Seitdem Joseph Smiths Visionen der Öffentlichkeit bekannt waren, haben viele Stereotypen – sowohl abwertende als auch nicht abwertende verallgemeinerte Stempelungen – das öffentliche Image der Kirche und ihrer Mitglieder geprägt. Im Allgemeinen gehen Stereotypen durch Mundpropaganda oder die Medien der Populärkultur um. Sie neigen zu Übertreibungen oder Verzerrung ausgewählter Merkmale.
Das erste Jahrhundert der Kirche produzierte mediale Stereotypen, die größtenteils abwertend und relativ einheitlich waren. In den frühen Jahren waren Joseph Smith und die grundlegenden Behauptungen der Kirche das primäre Ziel. Die dominanten Stempelungen stellten prophetische Glaubwürdigkeit in Frage und bestritten die Echtheit des Buches Mormon. Obwohl die Verfolgungen in Missouri, der Märtyrertod von Joseph und Hyrum Smith und die Vertreibung der Mormonen aus Illionois etwas Mitleid hervorriefen, prädominierten negative Stereotypen.
Als 1852 die Vielehe öffentlich verkündet wurde, änderten sich die Stereotypen. Von da an herrschte in Europa und in den Vereinigten Staaten das dominante Bild von betrügerischen, grausamen und wolllüstigen Männern, degradierten und leichtgläubigen Frauen und vernachlässigten, widerspenstigen Kindern. Brigham Young wurde Hauptziel der Anklage. Er wurde als verschlagen und skrupellos dargestellt und seine Nachfolger als leichtgläubig und schikaniert.
Die abwertenden Stereotypen fanden in Verbindung mit dem Antipolygamisten-Gesetz der 1880er ihren Höhepunkt. Nachdem die Kirche 1890 die Vielehe einstellte, gingen sie für ein paar Jahre zurück, aber kamen im frühen 20. Jahrhundert wieder auf. Während hin und wieder Berichte von Reisenden oder andere wohlwollende Quellen nicht-abwertende Bilder hervorbrachten, waren die Darstellungen der Heiligen der Letzten Tage in den Medien zwischen 1830 und 1930 größtenteils abfällig.
In den 1930ern wurden das vorherrschende Stereotyp über die Heiligen der Letzten Tage positiv. Die nächsten Jahrzehnte festigten dieses Image und porträtierten die Heiligen als loyale Bürger mit einem umsichtigen Lebensstil und mit eienr Gemeinschaftsmoral, die „für sich selbst sorgte“. Dieses Stereotyp unterstützender Faktoren beinhaltete mehr Exponierung der Heiligen der Letzen Tage und ihres Lebensstils, wohlwollendere Medienberichterstattung, zunehmendes Format einer weltweiten Kirche und graduelle, wenn auch manchmal zögerndernde, Akzeptanz in das soziopolitische, wirtschaftliche und religiöse Geschäft Amerikas. Abwertende Stereotypen konkurrierten noch immer mit den wohlwollenderen Versionen und die meisten Menschen außerhalb der Rocky Mountains wussten über die abgeschaffte Polygamie, den westlichen Zug nach Utah unter Brigham Young und die wöchentliche Übertragung des Tabernakel Chores hinaus nur wenig über die Kirche.
Seit 1960 hat das beträchtliche Wachstum der Kirche in Lateinamerika und in anderen Teilen der Welt das Gesamtbild gefördert, so dass sich die internationalen Eindrücke verbessern. Das Wachstum der Kirche war jedoch manchmal ein zweifelhafter Segen, da Missionare und Mitglieder stereotypierte Ziele derer wurden, die die Kirche falscherweise mit der Politik der Vereinigten Staaten assoziierten. In den Vereinigten Staaten stellten sowohl positive als auch negative Ansichten wahre und falsche Informationen über die Kirche der Öffentlichkeit zur Verfügung und reizten ihre Neugier. Positionen der Kirche zu Themen wie Abtreibung und Gesetzesänderung zur Gleichberechtigung riefen sowohl Gunst als auch Opposition hervor. Die eigenen Public Realations (Öffentliche Beziehungen) Bemühungen der Kirche zielten darauf ab, die Öffentlichkeit über die Lehren der Kirche und die Wichtigkeit der Familie zu unterrichten. Dies hat alternative Stereotypen über die Mormonen als gesunde Menschen und gute Bürger aufgezeigt.
Wenn Menschen mehr mit Heiligen der Letzten Tage vertraut werden, stellen sie fest, dass die Kirchenmitglieder eine normale Vielzahl menschlicher Wesen mit unterschiedlichen Persönlichkeiten und Interessen ausmacht (Siehe Individualität). Angesichts der Launen der öffentlichen Meinung und privater Ansichten werden Stereotypen über Heilige der Letzten Tage auch weiterhin existieren, obwohl sie immer positiver werden.
BIBLIOGRAPHIE
Bunker, Gary L., and Davis Bitton. The Mormon Graphic Image, 1834 -1914. Salt Lake City, 1983.
"Imagemakers: Mormons and the Media." Dialogue 10 (Spring 1977):12-113.
GARY L. BUNKER