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Ca. 1831 bis 1844. Ohio, Missouri und Nauvoo

(Dieser Artikel befaßt sich hauptsächlich mit der Kirche im nordöstlichen Ohio, wo Kirtland der Hauptsitz der Kirche war, sowie mit der Kirche im westlichen Missouri. Ab 1839 liegt der Schwerpunkt der Kirchengeschichte im westlichen Illinois, wo Nauvoo zum neuen Hauptsitz der Kirche wurde. Hintergrundinformationen über die Probleme, die zur Gewalt gegen die Kirche und schließlich zu ihrer Vertreibung aus Missouri geführt haben, enthält der Artikel MISSOURI, KONFLIKTE IN MISSOURI.

Der folgende Artikel beschreibt die organisatorischen und theologischen Entwicklungen der Kirche und untersucht die Spannungen und Konflikte zwischen den Heiligen der Letzten Tage und ihren Nachbarn, sowie Konflikte innerhalb der Kirche selbst. Viele waren die Folgen des Versuches, eine streng einheitliche, sakrale Gemeinschaft zu bilden, die auf fortlaufender Offenbarung beruhte, die aber trotzdem auch einer größeren Gemeinschaft angehörte, die ihnen feindselig gegenüberstand. Der Prophet Joseph Smith, mit dessen Märtyrertod diese Geschichtsepoche zu Ende geht, war die damals herausragendste Figur. Siehe dazu die Artikel JOSEPH SMITH und VISIONEN DES PROPHETEN JOSEPH SMITH. Von zentraler Bedeutung in dieser Zeit waren die Sammlung und der Tempel. Dazu siehe KIRTLAND-TEMPEL und NAUVOO-TEMPEL.)

Im Oktober 1830 brachten vier Missionare auf ihrer Missionsreise zu den Indianern westlich von Missouri (siehe LAMANITEN, MISSION ZU DEN LAMANITEN) das wiederhergestellte Evangeliums den Siedlungen im nordöstlichen Ohio. Noch ehe sie ihre Reise wiederaufnahmen, tauften sie etwa 130 Neubekehrte, teilten die neuen Mitglieder in kleine Zweige und setzten örtliche Führer ein. Ungefähr fünfunddreißig neue Mitglieder lebten in Kirtland, Ohio, einem Ort der unmittelbar östlich der heutigen Großstadt Cleveland liegt.

Sidney RIGDON <Rigdon, Sidney schließt sich der Kirche an>, ein aus jener Gegend stammender Wiederherstellungsprediger, trat im November 1830 in die Kirche ein und informierte Joseph Smith <Smith, Joseph> vom Erfolg der Missionare in seiner Heimat. Deswegen wandte sich der Prophet an den Herrn und schrieb sodann die Offenbarungen (LuB 37:3; 38:32) nieder, in denen die Neubekehrten der Kirche aus New York “sich am Ohio sammeln” sollten. Joseph Smith zog Anfang Februar 1831 mit seiner Familie nach Kirtland. Im Sommer folgten ca. 200 Heilige der Letzten Tage aus New York nach, wodurch das nordöstliche Ohio zum ersten Sammlungsort der Kirche wurde.

Die meisten Heiligen der Letzten Tage aus dem Bundesstaat New York und viele der ersten Bekehrten aus Ohio blieben aber nicht dort. Im Sommer 1831 reiste Joseph Smith an die “Frontier”, die Grenze zum Wilden Westen (die durch Missouri verlief), und bestimmte Independence <Independence> im Kreis Jackson zum nächsten Sammlungsort für die Kirche. Die Heiligen der Letzten Tage gingen von der Vorstellung aus, daß die Heilige Stadt, das Neue Jerusalem, die Zufluchtsstätte vor der Drangsal, die die Schlechten in den Letzten Tagen heimsuchen sollte, als Zion in Nordamerika errichtet werden würde (siehe LuB 29:7–9; 45:65–71; 57:1–3). Sidney Rigdon <Rigdon, Sidney, weiht Zion> weihte das Land der Sammlung und Joseph Smith legte die genaue Stelle fest, wo der Tempel errichtet werden sollte. Nachdem Joseph Smith verschiedene Personen dazu bestimmt hatte, die Sammlung zu organisieren, kehrte er nach Ohio zurück.

In HIRAM, OHIO, einem ländlichen Ort ungefähr 45 Kilometer südlich von Kirtland <Kirtland>, arbeitete Joseph Smith an seiner Inspirierten Fassung der Bibel. Es handelte sich dabei um ein Projekt, das ihm zur eigenen Schulung diente. Indem er mit viel Beten bestimmte Schriftstellen und Abschnitte der Bibel neu zu beleuchten trachtete, empfing er Offenbarungen und mehr Erkenntnis. Nachdem Joseph Smith und Sidney Rigdon, der ihm als Schreiber diente, im März 1832 vom Pöbel verprügelt, geteert und gefedert worden waren, zogen sie mit ihren Familien nach Kirtland.

