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PATRIARCH

[Dieser Eintrag besteht aus zwei Artikeln: Pfahlpatriarch und Patriarch der Kirche. Ein Patriarch ist eine Kirchenberufung im Priestertum. Jeder Pfahl hat einen oder mehrere Patriarchen. Ihre Pflichten werden im ersten Artikel besprochen. Der zweite Artikel befasst sich mit der Geschichte des Kirchenamtes des Patriarchen  der Kirche.]

PFAHLPATRIARCH

Jeder Pfahl in der Kirche hat mindestens einen ordinierten Patriarchen. Der Prophet Joseph Smith schrieb, dass es „zum Nutzen der Nachkommenschaft der Heiligen [sei], wie es bei Jakob der Fall war, da er seinen Söhnen seinen patriarchalischen Segen gab“ (WJS, S. 6). Das Alter spielt keine Rolle. Diese Berufung zum freiwilligen Dienst, wodurch Pfahlmitglieder ihren Patriarchalischen Segen empfangen, kann jeder würdige und geistig reife Hohepriester bekommen.

Die Väter von Adam bis Jakob waren solche Patriarchen. Das Wort „Patriarch“ wird häufig in der Bibel als ein ehrenvoller Titel frühzeitlicher Führer der Israeliten verwendet. Vielleicht sprach Petrus daher über „den Patriarchen David“ (Apostelgeschichte 2:29). Stephanus bezeichnete die Söhne Jakobs als „die zwölf Patriarchen“ (Apostelgeschichte 7:8-9). Diese Männer mögen natürliche Patriarchen gewesen sein. Sie waren Väter und einige von ihnen mögen auch zum Patriarchalischen Priestertum ordiniert worden sein. Durch die Rechte dieses Priestertums und durch Inspiration konnten sie Verheißungen, Vorrechte und Pflichten auf ihre Söhne und Töchter übertragen, wie die der Familie Abrahams.

In Lehre und Bündnisse werden „Evangelisten“ erwähnt, eine Bezeichnung, die sich im allgemeinen auf Patriarchen bezieht. Der Rat der Zwölf Apostel trägt die Verantwortlichkeit Pfahlpatriarchen zu berufen und zu ordinieren „wie sie ihnen durch Offenbarung bezeichnet werden“ (LuB 107:39). Diese Verantwortung wird heute im allgemeinen auf Pfahlpräsidenten übertragen. Ein Pfahlpatriarch kann auch außerhalb seines Pfahles seinen eigenen Familienmitgliedern einen Patriarchalische Segen geben. Wenn er in einen anderen Pfahl umzieht, erfordert seine Zuständigkeit die Zustimmung der Zwölf Apostel.

Die Ausbildung und Vorbereitung von Patriarchen schließt eine Steigerung der Geistigkeit ein, durch Gebet und ein rechtschaffenes Leben, beständiges Studium der Schriften und der Geschichte des Erbes dieser Berufung. Gelegentlich nehmen sie auch an einer Sitzung teil, wo sie von ihren Führern unterwiesen werden.

Mitglieder der Kirche erhalten vom Pfahlpatriarchen nur dann einen Segen, wenn sie nach einem Interview mit dem Bischof dessen Empfehlung bekommen. Die Genehmigung basiert auf dem Wunsch und darauf, ob man bereit ist den Segen zu empfangen. Außerdem hängt es von der persönlichen Würdigkeit ab, wie sie durch Glaubenstreue im Evangelium und dem Dienst in der Kirche zum Ausdruck kommt. Der Segen wird an einem ruhigen Ort gegeben, meist ein Raum im Pfahlgebäude oder im Haus des Patriarchen. Eltern, der Ehepartner, oder andere direkte Familienmitglieder können dazu eingeladen werden bei dem Segen dabeizusein. Der Empfänger setzt sich. Der Patriarch legt seine Hände auf den Kopf der Person und erfleht die Inspiration des Heiligen Geistes. Im Geiste des Fastens und des Gebets sind alle Anwesenden im Glauben vereint, um nach inspirierte Einblicke in die Segnungen des Geburtsrechts und der Vorsehung des Empfängers zu trachten. Der Patriarch trachtet ebenfalls nach Inspiration, um die dominante Familienlinie, die zurück zu Abraham geht, anzugeben. Gemäß der Offenbarung durch den Geist gibt der Patriarch Ermahnungen, Verheißungen und Zusicherungen.

Der Pfahlpatriarch nimmt den Segen, den er gibt, immer elektronisch auf und schreibt ihn dann auf.  Das Original wird in der patriarchalischen Abteilung des Kirchenhistorischen Instituts deponiert. Eine Kopie wird dem Empfänger gegeben. Es ist eine dauerhafte Aufzeichnung, die als heilig erachtet wird. Gewöhnlich  kann nur der Empfänger sie erhalten, oder später seine Familie und Nachkommen.

