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PROTESTANTISCHE REFORMATION

Die Reformation des 16. Jahrhunderts war eine großer religiöser Umbruch, der bis zum heutigen Tag nachwirkt. Als Martin Luther die katholische Lehre der Sakramente in Frage stellte, verkündete er kühn, dass Erlösung nicht durch die Werke der Menschen kommt, sondern allein durch die Gnade Gottes und durch Glauben an Jesus Christus. Damit setzte er eine komplexe Folge von Ereignissen in Gang, die nicht lediglich die religiöse Festung der Katholischen Kirche bezwangen, sondern auch eine erhebliche Auswirkung auf politische, soziale und kulturelle Ereignisse hatten.

Heilige der Letzten Tage betrachten die Reformation als eine Vorbereitung auf eine vollständigere Wiederherstellung des Evangeliums, die mit Joseph Smith begann. Auf diese Weise iniziierte die Reformation eine Rückkehr zum reinen Christentum. Dieses Werk konnte ohne die göttliche Offenbarung und Wiederherstellung nicht vollendet werden. Die Anführer der Reformation werden als inspirierte Männer anerkannt, die wichtigen Fortschritt machten. Allerdings konnten sie das wahre Evangelium oder die Priestertumsvollmacht, um im Namen Gottes zu handeln,  ohne direkte Offenbarung nicht wieder erlangen. Das war die Aufgabe und Berufung des Propheten Joseph Smith.  

Das möglich größte Vermächtnis der Reformation war die gesteigerte Aufmerksamkeit gegenüber Freiheit, insbesondere die eigene Freiheit und nicht die Freiheit anderer. Durch diese Sorge entwickelte sich schließlich religiöse Toleranz und das Verlangen nach mehr politischer Selbstbestimmung. Das Ende der einzigen, „universalen“ Kirche und die starke Zunahme neuer Kirchen und Sekten wiederholte sich auch auf politischer Ebene, vor allem in der Unabhängigkeit der Vereinigten Staaten von Amerika. Eine große Anzahl von Faktoren trugen zur Gründung der Vereinigten Staaten bei, doch das politische und religiöse Erbe der Protestantischen Reformatoren gehörte sicherlich dazu.

Die Wiederherstellung des Evangeliums durch Joseph Smith spielte sich inmitten dieser Welt nach der Reformation ab. Dennoch gilt Joseph Smith nicht als Nachfolger der Reformatoren in dem Sinne, dass er sich auf ihre Lehren stützte. Er behauptete, dass er sein Wissen und die Priestertumsvollmacht unmittelbar durch Offenbarung erhalten hatte und nicht durch das Studium anderer Schreiber. Somit leitete er eine neue Evangeliumszeit ein und nicht eine Fortsetzung der Reformation.

Das religiöse Umfeld Amerikas im frühen 19. Jahrhundert war überwiegend protestantisch. Dieses Milieu regte religiöse Unterschiede an und resultierte in vielen miteinander konkurrierenden Kirchen. Die religiöse Bewegung zeichnete sich durch eine Betonung der Bibel und des Bibelstudiums aus. Dabei handelte es sich um einen Lehrsatz, der zuerst von Humanisten und Reformatoren des 16. Jahrhunderts angepriesen wurde. Joseph Smith und seine Zeitgenossen benutzten die englische King James Version der Bibel aus dem Jahre 1611. Sein persönliches Studium der Bibel (insbesondere Jakobus 1:5-6) führte zu Joseph Smiths erster persönlicher Begegnung mit Gott.

Das Vermächtnis der Reformation wird auch als grenzüberschreitende Betonung einer gemeinschaftlichen Religion angesehen. Dabei steht das Recht und die Fähigkeit der einzelnen Gemeinden im Vordergrund, um sich als autonome Religionsgruppen zu organisieren, ihre eigenen Gottesdienste durchzuführen und generell ihre eigenen Angelegenheiten zu regeln. Protestantische Selbstverwaltung entwickelte sich insbesondere aus der Englisch Calvinistischen Tradition des 16. und 17. Jahrhunderts, wurde jedoch auch von anderen Gruppierungen praktiziert.

Besonders wichtig in Bezug auf die Reformation war das Konzept, dass Religion etwas Persönliches ist, eine Beziehung allein zwischen Gott und dem einzelnen Gottesverehrer. Dies war ein Hauptmerkmal der Anabaptisten (Täufer) der Reformation, die ebenso wie Heilige der Letzten Tage an persönliche Offenbarung und die Verantwortlichkeit des Einzelnen glaubten. Die Täufer lehnten die Taufe von Säuglingen ab. Stattdessen lehrten sie, dass die Taufe ein reinigender Bund mit Gott war, den man nur eingehen konnte, nachdem man Glauben ausgeübt hatte und umgekehrt war. Viele andere Lehren der Täufer  ähneln auf eine bemerkenswerte Weise den Glaubensansichten Heiliger der Letzten Tage. Dazu gehört auch das Konzept der Wiederherstellung selbst, welche die Täufer Wiederherbringung  nannten. Gemeint war damit die  apostolische Kirche des Neuen Testaments, die wiederhergebracht wurde. 

Mit den Mainline Churches gibt es nicht so viele Gemeinsamkeiten in Bezug auf spezifische Lehren. Heilige der Letzten Tage haben jedoch einen ebenso ergebenen Glauben an Jesus Christus als Erlöser der Welt und persönlichen Erretter. Dieser Glaube war die bewegende Kraft hinter den Taten von Martin Luther und anderen frühen Reformatoren. Er stand im Mittelpunkt vom Leben und Werk des Propheten Joseph Smith. Heute bleibt dieser Glaube ein zentraler Grundsatz der Kirche.

BIBLIOGRAPHIE

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DE LAMAR JENSEN