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MITTLEREN OSTEN, DIE KIRCHE IM MITTLEREN OSTEN

Politischer Aufruhr im ottomanischen Reich, zwei Weltkriege und Beschränkungen von Landesregierungen auferlegt, haben die Bemühungen der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage stark daran gehindert, sich im Mittleren Osten zu etablieren. Trotz dieser Schwierigkeiten bestehen kleine Zweige in mehreren Ländern des Mittleren Ostens, hauptsächlich durch den Zustrom von (zum größten Teil) amerikanischen Mitgliedern der Kirche, die dort arbeiten. Vor 1950 beschränkte sich die Tätigkeit der Kirche auf die Türkei, den Libanon, Palästina und Syrien, aber seitdem hat sie sich auch auf den Iran, Ägypten, Jordanien, Israel, das Westjordanland, den Libanon und die arabischen Länder am Golf ausgedehnt.

Die Geschichte der Tätigkeit der HLT-Kirche im Mittleren Osten begann 1841, als der Apostel Orson HYDE <Hyde, Orson> am Ölberg, in der Nähe von Jerusalem, für die Sammlung der Kinder Abrahams (insbesondere der Juden) nach Palästina, für den Aufbau Jesusalems und die Errichtung eines Tempels betete. HLT-Missionsarbeit begann im Mittleren Osten im Jahre 1884, als Jacob Spori <Spori, Jacob> die Türkische Mission in Konstantinopel eröffnete. Zweige der Kirche, die hauptsächlich aus bekehrten Armeniern und Europäern bestanden, wurden schließlich in Aintab, Aleppo und Haifa gegründet, die Mission wurde jedoch 1896 geschlossen. Sie wurde 1897 wieder eröffnet, 1909 aber wegen des politischen Aufruhrs im ottomanischen Reich abermals geschlossen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Mission erneut in Aleppo eröffnet und hieß jetzt Armenische Mission. 1928 befand sich der Hauptsitz in Aleppo, wurde aber im Dezember, nach dem plötzlichen Tod des Missionspräsidenten Joseph Booth <Booth, Joseph>, geschlossen. Sie wurde 1933 als Mission-Palästina-Syrien nochmals eröffnet, aber 1939 zu Beginn des Zweiten Weltkriegs wieder geschlossen. 1947 wurde die Mission mit Badwagan Piranian <Piranian, Badwagan> als Missionspräident erneut eröffnet, hieß ab 1950 Nahost-Mission und wurde gegen Ende des Jahres wieder geschlossen. Von 1950 bis 1969 beschränkte sich die Kirchentätigkeit hauptsächlich auf kleine Gruppen, die in verschiedenen Ländern verstreut waren und auf wenige Missionare der Schweizer Mission, die im Libanon arbeiteten. Im September 1969 organisierte die Kirche eine Gruppe von Professoren und Studenten der Brigham-Young- Universität in Jerusalem, die dort am Nahost-Auslandsstudienprogramm teilnahmen. Andere Ereignisse dort waren die Organisation eines Israel-Distrikts, die Weihung des Orson-Hyde-Memorial- Gartens auf dem Ölberg (2979) und die Weihung des Brigham-Young-Universitätszentrums für Nahoststudien auf dem Skopusberg (1989).

Seit 1950 begann im Zusammenhang mit der zunehmenden Ölproduktion die wirtschaftliche Expansion in der Region, die Arbeiter aus dem Westen in die Länder des Mittleren Ostens brachte, darunter auch Mitglieder der Kirche, die sich zu kleinen Gruppen zusamenschlossen. Seit 1974 besteht z.B. ein Zweig der Kirche in Kairo. Die Iran-Teheran- Mission wurde im Juli 1975 als erste Mission im Mittleren Osten seit 1950 gegründet aber wegen der politischen Spannungen zwischen dem Iran und den Vereinigten Staaten, die sich immer mehr verschärften, im Dezember 1978 geschlossen. Als erstes arabisches Land erkannte Jordanien 1989 die Kirche offiziell an und erlaubte der Kirche in Amman ein Institut für Kultur und Bildung einzurichten. Die Regierungen dieser Länder haben der Kirche und anderen nichtmoslemischen Gemeinschaften erlaubt, Gottesdienste und andere religiöse Aktivitäten abzuhalten, so lange sie es unaufdringlich tun und ihre Mitglieder islamische Gesetze und Gebräuche achten. Sie dürfen natürlich nicht unter der moslemischen Bevölkerung missionieren.

PROBLEME UND HERAUSFORDERUNGEN. Die Kirche hat einige heikle Probleme im Mittleren Osten mit großem Verständnis gelöst. Das beweist, daß sie sich den örtlichen Gegebenheiten und Bräuchen gut anpassen kann. Von 1841 bis 1950 war Armut und Krankheit unter den Mitgliedern das größte Problem für die Missionare. Die Kirche versuchte die Not der Mitglieder zu mildern, indem sie ihnen neue Fähigkeiten vermittelte und Produktions-genossenschaften gründete, die ihre Erzeugnisse in Salt Lake City absetzen konnten. Außerdem sammelten die Mitglieder in Utah Kleidung und Nahrungsmittel für die Notleidenden, und die Kirche ermöglichte vielen nach Europa, Mexiko oder in die Vereinigten Staaten auszuwandern. Seit 1950 hat sich die Kirche an kulturelle und politische Gegebenheiten angepaßt. Ein Beispiel dafür ist die Entscheidung der Ersten Präsidentschaft, daß Mitglieder der Kirche in Israel den Gottesdienst am jüdischen Sabbath abhalten und in moslemischen Ländern am Freitag. Die Kirche hat offiziell nicht Stellung zum Konflikt zwischen arabischen Ländern und Israel bezogen. Die Führung der Kirche bleibt im Konflikt zwischen Arabern und Israelis neutral und bemüht sich, mit beiden Seiten gute Beziehungen aufrecht zu erhalten. Die Aussage des damaligen Apostels Howard W. Hunter <Hunter, Howard W.> ist bezeichnend für die Einstellung der Kirche: “Sowohl Juden als auch Araber sind Kinder unseres Vaters. Beide sind Kinder der Verheißung, und die Kirche ergreift weder für die eine noch die andere Seite Partei. Wir lieben sowohl die Juden als auch die Araber und sind am Wohl beider interessiert” (S. 35–36).

Das größte Hindernis für das Wachstum der Kirche heute ist das Verbot zu missionieren, das in jedem Land des Mittleren Ostens besteht. Obwohl die Kirche in anderen Teilen der Welt tatkräftig missioniert, hält sie sich streng an die Beschränkungen im Mittleren Osten und hat den Regierungen versichert, sie werde nicht missionieren. Die Mitglieder haben strikte Anweisungen erhalten, sich an die Bestimmungen der Kirche zu halten.

BIBLIOGRAPHIE

Badridge, Steven W. Grafting In: A History of the Latter-day Saints in the Holy Land. Murray, Utah, 1989.

Hunter, Howard W. “All Are Alike Unto God.” BYU Speeches of the Year, 1979, S. 35–36, Provo, Utah.

Lindsay, Rao H. “A History of the Missionary Activities of The Church of Jesus Christ of Latter-day Saints in the Near East, 1884–1929.” Diplomarbeit, Brigham Young University, 1958.

JAMES A. TORONTO