In der Kirche Jesu Christi werden sowohl „Segen“ als auch „Segnung“ als Ausdrücke benutzt. Im weiten traditionellen Sinn, wie er in vielen Kulturen verwendet wird, bezieht sich das Wort „Segen“ auf alles Gute, was einem im Leben widerfährt: die Wunder der Natur, Familienfreuden, die Vorteile von Freiheit und Erziehung—alles, was das Leben bereichtert. Solche Segen oder Segnungen werden oft als Manifestation von Gottes Liebe für seine Kinder bezeichnet. HLT-Texte weisen oft diesen Wortlaut auf. In spezifischerem Sinn bezieht sich Segen auf Verordnungen, die durch Priestertumsvollmacht vollzogen werden.
Ein Priestertumssegen kann nur durch jene gegeben werden, die zum melchisedekischen Priestertum ordiniert worden sind. In der Kirche wird den meisten Jungen im Alter von zwölf Jahren das Aaronische Priestertum übertragen und sie werden zum Amt eines Diakons ordiniert. Im Alter von vierzehn Jahren werden sie gewöhnlich zu Lehrern ordiniert und im Alter von sechzehn Jahren zu Priestern. Falls der Priestertumsträger weiterhin Glaubenstreue und Würdigkeit zeigt, kann er dann im Alter von achtzehn Jahren oder irgendwann danach das Melchisedekische Priestertum mit der Ordination zum Priestertumsamt eines Ältesten empfangen. Ein Ältester im Melchisedekischen Priestertum hat die Vollmacht die meisten Priestertumsfunktionen in der Kirche auszuführen, einschließlich Priestertumssegen.
Jede Priestertumsordination, vom Diakon bis zum Apostel, ist eine Art Priestertumssegen und zeichnet sich wie alle Priestertumssegen aus durch (1) das Händeauflegen durch jene, die die Vollmacht besitzen, (2) eine Anrufung der Vollmacht des Priestertums und des Namens Jesu Christi und (3) Segensworte, die den Einflüsterungen des Geistes folgen.
Dieses dritte Element – geistige Eindrücke – ist für jeden Priestertumssegen von größter Bedeutung. Eine fundamentale Lehre der Kirche ist der Glaube, dass ein würdiger Priestertumsträger, wenn er einen Priestertumssegen gibt, vom Heiligen Geist Eingebungen in Bezug darauf empfangen wird, was gesagt werden soll. Nicht unbedingt die exakten Worte, aber Ideen oder Gedanken, die er dann genau so klar wie in seinen eigenen Worten ausdrücken kann. Dies ist das Wesentliche bei einem Priestertumssegen und unterscheidet ihn von einem Gebet. Ein Gebet zielt auf Kommunikation mit Gott, entweder laut oder im Stillen, und ist in dem Glauben verwurzelt, dass Gott die Worte oder die Gedanken hören und dann in seiner unendlichen Weisheit und Macht anworten wird. Ein Priestertumssegen beruht auf dem Vertrauen, dass der Priestertumsträger, während er den Segen ausspricht, geistige Eingebungen darüber empfangen wird, was gesagt werden soll. Und so repräsentieren seine Worte den Willen Gottes.
In der Kirche umfassen formale Priestertumssegen Folgendes:
KINDERSEGNUNG. Wenn Babies nur ein paar Wochen alt sind, empfangen sie gewöhnlich einen Priestertumssegen. Zu dem besonderen Zweck, dem Kind einen Namen zu geben und Verheißungen auszusprechen, die auf geistigen Eindrücken in Bezug auf den Lebensverlauf des Babys basieren. Dieser Vorgang beinhaltet also eine Art von Prophezeiung. Falls der Vater des Babys ein würdiger Träger des Melchisedekischen Priestertums ist, ist er gewöhnlich derjenige, der den Segen spendet. Aber der Segen kann auch von einem Großvater, einem Familienfreund oder jedem beliebigen anderen befugten Priestertumsträger gespendet werden. Die Eltern des Babys entscheiden, wer den Segen gibt. Babies werden gewöhnlich in Gegenwart der Gemeinde während einer Fast- und Zeugnisversammlung gesegnet. Jedoch kann der Segen auch zu anderen Zeiten und an anderen Orten gegeben werden, falls ein besonderer Umstand besteht – wie zum Beispiel in einem Krankenhaus oder daheim.
