Der Sabbat ist als Tag der Ruhe und der geistigen Erneuerung bestimmt. Die Wichtigkeit der Sabbatheiligung wurde von der Schöpfung an durch die ganze religiöse Geschichte hinweg gelehrt. In modernen Schriften und den Lehren der Kirchenführer wird sie nochmals wiederholt. Grundlegende Elemente der Sabbatheiligung beinhalten das Gebet, das Studium des Evangeliums, die Verehrung in den Sonntagsversammlungen, erhebende Familienaktivitäten und der Dienst am Nächsten.
Nachdem Gott sechs Tage lang an der Schöpfung gearbeitet hatte, ruhte er sich am siebenten Tag aus (Gen 2:2; Mose 3:2). Mit diesem Verhalten legte er ein Muster fest. Nach dem Auszug aus Ägypten wies Mose die Israeliten an, die doppelte Menge Manna zu sammeln für den heiligen „Sabbat zur Ehre des Herrn“ (Ex 16:23). Das Wort „Sabbat“ ist tatsächlich aus dem hebräischen shabbath abegeleitet, was „abbrechen“, „unterlassen“ oder „ruhen“ bedeutet. Die Zehn Gebote beinhalten das Gebot: „Gedenke des Sabbats: halte ihn heilig! Sechs Tage darfst du schaffen und jede Arbeit tun. Der siebte Tag ist ein Ruhetag, dem Herrn, deinem Gott geweiht. An ihm darfst du keine Arbeit tun“ (Ex 20:8-10).
Das Neue Testament enthält viele Verweise auf den Sabbat. Damals hatten einige den Geist des Gesetzes verloren und hüteten es mit unbeugsamen Gehorsam. Der Erretter tadelte sie: „Der Sabbat ist für den Menschen da, nicht der Mensch für den Sabbat. Deswegen wurde der Sabbat dem Menschen als ein Tag der Ruhe gegeben; und auch, damit der Mensch Gott verherrliche, ...Denn der Menschensohn hat den Sabbat gemacht, dehalb ist auch der Menschensohn Herr über den Sabbat“ (JSÜ Mark 2:25-27). Nach dem irdischen Wirken Jesu versammelten sich die frühen Christen am Tag des Herrn, dem ersten Tag der Woche, um seiner Auferstehung zu gedenken (vgl. Apostelg 20:7; Off 1:10).
Die HLT-Kirche hat seit ihren Anfängen den Sabbat am ersten, nicht am siebenten Tag gehalten (mit einigen Ausnahmen im mittleren Osten, Siehe Sonntag). Am Sonntag, dem 7. August 1831, empfing Joseph Smith die Schlüsseloffenbarung, die das Muster, den Umfang und den Zweck der Sabbatheiligung kundtat: „Und damit du dich selbst noch mehr von der Welt unbefleckt halten mögest, sollst du an meinem heiligen Tag ins Haus des Betens gehen und deine heiligen Handlungen darbringen; denn wahrlich, dies ist der Tag, der dir bestimmt ist, von deiner Arbeit zu ruhen und dem Allerhöchsten deine Gottesverehrung zu entrichten; ...aber denke daran: An diesem Tag, dem Tag des Herrn, ….sollst du nichts anderes tun, nur mit Lauterkeit des Herzens deine Speisen bereiten, damit dein Fasten vollkommen sei, oder, in anderen Worten, damit deine Freude voll sei“ (LuB 59:9-13).
In der Geschichte der Heiligen der Letzten Tage haben die Kirchenführer immer wieder die Wichtigkeit der Sabbatheiligung betont. Sie lehren, der Sabbat sei ein heiliger Tag der Verehrung, an dem die Gläubigen ihre Bündnisse mit dem Herrn erneuern, sich treffen und einander die Dinge des Geistes lehren, die Schwachen und Leidenden besuchen und stärken und das Wort des Herrn studieren und darüber nachdenken. Während die Kirchenführer willkürliche spezielle Verbote vermeiden, geben sie klare Richtlinien, so, wie diese Anweisung von Präsident Spencer W. Kimball: „Der Zweck dieses Gebots besteht nicht darin, dem Menschen etwas abzuerkennen. Jedes Gebot, das Gott seinen Knechten gegeben hat, ist für den Nutzen derjenigen, die es empfangen und ihm gehorchen...
Der Sabbat ist kein Tag für träges Faulenzen im Haus oder Herumwirtschaften im Garten, sondern ein Tag für beständiges Besuchen der Versammlungen, um den Herrn zu verehren; ein Tag, um aus dem Brunnen des Wissens und der Unterweisung zu trinken, die Familie zu genießen und Erbauung in Musik und Gesang zu finden.
Der Sabbat ist ein heiliger Tag, an dem würdige und heilige Dinge getan werden sollen. Das Fernbleiben von der Arbeit und Erholung sind wichtig, aber nicht ausreichend. Der Sabbat fordert konstruktive Gedanken und Taten und wenn jemand am Sabbat nur über Nichtstun herumfaulenzt, bricht er ihn. Um ihn zu halten, wird man im Gebet auf seine Knie gehen, Klassen vorbereiten, das Evangelium studieren, meditieren, die Kranken und Notleidenden besuchen, Briefe an Missionare schreiben, ein Schläfchen halten, förderliches Material lesen und alle Versammlungen des Tages besuchen, zu denen er erwartet wird...
