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SEMINARPROGRAMM DER KIRCHE

Durch Seminare bietet das Bildungssystem der Kirche für Jugendliche, gewöhnlich im Alter von 14 bis 18 Jahren, Religionsunterricht unter der Woche an. Das damit verbundene Schriftstudium, die religiösen Lehren und die moralischen Werte ihres Glaubens bieten den Jugendlichen einen Ausgleich zu ihrer weltlichen Ausbildung. Um dieses Ziel zu erreichen, werden Kurse für vier Jahre angeboten: Altes Testament, Neues Testament, Lehre und Bündnisse/Kirchengeschichte und Buch Mormon. Diese Kurse gibt es in drei verschiedenen Formen: Im Rahmen des regulären Schultags, Seminar am frühen Morgen und Selbststudium. 

Seminare im Rahmen des regulären Schultags finden an regulären Schultagen in Kirchengebäuden in der Nähe von Schulen statt. Professionell ausgebildete Lehrer unterrichten die Kurse. Auf Anfrage der Eltern stellt der Schulbezirk Schüler frei, um so neben der öffentlichen Schulausbildung eine Ausbildung von Moral, Charakter und den Schriften durch den kirchenbezogenen Unterricht zu erhalten. Die Verfassungsmäßigkeit der religiösen Ausbildung im Rahmen des regulären Schultags ist geprüft und vor Gerichten in Fällen, welche Katholische und Protestantische Programme miteinbezogen haben, unterstützt worden (mit Teilnahme einiger HLT als amicus curiae). Die Rechtmäßigkeit der Verfahrensweise der HLT ist auch in verschiedenen westlichen U.S. Staaten geklärt worden, um Klassen im Rahmen des regulären Schultags zu erlauben, jedoch nicht um regulären Schulunterricht durch diese Klassen zu ersetzen (Siehe Rechtliche und Gerichtliche Geschichte der Kirche). Üblicherweise überschreitet die Teilnehmerzahl an Seminaren im Rahmen des regulären Schultags 80% der Gesamtanzahl aller Jugendlichen Heiligen der Letzten Tage, die zur High School gehen.

Seminare am frühen Morgen bieten Religionsunterricht unter der Woche in solchen Gebieten an, wo örtliche, öffentliche Schulgesetze kein Seminar im Rahmen des regulären Schultags erlauben oder wo die Anzahl von Mitgliedern der Kirche eine solche Einrichtung nicht rechtfertigt. Diese Klassen kommen üblicherweise zusammen, bevor der reguläre Schultag beginnt. Meist finden diese Klassen in einem Versammlungshaus der Kirche statt, welches in der Nähe von der Schule gelegen ist. Die Lehrer sind generell örtliche Mitglieder, welche zum Teilzeitdienst oder freiwilligen Dienst berufen sind. In der Regel nehmen 50-70% der teilnahmeberechtigten Jugendlichen der Kirche an diesen Seminarklassen am frühen Morgen teil. 

Seminare in Form des Selbststudiums decken die Bedürfnisse von Jugendlichen der HLT, die dort leben, wo die Entfernung oder andere Probleme die Teilnahme am täglichen Unterricht unmöglich oder unratsam machen. Lehrplanmaterial, welches auf den vier Kursen basiert, sind für Seminarschüler zum täglichen Selbststudium entwickelt worden. Diese Seminarschüler treffen sich meist einmal pro Woche in einer Klasse, die von einem dazu berufenen Lehrer unterrichtet wird. Die durchschnittliche Teilnahme an diesem Seminarprogramm liegt prozentuell gewöhnlich unter der Teilnahme von Jugendlichen Heiligen der Letzten Tage in einem Gebiet, wo Seminare am frühen Morgen und im Rahmen des regulären Schultags stattfinden. 

