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SALZSEETAL

Im Jahre 1847 hatte Brigham YOUNG <Young, Brigham> gleich einem modernen Mose die ersten Pioniere der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage durch 2000 Kilometer Wildnis geführt und in ein großes Tal gebracht, das von hohen Bergen umgeben war und im Nordwesten an einen großen Salzwassersee grenzte, nach dem das Tal benannt worden war. Religiöse Verfolgungen in den dreißiger und vierziger Jahren des 19. Jahrhunderts in den bevölkerungsdichteren Oststaaten der USA hatten die Heiligen der Letzten Tage veranlaßt, in den Westen zu ziehen, wo sie mehr von der Zivilisation abgeschlossen waren. Der Prophet Joseph SMITH <Smith, Joseph> hatte den Kreis Jackson im Bundesstaat Missouri, der damals an der Grenze zur Zivilisation lag, zum Zion der Letzten Tage erklärt. Andauernde Verfolgungen in Ohio, Missouri und später auch in Illinois, bewegten die Heiligen der Letzten Tage jedoch, weiter westlich in den Rocky Mountains Zuflucht zu suchen und dort, in einem Land, das von Mexiko beansprucht wurde und wo kein religiöser Fanatismus herrschte, ihren Gott zu verehren und ihren Glauben zu verwirklichen. Für achtzigtausend HLT-Pioniere, die aus vielen Nationen kamen - die meisten vor Fertigstellung der Eisenbahn im Jahre 1869 in Planwagen, mit denen sie die große amerikanische Wüste durchquert hatten -, sowie für die Tausende, die später noch kamen, waren die Siedlungen im Salzseetal die Erfüllung der Prophezeiung Jesajas. Jesaja hatte prophezeit, daß die Stadt Gottes am Ende der Zeit in den Bergen errichtet würde und daß Menschen aus allen Nationen zum Haus des Herrn dorthin strömen würden, um Gottes Wege zu lernen (Jes. 2:1–4). Präsident Young drückte die Gefühle dieser Menschen mit den Worten aus: “Dies ist der Ort.”

Das Salzseetal ist 27 Kilometer breit und 40 Kilometer lang, liegt fast 1400 Meter über dem Meeresspiegel und wird von den 3400 Meter hohen Gipfeln der Bergkette des Wasatch-Gebirges umgeben. Das Tal gehört zum “Great Basin” (das große Tal im Westen der USA), dessen hohe Berge die Flüsse daran hindern, in den Pazifik zu fließen. Dieses riesige Tal soll früher der Bonneville-See gewesen sein. Geologen meinen, der See sei dort, wo heute Salt Lake City liegt, über 300 Meter tief gewesen. Der Große Salzsee ist der noch nicht verdunstete, übriggebliebene Rest dieses einst gewaltigen Binnenmeeres.

Als die Pioniere im Juli 1847 ankamen, war der Boden des Tales ausgetrocknet und mit Salbeisträuchern bewachsen, aber es dauerte nicht lange, bis sie die klaren Schmelzwasserbäche aus den Bergen auf das trockene Erdreich umgeleitet und es in fruchtbares Ackerland verwandelt hatten. Trapper, Händler, Kundschafter und katholische Priester waren ohne sich aufzuhalten durch das Tal gezogen, aber die Heiligen der Letzten Tage blieben und wurden im Salzseetal seßhaft.

Das im nördlichen Teil des Tales gelegene Salt Lake City entwickelte sich zu einer großen Stadt und zum Hauptsitz der Kirche. Als jedoch immer mehr Einwanderer aus aller Herren Länder in “ihr” Zion kamen, gründeten sie entlang der Gebirgsbäche zahlreiche kleinere Städte.

Als 1869 die transkontinentale Eisenbahn gebaut wurde, begannen Nichtmormonen ins Salzseetal zu kommen und verringerten den Anteil der Mormonen an der Bevölkerung, aber die Heiligen der Letzten Tage sind bis heute in der Mehrheit geblieben. Die Eisenbahn förderte Industrie, Bergbau und Handel, und das Tal erfuhr wesentliche Veränderungen. Gegen 1870 wurden die Block- und Lehmhütten allmählich durch moderne Häuser ersetzt, und an Wegen und Straßen wuchsen grüne Bäume. Die Bauernhöfe waren nun eingezäunt und hatten ein gepflegtes Äußeres.

Ab den achtziger Jahren gab es Telefon und Elektrizität in Salt Lake City, und 1893 wurde der Tempel fertiggestellt. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde der erste Wolkenkratzer im Salzseetal mit Finanzmitteln aus dem Bergbau gebaut, und es entstand eine moderne Hauptstadt mit Krankenhäusern, Colleges, Firmen, Bibliotheken und Tausenden von Häusern. Salt Lake City hatte sich aus dem Mormonendorf des Jahres 1847 zu einer kosmopolitischen Stadt entwickelt.

Im Jahre 1990 war die Bevölkerung in den Stadtgrenzen auf 165.000 angewachsen, aber im eigentlichen Salzseetal lebten über 715.000 Menschen. Einkaufszentren, Autobahnen und Arbeitsplätze verlagerten die Bevölkerung weg vom Stadtkern und weiter ins Tal hinein an beide Ufer des Jordan, der aus dem Utah-See nach Norden in den Salzsee fließt. Die Berge, die das Tal umgeben, sind für die Wirtschaft von großer Bedeutung. Viele Menschen im Tal arbeiten im Bergbau in den Oquirrh-Bergen, und die dortige größte, offene Kupfermine der Welt hat viele Arbeitsplätze geschaffen. Kostbares Trinkwasser kommt aus den Bergen im Osten, und dort liegen auch die Erholungsgebiete, darunter viele bekannte Winterskiorte.

Kommt der Besucher heute über die Berge, so erblickt er unter sich das schöne, vom Grün der Bäume geschmückte Salzseetal. Dieser Anblick erfüllt ihn mit Dankbarkeit für die Mühen der Pioniere, die in vielen Fällen seine Vorfahren waren. Die glaubenstreuen Heiligen der Letzten Tage glauben, daß Jesajas Worte buchstäblich erfüllt worden sind: “Die Wüste und das trockene Land sollen sich freuen, die Steppe soll jubeln und blühen. Sie soll prächtig blühen wie eine Lilie, jubeln soll sie, jubeln und jauchzen. ... Man wird die Herrlichkeit des Herrn sehen, die Pracht unseres Gottes.” (Jes. 35:1–2.)

BIBLIOGRAPHIE

Alexander, Thomas G. und James B. Allen. Mormons and Gentiles: A History of Salt Lake City. Boulder, Colorado, 1984.

McCormick, John S. “The Valley of the Great Salt Lake.” Nachdruck des Utah Historical Qarterly 27, Juli 1959, Neuauflage 1963.

McCormick, John S. Salt Lake City, the Gathering Place. Woodland Hills, California, 1980.

LAMAR C. BERRETT