Die Berufung eines Pfahlpatriarchen steht nicht über der Berufung und dem Recht eines jeden Vaters in der Kirche, der das Melchisedekische Priestertum trägt, jedem seiner Kinder einen väterlichen Segen zu geben. Beide ordinierte Patriarchen und Väter, die das Priestertum tragen, haben durch geistige Inspiration die Vollmacht einen Priestertumssegen zu geben. Dadurch wird das zeitliche Blickfeld erweitert, der Glauben gestärkt und die Lebensaufgabe desjenigen, der den Segen empfängt, klarer.

BIBLIOGRAPHIE

Widtsoe, John A. Evidences and Reconciliations, chap. 16, pp. 321-25. Salt Lake City, 1967.

ARIEL S. BALLIF

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PATRIARCH DER KIRCHE

Vor 1979 war der Patriarch der Kirche ein Kirchenbeamter, dessen Hauptpflicht es war, einen Patriarchalischen Segen auf Kirchenmitglieder zu übertragen, die für sich überhaupt keinen leicht erreichbaren Pfahlpatriarchen hatten. Der Prophet Joseph Smith erklärte, dass ein „Evangelist“ (wie in Epheser 4:11) ein „Patriarch“ ist (LPJS, S. 151). Demnach überträgt er die Segnungen eines Patriarchen auf Mitglieder der Kirche. Patriarchen werden derzeit in einzelnen Pfählen der Kirche ordiniert, aber für viele Jahre gab es einen Patriarch für die gesamte Kirche. Er wurde als eine Generalautorität angesehen.

Am 18. Dezember 1833 wurde Joseph Smith Senior in Kirtland, Ohio, zum ersten Patriarchen der Kirche ordiniert (LuB 107:39-56) mit der Zuständigkeit für die gesamte Kirche. Als er starb wurde sein ältester, lebender Sohn Hyrum Smith sein Nachfolger. Er diente bis zu seinem Märtyrertod am 27. Juni 1844. William Smith, ein jüngerer Bruder, wurde am 24. Mai 1845 vom Kollegium der Zwölf Apostel zum Patriarchen der Kirche ordiniert. William wurde jedoch am 6. Oktober 1845 wegen Fehlverhaltens von der Kirche abgelehnt. Bis zum 1. Januar 1849 blieb das Amt unbesetzt. Schließlich wurde John Smith, der Bruder von Joseph Smith Senior, berufen. Er diente bis zu seinem Tod am 23. Mai 1854.

Ein zweiter John Smith, der Sohn von Hyrum Smith, war vom 18. Februar 1855 bis zum 6. November 1911 der Patriarch der Kirche. Hyrum Gibbs Smith, der Enkel des zweiten John Smiths, diente danach vom 9. Mai 1912 bis zum 4. Februar 1932. Zehn Jahre lang wurden amtierende Patriarchen berufen, die nicht direkte Nachfahren ihrer Vorgänger waren.  Dazu zählten Nicholas G. Smith (Oktober 1932 bis Oktober 1934), Frank B. Woodbury (Juni 1935 bis Oktober 1937) und George F. Richards (Oktober 1937 bis Oktober 1942).

Mit der Berufung des Ältesten Joseph Fielding Smith (1899-1964) am 3. Oktober 1942 kehrte die Berufung wieder in die Erbfolge zurück. Joseph Fielding Smith war ein Großenkel von Hyrum Smith. Aufgrund seines schlechten Gesundheitszustands wurde er auf eigenen Wunsch am 7. Oktober 1946 entlassen. Eldred G. Smith, der älteste Sohn von Hyrum Gibbs Smith, wurde im Mai 1947 berufen.

Im Jahre 1979 wurde das Amt des Patriarchen der Kirche „aufgrund der stark zunehmenden Anzahl von Pfahlpatriarchen und der Verfügbarkeit von patriarchalischem Dienst in der ganzen Welt“ aufgelöst. Man bestimmte Eldred G. Smith als „Patriarch Emeritus, was bedeutet, dass er ehrenvoll aus allen Pflichten und Verantwortungen in Bezug auf das Amt des Patriarchen der Kirche entlassen ist“ (CR [Okt. 1979]:25).

BIBLIOGRAPHIE

Smith, Joseph Fielding. In Doctrines of Salvation, comp. Bruce R. McConkie, Vol. 3, pp. 104-108, 162-72. Salt Lake City, 1956.

CALVIN R. STEPHENS