Der folgende Artikel besteht aus drei Teilen: Brasilien, das nördliche Südamerika, und das südliche Südamerika
ZUR EINLEITUNG
Der erste Teil befaßt sich mit der Einführung, dem Wachstum und der
Entwicklung der Kirche in Brasilien. Der zweite Teil behandelt die gleichen
Themen bezüglich der Länder Bolivien, Kolumbien, Ecuador, Peru und Venezuela,
und der dritte Teil befaßt sich mit der Kirche in Argentinien, Chile, Paraguay
und Uruguay.
Nachdem es Apostel Parley P. PRATT, dessen Frau Phoebe Pratt und Elder
Rufus C. Allen in den Jahren 1851 und 1852 nicht gelungen war, die Kirche in
Vaparaiso, Chile, zu etablieren, wurden erst wieder 1925 Apostel Melvin J.
Ballard und die beiden Siebziger Rulon S. Wells, der des Deutschen mächtig war,
sowie Rey L. Pratt, der Spanisch beherrschte, von der Kirche Jesu Christi der
Heiligen der Letzten Tage zwecks Gründung der Südamerikanischen Mission nach
Argentinien entsandt, wo sie im Auftrag von Präsident Heber J. GRANT am 25.
Dezember 1925 in Buenos Aires das riesige Südamerika der Verkündung des
Evangeliums weihten. Die Kirche faßte in Südamerika erstmals Fuß, als einige
deutsche HLT-Familien in den zwanziger Jahren nach Argentinien auswanderten und
die Kirche um die Entsendung von Missionaren und um Kirchenmaterialien baten,
weil sie vorhatten, die Kirche innerhalb ihrer Familien und unter ihren
Freunden zu verbreiten. Im Jahr 1928 kam die Kirche erstmals nach Brasilien,
und zwar ebenfalls als Antwort auf Bitten deutscher Einwanderer, die sich dort
niedergelassen hatten. Die ersten Heiligen der Letzten Tage in Chile waren
nordamerikanische Bergwerksarbeiter, die in den nordchilenischen Minen
arbeiteten. Im Jahr 1956 wurden Missionare aus Argentinien nach Chile entsandt
und die Chile-Mission 1961 ins Leben gerufen. Aus Argentinien kommend faßte die
Kirche 1944 in Uruguay Fuß und 1948 aus Uruguay kommend in Paraguay. Die ersten
Missionare wurden 1956 aus Uruguay nach Peru entsandt.
Anläßlich einer aus dem Jahr 1926 stammenden Ansprache in einer Abendmahlsversammlung
in Buenos Aires verglich Elder Ballard das Wachstum der Kirche in Südamerika
mit einer mächtigen Eiche, die einer winzigen Eichel entsprossen war. Er sagte,
daß es nach den scheinbar unscheinbaren Anfängen tausende Mitglieder und viele
Missionen geben werde und Südamerika zu einem der stärksten Gebiete der Kirche
werden würde. Trotz gelegentlich langsamen Fortschritts begann sich diese
Prophezeiung schon bald nach der Entsendung der Generalautorität Elder Theodore
A. Tuttle und seiner Frau Marné zu erfüllen, die in den sechziger Jahren für
die Missionsarbeit in Südamerika zuständig waren. Plötzlich gab es unzählige
Taufen. Die Kirche faßte in den nördlichen Ländern Südamerikas Fuß, und 1959
wurde die Anden-Mission gegründet, die Peru und Chile umfaßte. Im Jahr 1964
wurden in Bolivien die ersten Gemeinden gegründet, 1965 in Ecuador, 1966 in
Kolumbien und Venezuela. Viele HLT-Missionare in Südamerika sind Einheimische,
die durch Teilnahme am Seminar- und Institutsprogramm des Bildungssystems der
Kirche für ihren Dienst in Führungspositionen vorbereitet worden sind. Anstelle
der einen Mission in ganz Südamerika gab es im Januar 1991 43 Missionen, 381
Pfähle und Distrikte sowie 3791 Gemeinden und Zweige mit über 1,35 Millionen
Mitgliedern.
