Die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage faßte am 27. Oktober 1854
in Neuseeland Fuß, als Augustus Farnham <Farnham,
Augustus>, Präsident der Australien-Mission, Elder William Cooke <Cooke,
William> und Thomas Holder <Holder, Thomas>, ein Priester im Aaronischen Priestertum, aus Australien dort ankamen. Die Missionare arbeiteten anfangs unter den europäischen Einwanderern und dann unter den einheimischen Maoris. Anfangs wuchs die Kirche nur langsam, dann aber stetig, so daß um die Jahrhundertwende in Neuseeland etwa 70.000 Heilige der Letzten Tage wohnten und zwei Missionen und 16 Pfähle bestanden.
Die ersten zwei Menschen, die in Neuseeland getauft wurden, waren Martha Holder <Holder, Martha und Louisa> und ihre Tochter Louisa. Der erste Zweig entstand im April 1855 unter den europäischen Einwanderen in Karori, einem Vorort von Wellington. Am 15. April 1881 ging Elder
William J. McDonnel <McDonnel,
William J.> zu den Maoris und erfüllte damit eine Prophezeiung von wenigstens fünf verschiedenen Maori-Tohungas (Stammespriestern),
die besagte, daß die wahre Kirche Gottes bald nach Neuseeland kommen würde. Die bekannteste dieser Prophezeiungen hatte Paora Potangaroa <Potangaroa, Paora> 1881 verkündet. Die Voraussagungen halfen den Maoris, sich mit der Kirche zu identifizieren, als die Missionare zu ihnen kamen (Britsch, S.
274–276). Alma Greenwood <Greenwood, Alma> und Ira Hinckley, jun.
<Hinckley, Ira, jun.> hatten besonders großen Erfolg unter den Maoris, tauften Hunderte und organisierten 13 Zweige.
SCHRIFTEN IN MAORISCH. Christliche Missionare hatten die Bibel bereits in die Sprache der Maori übersetzt, bevor die Missionare der Kirche kamen. Mit zunehmender Mitgliederzahl mußte jedoch auch das Buch Mormon übersetzt werden. Ezra F. Richards <Richards, Ezra F.>
und Sondra Sanders <Sanders, Sondra>, unterstützt von den einheimischen Mitgliedern Henare Potae <Potae, Henare>, Te Pirihi Tutokohi <Tutokohi, Te Pirihi> und James
Jury <Jury, James> veröffentlichten 1889 die erste Übersetzung des Buches Mormon. Während des Zweiten Weltkriegs genehmigte Präsident Joseph F.
SMITH <Smith, Joseph F.>eine zweite Übersetzung und beauftragte Matthew Cowley <Cowley, Matthew übersetzt die heiligen Schriften>, einen jungen Missionar mit außergewöhnlich guten Maori-Sprachkenntnissen, mit der Arbeit zu beginnen. Er änderte etwa 2500 Stellen in der Originalfassung, und 1917 erschien die zweite Ausgabe. Elder
Cowley bekam daraufhin den Auftrag die Bücher “Lehre und Bündnisse” und die “Köstliche Perle” zu übersetzen. Wiremu Duncan
<Duncan, Wiremu> und Stuart Meha <Meha, Stuart> standen ihm dabei zur Seite. Diese Übersetzungen erschienen 1919.
FRAUENHILFSVEREINIGUNG, PRIMARVEREINIGUNG UND
GEMEINSCHAFTLICHE FORTBILDUNGSVEREINIGUNG. Die erste Frauenhilfsvereinigung in Neuseeland wurde 1878 mit Ann Jones
<Jones, Ann> als Präsidentin ins Leben gerufen. Die erste Maori- Frauenhilfsvereinigung wurde 1901 mit Schwester Mangu Reweti <Reweti, Mangu> als Präsidentin gegründet. 1904 wurde Schwester Emma E. Wright <Wright, Emma E.>, die Frau eines Missionars, als erste Präsidentin der Missions-Frauenhilfsvereinigung berufen und koordinierte die örtlichen Einheiten. Bis 1931 präsidierte daraufhin immer die Frau
des Missionspräsidenten über die Frauenhilfsvereinigung, die Primarvereinigung und die Gemeinschaftliche Fortbildungsvereinigung der Jungen Damen (jetzt Junge Damen) in der Mission. 1931 wurde eine einheimische Schwester, Hepera Takare Duncan <Duncan, Hepera Takare> berufen, die Frauenhilfsvereinigung auf Missionsebene zu leiten.
Die erste GFV entstand 1907 im Zweig Auckland, und 1918 die erste Einheit unter den Maoris. Schwester Una Thompson <Thompson, Una> war in den ersten Jahren eine besonders herausragende Leiterin der GFV. Die erste Primarvereinigung entstand 1913 mit Schwester Ere Hapati Mete <Mete, Ere Hapati>
und Bessie Greening <Greening, Bessie> als Präsidentinnen. Von
1928 bis 1931 förderte Schwester Arta Romney Ballif <Ballif, Arta Romney>, Rektorin des
Maori-Landwirtschafts-Colleges, die Primarvereinigung in der Mission ganz besonders.
