht notwendig sei. Der nephitische Prophet MORMON brandmarkte den Brauch der Kindertaufe, der sich unter seinem Volk eingebürgert hatte und erklärte, dass diejenigen, die der Meinung seien, dass kleine Kinder getauft werden müssen, die Barmherzigkeit Christi verneinen und sich über den Wert seines Sühnopfers und die Kraft der Erlösung hinwegsetzen. (Moroni 8:4-20)
Die Vollmacht zu taufen wurde am 15. Mai 1829 (JS-H 1:68-72) durch Johannes den Täufer auf Joseph Smith und Oliver Cowdery übertragen. Von den ersten Tagen an sind von der wiederhergestellten Kirche Missionare ausgesandt worden „ Umkehr und Glauben an den Erretter und Sündenvergebung durch die Taufe” zu verkünden. (LuB 19:31; 55:2; 84:27,74) „Und wer da glaubt und sich taufen lässt, wird errettet werden, und wer da nicht glaubt und sich nicht taufen lässt, der wird verdammt werden.“ (LuB 112:29) Dies ist die zentrale Lehre des EVANGELIUMS JESU CHRISTI(3 Nephi 11:31-40)
Infolgedessen müssen alle Personen, die der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage beitreten, und die acht Jahre alt oder älter sind, getauft werden, auch wenn sie schon in anderen Kirchen getauft wurden. (LuB 22) Auch diejenigen, die aus der Kirchengemeinschaft ausgeschlossen wurden, müssen erneut getauft werden, wenn sie sich für einen Wiedereintritt in die Kirche qualifiziert haben.
Die Form der Verordnung ist in einer Offenbarung der letzten Tage vorgeschrieben, die keinen Zweifel hinterlässt, dass die Taufe von einer Person durchgeführt werden muss, die die Priestertumsvollmacht besitzt, und dass es erforderlich ist, den Täufling ganz im Wasser unterzutauchen und ihn wieder aus dem Wasser hervorzubringen. (3 Nephi 11:25-36; LuB 20:72-74) Nach der Taufe folgt DAS AUFLEGEN DER HÄNDE zur Gabe des Heiligen Geistes.
Der zeitgenössische Kirchenbrauch besagt, dass ein Anwärter von einem bevollmächtigten Priestertumsträger (meistens der Bischof oder eine andere amtierende Person, die über eine Gemeinde oder eine Mission präsidiert) befragt und für die Taufe befürwortet werden soll. Diese Person bestimmt, ob der Bewerber den qualifizierenden Bedingungen des Umkehrs, des Glaubens an den Herrn Jesus Christus geleistet hat und das nötige Verständnis für die Gebote und Verordnungen des Evangeliums besitzt und gewillt ist, sie zu halten. Es ist außerdem notwendig, dass die Kirche einen offiziellen Bericht über jede Taufe bewahrt.
Die Taufe kann in einem Taufbecken in der Gemeinde oder in irgendeinem Gewässer vollzogen werden, das für die heilige Begebenheit angemessen und tief genug für ein völliges Untertauchen ist. Der Täufling und der Täufer tragen einfache, dezente, weiße Kleidung. Die Zeremonie wird einfach gehalten. Die üblichen Zuschauer sind die Familie des Anwärters, enge Freunde und interessierte Mitglieder der Gemeinde. Ein oder zwei Sprecher können kurze Instruktionen erteilen und den Täufling freudig willkommen heißen.
Der frühere Brauch der Wiedertaufe als Beweis wahren Umkehrs und erneuter Verpflichtung oder für die Wiederherstellung der Gesundheit im Falle einer Krankheit, wird in der Kirche nicht mehr ausgeübt.
