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SPAFFORD, BELLE SMITH

Marion Isabelle (Belle) Sims Smith, (1895-1982) war während ihrer neunundzwanzigjährigen Amtszeit als Präsidentin der Frauenhilfsvereinigung (von 1945 bis 1974) eine talentierte Leiterin und Beraterin von sechs Präsidenten der Kirche.

Schwester Spaffords Amtszeit fiel in die späten vierziger Jahre unseres Jahrhunderts, als die Kirche sich bemühte, den körperlich als auch seelisch kriegsgeprüften Heiligen der Letzten Tage Europas beim Neubeginn zu helfen, in die fünfziger Jahre, als die Kirche ihr gewaltiges Wachstum sowohl in Amerika als auch international bewältigen mußte, und in die sechziger Jahre, als die Kirche ihre Programme korrelierte und besonders stark den Wert der Familie und des selbstlosen Dienens betonte. Schwester Spafford war eine imposante Erscheinung und verkörperte die in jenen turbulenten Jahrzehnten so nötige Energie, Durchhaltevermögen, Weisheit und ehrliche Offenheit.

Belle Smith wurde 8. Oktober 1895 in Salt Lake City als Tochter von Hester Sims und John Gibson Smith geboren. Nach Abschluß der LDS High School absolvierte sie ein zweijähriges Kurzstudium an der University of Utah. Am 23. März 1921 heiratete sie den Witwer Earl Spafford und begann nach ihrer Heirat eine Ausbildung als Sonderschullehrerin an der Brigham Young Universität. Als ihre beiden Kinder Mary und Earl bereits ein wenig älter waren, belegte sie Kurse an der University of Utah. Belle Smith Spafford hat sich ein Leben lang weitergebildet und bestand darauf, täglich während festgesetzter Stunden weder angerufen noch sonstwie gestört zu werden, da sie in dieser Zeit lernte. Als Großmutter veranstaltete sie regelmäßig Lernabende, an denen sie mit ihren Enkelkindern einzeln lernte.

Schon früh wurden Belle Spafford Führungsämter übertragen. Als Siebzehnjährige wurde sie JD-Leiterin ihrer Gemeinde und unterrichtete Religion. Später war sie Ratgeberin in der FHV-Leitung ihrer Gemeinde und im Pfahl Salt Lake Belvedere. Im Jahr 1935 wurde sie in den FHV-Ausschuß der Kirche berufen; 1942 wurde sie Ratgeberin der damaligen FHV-Präsidentin der Kirche, Amy Brown LYMAN. Sie war Herausgeberin der Geschichte der Frauenhilfsvereinigung, A Centenary of Relief Society (1942) und von 1937 bis zu ihrer Berufung als FHV-Präsidentin im Jahr 1945 Herausgeberin der FHV-Zeitschrift Relief Society Magazine.

Als Belle Spafford Ende des Zweiten Weltkriegs als Präsidentin der Frauenhilfsvereinigung berufen wurde, sah sie die dringende Notwendigkeit, den unter den Folgen des Krieges leidenden Mitgliedern der Kirche in Europa zu helfen. Innerhalb weniger Wochen spendeten und versandten FHV-Mitglieder tausende Kleidungsstücke, Bettwäsche und Lebensmittel an Heilige der Letzten Tage im Ausland. Abgesehen von der Versorgung mit Gegenständen des täglichen Bedarfs sprach Präsident Spafford durch Artikel in der Zeitschrift Relief Society Magazine und in den FHV-Leitfäden ganz besonders gesellschaftliche und geistige Probleme in Zusammenhang mit Toleranz und Liebe an, um den Zorn und die Verbitterung des Krieges zu mildern. Die FHV wurde organisatorisch umgebildet, um den örtlichen Bedürfnissen einer weltweiten Kirche gerecht zu werden. Es wurde größerer Wert auf Schulung gelegt, und die Mitglieder des FHV-Hauptausschusses besuchten jeden einzelnen Pfahl, um die örtlichen Leitungen zu schulen, ehemalige FHV-Gruppen neu zu gründen oder überhaupt neu ins Leben zu rufen.

Inmitten der groß angelegten Hilfsaktionen zur Beseitigung der Kriegsfolgen wurde der FHV der Bau sowie die Programme zur Geldbeschaffung für ein neues FHV-Gebäude in Salt Lake City genehmigt. Am 3. Oktober 1956 wurde der neue Hauptsitz der Frauenhilfsvereinigung geweiht, was zu einem stärkeren Gemeinschaftsgefühl führte und ihr größere Unterstützung zuteil werden ließ. Anfang der sechziger Jahre wurde auf allen Ebenen der Kirche ein neuer Schwerpunkt auf Musik und FHV-Chöre gelegt, und in fast jedem Pfahl der Kirche gab es einen sogenannten »Chor der singenden Mütter«. Diese Gesangsgruppen traten im Lauf der folgenden zwanzig Jahre sowohl auf Landesebene als auch international auf.

Zur Stärkung der Familien erteilte die Erste Präsidentschaft und das Kollegium der Zwölf Apostel der Frauenhilfsvereinigung den Auftrag, erneut einen Schwerpunkt in Richtung wöchentlicher »Familienstunde« zu setzen, was 1964 zur offiziellen Einführung des Familienabends führte.

In den sechziger Jahren wurde in der FHV ebenfalls besonderer Wert auf engagiertes Mitarbeiten im Gemeinwesen gelegt, indem die Frauen dazu aufgefordert wurden, freiwilligen Dienst bei verschiedenen karitativen Organisationen wie z.B. dem Roten Kreuz, in Kinderheimen, Krankenhäusern usw. zu leisten. Im Jahr 1971 wurde das Missionsprogramm für Missionare im Gesundheitsdienst eingeführt, wobei Personen mit einschlägiger Ausbildung in bestimmten Ländern Gesundheitsregeln und Grundsätze der Wohlfahrt unterrichteten. Während Präsident Spaffords Amtszeit führten der Sozialdienst der Kirche sowie die Abteilung Kinderwohlfahrt besondere Programme wie z.B. Hilfe bei Kindesmißhandlung, Hilfe für ledige Mütter und für straffällig gewordene Jugendliche ein; ebenso wurden Adoptionsstellen, Pflegeheime und Gastschülerprogramme für Indianerkinder aus Utah, Nevada, Arizona und Idaho eingerichtet. Als Würdigung ihrer Leistungen auf dem Gebiet der Sozialarbeit wurde Belle Spafford von der Organisation »Utah State Conference of Social Work« die Ehrenmitgliedschaft verliehen, und die University of Utah richtete den »Belle S. Spafford-Lehrstuhl für Sozialarbeit« ein.

Schwester Spafford unternahm viele Auslandsreisen und war Mitglied zahlreicher amerikanischer und internationaler Organisationen. Zweimal war sie Präsidentin des amerikanischen Frauenkomitees »National Council of Women« (und zwar von 1968 bis 1970) und wurde als eine der führenden Frauen der Welt 1978 mit der höchsten Auszeichung des National Council of Women geehrt. Belle Smith Spafford starb am 2. Februar 1982.

BIBLIOGRAPHIE

History of the Relief Society, 1842-1966. Salt Lake City, 1966.

Peterson, Janet und LaRene Gaunt. Elect Ladies. Salt Lake City, 1990.

Spafford, Belle A. A Woman's Reach. Salt Lake City, 1974.

MAREN M. MOURITSEN