BRASILIEN
Die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage faßte 1928 in
Brasilien Fuß, als mehrere deutsche Bekehrte in die deutschen Kolonien des
südlichen Brasilien auswanderten und die Kirche um die Zusendung von Material
baten, um ihre Kinder besser im Evangelium unterweisen zu können. Bis in die
sechziger und siebziger Jahre hatte die Kirche in Brasilien nur ein langsames
Wachstum zu verzeichnen, aber plötzlich ließen sich viele Brasilianer taufen.
Die erste Mission wurde in mehrere neue Missionen geteilt, Pfähle wurden
gegründet und wiederum geteilt und 1985 wurde Brasilien zu einem eigenen Gebiet
der Kirche mit einer aus Generalautoritäten bestehenden Gebietspräsidentschaft.
Im Januar 1991 gab es in Brasilien bereits einen Tempel, eine Gebietspräsidentschaft,
12 Missionen, über 2.100 Missionare (von denen die Hälfte aus Einheimischen
bestand), 87 Pfähle und Distrikte sowie über 800 Gemeinden und Zweige mit
366.000 Mitgliedern der Kirche.
Als Reinhold Stoof als Präsident der Südamerikanischen Mission 1928 die
deutschen Mitglieder der Kirche in Brasilien besuchte, war er von den
Möglichkeiten zur Missionsarbeit äußerst beeindruckt. Die ersten nach Brasilien
entsandten HLT-Missionare sprachen Deutsch anstatt Portugiesisch und begannen
am 12. September 1928 in der Stadt Joinville im brasilianischen Bundesstaat
Santa Catarina mit der Missionsarbeit. Die erste Bekehrtentaufe fand am 14.
April 1929 statt. Obwohl die Missionsarbeit zuerst nur langsamen Fortschritt
machte, wurde bereits in Joinville im Oktober 1931 das erste HLT-Gemeindehaus
Südamerikas geweiht. Die Frauenhilfsvereinigung wurde 1933 mit vierundzwanzig
Mitgliedern gegründet.
Im Jahr 1935 wurde die Südamerikanische Mission geteilt, und nun bestand
eine eigene Brasilien-Mission mit lediglich 143 Mitgliedern. Präsident Rulon S.
Howells begann mit der Herstellung von portugiesischen Veröffentlichungen der
Kirche und beauftragte sodann einige Missionare, Portugiesisch zu lernen, damit
sie auch Brasilianer und nicht nur eingewanderte Deutsche belehren konnten. Im
Jahr 1938 verbot die brasilianische Regierung die Verwendung der deutschen
Sprache bei öffentlichen Zusammenkünften und in Schulen, was für die
deutschsprachigen Mitglieder der Kirche zu großen Erschwernissen führte. Als
der 2. Weltkrieg ausbrach und die nordamerikanischen Missionare zurückberufen
wurden, mußten viele Gemeinden geschlossen werden. Andere wiederum, wie zum
Beispiel der Zweig Campinas, verfügten über genügend geschulte örtliche
Führungsbeamte, um den Zweig weiterführen und neue Mitglieder dazugewinnen zu
können.
Als 1945 wiederum Missionare aus Nordamerika nach Brasilien kamen und
Brasilianer auf Mission berufen wurden, machte das Wachstum der Kirche in
Brasilien größeren Fortschritt. Auch die Besuche von Apostel Stephen L.
Richards, der 1948 alle Missionen bereiste, und von Präsident David O. MCKAY
(1955) waren dem Wachstum der Kirche förderlich. Präsident McKays Besuch
bedeutete eine geistige Stärkung der Mitglieder. Er sah die Kraft der
Mitglieder und genehmigte den Bau von Gemeindehäusern, in denen die Heiligen
der Letzten Tage Gott verehren konnten. Angesichts dieses Vertrauensbeweises
seitens des Präsidenten der Kirche bemühten sich die Mitglieder, ihren Freunden
und Nachbarn vermehrt vom Evangelium zu erzählen. Besonders die Hilfsorganisationen
für die Jugendlichen waren für viele Bekehrte besonders interessant und wurden
so zum Kernpunkt der Missionsarbeit. Festspiele und Theateraufführungen wurden
veranstaltet, um den Brasilianern zu zeigen, welche Segnungen die Mitgliedschaft
in der Kirche mit sich bringt.
