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NEPHI I

Nephi I war der erste von mehreren Führern namens Nephi im Buch Mormon,  ein einflussreicher Prophet und der Gründer des nephitischen Volkes. Er war anscheinend gut ausgebildet, glaubenstreu und Gott gegenüber gehorsam, mutig und kühn. Als inspirierter Prophet  hatte er Visionen von Jesus Christus und der Zukunft der Welt. Er interpretierte auch die Prophezeiungen anderer, zum Beispiel die von seinem Vater Lehi und von Jesaja. Er schrieb die ersten zwei Bücher im Buch Mormon, die uns praktisch alle bekannten Informationen über ihn bieten. Er war ein geschickter Handwerker und Führer und folgte Lehi als Familienoberhaupt (vor seinen drei älteren Brüdern). Vor allem vertraute er Gott: „Meine Stimme soll zu dir emporsteigen immerdar, du mein Fels und mein ewiger Gott“ (2 Ne. 4:35).

GESCHICHTE. Nephi wurde ca. 615 vor Chr. geboren. Sein Vater, der Prophet Lehi, führte seine Familiengruppe kurz nach 600 vor Chr. aus Jerusalem heraus durch die Arabische Wüste und über den Ozean in die westliche Hemisphäre. Während sie in der Wildnis waren, sah Nephi eine Vision, die viele seiner grundlegenden Ansichten formte. Darüber wird teilweise in 1 Nephi 11-14 berichtet. Im Verheißenen Land bestimmte ihn sein Vater dazu, ihm als Familienoberhaupt nachzufolgen (2 Ne. 1:28-29), aber seine älteren Brüder Laman und Lemuel rebellierten und die Hälfte der Gruppe schloss sich ihnen  an. Nephi wurde inspiriert, mit allen zu fliehen, die an die Warnungen und Offenbarungen Gottes glaubten (2 Ne. 5:6). Er gründete eine neue Stadt, die Stadt Nephi.

Nephi baute sein Volk auf festen politischen, legalen, wirtschaftlichen und religiösen Grundlagen. Sie ernannten ihn zum König, obwohl er dem anfänglich widerstand. Er lehrte sie, fleißig zu sein und ihre eigenen Bedürfnisse zufrieden zu stellen, und er bereitete sie durch Training und mit Waffen darauf vor, sich gegen ihre Feinde zu verteidigen. Er befolgte das Gesetz Moses, baute einen Tempel wie den Tempel Salomons (jedoch ohne „so viele prächtige Dinge“) und salbte seine jüngeren Brüder Jakob und Joseph als Priester und Lehrer, um das Volk zu unterweisen und in geistigen Angelegenheiten zu führen (2 Ne. 5:10, 16, 26). Bevor er starb, ernannte er einen neuen König („Zweiter Nephi“ genannt, Jakob 1:11) und ernannte seinen Bruder Jakob zum Hüter religiöser Berichte (Jakob 1:1-4, 18).

VISIONEN. Aufgrund der großartigen Visionen und Offenbarungen, die er empfing, teilte Nephi die Rolle eines Gründungspropheten mit seinem Vater. In jungen Jahren wurde er durch den Heiligen Geist inspiriert und glaubte die Worte seines Vaters. Er hörte die Stimme des Herrn und erfuhr, dass er ein Herrscher über und Lehrer für seine Brüder werden würde (1 Ne. 2:22). Er war Zeuge der Vision vom Baum des Lebens, die sein Vater früher geschaut hatte (1 Ne. 8). Diese Vision zeigte ihm die zukünftige Geburt, Taufe und den geistlichen Dienst Jesu Christi, auch den zukünftigen Aufstieg und die Vernichtung seines eigenen Volkes. Er sah ferner die zukünftige Ansiedlung der Anderen in der westlichen Hemisphäre und die Wiederherstellung des Evangeliums in ihrer Mitte (1 Ne. 11-14). Wegen dieser Offenbarungen war Nephi in der Lage seinem Volk das Evangelium oder die „Lehre von Christus“ zu verkünden, nämlich das Mittel, durch das sie zu Christus kommen und errettet werden konnten (2 Ne. 30:5; 31:2-32:6). Sein sorgfältig überdachtes Verkünden dieser Lehre bot ein Modell, auf das sich andere nephitische Propheten wiederholt beriefen (Siehe Evangelium Jesu Christi).