SCHULEN DER KIRCHE. Da viele Maoris in weitabgelegenen Ortschaften wohnten, in denen es keine Schulen gab, hielt die Kirche schon ab 1886 Schulunterricht in den Gemeindehäusern ab. Im Jahre 1907 genehmigte die Erste Präidentschaft der Kirche eine Sekundarschule zur Ausbildung von jungen Männern in der Landwirtschaft, auf technischen Gebieten, als Führungskräfte und in der Religion. So wurde am 6.
April 1913 das Maori Agricultural College [Maori-Landwirtschafts-College]
in Korongata, Hastings, an der Hawkes Bucht geweiht. Im Februar 1931 beschädigte ein Erdbeben die Gebäude so schwer, daß die Kirche das College schloß.
Weil viele ehemalige Schüler des Colleges in den vierziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts prominente Führer der Kirche geworden waren, schlug der Missionspräsident Matthew Cowley <Cowley, Matthew, Missionspräsident in Neuseeland> vor, eine Sekundarschule für Jungen und Mädchen in Neuseeland zu gründen und die Zahl der Schüler von 80 auf 500 zu erhöhen.
Die Erste Präsidentschaft genehmigte den Bau des Church
College of New Zealand <Church College of New Zealand> (CCNZ) in Temple View in der Nähe von Hamilton. Seit seinem Bestehen im Jahre 1955, hat das CCNZ eine wesentliche Rolle bei der Bildung und geistigen Entwicklung von Tausenden Schülern gespielt.
DER NEUSEELAND-TEMPEL <Neuseeland-Tempel>. Vor 1958 mußten die Heiligen der Letzten Tage zum Hawaii-Tempel <Hawaii-Tempel> reisen, um die heiligen Tempelverordnungen zu empfangen. Präsident David O. MCKAY <McKay, David O.> gab im Februar 1955 den Bau des Neuseeland-Tempels bekannt, was die einheimischen Mitglieder der Kirche mit großer Freude aufnahmen. Der Tempel und die Gebäude des
Colleges wurden zu gleicher Zeit unter der Aufsicht des neuen Kirchenbau-Missionars-Programms errichtet. Man berief Handwerker aus den Vereinigten Staaten als Bauleiter und Hunderte von einheimischen freiwilligen Missionaren, hauptsächlich Maoris, als Arbeiter, die während des Baus handwerkliche Fertigkeiten erlernten. E. Albert
und Vernice Gold Rosenvall <Rosenvall, E. Albert und Vernice> waren der erste Tempelpräsident und die erste Tempeloberin. Präsident McKay <McKay, David O., weiht den Neuseeland-Tempel> weihte den Tempel am 20. April 1958
und das College am 26. April. Das Baumissionarsprogamm war so erfolgreich, daß es einige weitere Jahre beim Bau von Gebäuden in der ganzen Welt fortgesetzt wurde. Mehrere Jahre diente der Neuseeland-Tempel den Mitgliedern der Kirche im ganzen Südpazifik, aber seit September 1984 hat die Kirche auch Tempel in Australien, auf Samoa, Tonga und Tahiti.
MATTHEW COWLEY. Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges wurden alle amerikanischen Missionare nach Hause zurückgeholt, aber Präsident Matthew und Schwester Elva Taylor Cowley <Cowley, Matthew und Elva, Missionspräsident in Neuseeland> blieben mit ihrer Familie in Neuseeland und beaufsichtigten die Arbeit während des Krieges. Nach siebeneinhalb Jahren wurden die Cowleys im September 1945 entlassen. In der Generalkonferenz vom Oktober 1845 wurde Matthew Cowley als Apostel ins Kollegium der Zwölf berufen und von den Heiligen im Südpazifik liebevoll ihr “Polynesischer Apostel” genannt. Sechs weitere Männer, die in Neuseeland gedient haben, wurden seither als Generalautoritäten berufen, alle ins Siebzigerkollegium: Douglas J. Martin <Martin, Douglas
J.>, ein Neuseeländer, sowie die früheren Missionspräsidenten von Neuseeland Rufus K. Hardy <Hardy, Rufus K.>, John L. Lasater <Lasater, John L.>, Glenn L. Rudd <Rudd,
Glenn L.>, Robert L. Simpson <Simpson, Robert L.>, Philipp T. Sonntag
<Sonntag, Philipp T.> und Rulon G. Craven
<Craven, Rulon G.>.
Das Jahr 1958 war für die Kirche in Neuseeland ein Höhepunkt, denn in dem Jahr wurde der Tempel und das College fertiggestellt, der erste Pfahl gegründet und die Mission geteilt. Seitdem ist die Kirche in Neuseeland in ständigem Wachstum begriffen.
BIBLIOGRAPHIE
Britsch R. Lanier. “New Zealand” in Unto the Islands of the Sea: A History of the Latter-day Saints in the
Pacific, S. 215–345. Salt Lake City, 1986.
Clement, Russel T. Hrsg. Mormons in the Pacific: A Bibliography. Laie, Hawaii, 1981.
ROBERT L. SIMPSON