Ein weiteres wichtiges Ereignis der Kirchengeschichte in Brasilien war die
Gründung des ersten Pfahles am 1. Mai 1966, und zwar handelte es sich dabei um
den Pfahl Sao Paulo-Brasilien. Walter Spät wurde als Pfahlpräsident berufen.
Mitte 1990 gab es bereits 56 Pfähle und beinahe 600 Gemeinden und Zweige, die
alle unter der Führung örtlicher Priestertumsträger standen.
Das wichtigste Ereignis der Geschichte der Kirche in Brasilien war jedoch
der Bau des São-Paulo-Tempelso-Paulo-Tempel im Jahr 1978. Auf diese Weise
standen den Mitgliedern der Kirche in Brasilien und ganz Südamerika nun alle
Segnungen der Kirche offen. Der ehemalige Missionspräsident Finn B. Paulsen
wurde als Tempelpräsident berufen und dessen Frau Sara Broadbent Paulsen als
Tempeloberin. Da es in Brasilien nun einen Tempel gab, stand dem Bau einer
eigenen Missionarsschule in São Pauloo Paulo, Missionarsschule 1979 nun nichts
mehr entgegen.
Eine der erfolgreichsten Methoden zur Darbietung der Botschaft des
Evangeliums war die Theateraufführung des Stücks »The Gate« (»Das Tor«) von Ana
Gláucia Ceciliato, das vor 20.000 Zusehern anläßlich des Tages der Offenen Tür
im Sao-Paulo-Tempel vor seiner Weihung aufgeführt wurde. Die ungefähr sechzig
künstlerisch begabten Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen mußten immer wieder
lange Anfahrtsstrecken zu den Proben in Sao Paulo in Kauf nehmen. Die
Einführung des Seminar- und Institutsprogramms bedeutete eine große Stärkung
der brasilianischen Jugend der Kirche.
Die erste portugiesische Ausgabe des Buches Mormon erschien im Jahr 1940.
Bereits im Jahr zuvor waren mehrere Missionsbroschüren auf Portugiesisch
erschienen. Die portugiesische Übersetzung des Buches »Lehre und Bündnisse«
erschien 1950, »Die Köstliche Perle« zwei Jahre später. Ab 1948 erschien die
portugiesische Zeitschrift der Kirche A Gaivota (heute A Liahona).
Alle portugiesischen Veröffentlichungen der Kirche werden heute in Brasilien
gedruckt. Das Wirken von Elder William Grant Bangerter und dessen Frau Geri
Hamblin Bangerter sowie von Elder James E. Faust und Ruth Wright Faust war von
besonderem Einfluß auf das Wachstum der Kirche in Brasilien.
Zwei Brasilianer wurden seither als Generalautoritäten der Kirche berufen:
Hélio da Rocha Camargo (geb. am 1. Februar 1926 in Rezende, Rio de Janeiro)
wurde am 7. April 1985 als Siebziger berufen. Vor seiner Taufe am 1. Juni 1957
war er Geistlicher einer protestantischen Kirche gewesen. Im Oktober 1990 wurde
er als Siebziger entlassen und als Präsident des Sao-Paulo-Tempels berufen.
Helvécio Martins (geb. am 27. Juni 1930 in Rio de Janeiro) wurde am 2. Juli
1972 getauft und am 31. März 1990 als Siebziger berufen. Er ist die erste
Generalautorität afrikanischer Abstammung.
BIBLIOGRAPHIE
Grover, Mark L. »Mormonism in Brazil: Religion and Dependency in Latin
America.« Dissertation, Indiana University, 1985.
Labarca, Ana Rosa. »Dias inesquecivíveis de 1978. Uma nova era para Igreja
no Brasil.« A Liahona 41 (Okt. 1988), S. 4, 5.
Williams, Frederick S. und Frederick G. Williams. From Acorn to Oak Tree:
A Personal History of the Establishment and First Quarter Century Development
of the South American Missions. Fullerton, Kalifornien, 1987.