Der Glaube, dass die Taufe für die Errettung aller Personen notwendig ist, die das Alter der Verantwortlichkeit (LuB 84:64,74) erreicht haben, verurteilt nicht diejenigen Personen, die gestorben sind und nicht die Möglichkeit hatten, das wahre Evangelium von Jesu Christi zu hören oder von einem bevollmächtigten Priestertumsträger getauft zu werden. Die Heiligen der Letzten Tage glauben, dass die Taufe für die Toten stellvertretend durchgeführt werden sollte (1 Kor 15:29; LuB 124:28-35, 127-128) Diese Handlung tritt dann in Kraft, wenn der auf die Auferstehung wartende verstorbene Nutznießer das Evangelium in der Geisterwelt annimmt (siehe 1 Ptr 3:18-20; 4:6; cf. LuB 45:54) Dies stellvertretende Werk zum Nutzen früherer Generationen, das die Herzen der Kinder an ihre Väter bindet (Mal 4:5-6) ist eine der heiligen Verordnungen, die in den TEMPELN der Heiligen der Letzten Tage vollzogen werden. (LuB 128:12-13)
BIBLIOGRAPHIE
Meslin, Michel. “Baptism“ In Encyclopedia of Religion, Mircea Eliade, ed. Vol 2, pp. 59-63. New York 1987.
Smith, Joseph Fielding, Doctrines of Salvation, Vol 2, pp. 323-37. Salt Lake City, 1955.
Talmage, James E. AF, pp 109-42. Salt Lake City, 1984.
CARL S. HAWKINS
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KINDERTAUFE
[Dieser Artikel besteht aus zwei Teilen: Die Ansicht der Heiligen der letzten Tage zu diesem Dogma und dessen frühchristlicher Ursprung.]
DIE HLT PERSPEKTIVE
Kinder werden im Alter von acht Jahren als Mitglieder der Kirche Jesu Christi der Heiligen der letzten Tage getauft. Zuvor vergewissert sich der Bischof in einem persönlichen Gespräch, ob das Kind die Taufhandlung versteht und für seine zukünftigen Entscheidungen verantwortlich ist. Das Taufalter wurde durch Offenbarung (LuB 68:25,28) festgelegt. Die Kirche tauft keine Säuglinge.
Die Säuglingstaufe entwickelte sich unter den Christen im dritten nachchristlichen Jahrhundert und war für einige Zeit umstritten. Dem Buch Mormon zufolge kam das Thema der Säuglingstaufe auf ähnliche Weise auch unter den Nephiten auf, wurde aber im vierten Jahrhundert nach Christi verurteilt. Mormon, ein nephitischer Prophet, befragte den Herrn bezüglich der Taufe von Kleinkindern. Ihm wurde gesagt, dass diese nicht in der Lage sind Sünden zu begehen und dass der Fluch Adams durch das Sühnopfer Christi von ihnen genommen ist. Folglich benötigen kleine Kinder weder Umkehr noch Taufe (Moro. 8: 8-22). Sie sollen aber darin unterwiesen werden „zu beten und untadelig vor dem Herrn zu wandeln“. Dadurch wird die Taufe, wenn Kinder das Alter der Verantwortung erreicht haben, in ihrem Leben bedeutungsvoll und wirksam.
[Siehe auch Verantwortlichkeit; Kinder; Errettung von Kindern; Fall Adams; Ursünde.]
Bibliographie
McConkie, Bruce R. “The Salvation of Little Children.” Ensign 7 (Apr. 1977):3-7.
ROBERT E. PARSONS
DER FRÜHCHRISTLICHE URSPRUNG
Das Neue Testament enthält keine Aussagen über eine Befürwortung oder Verurteilung der Säuglingstaufe. Dennoch verbinden viele Textstellen die Taufe mit Glauben an Jesus Christus, Umkehr und Sündenvergebung. Keines dieser Kriterien ist eine angebrachte Voraussetzung zur Taufe einens Säuglings (Mk. 1:4-5; 16:15-16; Apostelge. 2:37-38; 19:4; 22:16; Röm. 6:1-6; 1 Kor. 6:9-11; Gal. 3:26-27; Col. 2:12-13; Heb. 6:1-6; 10:22; 1 Pet. 3:21).
