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STERBLICHKEIT

Das sterbliche Leben wird von den Mitgliedern der Kirche nicht als Fluch, sondern als eine notwendige Gelegenheit und als notwendige Stufe  auf dem Weg zur Erhöhung angesehen. Das oberste Ziel des sterblichen Lebens von der Geburt bis zum Tod ist, sich darauf vorzubereiten, Gott mit einem auferstandenen, glorifizierten Körper gegenüberzutreten (Joh 5:25-29; Al 12:24). Der Tod stellt eine temporäre Trennung von Geist und Körper dar, und muss von denen, die danach gestrebt haben, im Einklang mit Gottes Geboten zu leben, nicht gefürchtet werden:
„Darum fürchtet euch ... nicht vor dem Tod; denn in dieser Welt ist eure Freude nicht voll, aber in mir ist eure Freude voll“ (LuB 101:36; vgl. Mos 16:7; LuB 42:46).

Obwohl das sterbliche Leben nur einen vorrübergehenden Abschnitt des Lebens darstellt, ist es aus zwei Gründen von entscheidender Wichtigkeit für den persönlichen ewigen Fortschritt. Erstens ist es notwendig, einen physischen Körper zu erhalten. Gott der Vater und der Sohn haben beide als vollkommene Wesen einen Körper aus Fleisch und Gebein (Lk 24:36-39; LuB 130:22). Alle sterblichen Männer und Frauen sind geistige Nachkommen Gottes und erhalten während ihres Lebens auf der Erde einen physischen Körper, der für ihren Fortschritt unentbehrlich ist und der in der Auferstehung wiederhergestellt und vervollkommnet werden wird (Ijob 19:25-26; Lk 24:39). Ohne einen physischen Körper kann der Mensch keine Fülle der Freude empfangen.

Zweitens ist dieses Leben eine Zeit der Entwicklung und Prüfung, während der man Versuchungen oder Neigungen zu Sünde und Verderbtheit überwinden soll (Mos 3:19; Siehe Natürliche Mensch, der). Solche Neigungen können durch Umkehr, das Sühnopfer und die eigene Entscheidungsfreiheit überwunden werden (Mosiah 5:2). Die Menschen nehmen Gegensätze wahr –gut und böse, Glücklichsein und Bitterkeit, Freude und Elend –und haben die Möglichkeit, in Übereinstimmung mit den Gesetzen und Lehren Gottes zu leben. Widerstand ist ein grundlegender Aspekt des sterblichen Lebens, da der Mensch mit der Möglichkeit, etwas Unrechtes zu tun, frei entscheiden und handeln und die Gebote und Lehren Gottes trotz Widerstand und Versuchung annehmen kann. Während die Mitglieder der Kirche nicht glauben, dass man während dieses Lebens vollkommen werden kann, versuchen sie, sich zu verbessern und der Aufforderung Jesu Christi, „Ihr sollt darum vollkommen sein“, zu folgen (Mt 5:48; vgl. 3 Ne 12:48). Durch Umkehr und Gehorsam versuchen sie, Versuchungen zu widerstehen.

Um im sterblichen Leben, das eine Zeit des Lernens ist, den größten Fortschritt zu machen, muss jeder Mensch zuerst Gottes Gebote und Lehren durch Glauben anerkennen und dann anhand eigener Erfahrungen erkennen, dass sie wahr sind. Man übt seine Entscheidungsfreiheit aus, indem man Entscheidungen im Leben trifft, sogar wenn man dem Geist Christi folgt, der jedem Menschen auf der Erde gegeben ist. Somit hat jeder Mensch die Möglichkeit, die Gesetze Gottes zu erkennen und zu verstehen, wenn er die richtige Anleitung erhält, wozu der Umgang mit denjenigen gehört, die ihm ein Beispiel für Licht und Wahrheit des Evangeliums Jesu Christi geben können (LuB 84:45-46; Moro 7:16).

Das sterbliche Leben bietet all denen, die dazu bereit sind und sich darum bemühen, eine unermessliche Gelegenheit zu lernen, die eigenen Schwächen abzulegen, von seinen Sünden umzukehren, seine Fehler zu korrigieren, an Weisheit zuzunehmen und Gott näherzukommen. Eva hatte dies erkannt, als sie sagte: „Wenn wir [Eva und Adam] nicht übertreten hätten, so hätten wir [und die Menschheit] … nie Gut und Böse erkannt, auch nicht die Freude unserer Erlösung und das ewige Leben, das Gott allen gibt, die gehorsam sind“ (Mose 5:11). [Siehe auch Geburt; Tod und Sterben; Böse, das; Fall Adams, der; Leben und Tod, geistiges und geistiger; Mensch, der; Freude; Vorirdische Dasein, das; Sinn des Erdenlebens: eine HLT Perspektive].

JAMES P. BELL