FLAVIA GARCIA ERBOLATO
DAS
NÖRDLICHE SÜDAMERIKA
BOLIVIEN. Durch die Bemühungen mehrerer in den Städten La Paz und
Cochabamba lebenden nordamerikanischen Familien wurde die Kirche in Bolivien
1963 staatlich anerkannt. Der erste Bolivianer wurde 1964 getauft, und im
selben Jahr wurde der erste Zweig gegründet. Im Jahr 1968 wurde die
Bolivien-Mission mit ihrem Hauptsitz in La Paz gegründet. Einige Mitglieder der
ersten Bekehrten-Familien sind heute noch in Führungsämtern der Kirche aktiv.
Der erste bolivianische Pfahl wurde im Januar 1979 in Santa Cruz de la
Sierra gegründet. Als Pfahlpräsident wurde Noriharu Ishigaki Haraguchi berufen.
Im März desselben Jahres wurde der Pfahl La Paz mit Jorge Leano als
Pfahlpräsident gegründet, der im Januar 1991 als Präsident der
Kolumbien-Mission Cali tätig war.
Für Bolivien bestimmtes Kirchenmaterial wird in den drei Hauptsprachen des
Landes verfaßt, nämlich in Spanisch, Quechua und Aymara. Die bolivianische
Jugend der Kirche – durch Seminar und Institut vorbereitet – widmet
sich mit Begeisterung der Verkündung des wiederhergestellten Evangeliums. Ca.
siebzig Prozent der in Bolivien wirkenden Missionare sind Einheimische. Als
Folge dieser hingebungsvollen Tätigkeit gab es im Januar 1991 ca. 64.000
Mitglieder der Kirche in Bolivien. Infolge der charakterlichen Festigkeit,
kirchlichen Leistungen und des vorbildlichen Lebenswandels ihrer Mitglieder
genießt die Kirche den Respekt und die Bewunderung der bolivianischen
Bevölkerung und Regierung. Durch den Bau von einhundert Gemeindehäusern in der
Zeit von 1987 bis 1990 wurden für die Mitglieder Gebäude für den Gottesdienst
und für bolivianische Arbeiter zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen. Die
Gemeindehäuser werden auch zu Unterrichtszwecken verwendet, wo der
Öffentlichkeit Religionsunterricht und Kurse in Lesen und Schreiben angeboten
werden.
KOLUMBIEN. Am 20. März 1966 wurde in der kolumbianischen Stadt Bogotá der
erste Zweig der Kirche gegründet. Harold M. Rex wurde als Zweigpräsident
berufen. Die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage wurde gesetzlich
anerkannt, indem das Protokoll der Gründungsversammlung von Amtsseite
unterzeichnet wurde. Elder Spencer W. Kimball weihte am 11. Mai 1966 in Bogotá
Kolumbien erneut der Verkündung des Evangeliums. Bis 1968 gehörte Kolumbien zur
Anden-Mission und ab da zur Kolumbianisch-Venezolanischen Mission. Am 1. Juli
1971 wurde die Kolumbien-Mission Bogotá gegründet und 1975 geteilt, wodurch
zusätzlich die Kolumbien-Mission Cali entstand. Am 1. Juli 1988 wurde eine
dritte kolumbianische Mission gegründet, nämlich die Kolumbien-Mission
Barranquilla.
Das erste Gemeindehaus auf kolumbianischem Boden wurde 1975 in Cali
errichtet, und zwar in einem Stadtteil, in dem die Mitglieder der Gemeinde
Versalles lebten. Die Erste Präsidentschaft gab 1988 den Bau eines Tempels in
Bogotá bekannt.
Der erste kolumbianische Pfahl wurde von Apostel Bruce R. McConkie am 23.
Januar 1977 in Bogotá gegründet. Julio E. Dávila wurde als Pfahlpräsident
berufen. Am 6. April 1991 wurde Präsident Dávila als erster Kolumbianer als
Generalautorität berufen. Im Januar 1991 gab es in Kolumbien neun Pfähle,
nämlich die Pfähle Bogotá, Kennedy, Ciudad Jardín, El Dorado, Cali, Américas,
Medellín, Bucamaranga und Barranquilla. Die Kirche macht in Kolumbien
beachtlichen Fortschritt: Über 83.000 Mitglieder kommen in den Genuß der
geistigen und zeitlichen Programme, die von den Priestertumskollegien, den
Hilfsorganisationen und vom Bildungswesen der Kirche in Form des Seminar- und
Institutsprogramms, als auch durch Lese- und Schreibkurse angeboten werden.
