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PFAHL

Pfähle sind Organisationseinheiten mittlerer Größe zwischen dem Kirchenhauptsitz und den örtlichen Gemeinden. Ein Pfahl umfasst gewöhnlich zwischen fünf und zwölf Gemeinden mit insgesamt mindestens 3.000 Mitgliedern. Abhängig von der Dichte der HLT-Bevölkerung deckt ein Pfahl entweder nur einen kleinen Stadtteil oder umfasst viele Städte im Umkreis von mehreren hundert Kilometern. Wo es nicht genügend Heilige der Letzten Tage gibt, um funktionierende Gemeinden zu organisieren, gehören Mitglieder Zweigen an, die von Missionen oder Pfählen beaufsichtigt werden. Der Pfahl ist „für die Heiligen in einem bestimmten Gebiet eine Miniaturkirche“ (Benson, S. 4). Die Pfahlpräsidentschaft trägt die volle Verantwortung und Vollmacht für alle Programme der Kirche innerhalb der Pfahlgrenzen und beaufsichtigt die Bischöfe der Gemeinden direkt. Gebietspräsidentschaften, die den präsidierenden Kollegien der Kirche direkt Bericht erstatten, haben die Aufsicht über Pfahlpräsidenten. Um die Verwaltung zu erleichtern, führen Regionalrepräsentanten die Schulung und Unterstützung in geographisch benachbarten Pfählen durch.

DAS KONZEPT VON PFÄHLEN IN DEN SCHRIFTEN. Als der auferstandene Jesus die Nephiten in der westlichen Hemisphäre besuchte, lehrte er sie die Worte Jesajas: „Mache weit den Raum deines Zeltes, und lass die Behänge deiner Wohnstätte ausspannen; spare nicht, mache deine Seile lang, und mache deine Pfähle stark …und die verwüsteten Städte werden wieder bevölkert“ (3 Ne. 22:2-5, Jes. 54:2-3). Er versprach, ihnen seinen neuen Bund priesterlicher Opfer und Verordnungen zu offenbaren, einschließlich derer im Tempel (3 Ne. 9:19-20, 10:6-7, WJS, S. 212-13). Die reiche Bildsprache von Jesaja Kapitel 54 assoziiert das Konzept des „Pfahles“ mit den Zeltpflöcken, die die Vorhänge um das Offenbarungszelt herum verankert hielten, das Mose baute (zentrales israelitisches Heiligtum und Thron Gottes). In Lehre und Bündnisse 101:43-62 wird diese Metaphorik erweitert: Die Pfähle Zions werden als zwölf gedeihende Olivenbäume dargestellt, die in Frieden genährt werden (WJS, S. 415), in der Erlösung Zions werden sie nie  „ausgerissen“ (Jes. 33:20). Pfähle sind Sammlungsorte für die Heiligen, „die Zelte oder die Stärke Zions“ (LuB 101:21). Sie werden als geschützte Enklaven geistiger Stärke und Rechtschaffenheit rund um die Welt eingerichtet, die symbolisch die Vorhänge um Gottes Gegenwart in der Kirche und unter seinem Volk halten, in Vorbereitung auf die Errichtung des Neuen Jerusalems (LuB 115:6, Jes. 4:6) und den Wiederaufbau des „alten“ Jerusalems im Heiligen Land.

