Seit 1844, als Missionare in Französisch-Polynesien ankamen und dort einen Zweig gründeten, besteht die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage in Ozeanien (den Inseln im Mittel- und Südpazifik). Im Jahre 1850 faßte die Kirche auf Hawaii Fuß, 1854 auf Neuseeland, 1888 auf Samoa, 1891 auf Tonga und nach dem Zweiten Weltkrieg auf weiteren Inseln im Pazifik. Im Jahre 1990 war die Kirche in Ozeanien auf 100.000 Mitglieder angewachsen, die in mehreren Missionen und Hunderten von Pfählen, Gemeinden und Zweigen lebten. Tempel standen auf Samoa, Tahiti und Tonga (Siehe auch HAWAII und
NEUSEESELAND).
FRANZÖSISCH-POLYNESIEN. Im Mai 1843 entsandte der Prophet Joseph
SMITH <Smith, Joseph> vier Missionare (Addison Pratt <Pratt, Addison>, Benjamin Franklin Grouard <Grouard, Benjamin Franklin>, Noah Rogers
<Rogers, Noah> und Knowlton F. Hanks <Hanks, Knowlton, F.>, der auf See starb) auf die Inseln des Pazifiks. Sie kamen am 30. April 1844 auf der Insel Tubuai, 560 km südlich von Tahiti, an und gründeten mit elf Mitgliedern den ersten Zweig der Kirche in Ozeanien. Als 1852 Schwierigkeiten mit der französischen Territorialregierung enstanden, endete die erste Missionsperiode. Die Kirche zählte damals fast 2000 Mitglieder, die auf etwa 20 verschiedenen Inseln verstreut wohnten.
Im Jahre 1892 wurde die Mission neu belebt, als William A. Seegmiller <Seegmiller,
William A.> und Joseph W. Damron, jun. <Damron, Joseph W. jun.> von der Samoa-Mission nach Tahiti kamen. Bis zum Jahr 1950 wuchs die Kirche nur langsam, bis dann die Führung in die Hände von einheimischen Mitgliedern überging und Missionare von den Tuamotu-Inseln nach Tahiti kamen. Damit begann das schnelle Wachstum der Kirche. Drei weitere Faktoren trugen zum rapiden Wachstum der Kirche mit bei: Der zunehmende Gebrauch der französischen Sprache, die Systematische Missionsarbeit und die Errichtung moderner Versammlungshäuser.
Der Pfahl Papeete-Tahiti, der am 14. Mai
1972 mit Raituia Tehina Tapu <Tapu, Raituia Tehina> als Pfahlpräsident gegründet wurde, war der erste Pfahl in Französisch-Polynesien. Präsident Spencer W. KIMBALL <Kimball, Spencer W.> tat am
13. Februar 1981 den ersten Spatenstich für den Bau des Papeete-Tahiti-Tempels <Papeete-Tahiti-Tempel>, und Gordon B. Hinckley <Hinckley, Gordon B. weiht den Tempel in Tahiti>, damals der erste Ratgeber in der Ersten Präsidentschaft, weihte den Tempel am 27., 28. und 29. Oktober 1983. Die heiligen Schriften der Kirche sind in der Landessprache Tahitis und
auf Französisch vorhanden.
SAMOA. Die Missionsarbeit begann auf Samoa offiziell am 18.
June 1888, als Joseph Harry
Dean und Florence Ridges Dean <Dean, Joseph Henry und Florence Ridges>
auf Tutuila ankamen. Inoffiziell hatte die Arbeit bereits im Januar 1863 begonnen, als Walter
Murray Gibson <Gibson, Walter Murray> zwei Älteste aus Hawaii nach Samoa schickte (Kimo Pelio <Pelio, Kimo> und Samuela Manoa <Manoa, Samuela>), um dort das wiederhergestellte Evangelium zu verkünden. Sie tauften etwa 50 Menschen. Pelio starb 1876, Manoa heiratete und ließ sich auf der kleinen Insel Aunuu nieder. Von dort schickte er Briefe nach Hawaii und Salt Lake
City und bat um Unterstützung. Aufgrund eines dieser Briefe kam das Ehepaar Dean aus Hawaii nach Samoa.
Die Kirche wuchs vom Jahre 1888 an beständig. In den ersten vier Monaten tauften Bruder und Schwester Dean 40 Menschen und gründeten einen Zweig. 1899 waren bereits 1139 Samoaner auf den Hauptinseln Mitglieder der Kirche. Einheimische Brüder und Schwestern führten die meisten Zweige, und Priestertumsträger aus Samoa, dienten zusammen mit ihren Frauen als Missionare. In einer Reihe von Dörfern fand Schulunterricht statt, und drei zentrale Schulen wurden auf den Inseln Tutuila,
Upolu und Davai’i eingerichtet.