In Kolumbien herrscht unter den Mitgliedern ein besonders starkes Gemeinschaftsgefühl,
das sich während des Erdbebens im Jahr 1983 in der südkolumbianischen Stadt
Popayán unter Beweis stellen konnte. Die dortigen Heiligen der Letzten Tage
arbeiteten zusammen, um den tausenden Verwundeten und Obdachlosen das
Notwendigste zum Leben sowie Notquartiere zu verschaffen.
Von besonderer Bedeutung war für die Heiligen der Letzten Tage Kolumbiens
der Besuch von Präsident Spencer W. Kimball im März 1977, ebenso die
Regionskonferenzen der Jahre 1987 und 1989, bei denen Elder M. Russell Ballard
vom Kollegium der Zwölf den Vorsitz führte.
ECUADOR. Am 27. April 1964 wurde Sterling Nicolaysen, Präsident der
Anden-Mission, von Elder A. Theodor Tuttle beauftragt, die »Corporation of the
Church« (die Kirche als juristische Person) in Ecuador eintragen zu lassen. Am
Samstag, den 9. Oktober 1965, weihte Elder Spencer W. Kimball – damals
Mitglied des Kollegiums der Zwölf Apostel – das Land Ecuador für das
wiederhergestellte Evangelium und sprach das Weihungsgebet am Gipfel des
Panecillo in Quito. Im Juni 1969 wurde die Ecuador-Mission Quito gegründet.
Louis Latimer wurde Missionspräsident. Im Januar 1991 bestanden in Ecuador zwei
Missionen mit Hauptsitz in Quito und Guayaquil.
Die neun ersten Mitglieder der Kirche in Quito wurden am 31. Oktober 1965
getauft. In Guayaquil begann die Missionsarbeit am 20. Januar 1966. Der erste
aus Ecuador berufene Missionar war Napoleón Trujillo und wurde nach Uruguay
berufen. Sein Vater, José G. Trujillo, war 1991 Patriarch des Pfahles Quito.
Das in Ecuador verwendete Kirchenmaterial ist in den beiden Hauptsprachen
des Landes vorhanden, nämlich in Spanisch und Quechua. Im Jahr 1978 übersetzte
Amado Ruíz verschiedene von den Otavalo-Indianern benötigte Unterlagen in deren
Sprache. Der erste eigene Pfahl für die Otavalos wurde am 6. Dezember 1981
gegründet. Luis Alfonzo Morales wurde als Pfahlpräsident berufen. Das
Vorhandensein von Kirchenmaterial in den jeweiligen Indianersprachen des Landes
ist von großem Vorteil für die Missionsarbeit.
Elder Mark E. Petersen vom Kollegium der Zwölf Apostel gründete am 11.
Juni 1978 den ersten Pfahl in Guayaquil und berief Lorenzo Garaycoaals
Pfahlpräsident. Der erste Pfahl in Quito wurde am 22. August 1979 von Elder
Gordon B. HINCKLEY – damals Mitglied des Kollegiums der Zwölf Apostel
– gegründet. Ernesto Franco wurde als Pfahlpräsident berufen.
Das Bildungswesen der Kirche hat durch das Seminar- und Institutsprogramm
in der religiösen Bildung der Jugend Ecuadors eine große Rolle gespielt,
besonders aber auch durch Unterricht im Lesen und Schreiben für Indianer. Die
vielen jungen Menschen aus Ecuador, die im eigenen Land auf Mission sind, haben
die Missionsarbeit in alle Teile des Landes gebracht. Im Januar 1991 gab es in
Ecuador 81.000 Mitglieder, zwei Missionen, 18 Pfähle und Distrikte sowie 121
Gemeinden und Zweige. Seit 1996 gibt es einen Tempel in Guayaquil.
PERU. Der erste Kontakt zwischen der Kirche und Peru erfolgte 1926, als
Elder Melvin J. Ballard auf seiner Rückreise in die USA, nachdem er Südamerika
der Verkündung des Evangeliums geweiht hatte, Peru bereiste und das Gefühl
hatte, Missionare nach Peru entsenden zu sollen. Obwohl in den vierziger Jahren
(und vielleicht schon zuvor) einige Mitglieder der Kirche in Peru lebten, wurde
erst am 8. Juli 1956 von Apostel Henry D. Moyle und Missionspräsident Frank K.