Da die Nephiten die Fülle des Evangeliums Jesu Christi empfangen hatten, orientierte sich ihre strikte Befolgung des Gesetzes Moses an seiner letztlichen Erfüllung in Jesus, und Nephi erklärte seinem Volk, dass sie das Gesetz Moses befolgen sollten, um das zukünftige Sühnopfer Christi immer im Gedächtnis zu behalten (2 Ne. 25:29-30). Das Gesetz selber war für jene „tot“ geworden, die „in Christus lebendig gemacht“ wurden und die wussten, dass Jesus der einzige war, „von welcher Quelle sie [die direkte] Vergebung ihrer Sünden erhoffen“ konnten (2 Ne. 25:25-27).

BERICHTFÜHRUNG UND LESE- UND SCHREIBFÄHIGKEIT. Nephi begründete die weit verbreitete nephitische Tradition der Berichtführung (Siehe Buch Mormon Tafeln und Berichte). Er wurde inspiriert, zwei getrennte Berichte zu führen, beide wurden jahrhundertelang geführt. Der von den Königen geführte offizielle Bericht, bekannt als die großen Tafeln Nephis, begann mit dem Buch Lehi und enthielt die historischen Chroniken der Nephiten für einen Zeitraum von tausend Jahren. Die an Joseph Smith übergebenen goldenen Tafeln enthielten Mormons abgekürzte Version von Nephis großen Tafeln und lieferten den Großteil des Texts für das Buch Mormon (vom Buch Mosia bis zum Buch Mormon). Jedoch wurde Nephi 30 Jahre nach dem Auszug aus Jerusalem von Gott angewiesen, einen zweiten Bericht anzulegen, der sich auf Geistiges konzentrierte. Dieser Bericht ist als die kleinen Tafeln Nephis bekannt und enthält Nephis rückblickenden Bericht über die anfänglichen Ereignisse und folgenden Prophezeiungen einer Linie von Propheten und Priestern, die bis etwa 200 vor Chr. von Jakob abstammten. Die ersten Bücher in der heutigen Druckausgabe des Buches Mormon, 1 Nephi bis Omni, stammen aus diesem Bericht. Nephis Offenbarungen und inspirierte Lehren formten das religiöse Verständnis seiner Anhänger, der Nephiten.

Als Nephi begann, seine kleinen Tafeln zu schreiben, war er ein reifer Propheten-König. Der Bericht offenbart seine Beschäftigung damit, seinem Volk und ihren Nachfahren das zukünftige Sühnopfer Jesu Christi und die Legitimität seiner eigenen Berufung als ihr Herrscher und Lehrer verstehen zu helfen. Beim Schreiben dieses Berichts benutzte Nephi den Bericht seines Vaters und seinen eigenen früheren und umfangreicheren Bericht, die heute beide nicht mehr vorliegen.

Die außergewöhnliche Lese- und Schreibfähigkeit späterer nephitischer Führer mag auf der Tatsache beruhen, dass Nephi ein gutes Vorbild für sie war. Der Text deutet an, dass er wahrscheinlich fließend Hebräisch und Ägyptisch konnte, und sagt, dass ihm „von allem Wissen“ der Juden und seines Vaters „etwas beigebracht worden“ ist (1 Ne. 1:1-3).

Nephi demonstriert literarische Fähigkeiten darin, wie er sein Schreiben organisiert, und in der Vielfalt literarischer Formen und Mittel, die er anwendet, einschließlich Erzählungen, Rhetorik und Poesie, darunter einen Psalm. Die Techniken, Geschichten, Prophezeiungen und Lehren von Nephi boten Vorbild und Substanz für seine Nachfolger (Siehe Buch Mormon Literatur). Er hatte Jesajas Schriften sehr gern und zitierte sie häufig (z.B. 1 Ne. 20-21, 2 Ne. 12-24), oft mit Interpretierungen.

