Das protestantische Christentum kann man als Produkt der „Proteste“ von Männern gegen verschiedene Lehren und Praktiken der Römisch Katholischen Kirche im späten Mittelalter betrachten. Obwohl es häufig Personen im Katholizismus gab, die Reformen forderten, wird das Jahr 1517 gewöhnlich als Beginn der Protestantischen Reformation angesehen. Am 31. Oktober veröffentlichte Martin Luther (1483-1546), ein Augustiner Mönch in Wittenberg seine neunundneunzig Thesen gegen den päpstlichen Ablasshandel. Die Thesen stellten die Autorität des Papstes und somit auch die der Römisch Katholischen Kirche in Frage. Protestanten gelten seit dieser Zeit als Christen, die weder römisch katholisch noch orthodox (aus dem Osten oder Russland) sind.
Obwohl die Glaubenslehre der Protestanten heute verschiedene Formen annimmt, zeichnen sie sich durch vier grundlegende Glaubensansichten aus: (1) die Bibel ist das Wort Gottes und alle Vollmacht liegt in ihren Seiten, während sie von Jesus Christus Zeugnis ablegen; (2) die Bibel sollte in der leicht verständlichen Sprache des Volkes verfasst werden. Durch die Macht des Heiligen Geistes kann jeder Einzene selbst dasWort Gottes verstehen; (3) alle Kirchenmitglieder tragen das Priestertum und sollten am gesamten Kirchengeschehen beteiligt werden, was bedeutet, dass kein vermittelndes Priestertum notwendig ist; und (4) die Menschen werden durch ihren Glauben errettet, durch die Gnade Gottes und nicht durch irgendwelche Werke, die sie unabhängig vom, oder zusätzlich zu ihrem Glauben tun.
Sowohl Heilige der Letzten Tage als auch Protestanten sind überzeugt von der Wichtigkeit der Schriften, einem ausgedehnten Laienpriestertum (jedoch in der Kirche Jesu Christi nur übertragen durch das Händeauflegen derer, die rechtmäßig die Priestertumsvollmacht tragen) und der Vorrangstellung des Glaubens an Jesus Christus als Herrn und Erlöser als oberstes Prinzip des Evangeliums. Heilige der Letzten Tage unterscheiden sich jedoch von Protestanten durch die Anerkennung einer zentralen Vollmacht, nämlich die des Propheten der Heiligen der Letzten Tage, und durch eine Reihe anderer Lehren, die allein die Kirche Jesu Christi der Heilgen der Letzten Tage verkündet. Dazu zählen beispielsweise die Tempelverordnungen für die Lebenden und die Toten und der ewig bestehende Ehebund. Trotz einiger wichtiger Unterschiede, haben Heilige der Letzten Tage in ihrer Lehre, ihrem Erbe, und ihrem Bestreben vieles mit der Römisch Katholischen Kirche, den Orthodoxen Kirchen und den Protestanten gemeinsam. Dennoch sehen sie sich selbst als die Verkörperung einer unabhängigen christlichen Überlieferung, die für sich allein abseits von diesen anderen Überlieferungen steht. Die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage entstand nicht durch eine Reformation einer Kirche die bereits zuvor existierte. Sie ist die wiederhergestellte Kirche Jesu Christi ausgestattet mit Vollmachten, Wahrheiten, Strukturen und Schriften, die Gott durch himmlische Diener und durch den Propheten Joseph Smith und seine Nachfolger wieder auf die Erde zurückgebracht hat.
BIBLIOGRAPHIE
Dillenberger, John, and Claude Welch. Protestant Christianity. New York, 1954.
JOHN DILLENBERGER
ROGER KELLER