Parry von der Uruguay-Mission der erste Zweig in Lima gegründet. Frederick S.
Williams, ehemaliger Präsident der Südamerikanischen Mission und der
Uruguay-Mission, wurde als Zweigpräsident berufen. Die Versammlungen wurden
zunächst in seinem Haus durchgeführt. Am 1. November 1959 gründete der damalige
Apostel Harold B. LEE die Anden-Mission, die die Länder Peru, Chile und später
Bolivien, Ecuador, Kolumbien und Venezuela umfaßte. Der Hauptsitz war in Lima.
Zwei Jahre später gab es in Peru 12 Zweige und über eintausend Mitglieder.
Bestimmte Teile des Buches Mormon sowie anderer Kirchenunterlagen wurden
in die Sprachen der Quechua und Aymara übersetzt, um den Indianern das
Evangelium besser nahebringen zu können.
Am 22. Februar 1970 wurde der Pfahl Lima-Peru gegründet und Roberto Vidal
als dessen Pfahlpräsident berufen. Der Pfahl bestand damals aus sechs
Gemeinden, drei Zweigen und ca. 5.000 Mitgliedern. Im Januar 1991 gab es in
Peru bereits 5 Missionen, 57 Pfähle und Distrikte sowie über 500 Gemeinden und
Zweige mit 178.000 Mitgliedern der Kirche. An der im April 1989 in Lima
stattgefundenen Multiregionskonferenz nahmen über 10.000 Mitglieder der Kirche
aus 18 Pfählen teil. Am 10. Januar 1986 weihte der damalige Erste Ratgeber in
der Ersten Präsidentschaft, Gordon B. Hinckley, den Lima-Tempel. Samuel Lorenzi
wurde als Tempelpräsident berufen und seine Frau Clara als Tempeloberin. 1990
fanden im Lima-Tempel täglich durchschnittlich neun Endowment-Sessionen statt.
Die Kirche genießt in Peru hohes Ansehen. Eine immer größer werdende
Anzahl heimischer Missionare bringt die Botschaft des wiederhergestellten
Evangeliums ihrem eigenen Volk. Dieser Erfolg unter der Jugend ist besonders
der religiösen Bildung der Mitglieder zu verdanken. Über 12.500 junge Peruaner
im Alter zwischen vierzehn und dreißig Jahren haben sich ihr Wissen in den im
Seminar und Institut angebotenen Kursen des Bildungswesens der Kirche
angeeignet. Sechzig Prozent der Mitglieder der Kirche in Peru sind jünger als
dreißig.
VENEZUELA. Am 2. November 1966 weihte der von Präsident David O. McKay
beauftragte Elder Marion G. Romney vom Kollegium der Zwölf das Land Venezuela
der Verkündung des wiederhergestellten Evangeliums. Anwesend war damals auch
Elder F. Burton Howard, der für die staatliche Anerkennung der Kirche in
Venezuela zuständig war, sowie Ted E. Brewerton, der damalige Präsident der
Zentralamerikanischen Mission. Im Jahr 1971 wurde die Venezuela-Mission Caracas
gegründet, und die Kirche begann eine neue Phase des Wachstums. Im Jahr 1978
wurde die Venezuela-Mission Caracas geteilt, wodurch zusätzlich die
Venezuela-Mission Maracaibo entstand. Präsident Alejandro Portal Campos , der
bis dahin Präsident der Caracas-Mission gewesen und als erster Venezolaner
Missionspräsident geworden war, wurde Präsident der neuen Mission.
Der erste venezolanische Pfahl Caracas wurde am 15. Mai 1977 von Elder
Bruce R. McConkie gegründet. Adolfo Mayer wurde als Pfahlpräsident berufen. Im
Januar 1991 gab es in Venezuela sieben Pfähle: Zwei in Caracas, zwei in
Maracaibo, einen in Valencia, Oriente und Guayana; neun Distrikte und zwei
Missionen. Über fünfzigtausend Mitglieder der Kirche haben in Venezuela vom
guten Einfluß der Kirche auf ihr Leben profitiert und dadurch zur Erhöhung der
Lebensqualität in ihrem Land erheblich beigetragen. Infolge der Schulungen auf
dem Gebiet der Menschenführung sowie anderer Fähigkeiten, die man sich als
Mitglied der Kirche erwirbt, bevorzugen viele Firmen und Fabriken bei der
Personaleinstellung Mitglieder der Kirche. Das Seminar- und Institutsprogramm
war für die venezolanische Jugend der Kirche eine große Bereicherung. Der
Einfluß des täglichen Schriftstudiums hat dazu geführt, daß sich die Jugend
sehr für Missionsarbeit begeistert.