KONFIRMATION NACH DER TAUFE. Zwei Verordnungen sind nötig um Mitgliedschaft in der Kirche zu erlangen. Die erste ist die Taufe. Die zweite Verordnung ist die Konfirmation. Sie wird kurz nach der Taufe vollzogen und ist eine Art von Priestertumssegen. Zwei oder mehr Männer, die das Melchisedekische Priestertum tragen, legen ihre Hände auf das Haupt der Person, die getauft worden ist. Einer der Männer dient als Sprecher und die getaufte Person wird als Mitglied der Kirche bestätigt oder konfirmiert und empfängt die Gabe des Heiligen Geistes. Zusätzliche Ratschläge und Ermahnung werden dann gemäß den Einflüsterungen des Geistes ausgesprochen.
EINSETZEN BEI KIRCHENBERUFUNGEN. Es ist üblich, dass Personen mit der richtigen Priestertumsvollmacht ihre Hände auf das Haupt einer Person legen, wenn jemand berufen wird als Lehrer oder Beamter in einer der Kirchenorganisationen zu dienen, und immer wenn jemand als Missionar oder Tempeldiener berufen wird. Danach wird die Person in diese Berufung eingesetzt. Einer der Priestertumsträger spricht den Segen aus und gibt Rat oder Gedanken wider, von denen er den Eindruck hat, dass er sie sagen soll.
KRANKENHEILUNG. Jemand, der krank oder verletzt ist, empfängt Segen zur Gesundheit und zum Trost. Zwei Träger des Melchisedekischen Priestertums geben normalerweise diesen Segen im Einklang mit Jakobus 5:14. Das Haupt des Kranken wird mit ein paar Tropfen zu diesem Zweck geheiligten Olivenöls gesalbt. Die zwei Priestertumsträger legen dann sanft ihre Hände auf das Haupt der Person. Derjenige, der die Salbung siegelt, spricht je nach Eingebung Verheißungen der Heilung oder des Trostes aus. Viele Vorfälle dramatischer und selbst wunderbarer Heilungen sind in der Kirchengeschichte verzeichnet. Jeder würdige melchisedekische Priestertumsträger kann so einen Segen spenden, wenn es gewünscht wird.
PATRIARCHALISCHE SEGEN. Jeder organisierte Pfahl in der Kirche hat einen oder mehr Patriarchen. Sie sind berufen, den Mitgliedern im Pfahl patriarchalische Segen zu geben. Normalerweise wird dieser Segen jemandem nur einmal im Leben gegeben. Gewöhnlich wenn jemand noch jung ist, am häufigsten in den Teenagerjahren. Jedoch kann der Segen in jedem Alter — von der Kindheit bis ins Greisenalter — gegeben werden. Der patriarchalische Segen ist ein Segen voll Führung, Warnung, Ermutigung und Bekräftigung für das ganze Leben. Männer, die als Patriarchen dienen, sind geistig reife Hohepriester im Melchisedekischen Priestertum. Sie werden speziell zu der heiligen Berufung ordiniert, patriarchalische Segen zu geben.
SEGEN VOM VATER UND EHEMANN. Jeder Melchisedekische Priestertumsträger, der ein Ehemann oder Vater ist, hat, wenn er würdig ist, die Vollmacht, bei besonderen Anlässen oder zu Zeiten besonderer Umstände den Angehörigen seiner Familie einen Priestertumssegen zu geben — als Ehemann seiner Frau oder als Vater einem Sohn oder einer Tochter. Solche Segen können vom Ehemann oder Vater vorgeschlagen werden, oder sie können von demjenigen erbeten werden, der den Segen wünscht. Sie sind Segen voll Liebe, Rat und Ermutigung. Wie alle Priestertumssegen werden sie durch Händeauflegen auf das Haupt desjenigen gespendet, der den Segen empfängt.
BESONDERE SEGEN MIT RAT UND TROST. Alle Priestertumsbeamten in der Kirche, von den Generalautoritäten über Pfahlpräsidentschaften und Bischofschaften in den Gemeinden bis zu Heimlehrern, haben die Vollmacht Kirchenmitgliedern in ihrem Verantwortungsbereich Segen mit Rat und Trost zu spenden. Dies sind offizielle Priestertumssegen. Sie werden auf dieselbe Weise und mit ähnlichen geistigen Eingebungen wie andere Priestertumssegen gespendet. Wenn jemand solch einen Segen wünscht, erbittet er ihn gewöhnlich von einem der örtlichen Priestertumsbeamten in dem Gebiet, wo er wohnt.
BIBLIOGRAPHIE
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BRUCE B. CLARK