Die beiden Sammlungsorte der frühen dreißiger Jahre des neunzehnten Jahrhunderts dienten unterschiedlichen Zwecken. Obwohl die Heiligen der Letzten Tage an das Grenzland von Missouri gezogen waren, um den Grundstein für ein neues Zion zu legen, verblieb das Hauptquartier der Kirche und die Verwaltung, die für die Aussendung der Missionare und den Bau des ersten Tempels zuständig war, in Ohio. Zwischen den Bewohnern der beiden Orte gab es ein gewisses Konkurrenzdenken, wobei es aber beiden an Mitteln und Mitgliedern mangelte und beide den Propheten Joseph Smith in ihrer Mitte haben wollten. Wie aber durch Offenbarung klargestellt wurde, sollten beide Städte einander ergänzen: Das verheißene Endowment, das in Zusammenhang mit dem KIRTLAND-TEMPEL <Kirtland-Tempel> über die Heiligen ausgegossen werden sollte, war Vorbedingung für ein erfolgreiches Zion (siehe LuB 105:9–13; 33). Joseph Smith lebte bis 1838 in Kirtland und blieb mit den Mitgliedern in Missouri brieflich und durch Boten in Verbindung. Außerdem reiste er fünfmal nach Missouri, um die Mitglieder der Kirche über Richtlinien, Programme und Glaubensinhalte zu belehren.

Im Kreis Jackson gaben die Heiligen der Letzten Tage zwei Zeitschriften heraus, nämlich den Evening and Morning Star <Evening and Morning Star-Zeitschrift> sowie den Upper Missouri Advertiser <Upper Missouri Advertiser-Zeitschrift>. Sie strebten eine einzigartige Wirtschaftsordnung an, die auf WEIHUNG beruhen und jeden einzelnen gemäß der Offenbarung des Propheten zum Treuhänder seines eigenen und des Eigentums anderer machen sollte. (Siehe MISSOURI: HLT-Ortsgemeinden in den Kreisen Jackson und Clay.) Meinungsverschiedenheiten über rechtliche Voraussetzungen sowie die Habgier mancher Mitglieder verhinderten die Einführung dieses Systems; das wirkliche Grundproblem war jedoch der Mangel an Eigenkapital und Gütern, die hätten geweiht werden können. Dennoch ließen sich einige von diesem System inspirieren, und die Ideale der Weihung <Weihung> blieben als wichtiges Vermächtnis bestehen. (Siehe VEREINIGTE ORDNUNG.)

Obwohl die Heiligen der Letzten Tage in das westliche Missouri gezogen waren, um eine Stadt des Friedens und der Zuflucht zu errichten, sahen sie sich großen Feindseligkeiten ausgesetzt. Die alteingesessenen Siedler betrachteten die Neuankömmlinge als eine Bedrohung ihrer Lebensart. Die Bewohner von Missouri beschwerten sich darüber, daß die Mormonen die Sklaven gegen sie einnehmen wollten, daß ihr ostamerikanischer Lebensstil nicht in das Grenzland passe, daß sie eine wirtschaftliche und politische Bedrohung darstellten, daß ihre Beziehungen zu den Indianern die Sicherheit beeinträchtige und daß sie seltsame religiöse Praktiken pflegten. Die Art der Beschwerden stellen unter Beweis, welche tiefen kulturellen Klüfte zwischen den HLT-Zuwanderern und den alteingesessenen Siedlern bestanden. Die rasche Zuwanderung der Heiligen der Letzten Tage in den Kreis Jackson verstärkte die Spannungen noch, die schließlich in gewaltsame Auseinandersetzungen ausarteten.

Nach Ausbruch der Gewalttätigkeiten im Sommer 1833 entsandte Gouverneur Daniel Dunklin <Dunklin, Daniel, Gouverneur von Missouri> eine Miliz, um den Frieden wiederherzustellen. In der Annahme, daß diese Miliz alle Siedler gleichermaßen beschützen werde, gaben die Heiligen der Letzten Tage alle Waffen heraus. Die anderen Einwohner von Missouri wurden jedoch nicht entwaffnet, und die Mormonen konnten sich nicht mehr verteidigen. Anfang November 1833 vertrieben Pöbelhaufen über eintausend Heilige der Letzten Tage aus dem Kreis Jackson, wobei diese gezwungen wurden, ihre Häuser und Landwirtschaften einfach zu verlassen. Die meisten flüchteten über den Missouri in den Kreis Clay.

Zwischen November 1833 und dem Sommer des Jahres 1836 war der Kreis Clay der zentrale Sammlungsort der Heiligen der Letzten Tage in Missouri. Während dieser Jahre strebten die Mitglieder der Kirche gerichtlich einen Schadenersatz für den Verlust ihres Eigentums im Kreis Jackson an, wurden jedoch abgewiesen. Sie bemühten sich sodann um Schutz durch die Behörden, um ihre Ländereien wieder in Besitz nehmen zu können. Im Jahr 1834 stellten die Mitglieder der Kirche in dem Glauben, daß Gouverneur Dunklin ihnen die Hilfe der Bundesstaatsmiliz zugesagt hatte, eine kleine paramilitärische Einheit zusammen, die die Missouri-Flüchtlinge in den Kreis Jackson zurückbegleiten sollte. Diese Truppe, ZIONSLAGER genannt, wurde von der Regierung jedoch verboten und löste sich im Juni auf, um keinen Anlaß zu bewaffneten Auseinandersetzungen zu bieten.

