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PRIESTERTUMSKOLLEGIEN

Alle Träger eines jeden Priestertumsamtes in der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage organisieren sich in Priestertumskollegien. Ein männliches Mitglied wird zu einem bestimmten Priestertumsamt ordiniert, wenn er das Priestertum empfangen hat. Er kann daraufhin mit zunehmendem Alter zu anderen Ämtern ordiniert werden und neue Kirchenberufungen empfangen. 

STRUKTUR UND ZWECK. In Gemeinden und Zweigen mit ausreichenden Trägern des Aaronischen Priestertums sind junge Männer im Alter von zwölf bis achtzehn Jahren in drei Kollegien eingeteilt: Diakone (12-14 Jahre), Lehrer (14-16 Jahre) und Priester (16-18 Jahre). Alle Träger des Melchisedekischen Priestertums einer Gemeinde oder eines Zweiges, die das Amt des Ältesten innehaben, sind in ein Ältestenkollegium eingeteilt. Die maximale Anzahl von Mitgliedern für jedes dieser Kollegien wurde durch Offenbarung festgelegt: 12 Diakone, 24 Lehrer, 48 Priester und 96 Älteste (LuB 107:85-89). Alle Träger des Melchisedekischen Priestertums in einem Pfahl, die das Amt des Hohenpriesters innehaben, sind Mitglieder des Kollegiums der Hohenpriester dieses Pfahles. Die Pfahlpräsidentschaft präsidiert über diese. Das Kollegium der Hohenpriester teilt sich auf Gemeindeebene in Hohepriestergruppen. An den meisten Orten der Welt versammeln sich Priestertumskollegien und –gruppen jeden Sonntag. 

Der Bischof ist in seiner Gemeinde der Präsident des Aaronischen Priestertums. Er ist auch Präsident des Priesterkollegiums, wovon ein Priester als Assistent und ein zweiter als Sekretär dienen.  Erster und zweiter Ratgeber in der Bischofschaft beaufsichtigen jeweils die Aktivitäten der Kollegien der Lehrer und Diakone. Jedes dieser Kollegien hat einen Präsidenten, zwei Ratgeber und einen Sekretär, die alle Mitglieder des Kollegiums sind. Erwachsene Männer, die zum Dienst als Kollegiumsberater berufen sind, führen und helfen den Präsidentschaften und Mitgliedern des Aaronischen Priestertumskollegiums. Berater präsidieren nicht über die Kollegien, sondern unterstützen die Präsidentschaften beim Aufbau eines ordnungsgemäß funktionierenden Priestertumskollegiums. Außerdem sollen Berater über die Mitglieder des Kollegiums wachen und sie belehren, Führerschaft in den Kollegien aufbauen und junge Männer im angemessenen Alter ins Kollegium eingliedern. 

Die Kollegien und Gruppen des Melchisedekischen Priestertums sind dafür verantwortlich Kollegiumsmitglieder, ihre Familien und alleinstehende Frauen in ihren zeitlichen und geistigen Belangen zu unterstützen. Die Aufgaben des Priestertumskollegiums und der Gruppenversammlungen auf lokaler Ebene sind die der Angelegenheiten des Priesterums auszuführen, Mitgliedern ihre Pflichten zu lehren, das Evangelium zu studieren und Mitglieder aufzufordern das Priestertum, welches sie tragen, zu nutzen, um anderen zu dienen und sie zu segnen. Außerdem bieten Priestertumskollegien Gelegenheiten für persönlichen Fortschritt und Erfahrung mit der Führerschaft. Die meisten Mitglieder werden von Zeit zu Zeit zum Dienst in Führerschaftspositionen eines Kollegiums oder einer Gruppe berufen. Kollegiumspräsidenten sind für die Planung und Durchführung von Versammlungen und Aktivitäten des Kollegiums verantwortlich. Darüber hinaus sollen sie Kollegiumsmitgliedern ihre Pflichten lehren und jedem einzelnen von ihnen Kameradschaft und Unterstützung entgegen bringen (Siehe Mitwirkung und Führerschaft von Laien). 

Drei andere Priestertumskollegien präsidieren über die gesamte Kirche. Das höchste ist das Kollegium der Ersten Präsidentschaft, dem der Präsident der Kirche und seine zwei Ratgeber angehören. Das zweite ist das Kollegium der Zwölf Apostel. Es setzt sich aus zwölf Aposteln oder besonderen Zeugen zusammen und bildet ein Kollegium, welches der Präsidentschaft „an Vollmacht und Macht gleich ist“ (LuB 107:23-24). Jedoch wird diese Macht nur bei der Auflösung der Ersten Präsidentschaft in ihrer Fülle ausgeübt, nämlich im Falle des Todes des Präsidenten. Das dritte Kollegium von Priestertumsträgern, welche Verantwortungen und Vollmacht in der gesamten Kirche haben, ist das der Siebziger. Mehrere Kollegien der Siebziger haben jeweils nie mehr als 70 Mitglieder.

URSPRÜNGE DER ORGANISIERUNG DER KOLLEGIEN. Kurz nach ihrer Wahl und Ordinierung versammelten sich die Zwölf Apostel am 28. März 1835 in Kirtland, Ohio. Bevor sie sich auf ihre Missionen in die östlichen Staaten aufmachten, baten sie den Propheten Joseph Smith den Herrn nach ihren Pflichten zu fragen.  Der Herr antwortete in einer wichtigen Offenbarung über das Priestertum und über die Beziehung der jeweiligen Kollegien zueinander und zur Kirche (Siehe Lehre und Bündnisse: Abschnitt 107). 

Als Jahre vergingen und sich Umstände änderten, wurde eine Reorganisierung des Priestertums notwendig. 1877 bewirkte Brigham Young eine solche Reorganisierung (Hartley, 1979).  Einige der hauptsächlichen Ergebnisse dieser historischen Handlung sind: (1) Mitglieder des Kollegiums der Zwölf Apostel wurden aus Pfahlpräsidentschaften entlassen und dienten als Vollzeitgeneralautoritäten; (2) Pfähle wurden unabhängig voneinander gemacht und unter die Aufsicht ihrer eigenen örtlichen Priestertumskollegien gestellt; (3) die Funktion der bestehenden Kollegien der Siebziger wurde abgewandelt; (4) Ältestenkollegien wurden gefüllt und (5) Jugendliche wurden in Kollegien des Aaronischen Priestertums aufgenommen. Später (1908-1922) setzte ein speziell berufenes Generalpriestertumskomitee kirchenweite Änderungen und die Reorganisierung des Priestertums in Gang, was schließlich zum heutigen System führte (Hartley, 1973). 

SHERMAN N. TINGEY