Die Kirche betreibt auch weiterhin viele Schulen; die wichtigste ist das Church College of Western Samoa <Church College of Western Samoa>, eine höhere Schule in Apia, Westsamoa. Versammlungshäuser für Familien wurden 1903 in Mapusaga auf
Tutuila, Amerikanisch-Samoa, und 1904 in Sauniatu auf Upolu in Westsamoa gebaut.
Im Jahre 1902 wurde der Hauptsitz in Pesega, in der Nähe von Apia, auf einem Grundstück errichtet, das Ah Mu <Mu, Ah>, ein chinesisches Mitglied gestiftet hatte. Dort baute die Kirche auch den Samoa-Tempel <Samoa-Tempel>, das Church College of Western Samoa, ein Pfahlzentrum, den Sitz der Mission und die Missionarsschule. Das Buch Mormon wurde 1903 in Samoanisch übersetzt und veröffentlicht und
1963 auch die Bücher “Lehre und Bündnisse” und “Die Köstliche Perle.”
Am 18. März 1962 gründete die Kirche den Pfahl Apia mit Percy
John Rivers <Rivers, Percy John>, einem Nachkommen von Ah Mu, als Pfahlpräsident. Am 19. Februar 1981 tat Präsident Spencer W. Kimball <Kimball, Spencer W.> den ersten Spatenstich zum Bau des Samoa-Tempels in Pesega, der dann am 5., 6. und 7. August 1983 geweiht wurde.
TONGA. Missionare der Kirche besuchten die “Freundlichen Inseln” zum ersten Mal am 15. Juli 1891, als Brigham Smoot
<Smoot, Brigham> und Alva J. Butler <Butler, Alva J.> aus Samoa in Nuku’alofa auf der Insel Tongatapu ankamen. Aus politischen und religiösen Gründen war die erste Phase der Tonga-Mission jedoch von nur kurzer Dauer. Im Juni 1907 nahmen William O.
Facer <Facer, William O.> und Heber J. McKay <McKay, Heber J.> die Arbeit auf Tonga erneut auf, diesmal in Vava’u auf der nördlichen Inselgruppe. Bis 1916, als Willard L. Smith <Smith,
Willard L.> als erster Missionspräsident berufen wurde, gehörte Tonga zur Samoa-Mission. Bis 1950 beeinträchtigten Unstimmigkeiten mit der Regierung das Missionswerk. Als die Schwierigkeiten behoben waren, begann die Kirche auf Tonga stark zu wachsen. Das lag an der erfahrenen Führung, die die Organisation der Kirche gut kannte, und an der geistigen Stärke der Heiligen der Letzten Tage. Am 5. September 1968 wurde der Pfahl Nuku’alofa mit Orson Hyde White <White, Orson Hyde> als Präsident gegründet. Die Mitgliederzahl nahm ständig zu, und am 18. Februar 1981 tat Präsident Spencer W. KIMBALL den ersten Spatenstich zum Bau des Tempels in der Nähe von Nuku’alofa. Präsident Gordon B. Hinckley <Hinkley,
Gordon B.> weihte den Tempel am 9. August 1983.
Für die Kirche auf Tonga spielt die Bildung eine wesentliche Rolle. Die beiden wichtigsten unter den vielen Schulen sind die Liahona High School
(1952) auf Tongatapu und die Saineha High School (1978) auf Vava’u. Im Jahre 1946 wurde das Buch Mormon in der Tongasprache veröffentlicht und
1959 auch “Die Köstliche Perle.”
FIDSCHIINSELN. Obgleich Mitglieder aus Tonga und anderen Inseln schon viele Jahre auf Fidschi gewohnt und dort auch Versammlungen abgehalten hatten, kamen Missionare erst im Mai 1954 aus Suva in der Samoa-Mission und begannen offiziell mit der Arbeit.
Boyd L.Harris <Harris, Boyd L.> und Sheldon L.
Abbott <Abbott, Sheldon L.> gründeten den Suva
Zweig am 5. September 1954. Im Januar 1955 besuchte Präsident David O. MCKAY <McKay, David O.> Suva und entschloß sich, dort ein großes Versammlungshaus zu errichten, das er dann drei Jahre später, am 4. Mai 1958, weihte. Damit begann das eigentliche Wachstum der Kirche, denn mit diesem Gebäude bewies Präsident McKay sowohl der Regierung als auch den Einheimischen, daß die Kirche die Absicht hatte, permanent auf Fidschi zu bleiben.