Obwohl das Zionslager <Zionslager, paramilitärische Einheit aus Ohio> seinen eigentlichen Zweck nicht erfüllt hatte, hatten die Erlebnisse der Truppe einen wesentlichen Einfluß auf viele seiner Angehörigen. Für fast alle war der 1300 Kilometer lange Eilmarsch zu Fuß in der schwülen Hitze von Ohio nach Missouri die größte körperliche Anstrengung ihres Lebens gewesen. Für manche war die Vorstellung, trotz dieser Leistung den Heiligen der Letzten Tage aus Missouri nicht behilflich gewesen sein zu können, ein großes Ärgernis. Sie kritisierten Joseph Smith und fielen unter anderem auch aufgrund dessen später von der Kirche ab. Vielen anderen wiederum hatte das Zionslager die einmalige Gelegenheit geboten, Tag und Nacht in der Gegenwart des Propheten des Herrn zu verbringen, was sie an das alttestamentliche Volk Israel unter der Führung des Propheten Mose erinnerte. Sie fühlten sich dem Propheten enger verbunden, und aus der Feuerprobe des Zionslagers kamen viele spätere Führer der Kirche. Beide Reaktionsweisen zeigen, wie unterschiedlich Menschen auf prophetische Führung reagieren und wie eine auf Offenbarung und das Priestertum gegründete Gemeinschaft organisiert werden muß. Beides trat in Kirtland später noch augenscheinlicher zutage.

Die Offenbarung, aufgrund der das Zionslager aufgelöst wurde, war ein Richtungsweiser in Richtung Ohio und sprach die Dringlichkeit an, mit der der Bau des Kirtland-Tempels vorangetrieben werden müsse (siehe LuB 105). Vor seiner Rückkehr nach Ohio gründete Joseph Smith den Pfahl Missouri und berief die Pfahlpräsidentschaft und den Hohenrat, was er im Februar auch in Kirtland getan hatte. Kurze Zeit später verließen viele Führer der Kirche Missouri und reisten nach Kirtland, um beim Bau des Tempels behilflich zu sein.

Die Heiligen der Letzten Tage hatten ihren Verbleib im Kreis Clay in Missouri schon immer als Übergangslösung betrachtet. Da ihre Rückkehr in den Kreis Jackson nun immer unwahrscheinlicher wurde, wurde die Suche nach einer neuen Heimat nach und nach dringlicher. Die örtlichen Politiker drängten die Mormonen dazu, noch vor etwaigen Eskalationen zu gehen, und daher zogen die meisten Heiligen der Letzten Tage in Richtung Norden, wo sie in FAR WEST <Far West> einen neuen Hauptsitz der Kirche gründeten. Als Reaktion auf die Umsiedelung tausender Heiliger der Letzten Tage in das bisher unbesiedelte nordwestliche Missouri schuf die Bundesstaatsregierung im Jahr 1836 zwei neue Kreise, nämlich die Kreise Caldwell und Daviess. (Siehe MISSOURI: HLT-Ortsgemeinden in den Kreisen Caldwell und Daviess.) Da sich die meisten Heiligen der Letzten Tage in Caldwell niederließen, wurde dieser Landkreis auch “Mormonen-Kreis” genannt.

Joseph Smith lehrte, daß die Sammlung aller Glaubenstreuen immer der Errichtung des Hauses des Herrn diene, damit die heiligen Handlungen des Tempels offenbart werden können. Mit dem Baufortschritt des Tempels wuchs die Einwohnerzahl von Kirtland im Jahr 1832 von 100 auf 1500 im Jahr 1836. Die Heiligen der Letzten Tage kamen aus Neuengland, dem Bundesstaat New York und von überall her, um beim Bau des Tempels mitzuhelfen, wo sie, wie ihnen dies schon im Januar 1831 offenbart worden war, “mit Kraft aus der Höhe ausgerüstet” werden sollten (siehe LuB 38:21).

Im März 1836 wurde der Kirtland-Tempel fertiggestellt und geweiht, und in den Monaten vor und nach der Weihung wurden den Heiligen der Letzten Tage viele ungewöhnliche Pfingstereignisse zuteil. Eine Woche nach der Weihung wurden Joseph Smith <Smith, Joseph wird von Mose, Elias und Elija besucht> und Oliver COWDERY <Cowdery, Oliver wird von Mose, Elias und Elija besucht> im Tempel von Mose, Elias und Elija besucht. Besonders die Missionare, die auf ihren Missionsreisen in den dreißiger Jahren von Kirtland nach Kanada, in die amerikanischen Südstaaten, und im Jahr 1837 bis nach Großbritannien reisten, empfingen im Tempel einen besonderen Segen und neue Weisungen.

