Louise Yates Robison (1866–1946) war die Nachfolgerin von Clarissa Williams <Williams, Clarissa>, die sie als siebte Präsidentin der Frauenhilfsvereinigung der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage im Oktober 1928 ablöste. Sie leitete die Organisation in den schweren Jahren der Weltwirtschaftskrise (1928–1939). Vorher hatte sie Schwester Williams als zweite Ratgeberin gedient. Die beiden Frauen waren enge Freundinnen geworden, als sie im Ersten Weltkrieg Verbandsmull für das Rote Kreuz anfertigten. Louise Robinsons Name findet auf der Liste hervorragender Frauen in der Kirche Jesu Christi selten Erwähnung, was dieser bescheidenen, praktisch veranlagten Frau, die sich einfach kleidete und ein stilles Wesen besaß, sicher recht gewesen wäre. Ihr gebührt jedoch Anerkennung für mehrere ihrer einzigartigen Leistungen für die Kirche und für ihren vorbildlichen Dienst am Nächsten.
Schwester Robison wurde am 27. Mai 1866 in der kleinen Stadt Scipio im südlichen Teil des Bundesstaates Utah geboren und wuchs in einer Blockhütte auf, wo sie die Pionierethik ihrer Eltern Thomas und ElizabethYates <Yates, Thomas und Elizabeth, Eltern von Louise Robison> übernahm. Da sie sehr jung war, als sie Joseph L. Robison <Robison, Joseph L.> heiratete und sechs Kinder großzog, mußte sie ihr Studium an der Brigham Young Universität abbrechen. Ihr blieb jedoch ihr ganzes Leben lang die Liebe zu Büchern und Bildung. Als Fünfzehnjährige lernte sie sechs Monate lang schneidern. Dies bereitete sie auf ihre künftige Aufgabe als Leiterin der Abteilung Tempel- und Sterbekleidung im FHV-Hauptausschuß der Kirche vor.
Als Präsidentin der FHV half sie hilfsbedürftigen Frauen während der Wirtschaftskrise in den dreißiger Jahren, indem sie 1937 das Kleinunternehmen “Mormon Handicraft” gründete. Dieses Unternehmen ermöglichte es den Frauen der FHV, selbstgefertigte Artikel auf Kommission zu verkaufen. Das Unternehmen bewies, wie hoch Schwester Robison sowohl die Handarbeit der Frauen als auch ihre Rolle als Mutter im Heim achtete. “Mormon Handicraft” existierte bis 1986 unter der Leitung der FHV und wurde dann von “Deseret Book Company” übernommen.
Louise Robison war der Auffassung, daß sich schwere Lasten leichter mit Gesang tragen lassen. Eine ihre Töchter erinnerte sich später, daß ihre Mutter bei der Hausarbeit oft Lieder sang oder zuweilen auch pfiff. “Eine singende Mutter führt ein glückliches Zuhause” sagte sie, als sie 1934 die beliebten FHV-Chöre als “Singende Mütter” bezeichnete.
Einige kleinere geschichtliche Ereignisse können Schwester Robison zugeschrieben werden. Als erste FHV-Präsidentin sprach sie anläßlich einer Generalkonferenz (und zwar im Oktober 1929) und besuchte die Frauenhilfsvereinigung in Großbritannien. Während dieser Reise nahm sie auch als Abgeordnete am Zehnten Weltkongreß des Internationalen Frauenrats in Paris teil. Im Jahre 1933 regte sie die Errichtung eines Denkmals der FHV an jener Stelle in NAUVOO <Nauvoo> an, wo diese Organisation gegründet worden war. Später wurde das Denkmal in die Gartenanlage beim “Monument to Women” verlegt. Man nimmt allgemein an, daß dieses Denkmal der erste Versuch der Kirche war, historische Stätten in Nauvoo zu kennzeichnen.
Während ihre Amtszeit kümmerte sich Schwester Robison besonders um das Wohlfahrtsprogramm. Ihre Freundin und Mitarbeiterin Belle SPAFFORD <Spafford,Belle> hat gesagt, daß Louise Robison “Wert auf den freiwilligen Dienst am Nächsten legte. ‘Geh dorthin, wo man dich braucht und tu, was du kannst” war ihr Wahlspruch.” Sie tat selbst, was sie predigte, und ihr persönlicher Einsatz und Dienst am Nächsten war ein beispielhafter und notwendiger Gegenpol zum Wohlfahrtssystem der Kirche, das mehr Nachdruck auf Planung legte.
Im Jahre 1939 wurde Louise Robison als Präsidentin der FHV entlassen und zog zu ihrer Tochter Gladys Winter <Winter, Gladys> nach San Franzisko, wo sie im März 1946 verstarb.
BIBLIOGRAPHIE
Gladys Robison Winter Collection. LDS Church Archives, Salt Lake City.
Mulvay Derr, Jill und Susan Oman. “These Three Women.” Ensign 8, Februar 1978, S. 66–70.
Spafford, Belle S. Oral History Interview with Jill Mulvay Derr. November 1975 – März 1976. LDS Church Archives, Salt Lake City.
JANATH RUSSELL CANNON