Die Annahme, dass diejenigen, die getauft werden, hingebungsvolle Jünger Christi sind, setzte sich bis ins zweite Jahrhundert in der christlichen Literatur fort (Didache 7.1; Shepherd of Hermas: “Vision” 3.7 and “Mandates” 4.3; Epistle of Barnabas 11; Justin, First Apology 1.11, 15). Der frühste, eindeutige Verweis auf die Taufe von Kleinkindern findet sich in den Schriften des Tertullian und kann auf kurz nach 200 n. Chr. datiert werden. Tertullian war ein nordafrikanischer Theologe, der die Säuglingstaufe ablehnte. Er war der Ansicht, dass die Taufe eine große Verantwortung mit sich bringt und aufgeschoben werden sollte, bis sich eine Person vollkommen einem rechtschaffenen Leben verpflichtet hat ( De baptisimo, 18). Ein Jahrzehnt später schrieb Hippolytus, der später ein schismatischer Bischof in Rom wurde, ein Handbuch mit Regeln für Kirchenorganisation und Kirchenpraktiken. Einige Versionen seiner Apostolischen Tradition beziehen sich auf das Taufen von „Kleinen“. Ein verwandter Erwachsener sollte für diese sprechen, wenn sie selbst dazu nicht in der Lage seien. Hippolytus setzte jedoch eine dreijährige vorbereitende Phase der Unterweisung, des Lesens, des Fastens und des Gebetes fest, die der Taufe vorausgehen sollte (Apostolische Tradition, 17). Dadurch wurde der Absatz, in dem die Säuglingstaufe besprochen wird, als ein späterer Zusatz in Frage gestellt.
Der erste christliche Schreiber, der die Praxis der Säuglingstaufe befürwortete, war höchstwahrscheinlich Origen, der der Haupttheologe der griechisch sprechenden Kirche war. Er lebte in Alexandria in Ägxpten und schrieb zu diesem Thema um das Jahr 240 v.Chr. Origen nahm Stellung zu der häufig gestellten Frage warum die Kirche unschuldige Kleinkinder taufen sollte (Homilie auf Lukas 14). Er argumentierte, dass die Taufe die Verunreinigung des Menschen durch die Geburt wegnimmt. Origins Commentary on Romans führt dieses Thema weiter aus und erklärt, „dass die Kirche, [wegen der Ursünde], den Brauch der Säuglingstaufe von den Aposteln übernommen hat“ (5.9). Allerdings ist dieser Abschnitt umstritten, da er sich nur in einer lateinischen Übersetzung von Rufinus findet. Dieser neigte dazu Origin in Übereinstimmung mit späteren Lehren zu „verbessern“. Einige Jahre später ging Cyprian, der Bischof von Karthago, auf die Frage der Säuglingstaufe ein. Er schrieb, dass die Seele eines Kindes nicht einmal einen Tag der Gefahr der Verdammnis ausgesetzt werden sollte. Deshalb sollte die Taufe, durch die dem Kind Gnade zuteil wird, nicht verzögert werden (De peccatorum meritis 1.34).
Historisch kann nicht nachgewiesen werden, dass die Säuglingstaufe vor dem dritten Jahrhundert durchgeführt wurde, da zu dieser Zeit erstmals weitläufige Diskussionen zu dem Thema aufkamen. Die Säuglingstaufe wurde erst zweihundert Jahre später, nachdem Augustin sich gegen die Donatisten ausgesprochen hatte, als allgemeiner Brauch eingeführt (Jeremias, S. 94-97; Jewett, S. 16) und blieb bis zur protestantischen Reformation unbestritten. Im Jahre 1525 wendete sich eine radikale Gruppe in Zürich wegen der Säuglingstaufe und anderen Themen von dem Reformator Zwingli ab. Diese sogenannten Täufer (diejenigen, die die Gültigkeit ihrer Säuglingstaufe bestritten und als Erwachsene nochmals getauft wurden) waren die Vorläufer der Täuferbewegung .
BIBLIOGRAPHIE
Beasley-Murray, G. R. Baptism in the New Testament. London, 1962.
Cullmann, Oscar. Baptism in the New Testament, trans. J. Reid. Chicago, 1950.
Jeremias, Joachim. Infant Baptism in the First Four Centuries, translated by D. Cairns. Philadelphia, Pa., 1962.
Jewett, Paul K. Infant Baptism and the Covenant of Grace. Grand Rapids, Mich., 1978.
KEITH E. NORMAN