LEITUNG. Seminare stehen unter der direkten Leitung des Amtes für Religionsunterricht und Grund- und Sekundarschulen des Bildungswesens der Kirche (CES), welches dem Allgemeinen Bildungsausschuss der Kirche unterliegt. Die Erste Präsidentschaft der Kirche präsidiert über diesen Bildungsausschuss, welcher dazu berufene Ausschussmitglieder vom Kollegium der Zwölf Apostel und anderen Generalautoritäten mit einschließt, auch Präsidentinnen der Frauenhilfsvereinigung und der Jungen Damen. Professionelle Bildungsverwalter, welche dem zentralen Verwalter der Religiösen Bildung im Salt Lake Büro gegenüber verantwortlich sind, haben die Aufgabe, die tägliche Durchführung des High School Seminarprogramms in der gesamten Welt zu überwachen. Pfahlpräsidenten tragen auch zur lokalen Verwaltung bei, vor allem fördern sie die Teilnahme der Jugendlichen in ihren Pfählen.

GESCHICHTLICHER HINTERGRUND. Kurz nachdem die Pioniere der Kirche 1847 im Salzseetal  angekommen waren, leiteten die Führer der Kirche die Einrichtung von Schulen, um ihren Mitgliedern eine Ausbildung zu ermöglichen. Im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts wurde jeder Pfahl dazu aufgefordert eine Akademie einzurichten, um Unterricht für die Sekundarausbildung anzubieten. Religionsklassen waren eine wesentliche Komponente dieses von der Kirche finanzierten Schulsystems. 

In den frühen 1990er Jahren, als öffentliche High Schools in Utah gänzlicher etabliert wurden, entschlossen sich Kirchenführer zur Schließung ihrer Akademien und zur Unterstützung öffentlicher Schuleinrichtungen. Somit mussten die Mitglieder der Kirche nicht länger sowohl Schulen im Besitz der Kirche als auch öffentliche Schulen finanziell unterstützen. 

Das erste Seminar der Heiligen der Letzte Tage wurde als Ergänzung zum sekulären, öffentlichen Unterricht im Jahre 1912 in einem Gebäude gleich neben der Granite High School in Salt Lake City eingerichtet. Als sich dieses Seminar im Rahmen des regulären Schultags als effektiv erwies, wurde es rasch in anderen Gemeinden mit einem hohen Anteil an Jugendlichen der HLT übernommen. 1990 waren Seminare im Rahmen des regulären Schultags in Utah, Idaho, Wyoming, Arizona, Oregon und einigen Teilen von Colorado in Betrieb. Von 1950 bis 1970 waren Morgenseminare in ganz Kalifornien und anderen Weststaaten eingerichtet worden. Mit der Option zum Selbststudium hat die Kirche zumindest Seminarprogramme einer dieser Formen in allen fünfzig Staaten eingerichtet. Seminarschüler schließen das Seminar durch die Vollendung aller vier Kurse und einer Lebensweise gemäß den ethischen Lehren ihres Glaubens ab. 

Im Herbst des Jahres 1970 entschloss der Bildungsausschuss der Kirche, dass das Seminarprogramm die gesamte Mitgliedschaft der Kirche in der ganzen Welt erreichen sollte. Somit wurde das Seminarprogramm internationalisiert, wozu Kursmaterialien in sechzehn Sprachen übersetzt wurden. 1990 lief das Seminarprogramm in mehr als neunzig Ländern und Gebieten mit mehr als 300.000 teilnehmenden Seminarschülern. Die erste abschließende Seminarklasse waren Schüler der Granite High School im Jahre 1927, wo die ersten Seminarkurse im Rahmen des regulären Schultags zwischen 1912 und 1913 begonnen hatten. Nachdem die Kirche ihre Pfahlakademien in den 1920ern geschlossen hatte, begann sie mit der Einrichtung eines zentral geleiteten Stabs von Religionslehrern, um High School Schüler während der öffentlichen Schulzeiten zu unterrichten. Mit freundlicher Genehmigung des Department of Special Collections, University of Utah Libraries. 

BIBLIOGRAPHIE

Berrett, William E. A Miracle in Weekday Religious Education. Salt Lake City, 1988.

Quinn, D. Michael. "Utah's Educational Innovation: LDS Religion Classes, 1890-1929." Utah Historical Quarterly 43 (Fall 1975):379-89.

Widtsoe, John A. "The Church School System." IE 26 (1923):863-69. 

JOE J. CHRISTENSEN