Als die Kirche Im Jahre 1830 organisiert wurde, waren viele christliche Konfessionen gegenüber Freizeitbeschäftigung und Spiel, insbesondere Tanz, feindlich eingestellt. Allerdings befürworteten der Prophet Joseph Smith und seine Nachfolger das Tanzen und nahmen in ihrer Freizeit an Tanzveranstaltungen teil. Joseph Smith war ein talentierter Tänzer und veranstaltete gerne Tänze in seinem Haus (Holbrook, S. 122). Brigham Young und das Kollegium der Zwölf „tanzten vor dem Herrn“ nach langen Tagen freudiger Teilnahme an Tempelverordnungen zur Musik eines kleinen Orchesters im Nauvoo Tempel (HC 7:557, 566; Holbrook, S. 123).
Die offenbarte Lehre, dass die Seele aus Körper und Geist besteht, regt zur körperlichen Aktivität an (LuB 88:15). Frühe Heilige der Letzten Tage priesen das Tanzen. Es ist gesund für Körper und Verstand, aber nur dann, wenn es mit den Kirchenprinzipien übereinstimmt. Anstand, gute Gesellschaft und ein Geist, um den Herrn zu preisen, wurden hervorgehoben. Bei ihrem schwierigen Zug in den Westen tanzten die Pioniere als „Lager Isreals“. Präsident Brigham Young sagte, „Ich möchte, dass ihr singt und tanzt und eure Probleme vergesst. [...] Lasst uns Musik spielen und alle tanzen“ (Holbrook, S. 125). Um das Lagerfeuer tanzten sie Polka, Scotch Reels, Quadrillen, French Fours und andere Figuren.
Im Westen erfreuten sich die Heiligen weiterhin am Tanzen. Brigham Young betonte, dass das Fideln und Tanzen nicht Teil des formalen Gottesdienst sein sollte (Holbrook, S. 131). Er gab den Rat, dass diejenigen, die Gott nicht mit einem reinen Herzen dienen können, nicht tanzen sollten. Mit diesen Richtlinien blieb das Tanzen ein wesentlicher Teil der Kultur der Mitglieder der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage.
Das Deseret Musical und Theater wurde 1862 gegründet. Schauspielerisches Tanzen wurde bald eine beliebte Attraktion. Gottesdienste und soziale Aktivitäten hielt man gewöhnlich am gleichen Ort ab, jedoch zu unterschiedlichen Zeiten. Diese Übung, die damals im Versammlungshaus, provisorisch errichtet am Tempelplatz aus Ästen und Zweigen, gepflegt wurde, setzt sich heute in unseren Gemeindehäusern fort. Diese haben typischerweise eine Kulturhalle mit einer kompletten Bühne, die an die Kapelle angrenzt.
Im frühen und mittleren 20. Jahrhundert sponserte die Mutual Improvement Association freizeitliches und schauspielerisches Tanztraining und Ausstellungen (Siehe Junge Männer, Junge Damen). Grüngoldbälle waren gesellige Veranstaltungen, die in jeder Gemeinde oder jedem Pfahl jährlich veranstaltet wurden. Tanzfestivals der Kirche, die von 1922 bis 1973 in Salt Lake City stattfanden, empfingen nationale Anerkennung. Als 8000 Tänzer in glänzenden Kostümen an dem Festival im Jahr 1959 teilnahmen, beschrieb ein nationales Nachrichtenmagazin die Kirche als die „tanzenste Konfession“ (Arrington, S. 31). 1985 traten 13.000 Tänzer bei dem regionalen Tanzfestival in Südkalifornien auf. Mehr als 100.000 Besucher sahen beide Auftritte. Tanzfestivals wurden von 1973 bis 1990 auf örtlicher Ebene fortgesetzt. Danach fanden sie schließlich nicht mehr als große Auftritte statt.
Das Tanzen ist jedoch weiterhin ein wesentlicher Teil der Aktivitäten der Jugendlichen und der Erwachsenen in der Kirche. Es durchdringt viele Fassetten des Lebens auf dem Kampus, der Unterhaltung und des Programms der darstellenden Künste an Privatschulen der Kirche. Beispielsweise schreiben sich mehr als 12.000 Studenten der Brigham Young Universität in Kurse für Ballett, Turniertanz, Volkstanz, Modernem Tanz, Jazz Dance, Stepptanz, Aerobic und Präzisionstanz ein. Auftretende Studenten Ensembles in Ballett, Turniertanz, Volkstanz und Moderm Tanz haben nationale und internationale Anerkennung erlangt.
BIBLIOGRAPHIE
Arrington, Georganne Ballif. "Dance in Mormonism." In Focus on Dance X: Religion and Dance, ed. Dennis J. Fallon and Mary Jane Wolbers. Reston, Va., 1982.
Holbrook, Leona. "Dancing as an Aspect of Early Mormon and Utah Culture." BYU Studies 16 (Autumn 1975):117-38.
PHYLLIS C. JACOBSON