In den Tagen, als Kirtland Hauptsitz der Kirche war, machte die Kirche wesentliche theologische und organisatorische Entwicklungen durch. In Kirtland und Hiram wurden viele der wichtigsten Offenbarungen aus “Lehre und Bündnisse” empfangen, u.a. die Vision von der Auferstehung und der drei Herrlichkeiten (LuB 76), das Gesetz der Weihung und Treuhänderschaft (LuB 42), das Wort der Weisheit (LuB 89), Offenbarungen über das Priestertum und dessen Organisation (LuB 84, 107) und eine Beschreibung des Millenniums (LuB 1, 29, 88, 133). Viele dieser Offenbarungen waren Antworten auf Fragen, die Joseph Smith bei seiner Übersetzung der Bibel in den Sinn gekommen waren. Joseph Smith empfing auch eine Offenbarung betreffs der MEHREHE (LuB 132); sie wurde aber erst 1843 niedergeschrieben. Das Buch Abraham <Abraham, das Buch>, das erst 1842 veröffentlicht wurde, hatte der Prophet bereits 1835 zusammen mit einer altägyptischen Mumien- und Papyrussammlung erworben.

Das Wachstum der Kirche machte eine organisatorische Weiterentwicklung notwendig. Mehrere Offenbarungen beschrieben die Aufgaben der örtlichen Führer als auch die der Generalautoritäten der Kirche: Das Amt des Bischofs (1831), die Aufgaben der Ersten Präsidentschaft der Kirche (1832), und des ständigen Hohenrats (1834). Im Februar 1835 wurde das Kollegium der Zwölf Apostel und das Kollegium der Siebzig gegründet, dessen Mitglieder hauptsächlich aus Teilnehmern am Zionslager bestanden. Beiden Kollegien oblag in erster Linie die Missionsarbeit. Obwohl die Zwölf Apostel eigentlich die Stellvertreter der Ersten Präsidentschaft waren, betrafen ihre unmittelbaren Aufgaben die Aufsicht über das Siebzigerkollegium und die Führung der Kirche in Gebieten außerhalb der organisierten Pfähle.

Diese Offenbarungen enthielten auch die konkrete Anweisung an die Führer der Kirche, sich als Vorbereitung auf ihr künftiges geistliches Wirken Wissen auf vielen verschiedenen Gebieten anzueignen. Zu diesem Zweck sollte die SCHULE DER PROPHETEN gegründet werden (LuB 88:77–80, 118–141). Die in dieser Offenbarung vermittelte Einstellung und gebotene Dringlichkeit, was den Wissenserwerb allgemein betrifft, wirkte sich nicht nur auf die Gründung jener ersten kircheneigenen Schule aus, sondern auch auf das künftige Verhältnis der Kirche zu Bildung und Lernen.

Die Herausgabe des Evening and Morning Star, die in Missouri durch die Vertreibung aus dem Kreis Jackson unterbrochen worden war, wurde in Kirtland beinah ein ganzes Jahr lang fortgesetzt. Sein Nachfolger, der Latter Day Saints’ Messenger and Advocate <LatterDay Saints’ Messenger and Advocate-Zeitschrift>, war die erste Zeitschrift der Kirche, die einige Briefe von Oliver Cowdery <Cowdery, Oliver>, in denen Ereignisse aus dem Leben von Joseph Smith angesprochen wurden, veröffentlichte. In Kirtland wurde im Jahr 1835 auch das Buch “Lehre und Bündnisse” gedruckt, das viele Offenbarungen Joseph Smiths enthielt.

Die Einführung neuer Lehren sowie die Gründung einer Kirchenhierarchie stießen bei manchen Heiligen der Letzten Tage, die die weniger komplizierte Kirche ihrer Gründungstage beibehalten wollten, auf Widerstand. Wer die Vision des Propheten Joseph Smith hinsichtlich einer neuer Gesellschaftsordnung unter der Führung des Priestertums nicht teilte, stieß sich auch an den sich häufenden Anweisungen der Kirchenführung in bezug auf weltliche Fragen und der häufigen Teilnahme des Propheten an Finanzexperimenten. Durch den Zusammenbruch der nicht konzessionierten Bank “Kirtland Safety Society”, deren ursprüngliche Kapitalgeber die Führer der Kirche gewesen waren, erreichte die Unzufriedenheit der Mitglieder ihren Höhepunkt (siehe KIRTLAND, WIRTSCHAFT IN KIRTLAND). Es wurden Klagen gegen Joseph Smith eingebracht und man drohte ihm, sowie den meisten seiner treuesten Anhänger, mit der Ermordung. Viele bekannte Mitglieder der Kirche fielen vom Glauben ab. Inmitten dieser Probleme entsandte der Prophet einige seiner ergebensten Mitarbeiter nach Großbritannien auf Mission. In nicht einmal einem Jahr gewann die Kirche dort über 1500 Mitglieder und legte dadurch das Fundament für Tausende neue Bekehrungen. (Siehe MISSIONEN DER ZWÖLF ZU DEN BRITISCHEN INSELN.)

