Martha LaVern Watts Parmley (1900–1980) war von 1951 bis 1974 Präsidentin der Primarvereinigung in der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage. In diesen Jahren stellte die Kirche ihre Programme um, damit sie den Ansprüchen einer schnell wachsenden, weltweiten Kirche besser entsprachen. Schwester Parmley wurde am 1. Januar 1900 in Murray im Bundesstaat Utah geboren. Ihre Eltern waren Mitglieder der Kirche. Mit vierzehn wurde sie Lehrerin in der PV, am 28. Juni 1923 heiratete sie Thomas Jennison Parmley <Parmley, Thomas Jennison> und nachdem ihr Mann an der Cornell Universität im Bundesstaat New York promoviert hatte, kehrte sie mit ihm nach Utah zurück. Das Ehepaar hatte drei Kinder.
Als LaVern Parmley aus New York zurückgekehrt war, wurde sie in die Pfahl-PV-Leitung berufen und nach weiteren drei Jahren, im Jahre 1942, in den PV-Hauptausschuß der Kirche. Nach sechs Monaten berief die Präsidentin May Green Hinckley <Hinkley, May Green> sie als ihre zweite Ratgeberin. Ein Jahr später war sie erste Ratgeberin der neuen Präsidentin Adele Cannon Howells <Howells, Adele Cannon>. Dieses Amt hielt sie bis zu ihrer Berufung als Präsidentin im Jahre 1951 inne.
Schwester Parmley stellte die Programme der Primarvereinigung auf die neuen Herausforderungen um. Als die Pfadfinderorganisation Amerikas Jungens bereits mit elf Jahren als Pfadfinder zuließ, beriet die Führung der Kirche und der Primarvereinigung, ob die PV oder die Organisation der Jungen Männer die Aktivität der Elfjährigen beaufsichtigen sollte. Zunächst lehnte das nationale Pfadfinderkomitee weibliche Führer im Programm ab, aber schließlich erlaubte sie Frauen in der Primarvereinigung, die Aktivitäten von Knaben bis zum 12. Lebensjahr zu fördern. Die Primarvereinigung gründete auch das PV-Scout-Programm und übernahm damit die Verantwortung für das PV-Scout-Programm für Jungen unter zwölf Jahren, das vier Jahre dauert. Dadurch übernahmen die Frauen der Kirche die Vorreiterrolle, Frauen zuerst nur örtlich und später amerikaweit zu Führungspositionen im Pfadfinderwesen zu verhelfen. Im Jahre 1967 arbeitete Schwester Parmley als erste Frau an einem amerikanischen Scoutkomitee und bald darauf in mehreren Pfadfinderausschüssen. Sie erhielt die höchsten Auszeichnungen der amerikanischen Boy Scouts, sogar den silbernen Büffel.
Schwester Parmley leitete ebenfalls die Umstellung der Primarvereinigung ein, so daß diese sich besser auf die Ansprüche einer wachsenden Weltkirche einstellen konnte. Als sich die Zahl der Kinder in der Primarvereinigung im ersten Jahrzehnt ihrer Amtszeit verdoppelte, verdoppelte sie auch gleichzeitig die Zahl der Mitglieder im PV-Hauptausschuß. Sie berief Komitees, die neue Aktivitäten ins Leben riefen, wie die alljährliche Darbietung der Kinder in der Abendmahlsversammlung, besondere PV-Versammlungen für behinderte Kinder und ein Andachtsprogramm. Als Herausgeberin des Children’s Friend gestaltete sie diese Zeitschrift so, daß sie sich besser für Kinder eignete. Unter ihrer Aufsicht begann die Lehrerfortbildung in der PV, die sich bald darauf zu einem gut organisierten Programm für die gesamte Kirche entwickelte.
Als die Kirche immer größer wurde, wurden PV-Versammlungen und -konferenzen auf Pfahl- und Kirchenebene eingestellt. Die Kirche begann die Veröffentlichungen von Unterrichtsmaterial zu zentralisieren, und darum wurden die Veröffentlichungen der PV reduziert. Schwester Parmley reagierte auf diese Herausforderungen, indem sie Lektionen vereinheitlichen und audiovisuelles Material zur Vorführung in Regionalversammlungen vorbereiten ließ.
Eine große Herausforderung während ihrer Amtszeit war die Umstellung des PV-Programms auf den Korrelationsprozeß, der alle Kirchenprogramme der Autorität und Leitung des Priestertums unterstellte. Die Verantwortung für Aufgaben in der Primarvereinigung wurden dem Korrelationskomitee der Kirche zugeteilt. Schwester Parmley unterstützte diese Entscheidung, indem sie die Ziele und Programme der PV mit einem übergeordneten Kirchenprogramm für Kinder verband.
Schwester Parmley unterstützte auch den Bau eines neuen PV-Kinderkrankenhauses, das 1952 fertiggestellt wurde, und bat um Spenden von PV-Kindern. Als PV-Präsidentin war sie bis 1970 Vorsitzende im Vorstand des Krankenhauses. Als später im selben Jahr die “Health Service Corporation” [Gesellschaft für den Gesundheitsdienst] gegründet wurde, die alle Krankenhäuser der Kirche beaufsichtigen sollte, wurde sie Vorstandsmitglied. Im Jahre 1975 wurde sie als PV-Präsidentin entlassen. Das PV-Kinderkrankenhaus wurde in die “Intermountain Health Care”, einer privaten, gemeinnützigen Gesellschaft, eingegliedert.
LaVern Parmley leitete die PV in einer Zeit, in der die Programme komplizierter und weiter verbreitet waren als je zuvor. Sie reiste mehr als die Präsidentinnen vor ihr und sorgte so für persönliche Führung und für Einheit in einer Organisation, die leicht zu viel Lokalkolorit hätte annehmen können. Ihre Leistungen offenbaren sich noch heute in der Organisation und Leitung der Primarvereinigung.
BIBLIOGRAPHIE
Madsen, Carol Cornwall und Susan Staker Oman. Sisters and Little Saints. Salt Lake City, 1979.
Parmley, Martha LaVern Watts. Persönliches Interview mit Jill Mulvay Derr, 1974–1976. Kirchenarchiv, Historical Department, Salt Lake City.
JESSIE L. EMBRY