Das tragbare Offenbarungszelt Moses mit seinen tragenden Seilen und Pfählen fand seinen endgültigen Standort in Siloah und wurde Jahrhunderte später mit dem Bau von Salomons Tempel in Jerusalem ersetzt. In allen Zeitaltern ist „das Hauptziel“ der Sammlung des Volkes, einen Tempel zu bauen, „dem Herrn ein Haus zu erbauen, durch das er seinem Volk die Verordnungen seines Hauses und die Herrlichkeiten seines Reiches offenbaren und sein Volk die Wege der Erlösung lehren [kann]“  (WJS, S. 212, weiter Benson, S. 4). In der modernen Kirche halten Pfahlpräsidenten die Schlüssel inne, Tempelempfehlungsscheine auszugeben, und Hohenpriesterkollegien im Pfahl koordinieren die Tempelteilnahme, um Zion zu stärken: „...lege deine schönen Gewänder an, o Tochter Zion; und mache deine Pfähle stark und erweitere deine Grenzen immerdar, damit du nicht mehr beschämt werdest, damit die Bündnisse des ewigen Vaters, die er für dich gemacht hat, o Haus Israel, sich erfüllen“ (Moro. 10:31, Jes. 52:1).

Präsident Ezra Taft Benson zählte vier Zwecke auf, die Pfähle in der Kirche erfüllen: (1) „die Mitglieder einigen und vervollkommnen…indem man ihnen die Kirchenprogramme, die Verordnungen und Unterweisung im Evangelium bringt“, (2) Vorbilder oder Standards der Rechtschaffenheit für die Welt sein, (3) Abwehr von Irrtum, Bösem oder Unheil bieten und (4) „eine Zuflucht vor dem Sturm“ sein, von der vorhergesagt wurde, dass sie in den Letzten Tagen auf die Erde kommen werde (S. 4-5).

DIE ORGANISATIONSGESCHICHTE VON PFÄHLEN. In den ersten Monaten nach ihrer Organisation brauchte die Kirche keine komplexe organisatorische Struktur. Infolge zunehmender Mitgliedzahlen wurde der erste Pfahl 1832 in Kirtland, Ohio gegründet. Dem Pfahl Kirtland standen Joseph Smith und seine Ratgeber in der Ersten Präsidentschaft vor. Die meisten Angelegenheiten dieses ursprünglichen Pfahles, die nicht ihrem direkten Wirkungskreis angehörten, handhabte ein Rat von Hohenpriestern, die unter der Leitung des Bischofs arbeiteten (Allen and Leonard, S. 79).

1834 wurde der Hoherat in Kirtland organisiert und wurde zum offiziellen richtenden Organ des Pfahles. Die Erste Präsidentschaft fungierte weiterhin als Präsidentschaft des Pfahles, bis Kirtland aufgegeben wurde. Aber als neue Pfähle organisiert wurden, änderten sich diese Rollen. Im Juli 1834 wurde ein Pfahl in Clay County, Missouri mit seiner eigenen Präsidentschaft und seinem eigenen Hohenrat organisiert (Allen und Leonard, S. 79). Seit jener Zeit präsidierten ein Präsident mit zwei Ratgebern über einen Pfahl. Ihnen half ein Hoherrat mit zwölf Hohenpriestern, die im Pfahlgebiet wohnten.

Mehrere Jahrzehnte lang wurde die Pfahlorganisation weniger betont und oft recht willkürlich im Vergleich zu der Gemeinde. Während es nach dem Zug in den Westen einen funktionierenden Pfahl in Salt Lake City gab, hatten die meisten anderen Gebiete der Kirche keinen. Wo Pfähle existierten, erfüllten sie zwei Hauptfunktionen: Sie hielten Konferenzen ab, die Mitglieder mehrerer Gemeinden zur Unterweisung und geistigen Anleitung zusammenbringen sollten, und sie hatten die Verantwortung für viele Disziplinarverhandlungen, die vor die Hohenräte des Pfahles gebracht wurden. Jedoch wurde viel Anleitung von oben direkt zwischen allgemeinen Kirchenautoritäten und den lokalen Gemeindebischöfen weitergegeben (Arrington und Bitton, S. 212).

