Die Heldin des biblischen Buches Ruth ist sowohl ein formelles als auch ein informelles Vorbild des idealen Frauentums für Mitglieder der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage: loyal, hart arbeitend, bekehrt, mutig, sie macht das Beste aus dem, was ihr zur Verfügung steht und nicht aus Zufall angenehm und wünschenswert ist.
Individuelle Heilige der Letzten Tage und Kirchenlehrleitfäden zitieren häufig Ruth als beispielhaft aufgrund ihrer Abkehr von ihrer moabitischen Sitten, ihren Göttern und ihrem Volk, um ihre Schwiegermutter Naomi zu begleiten, Jehova in seinem Land zu verehren und die Sitten seines Volkes zu übernehmen. Während Mitglieder traditionell kulturelle Details der Geschichte nicht betont haben, betrachteten sie Ruths Gehorsam Naomi gegenüber und die folgende Ehe mit Boas als wichtig. Dadurch wurde sie - die Fremde und moabitische Bekehrte - zur Urgroßmutter Davids und daher eine Vorfahrin Jesu Christi.
Von 1928 bis 1972 waren Ruth und ihr Ährenlesen offizielle Vorbilder für Frauen in der Kirche, die mindestens 18 Jahre alt waren, in Ährenleserklassen der Gemeinschaftlichen Fortbildungsvereinigung der Jungen Damen und ihrer Nachfolgerin, der Jungenfrauenorganisation. Indem sie geistige, kulturelle, Heimgestaltungs- und Dienstziele erreichte, konnte eine Frau die Goldene Ährenleserauszeichnung verdienen. Das Gegenstück für Männer war die Meister-M-Mann-Auszeichnung. Die Namen dieser Auszeichnungen geben historischen Vorstellungen von bewundernswerten weiblichen und männlichen Rollen in der Kirche Ausdruck. Weizengarben, das Symbol der Ährenleser, wurden auf Lehrleitleitfäden und Karten und auf Metallanstecknadeln abgebildet.
FRANCINE R. BENNION