Im Jahr 1837 hatte die Stadt Kirtland bereits eine Mehrheit an Bürgern, die der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage angehörten. In jenem Jahr waren außer dem Amt des Hauptwachtmeisters alle wichtigen Kommunalämter von Heiligen der Letzten Tage besetzt. Viele der in Kirtland lebenden Mitglieder der Kirche lebten unter ärmlichen Verhältnissen und in Übergangsbehausungen. Einige Nichtmormonen störten sich am Zustrom der vielen Bedürftigen sowie an der Niederlassung zahlreicher Führer der Kirche, die ihnen eher undemokratisch und unamerikanisch vorkamen. Es entstanden wirtschaftliche und politische Rivalitäten begleitet von Drohungen und Ausschreitungen des Pöbels. Von außen wurde die Kirche dazu gedrängt, aus Kirtland abzuziehen, während gleichzeitig innere Zwistigkeiten aufkeimten. Im Januar 1838 flohen Joseph Smith, Sidney Rigdon und andere Führer der Kirche, von denen jeder Morddrohungen erhalten hatte, in das westliche Missouri. Nach und nach kamen fast alle Heiligen der Letzten Tage aus Kirtland und Umgebung nach.

Von 1837 bis 1838 nahm die Zuwanderung der Heiligen der Letzten Tage in das westliche Missouri immer stärker zu. Dies führte wiederum zur Verärgerung ihrer Nachbarn, die sich vor einer wirtschaftlichen und politischen Vormachtstellung der Mormonen fürchteten und den Zustrom neuer Siedler als Bedrohung ihrer Lebensart empfanden. Die früheren Beschwerden der Bürger aus dem Kreis Jackson wiederholten und häuften sich nun auch hier. Gerüchte und Beschuldigungen wurden zum Anlaß untoleranter Verhaltensweisen. Unter anderem wurde darauf gedrungen, daß sich die Heiligen der Letzten Tage nur im Kreis Caldwell niederlassen dürften, da dieser ausdrücklich für sie geschaffen worden sei.

Die entscheidende Konfrontation war die Folge einer Schlägerei, bei der einige Raufbolde in Galatin, Kreis Daviess, die Mormonen am Wählen hindern wollten. Übertriebene Berichte über dieses Geplänkel brachten den Zorn der Bevölkerung zum Überschäumen und führten zur Bildung von Pöbelgruppen, die dazu entschlossen waren, die Mormonen aus dem Kreis Daviess zu vertreiben. Auch die in De Witt, Kreis Carroll, lebenden Heiligen der Letzten Tage wurden vom Pöbel bedroht und am 11. Oktober 1838 dazu gezwungen, ihre Häuser und Landwirtschaften zu verlassen. Auf ihrer Flucht zur Mormonenhochburg Far West wurden die Heiligen der Letzten Tage immer wieder bedrängt, wobei auch mehrere ums Leben kamen.

Nach Weigerung von Gouverneur Lilburn Boggs <Boggs, Lilburn, Gouverneur>, den Heiligen der Letzten Tage aus DeWitt den nötigen Schutz zuteil werden zu lassen, mobilisierten die Führer der Kirche die Miliz des Kreises Caldwell und bereiteten ihre Verteidigung selbst vor. Einige Mitglieder der DANITER <Daniter>, deren ursprüngliche Aufgabe der Aufbau der HLT-Siedlungen gewesen war, betätigten sich auf paramilitärischer Basis und verbrannten die Hauptquartiere des Pöbels in Gallatin und Millport, da diese ihnen mit der Ermordung gedroht hatten. In der Zwischenzeit wurden die Heiligen der Letzten Tage von einer örtlichen Miliz gezwungen, ihre Häuser im Kreis Ray zu verlassen. Außerdem drohte man mit der Erschießung angeblicher HLT-Spione. Beim Versuch, diese Erschießungen zu verhindern, kam es am 25. Oktober zwischen der HLT-Miliz aus Caldwell und der Miliz aus Ray zu einer Schießerei am Crooked River. Auf beiden Seiten gab es Tote, und heftig übertriebene Gerüchte über die angeblich plündernden Mormonen brachten den Zorn der Bevölkerung erneut zum Entflammen. Am 27. Oktober beschuldigte Gouverneur Boggs <Bogg, Gouverneur, Unterzeichner des Ausrottungsbefehls> ohne jede vorherige Untersuchung des Sachverhaltes die Mormonen, Schuld am Ausbruch der Feindseligkeiten zu sein und befahl der Bundesstaatsmiliz, sie auszurotten oder aus dem Staat zu vertreiben. (Siehe AUSROTTUNGSBEFEHL.) Drei Tage später stellte das HAUN’S-MILL-MASSAKER <Haun’s-Mill-Massaker>, bei dem über zweihundert Milizionäre eine kleine HLT-Siedlung angriffen und siebzehn Personen auf brutalste Art und Weise ermordeten, unter Beweis, daß der Befehl des Gouverneurs garantiert buchstäblich ausgeführt würde.