Als Präsident Brigham Young im Jahre 1877 eine große Umstrukturierung der Kirchenorganisation begann, fanden Veränderungen statt, die die Rolle des Pfahles beträchtlich beeinflussten (Hartley, S. 3). Früher hatte Präsident Young bekannt gegeben, dass der Pfahl Salt Lake keine Vollmacht über andere Kirchenpfähle hatte, dass alle Pfähle gleich und eigenständig im Bezug zueinander sind (Hartley, S. 5). Er entließ auch Mitglieder des Kollegiums der Zwölf aus ihren Berufungen als Pfahlpräsidenten, damit sie ihren allgemeinen Kirchenführerschaftsaufgaben vollständiger nachgehen konnten. Für die meisten Pfähle wurden neue Pfahlpräsidentschaften berufen, und mehrere neue Pfähle wurden organisiert, indem jene geteilt wurden, die zu groß geworden waren.

Als Teil der von Brigham Young eingeleiteten organisatorischen Veränderung, erhielten Pfahlpräsidentschaften die Verantwortung für alle Kirchenangelegenheiten innerhalb ihrer Pfahlgrenzen. Pfahlpräsidentschaften erhielten den Auftrag, vierteljährliche Konferenzen abzuhalten, wo Generalautoritäten zu Besuch kommen und präsidieren würden. Pfahlpräsidentschaften wurden auch angewiesen, die Gemeinden in ihrem Pfahl regelmäßig zu besuchen und lokale Priestertumsträger als Heimmissionare zu berufen, um ihnen zu helfen, in den Gemeinden zu predigen.

Andere Veränderungen in der Pfahlorganisation sollten die administrative Wirksamkeit erhöhen. Pfähle wurden in besser zu verwaltende Einheiten umgewandelt, um Pfahlpräsidenten mehr Zeit für ihre privaten Pflichten zu geben und kleinere und enger zusammenhängende Einheiten zu schaffen, mit denen sich Mitglieder leichter identifizieren konnten (Alexander, S. 95, 107). Während dieses selben Zeitraums wurden die finanziellen Buchhaltungsverfahren geregelt und Kirchenmitgliedsscheine systematisiert. Die vor kurzem modernisierten Pfähle erhielten eine größere Aufsichtsverantwortung in beiden Bereichen.

Nach diesen wichtigen organisatorischen Änderungen übernahm der Pfahl seine Rolle als Hauptverwaltungseinheit zwischen den Gemeinden und dem Kirchenhauptsitz. Von den Pfählen wurde nun erwartet, dass sie die Verantwortung für jede Person und jedes Programm innerhalb ihrer Grenzen trugen. Die Dezentralisierung durch Übertragung von mehr Priestertumsverantwortung auf die Pfähle fährt fort, während die Kirchenmitgliederzahl ansteigt. Pfahlpräsidenten und Bischöfe werden klar als die Bindeglieder in der organisatorischen Kette zwischen den Generalautoritäten und lokalen Kirchenmitgliedern identifiziert.

Die historische Bedeutung von Pfählen in der Kirche sieht man in den Neuerungen auf Pfahlebene, die in der gesamten Kirche übernommen wurden. Familienheimabende und das Wohlfahrtsprogramm begannen als Programme des Pfahles Granite in Salt Lake City Anfang des 20. Jahrhunderts. Das „Heimabend“-Programm sollte Eltern helfen, engere Beziehungen mit ihren Kindern zu entwickeln. Das vorgeschlagene Format für diese wöchentlichen Familienversammlungen umfasste Gebet, Musik, Schriftenlesen und Evangeliumsunterweisung, Besprechung von Familienangelegenheiten, Freizeit- und Kulturaktivitäten und Erfrischungen. Der Wohlfahrtsplan des Pfahles Granite sollte das zeitliche Wohlergehen durch die Betonung von Heimarbeit und Kooperation fördern. Pfahlkomitees wurden ernannt, um Gartenarbeit, die Entwicklung von Konservenfabriken, Viehzüchtung und die Einrichtung neuer Industrien zu fördern. Dieses Programm kündigt das Werk von Präsident Harold B. Lee als Präsident des Pioneer Pfahles während der Großen Depression an, das zur Einrichtung eines kirchenweiten Wohlfahrtsprogrammes führte. Andere Kirchenprogramme, die in Pfählen ihren Anfang nahmen, umfassten das Seminarprogramm für Oberschüler, Pfahlmissionsarbeit, systematische Pfahlaufsicht von Tempel- und Genealogiearbeit, und eine Vielzahl an Jugendprogrammen.

