Obgleich das Mormonenbataillon, eine Einheit aus Freiwilligen im Krieg der U.S.A von 1846 gegen Mexiko, in kein einziges Gefecht verwickelt war, hat es seinen Platz in der Geschichte des Westens eingenommen. Die Männer machten eine Route für die Planwagen von Santa Fe nach San Diego frei und halfen, Kalifornien für die Vereinigten Staaten zu gewinnen. Die Mitglieder des Bataillons trugen dazu bei, den unsicheren Frieden in Südkalifornien aufrecht zu erhalten, bis der Friedensvertrag von Guadalupe Hidalgo <Guadalupe Hildago, Vertrag von>die Feindseligkeiten beendete. Die Route für die Wagen, die sie vom Gila-Fluß zum Rio- Grande-Fluß eröffneten, beeinflußte die amerikanische Regierung in ihrer Entscheidung für den “Gadsden Kauf”. Das Bataillon eröffnete ebenfalls Routen über den Carson- und Cajon-Paß, die Kalifornien mit Salt Lake City verbinden. Einige Angehörige des Bataillons waren später dabei, als Gold entdeckt wurde und halfen die Wirtschaft im “Great Basin” [das große Tal im Westen] zu entwickeln. (Siehe PIONIERSIEDLUNGEN IN KALIFORNIEN). Die Militärbefehlshaber und andere Nichtmormonen erkannten den Fleiß und die Treue der vormaligen HLT-Soldaten hoch an.
Als Brigham YOUNG <Young, Brigham> Anfang 1846 einen Zeitplan für den Zug von Winter Quarters in den Westen ausgearbeitet hatte (Siehe KIRCHENGESCHICHTE, ca. 1844–1877; WESTEN, DER AUSZUG NACH DEM WESTEN), unterwies er Jesse C. Little <Little, Jesse C.>, den Präsidenten der Eastern States Mission, Hilfe von der Regierung zu erbitten. Mit der Unterstützung von Thomas L. KANE <Kane, Thomas L.> besprach Little die Angelegenheit mit Amos Kendall <Kendall, Amos>, einem einflußreichen politischen Ratgeber, und später direkt mit dem amerikanischen Präsidenten James K. Polk <Polk, James K., amerikanischer Präsident>. Polk entschloß sich, eine Heeresabteilung unter dem Befehl von Oberst Stephen W. Kearny <Kearny, Stephen W., Oberst> auf dem Landweg nach Kalifornien zu schicken und schrieb am 2. Juni 1846 in sein Tagebuch: “Oberst Kearny ist auch bevollmächtigt, einige hundert Mormonen, die unterwegs nach Kalifornien sind, als Freiwillige zu mustern. Dadurch soll er ihre Gunst gewinnen, sie an unser Land binden und verhindern, daß sie sich gegen uns wenden” (Polk, S. 109).
Trotz einiger Bedenken ließ Präsident Polk den Wehrdienst der Mormonen zu. Es bestand die Gefahr der Zwietracht zwischen Kearnys Regimentern, die hauptsächlich aus dem Bundesstaat Missouri kamen, und den Mormonen. Letztere hatten für die Rekruten aus Missouri nichts übrig, seitdem man die Mormonen 1838 und 1839 aus dem Bundesstaat Missouri vertrieben hatte (Siehe MISSOURI, KONFLIKTE IN MISSOURI). Polk wollte auch verhindern, daß Mormonensoldaten möglicherweise zuerst und als einzige amerikanische Soldaten im Jahr 1846 auf dem Landweg Kalifornien erreichen würden. Der Geheimbefehl des Präsidenten gab Oberst Kearny fast unbegrenzte Vollmacht in dieser Angelegenheit.