Aufgrund der überwältigenden Überlegenheit der Miliz gaben die Heiligen der Letzten Tage Far West auf und willigten ein, den Bundesstaat zu verlassen. Schätzungsweise zehntausend Mitglieder der Kirche wurden mitten im Winter und unter größten Feindseligkeiten gezwungen, Missouri zu verlassen. Sie machten sich auf den Weg nach Osten, überquerten den Mississippi nach Illinois. Nach großen Verlusten, sowohl an Privateigentum und zum Teil auch an Leben, erreichten die meisten im Frühjahr 1839 Quincy und andere Orte des westlichen Illinois, deren Bewohner ihnen Hilfe und Unterschlupf gewährten.

In der Zwischenzeit wurden in Missouri die Kirchenführung verhaftet und des Hochverrats angeklagt. Die meisten wurden sofort wieder auf freien Fuß gesetzt, zehn Personen jedoch ohne vorheriges Gerichtsurteil während des Winters der Jahre 1838/1839 im RICHMOND-GEFÄNGNIS <Richmond-Gefängnis> und im LIBERTY-GEFÄNGNIS <Liberty-Gefängnis> festgehalten. Während der halbjährigen Haft des Propheten Joseph Smith verfaßte dieser einige seiner tiefsinnigsten, ausdruckvollsten und inspiriertesten Schriften (LuB 121–123). Im April 1839 verließ er das Gefängnis im vollen Bewußtsein dessen, was noch geschehen müsse, damit er seine Mission zu einem befriedigenden Abschluß bringen könne, sowie mit dem festen Entschluß, dies auch zu bewerkstelligen.

Die Heiligen der Letzten Tage kauften Land nördlich von Quincy beiderseits einer Flußkrümmung des Mississippi. Aus der kleinen Stadt Commerce wurde Nauvoo <Nauvoo> und der neue Hauptsitz der Kirche. Viele Mitglieder ließen sich auch am anderen Flußufer in Iowa im Kreis Lee nieder.

Die von der Malaria geplagten Heiligen der Letzten Tage in Nauvoo mußten sich nach dem Missouri-Desaster während des Aufbaus der Stadt noch größeren Herausforderungen stellen. Joseph Smith <Smith, Joseph reist nach Washington> suchte in Washington, D.C. Politiker auf, um eine Wiedergutmachung für die Verluste in Missouri zu beantragen, aber die damalige rechtliche Vormachtstellung der einzelnen Bundesstaaten machte ein Eingreifen seitens Washington unmöglich. Trotz Krankheit und Armut gingen neun der zwölf Mitglieder des Kollegiums der Zwölf Apostel nach England auf Mission. Anfang 1840 kamen sie in England an. Im Laufe der nächsten fünfzehn Monate kamen beinahe 5000 Neubekehrte zu den bereits vorhandenen 1500 Mitgliedern hinzu. Im darauffolgenden Jahr reiste Apostel Orson Hyde <Hyde, Orson, weiht Palästina> nach Jerusalem und weihte Palästina der Sammlung der Juden.

In England gaben die Zwölf Apostel die Zeitschrift Latter Day Saints’ Millennial Star <Latter Day Saints’ Millennial Star, Zeitschrift in England>, ein Gesangbuch sowie die zweite Auflage des Buches Mormon heraus. Dabei gründeten sie ein wichtiges HLT-Verlagshaus, das noch die nächsten fünzig Jahre bestehen sollte. Im Jahr 1840 organisierten die Apostel die Auswanderung der Bekehrten in die USA. In den folgenden sechs Jahren wanderten beinahe 5000 Heilige der Letzten Tage aus Großbritannien nach Nauvoo aus (siehe EINWANDERUNG UND AUSWANDERUNG). Unter Brigham Youngs <Young, Brigham> Führung wurde das Kollegium der Zwölf während seiner Missionsreisen ein gut funktionierender Verwaltungskörper. Nach ihrer Rückkehr wurden den Aposteln neue Aufgaben übertragen. Im August 1841 gab Joseph Smith bekannt, daß die Zwölf Apostel nun “der Ersten Präsidentschaft gleich seien”. Zu ihren Aufgaben gehörten ab sofort auch die Betreuung der Pfähle und Missionen der Kirche.

Die Heiligen der Letzten Tage legten in Nauvoo die Sümpfe trocken, nahmen eine immer größer werdende Anzahl Einwanderer auf und schufen ein blühendes Gemeinwesen, das schließlich eine Einwohnerzahl von 12.000 Personen erreichte und Chicago Konkurrenz als größte Stadt des Bundesstaates Illinois machte. Die Bauwirtschaft und das ständige Wachstum der Stadt regten das Wirtschaftswachstum an; die Kultur blühte, und die Heiligen der Letzten Tage lebten in dem größten kirchlichen Gemeinwesen ihrer kurzen Geschichte. Da sie aus Erfahrung wußten, daß sie sich - was ihre Sicherheit anbelangte - nicht auf andere verlassen konnten, trachteten sie nach amtlichen Garantien. In der NAUVOO-CHARTA <Nauvoo-Charta> wurden ihnen von der Bundesstaatsregierung Eigenverwaltung, Stadtgerichtsbarkeit und Gründung einer Stadtmiliz garantiert. In der Absicht, nie wieder so schutzlos dazustehen, wie dies in Missouri der Fall gewesen war, bauten sie die offiziell genehmigte NAUVOO-LEGION <Nauvoo-Legion> zur größten Miliz in ganz Illinois aus.