DER MANN UND SEINE BOTSCHAFTEN. Nephi konstruierte das Buch 1 Nephi auf einem eng ausgewogenen und untereinander zusammenhängenden Satz grundlegender Geschichten und Offenbarungen. Alle sollten zeigen, „dass die liebevolle Gnade des Herrn über all denen waltet, die er erwählt hat – ihres festen Glaubens wegen --, um sie mächtig zu machen, ja, zur Kraft der Befreiung“ (1 Ne. 1:20). Nephi unterstützt diese These in 1 Nephi mit Geschichten darüber, wie Gott in menschliche Angelegenheiten eingegriffen hat, um seine treuen Anhänger – und besonders Nephi – von ihren Feinden zu befreien. Aber das sind nur Urbilder und Schemen. Nephis wahrer Beweis findet sich in 2 Nephi, wo er sagt, dass das Sühnopfer Jesu Christi allen, die Glauben an Christus haben, die Befreiung von Sünden und die geistige Errettung von der Hölle und dem Teufel, ihrem größten Feind, ermöglichen. Alle Männer und Frauen, die dem Vorbild Christi folgen und durch Umkehr und Taufe den schmalen Pfad betreten, werden mit der Taufe durch Feuer und den Heiligen Geist gesegnet—die die Sündenvergebung und individuelle Führung mit sich bringt—so dass sie im Glauben bis ans Ende ausharren und das ewige Leben erlangen (2 Ne. 31).

Nephi webte in einen geistigeren Bericht auf seinen kleinen Tafeln auch eine lebhafte Verteidigung seines eigenen politischen Vorrangs ein, indem er Anspielungen auf Mose und Joseph von Ägypten benutzte (Reynolds, 1987). Während Nephi seine Herrscherposition als jüngerer Sohn verteidigt, erzählt er, wie die zwei ältesten Söhne ihren Vater und den Herrn zurückwiesen und wie er (Nephi) vom Herrn und seinem Vater ausgewählt und gesegnet wurde. Er erzählt, wie er mit der Hilfe des Herrn die Messingtafeln erlangte (1 Ne. 3-4), Ischmael und seine Familie überredete, sich Lehis Gruppe anzuschließen (1 Ne. 7), das Verhungern in der Wildnis verhinderte (1 Ne. 16) und ein Schiff baute und damit erfolgreich über den Ozean segelte (1 Ne. 17-18). In diesen Großtaten erfuhr Nephi beständig Widerstand und Drohungen, selbst Todesdrohungen, durch Laman und Lemuel. Aber in jeder Krise wurde er auf wunderbare Weise durch die Macht des Herrn befreit und gesegnet, so dass er seine Aufgabe erfüllen konnte.

Obwohl Nephi nicht fähig war, den Abgrund zwischen sich und seinen Brüdern zu überbrücken, offenbaren seine Schriften, dass er ein Mann mit einem beeindruckenden Spielraum menschlicher Empfindsamkeit war und sich nach ihrem Wohlergehen sehnte. Er entwickelte seinen tiefen Glauben an seinen Vater und an den Herrn schon im jungen Alter und schwankte nie. Demzufolge gehorchte er ohne Murren. Er dachte über die Prophezeiungen seines Vaters nach und bat den Herrn wiederholte Male um ein persönliches Verständnis und um Anweisung. Er verspürte eine tiefe Liebe und einen Verantwortungssinn für sein Volk: „Ich bete beständig für sie bei Tag, und ihretwegen benetzen meine Augen mein Kissen bei Nacht“ (2 Ne. 33:3). Auch empfand er Nächstenliebe für andere Menschen. Für Nephi sind Klarheit und Wahrheit herrlich, und er wusste, dass seine Worte scharf gegen unreuige Sünder waren (2 Ne. 33:5-9). Er litt tief wegen Versuchungen und seiner eigenen Sünden und besonders wegen seines Zornes auf seine Feinde (2 Ne. 4:26-29). Seine geistige Stärke und Tiefe gründeten auf der Erkenntnis, dass Jesus Christus seine Hilferufe gehört und seine Seele vor der Hölle gerettet hatte (2 Ne. 33:6).

BIBLIOGRAPHIE

Bergin, Allen E. „Nephi, A Universal Man“. Ensign 6 (Sept. 1976):65-70.

Cannon, George Q. The Life of Nephi. Salt Lake City, 1883, Neudruck 1957.

Reynolds, Noel B. „Nephi's Outline“. BYU Studies 20 (Winter 1980):131-49.

Reynolds, Noel B. „The Political Dimension in Nephi's Small Plates“. BYU Studies 27 (Herbst 1987):15-37.

Sondrup, Steven P. „The Psalm of Nephi: A Lyric Reading“. BYU Studies 21 (Sommer 1981):357-72.

Turner, Rodney. „The Prophet Nephi“. In The Book of Mormon: First Nephi, the Doctrinal Foundation, Hg. M. Nyman und C. Tate, S. 79-97. Provo, Utah, 1988.

NOEL B. REYNOLDS

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