Kearny beauftragte Hauptmann James Allen <Allen, James, Hauptmann>, 500 Freiwillige in den HLT-Lagern am Missouri-Fluß anzuwerben. Zuerst lehnten fast alle Siedler die Werbung eindeutig ab. Einige befürchteten, die Einberufung sei Teil eines Geheimplans der Regierung, um ihre Stärke auszukundschaften und den Zug nach Westen zu verhindern. Die 500 Freiwilligen sollten kräftige Männer sein, und gerade diese wurden für den Treck nach Westen gebraucht. Kaum einer sah irgendeinen Vorteil im Wehrdienst. Anfang Juni jedoch, als man sich durch den vom Regen aufgeweichten Boden Süd-Iowas gequält hatte, wurde es Brigham Young klar, daß die Heiligen der Letzten Tage die Rocky Mountains in dem Jahr nicht wie geplant erreichen konnten. Der Wehrdienst bedeutete Sold, den man für den Kauf von Ausstattungen brauchte. Außerdem könnte man es auf diese Weise mehreren hundert Familien ermöglichen, in den Westen zu gelangen. Die Zweifel an der Treue der Heiligen der Letzten Tage zu den Vereinigten Staaten würden aus dem Weg geräumt, und die Regierung würde den Heiligen erlauben, vorübergehend auf Indianerland am Missourifluß ihre Lager aufzuschlagen (Siehe WINTER QUARTERS).
Folglich begannen Kirchenführer, tatkräftig Freiwillige von COUNCIL BLUFFS bis Mount Pisgah anzuwerben. Heber C. KIMBALL <Kimball, Heber C.> bezeichnete den Wehrdienst als großen Segen vom Himmel, und Brigham Young erklärte, daß die Soldaten ihrer neuen Heimat im Westen viel näher wären, wenn sie in Kalifornien ausgemustert würden. Auf offiziellen Listen sind 497 Freiwillige verzeichnet. Außerdem begleiteten 80 Frauen und Kinder das Bataillon. Einige Frauen waren als Wäscherinnen angestellt.
Brigham Young <Young, Brigham> wählte Offiziere für die fünf Kompanien aus, und die Rekruten bestätigten diese in einer Abstimmung. Der Tod von Oberst Allen auf dem Marsch nach Santa Fe führte zum Konflikt. Sollte Hauptmann Jefferson Hunt <Hunt, Jefferson, Hauptmann>, der ranghöchste HLT-Offizier oder Leutnant Andrew Jackson Smith <Smith, Andrew Jackson, Leutnant> von der regulären Truppe das Kommando übernehmen? Smith führte das Bataillon bis nach Santa Fe, dann wurde das Problem gelöst, als Kearny dem neuen Ersatzoffizier Philipp St. George Cooke <Cooke, Philipp St. George, Ersatzoffizier> das Kommando übergab.
Als es offensichtlich wurde, daß einige Soldaten und die meisten Familien nicht die Kraft für den Marsch durch die Wüste nach San Diego hatten, gingen drei “Krankenabteilungen” zusammen mit fast allen Frauen und Kindern nach Fort Pueblo im Bundestaat Colorado ab. Pueblo war ein idealer Ort; zum Teil weil dies der zeitweilige Aufenthaltsort von über vierzig Heiligen der Letzten Tage aus Mississippi war, die dem allgemeinen Exodus nach Westen vorausgeeilt waren. Insgesamt verbrachten etwa 275 Heilige der Letzten Tage einen ungewöhnlich milden Winter in Fort Pueblo unter dem Befehl des Mormonen- Bataillonskommandeurs Hauptmann James Brown <Brown, James, Hauptmann>. Im folgenden Jahr, am 29. Juli 1847, erreichten sie das Salzseetal, knapp fünf Tage nach der Ankunft der Gruppe von Brigham Young.