Joseph Smith <Smith, Joseph, Bürgermeister von Nauvoo und General der Nauvoo-Legion> nahm in Nauvoo höchst ungewöhnlicherweise sowohl politische als auch kirchliche Führungspositionen ein. Er war abwechselnd Stadtrat, Bürgermeister, befehlshabender General der Nauvoo-Legion und Herausgeber des führenden Lokalblattes Times and Seasons <Times and Seasons, Zeitung in Nauvoo>. Diese Ämter gaben ihm großen Spielraum bei der Errichtung einer religiösen Gemeinschaft und der Durchsetzung der Ziele, die ihm am wichtigsten erschienen.

Nachdem Joseph Smith im Jahr 1836 im Kirtland-Tempel <Kirtland-Tempel> weitere Priestertumsschlüssel empfangen hatte, sehnte er sich nach dem Tag, an dem er seine mit dem Tempel zusammenhängenden Aufgaben erfüllen und den Heiligen der Letzten Tage zusätzliche Lehren und Verordnungen vermitteln konnte. Das Gefängnis von Liberty hatte er in dem Bewußtsein verlassen, daß ihm nur noch wenig Zeit zur Verfügung stand und Nauvoo die letzte Gelegenheit dazu bot. Sobald sich die Heiligen der Letzten Tage in Nauvoo eingefunden und niedergelassen hatten, legte er ihnen eine ganze Reihe neuer Lehren, Verordnungen und Organisationsstrukturen vor, von denen viele mit dem Tempel zu tun hatten und die die Heiligen der Letzten Tage ihren Nachbarn und ihren altüberlieferten religiösen Ansichten noch mehr entfremdeten. Dies alles begann mit der wichtigen Offenbarung im Januar 1841 (LuB 124), in deren Folge mit dem Bau des NAUVOO-TEMPELS <Nauvoo-Tempel, Bau beginnt> begonnen wurde und der drei Jahre in Anspruch nahm. Im April 1844, drei Monate vor seinem Tod, war diese Phase abgeschlossen.

In Nauvoo lehrte Joseph Smith das Wesen der Gottheit und den Ursprung sowie die ewige Bestimmung des Menschen. Er legte den Grundsatz des ewigen Fortschritts zusammen mit dem Plan der Erlösung dar (siehe KING-FOLLETT-VORTRAG). Er lehrte, daß alle Menschen errettet werden und führte die stellvertretenden Verordnungen für Verstorbene, darunter die Taufe für Verstorbene ein. Angesichts des Widerstandes gegen die neuen Lehren und Praktiken begann der Prophet im Bewußtsein großer Dringlichkeit in den Jahren 1841 und 1842 mit der Einführung der MEHREHE <Mehrehe> und der heiligen Handlungen des Tempels, die er insgeheim einer begrenzten Anzahl seiner treuen Mitarbeiter anvertraute (darunter Mitgliedern des Kollegiums der Zwölf), die diese später nach Fertigstellung des Tempels an würdige Mitglieder weitergeben sollten.

Zu den wichtigsten organisatorischen Entwicklungen der Nauvoo-Zeit zählte im März 1842 die Gründung der Frauenhilfsvereinigung <Frauenhilfsvereinigung, Gründung in Nauvoo> - einer wohltätigen, religiösen Frauenvereinigung. Die Frauenhilfsvereinigung stellte für Frauen den Rahmen für karitatives, schwesterliches Wirken dar. Wichtiger aber war noch, daß die Frauen dadurch mit den Priestertumskollegien in Verbindung traten und auf die bevorstehenden Ereignisse im Tempel vorbereitet wurden. Die ersten kirchenverwaltungsmäßig festgelegten Gemeinden der Kirche wurden in Nauvoo gegründet und die Aufgaben des Bischofs genau festgelegt. Der RAT DER FÜNFZIG war die letzte Organisation, die von Joseph Smith gegründet wurde. Obwohl der Rat der Fünfzig <Fünfzig, Rat der, von Joseph Smith 1844 gegründet> nach seiner Gründung im März 1844 noch einige Jahre lang eine praktische Rolle spielte, lag seine größte Bedeutung in seiner Vorbildfunktion als Modell des künftigen Gottesreiches auf Erden.