BIBLIOGRAPHIE
Cowan, Richard O. »The Church in Latin America.« The International
Church. James R. Moss u.a., Hrsg., S. 157-191. Provo, Utah, 1982.
Williams, Frederick S. und Frederick G. Williams. From Acorn to Oak Tree:
A Personal History of the Establishment and First Quarter Century Development
of the South American Missions. Fullerton, Kalifornien, 1987.
JULIO E. DAVILA
DAS
SÜDLICHE SÜDAMERIKA
ARGENTINIEN. Die Kirche gelangte durch einige deutsche Auswanderer nach
Argentinien, die sich noch vor ihrer Auswanderung in Deutschland der Kirche
angeschlossen hatten und die auf die Ankunft von Elder Melvin J. Ballard warten
wollten, ehe sie ihre Angehörigen taufen konnten, die sich der Kirche
anschließen wollten. Der erste nicht-deutsche Bekehrte wurde 1926 getauft.
Mehrere Jahre hindurch sprachen die Missionare nur Englisch und Deutsch, aber
im Laufe der Zeit wurde größerer Wert auf die Belehrung Einheimischer in
Spanisch gelegt, was der Kirche ein beschränktes Wachstum zuteil werden ließ.
Bis in die sechziger Jahre war der Kirche in Argentinien ein nur mäßiges
Wachstum beschieden. Als man damit begann, die örtlichen Mitglieder besser zu
schulen, begann sich größerer Fortschritt abzuzeichnen. Missionspräsident C.
Laird Snelgrove rief einen Missionsrat ins Leben, in dem die Männer geschult wurden,
die die Kirche in den darauffolgenden fünfundzwanzig Jahren führten. Ein
Mitglied dieses Rates, nämlich Juan Carlos Avila, wurde als erster Argentinier
als Missionspräsident berufen und diente von 1974-1977. Der erste argentinische
Pfahl wurde am 20. November 1966 gegründet. Als Pfahlpräsident wurde Angel
Abrea, ein örtlicher Priestertumsführer, berufen, der 1976 als erster
Lateinamerikaner Generalautorität wurde. Im Jahr 1962 wurde die Mission
geteilt, und 1991 gab es in Argentinien neun Missionen, 64 Pfähle und
Distrikte, sowie 500 Gemeinden und Zweige mit 171.000 Mitgliedern. Am 17.
Januar 1986 wurde der Buenos-Aires-Tempel vom Zweiten Ratgeber in der Ersten
Präsidentschaft, Thomas S. Monson, geweiht. Angel und Maria Victoria
Chiapparino Abreawurden als Tempelpräsident bzw. Tempeloberin berufen. Im Jahr
1986 wurde in Buenos Aires eine Missionarsschule errichtet, die von Präsident
Lyman Sidney Shreeve und dessen Frau Afton Kartchner Shreeve geführt wurde, die
bereits in Argentinien auf Mission gewesen waren und über die Uruguay-Mission
präsidiert hatten.
CHILE. Nach Parley P. Pratts erfolglosen Versuchen der Jahre 1851/1852,
die Kirche in Chile zu etablieren, gab es die Kirche dort erst wieder ab 1952,
als Bruder William Fotheringham beruflich nach Chile zog und um die Entsendung
von Missionaren bat. Die ersten Missionare kamen in Santiago zwei Wochen zuvor
an, ehe Apostel Henry D. Moyle am 5. Juli 1956 Bruder Fotheringham als
Zweigpräsidenten des ersten chilenischen Zweiges berief. Dieser Zweig bestand
hauptsächlich aus Ausländern. Die erste Bekehrtentaufe eines Einheimischen fand
noch im selben Jahr statt.