PFÄHLE HEUTZUTAGE. Die forgesetzte zentrale Stellung von Pfählen in der Organisationsstruktur der Kirche wird betont durch kürzlich vorgenommene zusätzliche Erweiterungen der Verantwortungen eines Pfahles. Pfahlkonferenzen werden jedes halbe Jahr abgehalten, wobei Pfahlpräsidenten präsidieren, wenn keine Regionalrepräsentanten oder Generalautoritäten anwesend sind. Andere Funktionen, die früher von Generalautoritäten ausgeübt wurden, aber nun Pfahlpräsidenten zugewiesen sind, umfassen die Ausgabe von Tempelempfehlungsscheinen, das Einsetzen von Ratgebern in der Pfahlpräsidentschaft und Missionaren, die Ordinierung von Bischöfen und Pfahlpatriarchen und die Freigabe besonderer Tempelempfehlungsscheine.

Pfahlbeamte tragen die Hauptverantwortung dafür, Priestertums- und Hilfsvereinigungsbeamte in den Gemeinden zu schulen. Pfahlpräsidentschaften empfehlen neue Bischöfe an die Generalautoritäten und schulen mit ihren Hohenräten Gemeindebischofschaften und Kollegiumsleiter. Unter der Führung der Pfahlpräsidentschaft und des Hohenrates halten Pfahlhilfsvereinigungsleiter regelmäßige Führerschaftsversammlungen ab, um die entsprechenden Beamten auf Gemeindeebene zu schulen (Siehe Führerschaftsschulung). Pfahlpräsidentschaften und Hoheräte dienen weiterhin als die hauptsächliche richtende Organisation der Kirche und führen Disziplinarverfahren für Mitglieder durch, die ernsthafte Sünden begangen haben.

Neue Pfähle werden geschaffen, wenn die Mitgliederzahl eines existierenden Pfahles zu groß wird oder wenn Kirchenzahlen und Führerschaftsstärke in einem Missionsdistrikt, wo vorher kein Pfahl existierte, ein Niveau erreichen, das die Organisation eines Pfahles rechtfertigt (Kimball, S. 11). Dieser Prozess hat sich seit der Mitte des 20. Jahrhunderts sehr beschleunigt. Pfähle werden in vielen Ländern organisiert. Vor 1840 waren 11 Pfähle in Ohio, Missouri und Illinois gegründet worden. 1870 gab es 12, alle in Utah. 1882 war die Anzahl auf 27 angestiegen, und 1940 auf 177. Zu den 321 Pfählen im Jahre 1960 gehörten einer in Mexiko und 19 in englischsprachigen Ländern außerhalb der Vereinigten Staaten. 1991 gab es über 1.800 Pfähle weltweit, und fast jede Woche kamen mehr hinzu.

Pfahlpräsidenten werden durch Offenbarung berufen und durch eine Generalautorität unter der Leitung des Kollegiums der Zwölf Apostel eingesetzt. Sie werden nach ihrer Berufung durch die Mitglieder des Pfahles bei einer Pfahlkonferenz bestätigt. Nach einer Zeit des Dienens (oft etwa zehn Jahre) werden sie ihrer Aufgaben entlassen und ein Ersatz wird auf dieselbe Weise gewählt. [Siehe auch Gebiet, Gebietspräsidentschaft, Bischof, Geschichte des Amtes, Organisation: Zeitgenössische Organisation, Region, Regionalrepräsentant, Gemeinde, Pfahlpräsident, Pfahlpräsidentschaft.]

STAN L. ALBRECHT

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