Vom Tempel bis zum Rat der Fünfzig - immer standen die Mitglieder des Kollegiums der Zwölf Apostel dem Propheten als Berater und Helfer zur Seite. In weiser Voraussicht der Zeit, in der die Heiligen der Letzten Tage einen sicheren Zufluchtsort im weit entfernten Westen nötig haben würden, sandte Joseph Smith im Februar 1844 die Zwölf auf eine Expedition, um eine solche Zufluchtsstätte zu finden (siehe WESTEN, DER AUSZUG NACH DEM WESTEN), entschied sich aber dann kurzfristig doch anders und sandte sie zuerst in politischer Mission in den amerikanischen Osten. Als die Befragung der Präsidentschaftskandidaten für die bevorstehenden US-Wahlen ergab, daß sich keiner der Kandidaten für die Rechte der Mormonen einsetzen wollte, stieg der Prophet Joseph Smith selbst in den Wahlkampf ein, entwickelte Werbestrategien für sein politisches Programm und setzte sich für die politischen Rechte seiner Anhänger ein. Während ihrer üblichen Missionsreisen im Sommer reisten die Zwölf Apostel sowie andere Mitglieder in die Oststaaten, wo sie Missionsarbeit und Wahlkampf miteinander verbanden. Vor ihrer Abreise, vermutlich am 26. März 1844, sprach Joseph Smith ein letztes Mal zu den Zwölf Aposteln. Er teilte ihnen mit, daß er ihnen nun jeden Schlüssel des Priestertums übertragen habe, den er selbst innehabe und daß es nun an ihnen liege, die Last der Kirche zu schultern. Noch vor Rückkehr der Apostel aus dem Osten wurde Joseph Smith ermordet.

Trotz des schnellen Wachstums der Stadt Nauvoo hinkte der Baufortschritt der ehrgeizigsten Bauprojekte - der NAUVOO-TEMPEL und das NAUVOO-HAUS nach, hauptsächlich deswegen, weil es an Kapital mangelte. Das Bestreben, aus der Stadt Nauvoo ein Fertigungszentrum zu machen, scheiterte an denselben Gründen. (siehe NAUVOO, WIRTSCHAFT IN NAUVOO), aber der kontinuierliche Erfolg der Missionsarbeit der Kirche sowie der stete Zustrom an Einwanderern zusätzlich zur unter den Mormonen herrschenden Solidarität und deren Fleiß, machte Nauvoo zu einer gewaltigen wirtschaftlichen und politischen Konkurrenz zu den anderen Städten des Kreises Hancock.

Die der Stadt Nauvoo feindlich gesinnten Nachbarn hatten aber noch andere Beschwerden vorzubringen. Die theokratische Struktur der Mormonenstadt zusätzlich zu ihrer einmütigen Zielstrebigkeit und örtlichen Autonomie waren ein großer Stein des Anstoßes. Das Wahlverhalten der Heiligen der Letzten Tage, die bei Gemeinde- und Bundesstaatswahlen meistens en bloc diejenigen wählten, von denen sie sich am meisten Unterstützung erhofften, führte zu Ressentiments zwischen den beiden Parteien der Whigs und Demokraten (siehe NAUVOO, POLITISCHE SITUATION IN NAUVOO). Die starke Nauvoo-Miliz war ebenfalls ein Gegenstand des Neides und Mißtrauens, und die Tatsache, daß das Rechtssystem der Stadt Joseph Smith vor stadt-externer gerichtlicher Verfolgung schützte, führte zu der Klage, daß er sich außerhalb des Gesetzes stelle.

Als diese Situation die Feindseligkeit der Mormonengegner schürte, machte Thomas Sharp <Sharp, Thomas, Herausgeber des Warsaw Signal>, Herausgeber des Warsaw Signal <Warsaw Signal, kirchenfeindliche Zeitung in Illinois> im nahegelegenen Ort Warsaw, seine Zeitung zum Sprachrohr aller Verärgerten und begab sich auf einen richtigen Kreuzzug gegen Joseph Smith und die Stadt Nauvoo. Im Frühjahr des Jahres 1844 schlossen sich mehrere verärgerte ehemalige Anhänger Joseph Smiths mit den Mormonengegnern zusammen, um in Nauvoo eine Offensive gegen den Propheten ins Rollen zu bringen. Sie brachten die Zeitung Nauvoo Expositor <Nauvoo Expositor, kirchenfeindliche Zeitung in Nauvoo> heraus, in der die Kirche angegriffen und Joseph Smith aufs Schmählichste beschimpft wurde. Der Stadtrat von Nauvoo erklärte die Zeitung zu einem öffentlichen Ärgernis und erteilte dem Sheriff die Anweisung, die Druckerpresse vernichten zu lassen. Diese Vorgangsweise erzürnte die Gegner des Propheten in hohem Maße und war der rechtliche Anlaß zu seiner Verhaftung. Am 27. Juni 1844 wurden Joseph Smith <Smith, Joseph, am 27. Juni 1844 ermordet> und sein Bruder Hyrum <Smith, Hyrum, am 27. Juni 1844 ermordet> im Gefängnis der Kreishauptstadt Carthage ermordet, noch während sie auf ihren Prozeß warteten. (Siehe CARTHAGE-GEFÄNGNIS; MÄRTYRERTOD VON JOSEPH UND HYRUM SMITH.)

Der Prophet Joseph Smith hatte das theologische und organisatorische Grundgerüst der heutigen Kirche errichtet und Brigham Young <Young, Brigham> und das Kollegium der Zwölf Apostel darauf vorbereitet, auf dieses Fundament zu bauen. Sein Werk und seine Mission waren vollbracht.

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