Es stimmt, dass einige Leute am Sabbat arbeiten müssen. Und einige dieser Arbeit ist sogar wahrhaft notwendig – sich um die Kranken kümmern, zum Beispiel – mag sogar dazu dienen, den Sabbat zu heililgen. Allerdings müssen wir bei solchen Aktivitäten streng unsere Motive erwägen.
Wenn Männer und Frauen am Sabbat arbeiten, um ihren Wohlstand zu mehren, brechen sie die Gebote; denn Geld, das an einem Sonntag für unnötige Arbeit eingenommen wird, ist unreines Geld...
Auch diejenigen, die Konsumwaren und Unterhaltung am Sabbat konsumieren, brechen den Sabbat, da sie auf diese Weise Genusspalaste und Geschäftsniederlassungen sazu ermutigen, am Sonntag offen zu bleiben, was sie sonst nicht tun würden. Wenn wir solche Dinge am Tag des Herrn kaufen, verkaufen, handeln oder unterstützen, sind wir so rebellisch wie die Kinder Israel ["The Sabbath-A Delight," Ensign 8 (Jan. 1978):4-5].
Die Art, auf die Heilige der Letzte Tage den Sabbat heiligen, hat sich über die Jahre weiterentwickelt, aber die Grunsätze sind dieselben geblieben. Joseph Smith schrieb über das erste Konferenztreffen am 9. Juni 1830: „Nachdem wir die Versammlung durch Gesang und Gebet eröffnet hatten, nahmen wir gemeinsam von dem Sinnbild des Fleisches und Blutes unseres Herrn Jesus Christus. Dann fuhren wir damit fort, die kürzlich Getauften zu konfirmieren und riefen daraufhin einige auf und ordinierten sie zu unterschiedlichen Priestertumsämtern. Es wurde viel Ermahnung und Anweisung gegeben“ (HC 1:84). Gesang, Gebet, Abendmahl und Unterweisung sind noch immer die Grundlagen der Sabbatversammlungen der Heiligen der Letzten Tage.
Nachdem 1849 die Sonntagsschule gegründet wurde, bestanden die Versammlungen am Sabbat für viele Jahre aus der Sonntagsschule am Morgen und der Abendmahlsversammlung am Nachmittag oder frühen Abend. An den Montagabenden fanden wöchentliche Gemeindepriestertumsversammlungen statt und am ersten Donnerstag jeden Monats wurde eine Fast- und Zeugnisversammlung abgehalten. 1896 wurde der Fastentag auf den ersten Sonntag verschoben, um die Anwesenheit bequemer zu machen und die Mitglieder nicht so sehr bei ihrer Arbeit zu unterbrechen; in den 1930ern wurden die Priestertumsversammlungen auf den Sonntagmorgen verlegt.
Eine weitere große Veränderung bildete der Zusammenfassung aller Sonntagsversammlungen in einen einzigen – mormalerweise dreistündigen – Block. Die Versammlungen der Frauenhilfsvereinigung, Jungen Damen und Primarvereinigung, die vorher unter der Woche stattfanden, wurden integriert. Diese Veränderung wurde eingeführt, um Zeit, Anreise und Ausgaben zu sparen, um es mehreren Gemeinden zu erlauben, sich bequemer in einem geteilten Gebäude zu treffen, um die Heime zu stärken, da die Familien nun unter der Woche mehr Zeit miteinander verbringen konnten und um den Kirchenmitgliedern mehr Zeit zu geben, in ihrer Kommune zu dienen.
Als die Erste Präsidentschaft diese Veränderung ankündigte, betonte sie nochmals die fundamentalen Grundsätze bezüglich des Sabbats: „Einzelne Mitglieder und Familien erhalten eine größere Verantwortung, den Sabbat angemessen zu heiligen.“ Sie regten alle Familien an, eine sonntägliche Studierstunde abzuhalten und an „anderen angemessenen Sonntagsaktivitäten [teilzunehmen], wie z.B. die Familienbande zu stärken, die Kranken und ans Haus Gefesselten zu besuchen, anderen zu dienen, an der persönlichen und der Familiengeschichte zu schreiben sowie genealogische und missionarische Arbeit zu tun“ (Church News, 2. Februar, 1980, S. 3).
Der Herr hat denjenigen, die den Sabbat als einen heiligen Tag halten, Segnungen versprochen. In alten Zeit versprach er ihnen, Regen zur rechten Zeit zu senden, ihre Feinde zu überwinden, ihnen Frieden zu geben, sie zahlreich zu machen und einen Bund mit ihnen einzugehen (Lev 26:2-9). „Ich gehe in eurer Mitte; ich bin euer Gott, und ihr seid mein Volk“ (Vers 12; vgl. Jes 58:13-14). In der heutigen Zeit hat er diese Verheißungen bestätigt: „Insofern ihr dies tut, so gehört euch die Fülle der Erde“ (LuB 59:16). [Siehe auch Versammlungen, große Kirchen-; Pionierleben und -verehrung; Verehrung.]
BIBLIOGRAPHIE
Für eine Sammlung von Artikeln über Sabbatheiligung der Heiligen der Letzten Tage inklusive der Perspektive auf Lehre und historische Sabbatheiligung, siehe Ensign 8 (Jan. 1978).
WILLIAM B. SMART