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RESTAURATIONISMUS, PROTESTANTISCHER

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts, fegte eine religiöse Bewegung, auch das Zweite Große Erwachen genannt, über die amerikanische Grenze. Die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage kam in dieser Bewegung hervor.

Viele Menschen suchten in dieser Zeit die ursprüngliche Lebenskraft der Kirche des Neuen Testaments und diejenigen, die diesen Standpunkt unterstützten, wurden „Restaurationisten“ genannt. Der protestantische Restaurationismus folgte dem Beispiel der frühen Reformatoren Martin Luther und John Calvin, die daran glaubten, dass die Kirche fest mit den Schriften verwurzelt werden sollte. Aber sogar ihre Theologien beinhalteten eine Komplexität, die für die Restaurationisten des neunzehnten Jahrhunderts weit entfernt vom täglichen Leben zu sein schien. Menschen mit verschiedenen Überzeugungskräften und oft mit einem ungebildeten Hintergrund traten auf, um dem Verlangen nach einer Reformation von biblischem Christentum nachzugeben.

In Neu-England organisierten Elias Smith und Abner Jones, die beide Baptisten waren, die „Christliche Kirche“ in Portsmouth in New Hampshire. Sie suchten die Kirche des Alten Testaments in ihrer einfachen, nicht konfessionsgebundenen Form und nannten sich daher Christen. In Virginia und North Carolina fand eine ähnliche Bewegung statt. Sie wurde von James O’Kelly und Rice Haggard geleitet, die beide unzufriedene methodistische Pastoren waren. Ihre Gruppe verstand sich ebenfalls als Christen, mit der Bibel als einzige Überzeugung. Im Jahre 1811 vereinten sich diese beiden Gruppen. Des Weiteren führte William Kincaid eine andere christliche Gruppe in Kentucky an. Er war ein analphabetisierter Grenzbewohner, der sich bei einer Erweckungsversammlung bekehren ließ.

Barton W. Stone war ein Presbyterianischer Pfarrer aus Virginia und North Carolina und suchte nach der religiösen Erfahrung, die er im Neuen Testament fand. Schließlich verließ er die Presbyterianische Kirche in Kentucky und gründete die „Christliche Kirche“. Der Presbyterianer Thomas Campbett glaubte, dass die Kirche nur auf die Bibel gegründet werden sollte. Er erlangte seine Ausbildung in Glasgow und seine Anhänger folgten dem Spruch: „Wo die Schrift spricht, sprechen auch wir, wo sie schweigt, schweigen wir.“ Außerdem gründete er in Pennsylvanien die Christliche Vereinigung von Washington für die Verbreitung von Frömmigkeit. Sein Sohn Alexander war der Restaurationist, der die Kirche gründete, die heute unter dem Namen „Christi Jünger“ bekannt ist. Er beeinflusste außerdem Sidney Rigdon.

Nahezu alle Restaurationisten glaubten, dass die Kirche des Neuen Testaments wiederhergestellt werden musste, dass es keine Glaubensbekenntnisse geben sollte, dass die Taufe durch Untertauchen stattfinden sollte, dass die Erlösung durch Glaube und Umkehr ermöglicht wird und dass es eine Sündenvergebung und eine Gabe des Heiligen Geistes gab. Sie unterschieden sich jedoch in ihrer Auffassung darüber, ob die Sündenvergebung und die Gabe des Heiligen Geistes ein Resultat der Taufe seien, einfach eine Folge des Glaubens oder durch das Auflegen der Hände übertragen wird. Sie waren sich nicht einig darüber, ob es einen Verlust der Vollmacht gegeben hatte, ob alle Dinge wiederhergestellt werden würden, einschließlich der Wunder des Neuen Testaments und der Gaben des Geistes, oder ob nur einige Dinge wiederhergestellt werden würden. Waren geistliche Erlebnisse überhaupt notwendig?

Die Heiligen der Letzten Tage waren umfassendere Restaurationisten als irgend eine andere Gruppe. Die hauptsächlichen Glaubensansichten der Heiligen der Letzten Tage, die die meisten Auseinandersetzungen hervorriefen, beinhalteten, dass die Vollmacht des Priestertums dem Joseph Smith durch himmlische Boten übertragen worden war. Zweitens, dass die Sündenvergebung die Taufe nach sich zieht, was für die Erlösung notwendig ist. Drittens, dass alle Dinge (einschließlich Wunder) wiederhergestellt werden würden und dass  Offenbarungen gestern wie heute notwendig sind. Letztendlich, dass der biblische Kanon wie in der neutestamentlichen Kirche nicht geschlossen ist. Die Annahme dieser Glaubensansichten veranlassten Sidney Rigdon dazu, sich von Alexander Campbell loszusagen und das wiederhergestellte Evangelium anzunehmen, das von den Missionaren der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage verkündet wurde.

BIBLIOGRAPHIE

Bushman, Richard L. Joseph Smith and the Beginnings of Mormonism. Urbana and Chicago, 1988.
Garrison, Winfred Ernest. Religion Follows the Frontier: A History of the Disciples of Christ. New York, 1931.

JOHN DILLENBERGER
ROGER R. KELLER