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PRIESTERTUMSSEGEN

Priestertumssegen werden während wesentlichen heiligen Handlungen des Evangeliums, wie das Segnen und Benennen von Kindern; Konfirmieren; Ordinierungen zum Priestertum; Einsetzungen usw. ausgesprochen. Außerdem kann zu jeder Zeit ein Priestertumssegen an Hand eines würdigen Melchizedekischen Priestertumsträgers ersucht werden. Der Anfragende ist normalerweise jemand, der nach inspiriertem Rat durch förmliches Gebet oder einem offiziellen Segen an Hand dessen sucht, der bevollmächtigt und inspiriert ist.

Das Priestertum der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage bezieht sich nicht auf eine elitäre, zentralisierte Führungsschicht. Ideell gesehen kann jeder Ehemann und Vater ein Priestertumsträger sein. Das Zuhause gilt als sein ständiges und wichtigster Dienstbereich ungeachtet der Ämter, die er in der Kirche eventuell bekleidet. Wenn sich jemand um einen Priestertumssegen bemüht, ermutig man ihn zunächst zum Vater, Bruder, Heimlehrer oder Bishof statt einer prominenten Kirchenauthorität zu gehen. Als Prinzip und in der Praxis erkennt man dadurch die Verschiedenartigkeit der geistigen Gaben, das individuelle Glaubensvermächtnis und die Heiligkeit gemeinsamen Dienens im Priestertum an.

Priestertumssegen werden fast ausschließlich durch Händeauflegen übertragen und folgen somit dem neutestamentarischen Vorbild. Ausnahmefälle bestehen, wie z. B. beim Austeilen des Abendmahls oder bei apostolischen Segen, die über einer Gemeinschaft von Kirchenmitgliedern ausgesprochen wird. (see HC 2:120; 5:473)

Alle Priestertumssegen werden im Namen Jesus Christi und mit der Autorität des Melchizedekischen Priestertums (so geheißen um das vielfache Wiederholen jenes heiligen Titels zu vermeiden [LuB 107:4]) gespendet. Der Verlauf des Segens und die Verschiedenheit seines Ablaufes unterliegt bestimmten Situationen individueller Bedürfnisse: z. B. die Länge der Vorbereitungszeit, das Anwenden von geweihtem Öl, das Mitwirken anderer als Beteiligte oder Zeugen, das Aufnehmen oder Niederschreiben des Segens (der Rat ist oftmals ihn „ins Herz zu schreiben“) und ob und wann weitere Segen gespendet werden sollen. Wenn ein Vater seiner Frau einen Segen gibt, dann bezeichnet man das als einen Ehemanns Segen, wenn ein Vater seine Kinder segnet nennt man es einen väterlichen Segen; der Segen eines Patriarchen wird patriarchalischer Segen genannt; ein Segen in bezug auf eine Krise oder Bedürfnisse heißt Trostsegen; ein Segen in Hinsicht auf eine Krankheit oder Verletzung wird als Krankensegen bezeichnet.

Priestertumssegen sollten „mit Sorgfalt und unter dem Drängen des Geistes gesprochen werden“ (LuB 63:64). Einen Segen zu verweigern, der erfragt wurde, oder unwürdig einen Segen zu spenden besagt, daß man leichtfertig mit dem was heilig umgegangen ist (LuB 8:10).

Bei Segensspendungen wird der Priestertumsträger immer wieder ermahnt nach dem Geist zu trachten. Der Prophet Joseph Smith lehrte, „Der Heilige Geist ist der Bote Gottes um in allen diesen Priestertümern zu amtieren“ (LPJS, 272; 1963 edition.)

Der Amtierende strebt nach den Eingebungen und Eindrücken des Heiligen Geistes und diese sind oft unerwartet und ungeplant. Durch Fasten und Beten, durch Erfahrungen mit dem was göttlich ist und durch Geduldsamkeit lernt er das Erprobte von subjektiven Faktoren – daß was verzerrt oder irre führt – zu unterscheiden. Während des Segens versucht er so gut wie möglich die richtige Ausdrucksweise für die durch den Geist vermittelten Ideen zu finden. Dieser Verlauf ist oft sehr anstrengend: Jesus spürte, daß eine Kraft von ihm gegangen war als ihn eine glaubensstarke Frau berührte (Mark. 5:25-34). Ähnlich ergeht es demjenigen, der trachtet anderen zu dienen, auch er „ist der Gefahr ausgesetzt ‚geschwächt' zu werden“ (LPJS, 237, 1963 edition). Empfänger eines Segens sind dafür verantwortlich ihren Glauben in Gott und Christus mit dem Glauben anderer Anwesenden zu vereinigen und ein zerknirschtes und gelehriges Herzen zu haben. Konzentration und Kommunikation sind für das Empfangen und das Verständnis von Segen erforderlich. Wenn Segnungen übertragen werden, sollten die Empfänger den Rat, der ihnen gegeben worden ist zu Herzen nehmen und ihr Leben dementspreched ausrichten. In Fällen, wo Empfänger bewußtlos, zu schwach, oder geistig abwesend sind, fällt die Glaubensverantwortung hauptsächlich auf denjenigen, der den Segen spended und auf die Anwesenden.

Die Wirksamkeit eines Priestertumssegen gilt nicht als automatisch, wird nicht durch seine Form erzwungen und hängt nicht von der korrekten Auswahl von Worten ab. Priestertumsmacht berechtigt niemanden unabhängig von Gott zu handeln, stattdessen vermittelt sie das Recht den Sinn und Willen Gottes zu ersuchen und ihn durch den Priestertumssegen weiter zu geben. Ein Segen kann nicht mit dem Vorsatz gespended werden, die Entscheidungsfreiheit des Empfängers zu verletzen, sondern nur „mit überzeugender Rede, mit Langmut, mit Milde und Sanftmut und mit ungeheuchelter Liebe“ (LuB, 121:41). Das sind „die Grundsätze der Rechtschaffenheit (LuB, 121:36). Es sei denn, daß man sich ihnen fügt, ist der Segen „zwecklos, denn der Geist zieht sich zurück“ (LPJS, 127; 1963 edition).

Heilige der Letzten Tage schätzen Priestertumssegen als eine lebenswichtige Gnadensquelle, womit sie allen Querstraßen, Krisen, Rückschlägen, Ängsten, und Lebensentscheidungen begegnen und wiederstehen können. Diejenigen, die in diesem Sinne im Namen des Priestertums Segen spenden oder empfangen, fühlen sich empor gehoben, bewahrt und im Sinn, Körper und Geist geheilt.

BIBLIOGRAPHIE

“Performing Priesthood Blessings and Ordinances.” Melchizedek Priesthood Personal Study Guide, 1988, pp. 151-55.

J. ELLIOT CAMERON