Am 8. Oktober 1961 wurde die erste chilenische Mission gegründet und A.
Delbert Palmer als Missionspräsident berufen. Aus dieser Mission enstanden sechs
Missionen, wobei über die Hälfte der Mitglieder aus Einheimischen bestand, die
größtenteils durch das Seminar- und Institutsprogramm geschult wurden. Der
Großteil besuchte die zweite südamerikanische Missionarsschule in Santiago. Die
Kirche hat in Chile große Fortschritte zu verzeichnen und hatte Ende März 1990
beinahe 298.000 Mitglieder. Im Januar 1991 wurde einer dieser einheimischen
Bekehrten, nämlich Carlos Cifuentes der erste chilenische Zweigpräsident und
später Pfahlpräsident. Am 15. September 1983 wurde der Santiago-Tempel geweiht.
Eugene F. Olsen, und dessen Frau Rae Stephens Jones Olsen wurden als
Tempelpräsident und Tempeloberin berufen. Am 31. März 1990 wurde der frühere
Präsident der Uruguay-Mission, Elder Eduardo Ayala, als erster Chilene als
Siebziger berufen.
PARAGUAY. Obwohl Frederick S. Williams, der damalige Präsident der
Argentinien-Mission, im Jahr 1939 den oberen Pilcomayo hinaufgereist und die
dort ansässigen Indianerstämme und die Menschen in Asunción besucht hatte,
wurden die ersten fünf Bekehrten erst 1948 getauft. Die Kirche faßte in
Paraguay Fuß, als im Oktober 1949 Missionare der Uruguay-Mission nach Paraguay
entsandt wurden. Seit diesen ersten Taufen hat die Kirche in Paraguay großen
Fortschritt gemacht. Im Jahr 1977 wurde die Paraguay-Mission gegründet und am
25. Februar 1979 in Asunción der erste Pfahl gegründet. Carlos R. Espin wurde
als Pfahlpräsident berufen. Im Jahr 1980 wurde im Dorf Mistolar, das ca. 800
Kilometer nordwestlich von Asunción liegt, ein Zweig ausschließlich für
Mitglieder des Stammes der Churupi-Nivacle gegründet.
URUGUAY. Das erste Mitglied der Kirche, das in Uruguay allgemeine
Bekanntheit erlangte, war Elder Rolf L. Larson, ein Missionar der
Argentinien-Mission, der im Januar 1940 bei der in Montevideo stattfindenden
südamerikanischen Meisterschaft im Basketball als bester Spieler geehrt wurde.
Am 25. Juni 1944 wurde der erste Zweig in Uruguay gegründet und hatte 12
Mitglieder. Am 30. August 1947 wurde die Mission gegründet, und die ersten
Taufen fanden am 1. November 1948 statt. In den sechziger Jahren wurde unter
Präsident A. Theodore Tuttle der Hauptsitz der Südamerikanischen Mission nach
Montevideo verlegt, das in der Folge zum Mittelpunkt der Kirche in ganz
Südamerika wurde. Später wurde der Hauptsitz der Kirche nach Buenos Aires
verlegt. Am 12. November 1967 wurde der Uruguay-Pfahl Montevideo gegründet und
Vicente C. Rubio als Pfahlpräsident berufen. Obwohl der erste südamerikanische
Tempel ursprünglich in Uruguay hätte gebaut werden sollen, geschah dies
schließlich 1978 in der brasilianischen Stadt Sao Paulo. Im Januar 1991 gab es
in Uruguay eine Mission, 18 Pfähle und Distrikte sowie 111 Gemeinden und Zweige
mit mehr als 50.000 uruguayanischen Heiligen der Letzten Tage.
BIBLIOGRAPHIE
Cowan, Richard O. »The Church in Latin America.« The International
Church. James R. Moss u.a., Hrsg., S. 157-191. Provo, Utah, 1982.
Tullis, F. LaMond, Hrsg., Mormonism: A Faith for All Cultures. Provo, Utah, 1978.
Williams, Frederick S. und Frederick G. Williams. From Acorn to Oak Tree:
A Personal History of the Establishment and First Quarter Century Development
of the South American Missions. Fullerton, Kalifornien, 1987.
TOMAS FREDERICO LINDHEIMER