Bis zum Juli 1971 gehörte Fidschi zur Samoa- und
Tonga-Mission. Dann wurde es eine selbständige Mission, und viele Gebiete im Südpazifik wurden ihr zeitweilig zugeteilt: Neukaledonien, Niue,
die Cook-Inseln, Kiribati, Vanuatu und Rotuma. Die Kirche hat sich auf Fidschi stetig entwickelt. 1969 war im Gemeindehaus der Gemeinde Suva auch eine Schule der Kirche untergebracht. Der Seminarunterricht begann 1973,
und zwei Jahre darauf öffnete das HLT-Fiji
Technical College (das entspricht einer amerikanischen “Vocational High School” [etwa einer berufsbildenden Mittelschule]) auf dem neuen Campus in Suva seine Türen. 1984 waren bereits 372 Schüler eingetragen, hauptsächlich Mitglieder der Kirche.
Auch die Zahl der Mitglieder auf Fidschi nahm zu,
und im Februar 1976 waren 1000 Heilige der Letzten Tage aus Fidschi auf der Gebietskonferenz anwesend, die Präsident Spencer
W. Kimball abhielt. Am 5. Juni 1983 gründete Howard W.
HUNTER <Hunter, Howard W.> den Pfahl Suva Fiji mit Inosi Naga <Naga, Inosi> als Präsident. Das Buch Mormon erschien 1980 in der Landespsrache von Fidschi.
NEUKALEDONIEN. In den fünfziger Jahren des 20. Jahrhunderts zogen einige Arbeiter der Kirche aus Tahiti nach Kaledonien und gründeten dort kleine Einheiten der Kirche. Unter der Leitung des Missionspräsidenten von Tahiti wurde im Oktober 1961 der Zweig Noumea gegründet. Nach jahrelangen Verhandlungen zwischen der Missionsleitung und der Regierung von Kaledonien erhielten Mormonenmissionare die Erlaubnis,
in Kaledonien zu missionieren. Am 2. Mai 1968 weihte Elder Thomas S. Monson <Monson, Thomas S.> vom Kollegium der Zwölf Apostel Neukaledonien für die Verkündigung des Evangeliums. Zwei Monate darauf kam das erste Missionarsehepaar an, und 1990 leitete die Fidschi-Suva-Mission
das volle Programm der Kirche in Neukaledonien.
GUAM UND MIKRONESIEN. Seit dem Zweiten Weltkrieg wohnen Heilige der letzten Tage auf vielen Inseln Mikronesiens, aber nur auf Guam gibt es seither ohne Unterbrechung HLT- Soldatengruppen und Zweige. Präsident Joseph Fielding SMITH <Smith, Joseph Fielding> weihte Guam am 25. August 1955 für die Verkündigung des Evangeliums, und die ersten Vollzeitmissionare kamen im Januar 1957. Bis Mitte der siebziger Jahre war die Missionsarbeit hauptsächlich auf amerikanisches Militärpersonal und deren Familien beschränkt. Seitdem geht die Arbeit jedoch auf vielen Inseln Mikronesiens vorwärts. Im Frühjahr 1980 gründete die Kirche die Mikronesien-Guam-Mission mit Ferron C. Losee <Losee, Ferron C.> als Präsident. Auszüge aus dem Buch Mormon erschienen 1984 in der Landessprache der Marshall-Inseln und 1987 in der Sprache von Pohnpeia.
KIRIBATI. Die Missionsarbeit in der Republik Kiribati (früher Gilbert-Inseln) hat sich als sehr erfolgreich erwiesen. Am 19. Oktober 1975 kehrten sechs Schüler, die an der Liahona High School in Tonga zur Schule gegangen waren, auf die Insel Tarawa zurück und begannen zu missionieren. Sie waren zu Ältesten ordiniert worden und dienten in der Fidschi-Suva-Mission. Ungefähr zur gleichen Zeit, im Jahre 1977, übernahm die Kirche eine kleine Realschule und nannte sie “Moroni Community School.” Seit 1990 ist die Kirche auch in Belau, auf den
Cook-Inseln, den Marshall-Inseln,
auf Niue, Nauru, Nordmarietta, Tuvalu und Vanuata vertreten.
BIBLIOGRAPHIE
Britsch, R. Lanier. Unto the
Islands of the Sea: A History of the Latter-day Saints in the Pacific. Salt Lake City, 1986.
Clement, Russell T. Hrsg. Mormons
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1981
R. LANIER BRITSCH