In einer Ansprache über die Segnungen und Aufgaben einer Mutter sagte Präsident Ezra Taft Benson: „Es gibt kein heiligeres Wort in allen weltlichen und heiligen Schriften als das Wort Mutter“ (Benson, p. 1). Die Mitglieder der Kirche Jesu Christi haben unter anderem deshalb Achtung und Respekt vor der Mutterschaft, weil die Mutter die Familie und die einzelnen Familienmitglieder in einem großen Ausmaß prägt. Präsident David O. McKay sagte:
Eine Mutter hat den potenziell größten Einfluss, sei er gut oder schlecht, auf das Leben eines Menschen. Das Bild der Mutter prägt sich zuerst dem unbeschriebenen Blatt des Geistes des jungen Kindes auf. Durch ihre Zärtlichkeit wird zum ersten Mal das Gefühl der Sicherheit hervorgerufen; das Kind erlebt erstmalig Zuneigung durch ihren Kuss; ihr Mitgefühl und ihre Sanftheit lassen es wissen, dass es Liebe gibt auf der Welt…. Die Fähigkeit und Bereitschaft der Mutter, ihre Kinder richtig zu erziehen…machen die Mutterschaft zur edelsten Aufgabe oder Berufung auf der Welt…. Die Frau, der es gelingt, eine Familie mit gut aussehenden, gesunden Söhnen und Töchtern großzuziehen…verdient die höchsten Ehren, die von Menschen verliehen werden können, und die größten Segnungen Göttes [McKay, pp. 452-54].
Die Rolle der Mutter ist offensichtlich von herausragender soziologischer Bedeutung: Die Beziehung der Mutter zu ihren Kindern und die Führung, die sie ihren heranwachsenden Kindern gibt, beeinflussen die Herausbildung von Werten und Meinungen, die die Kinder ihr Leben lang besitzen. Doch für die Mitglieder der Kirche Jesu Christi geht die Bedeutung der Mutterschaft weit über diesen soziologischen Einfluss hinaus.
In der Lehre der Kirche werden sowohl eine Mutter- als auch eine Vaterrolle im Zusammenhang mit der geistigen Geburt und vorirdischen Entwicklung jedes einzelnen Menschen anerkannt. In einem Schriftstück von 1909 schrieb die Erste Präsidentschaft der Kirche, dass „der Mensch als Geist von himmlischen Eltern gezeugt und geboren und in den ewigen Wohnungen des Vaters bis zur Mündigkeit aufgezogen wurde“ und dass „alle Männer und Frauen dem universalen Vater und der universalen Mutter ähnlich und buchstäblich die Söhne und Töchter einer Gottheit sind“ (Smith, S. 884; Siehe Mutter im Himmel).
Nach seiner Entwicklung im vorirdischen Dasein kann jedes von Gottes Geistkindern auf die Erde kommen und einen sterblichen Körper erhalten, der nach der Auferstehung mit dem Geist zu einer unzertrennlichen ewigen Seele verbunden wird.. Es ist eine Aufgabe der Menschen auf der Erde, sterbliche Körper für die Geistkinder Gottes zu schaffen, wobei die größere Verantwortung den Müttern zukommt, die die Kinder empfangen, ernähren, austragen und zur Welt bringen. Präsident Spencer W. Kimball sagte: „Mütter haben eine heilige Aufgabe. Sie sind Partner Gottes …. [Er] hat die Frauen an die Quelle des menschlichen Flusses gesetzt“ (S. 326-27).
Der Stellenwert der Mutter verliert nach der Geburt des Kindes nicht an Bedeutung. Die menschliche Seele findet langfristig Stabilität, Sicherheit und Frieden durch ein Fundament der Liebe, und die Fähigkeit eines jeden Menschen, Liebe zu geben und zu empfangen, ist tief in den allerersten zwischenmenschlichen Beziehungen jedes Einzelnen verwurzelt. Diese erste Beziehung ist bei den meisten Menschen die zu ihrer Mutter.
Die Mutter, die ihrem Kind das Leben schenkt, ist in erster Linie die Person, die ihm eine bestimmte Lebensweise vermittelt und ihm beibringt, was es tun sollte oder nicht. Sie fördert die Herausbildung eines starken Charakters, indem sie ihrem Kind zu verstehen gibt, welche Grenzen es manchen seiner natürlichen Instinkte setzen muss. Durch ihre Worte und Taten zeigt sie ihrem Kind, wie es Rücksicht auf andere nehmen sollte, wenn es von anderen geliebt und als ein Teil der Familie, der Gesellschaft und als aktiv beteiligtes Mitglied des Königreichs Gottes akzeptiert werden möchte.
Die größte Aufgabe der Mutter ist es letztendlich, ihr Kind liebevoll durch seine persönliche Entwicklung und zu seiner göttlichen Bestimmung hin zu führen. Die Mitglieder der Kirche Jesu Christi glauben, dass die Mutter göttliche Eingebungen und geistige Inspirationen, die ihr bei ihrer Aufgabe helfen, empfangen kann, wenn sie im Gebet darum bittet und sich völlig ihrer großen Verantwortung widmet. Indem die Mutter als Verbindung von göttlicher Unterweisung zu ihrem Kind fungiert, kann sie die Aussicht ihres Kindes auf Freude und Erhöhung bedeutend fördern. Ein Kind, das auf diese tief greifende Weise von seiner Mutter aufgezogen wird, entwickelt normalerweise ein Gewissen, Respekt für die Gesellschaft, das Bedürfnis, zum Wohlergehen der Menschheit beizutragen und, was am allerwichtigsten ist, Liebe zu Gott und zu sich selbst, die ihm immerwährende Freude und inneren Frieden bringt.
Die vielleicht markanteste Lehre der Kirche Jesu Christi in Bezug auf die Mutterschaft ist die Rolle der Mutter nach dem Tod. Wenn die Familie durch die Verordnungen des Priestertums und Bündnisse im Tempel auf ewig aneinander gebunden worden ist, kann sich eine glaubenstreue Mutter in der Kirche Jesu Christi sicher sein, dass sie sich der Rechte, Vorzüge und Freuden der Mutterschaft gemeinsam mit ihren Kindern in einer ewig dauernden Beziehung erfreuen wird.
[Siehe auch Mutter in Israel; Women, Roles of.]
BIBLIOGRAPHIE
Benson, Ezra Taft. “To the Mutters in Zion.” Salt Lake City, 1987.
Kimball, Spencer W. The Teachings of Spencer W. Kimball, pp. 324-51. Salt Lake City, 1982.
McKay, David O. Gospel Ideals, pp. 452-57. Salt Lake City, 1953.
Smith, Joseph Fielding. “Mutters in Israel.” The Relief Society Magazine 57 (Dec. 1970):883-87.
PATRICIA TERRY HOLLAND