Kommandeur Cooke bereitete inzwischen das Bataillon zum Treck nach San Diego vor. Nachdem er die Kranken nach Pueblo geschickt hatte, reorganisierte er den Führungsstab und kaufte Vorrat und 37 Wagen ein. Er verließ Santa Fe mit 397 Soldaten. Am Rio-Grande-Fluß schickte er die letzte Krankenabteilung nach Pueblo, so daß das Bataillon jetzt aus 340 Mann, vier Offiziersfrauen und nur ein paar Kindern bestand, die den mörderischen Marsch durch die Wüste antraten.
Nach einem anstrengenden Marsch durch die Wüste erreichte das Bataillon die Pima- Siedlungen entlang des Gila-Flusses. Von da folgten sie der bereits existierenden Gilaroute bis zum Colorado-Fluß. Sie überquerten den Fluß an einer Furt und mühten sich dann von einem Wasserloch zum nächsten an der Südseite der Imperial-Sanddünen entlang und durch das Imperialtal. Schließlich zogen sie durch das ausgetrocknete Vallecito-Flußbett bis zum berüchtigten Box Canyon. Als das Flußbett für die Wagen zu eng wurde, schlugen die Männer einen Weg durch die Felsen und brachten die verbliebenen fünf Wagen nach Südkalifornien.
Die einzige Kampfhandlung des Mormomenbatallions war die “Stierschlacht”, die am 11. Dezember 1846 stattfand, als einige Jäger des Bataillons das Feuer auf wildes Vieh eröffneten, das daraufhin in Panik auf die Kompanien zugestürmt kam. Fünfzehn Stiere wurden getötet, zwei Maulesel von den Hörnern der Stiere durchbohrt und drei Mann verwundet. Als das Bataillon sich später Tucson näherte, stellten die mexikanischen Soldaten sich nicht dem Kampf, sondern flohen zusammen mit den Bewohnern des Ortes.
Als das Bataillon im Januar 1847 San Diego erreichte, bekamen die HLT-Soldaten Kasernendienst zugeteilt. Fünfzehn Mann begleiteten Kearny zurück nach Fort Leavenworth. Am 16. Juli 1847 wurden 300 Mann in Los Angeles ausgemustert, und Hauptmann Hunt führte etwa 50 Mann weiter nördlich nach Monterey. Einige der 300 Veteranen arbeiteten in der Nähe von San Franzisko, bevor sie zusammen nach Salt Lake City zogen. Die größte Gruppe, etwa 164 Mann, traf am 7. September 1847 am Truckee-Fluß in den Bergen der Sierra Nevada auf Hauptmann James Brown vom Pueblo-Trupp. Brown war auf dem Weg nach San Franzisko, um den Sold für die Soldaten abzuholen. Er hatte Nachricht, daß die Pioniere sicher im Salzseetal angekommen waren und die Männer sich entweder in Kalifornien Arbeit suchen oder weiter nach Salt Lake City marschieren könnten. Das hinge ganz von ihren finanziellen Umständen und ihren Plänen ab.
Einige zogen weiter nach Osten, aber die meisten hatten kein Geld und suchten sich Arbeit. Etwa 40 Männer arbeiteten in Sutters Fort und einige waren bei Sutters Mühle, als James Marshall <Marshall, James entdeckt Gold bei Sutters Mühle> dort Gold entdeckte. 81 Männer meldeten sich wieder freiwillig zum Militärdienst in Kalifornien und leisteten in San Diego Kasernendienst. Nach ihrer Ausmusterung im Frühjahr 1848 erschlossen sie eine Wagenroute über den Cajon-Pass nach Salt Lake City.
Obgleich es für sie schwer gewesen war, ihre Familien zurückzulassen und durch die Wüste zu marschieren, erleichterten es die Männer des Mormonenbataillons durch ihre Opferbereitschaft den Heiligen der Letzten Tage ins Salzseetal zu ziehen und spielten bei der Erschließung des Westens eine Rolle.
BIBLIOGRAPHIE
Polk, James K. Polk, the Diaries of a President 1846–1849, Hrsg. Allan Nevins, S. 108–109. London, 1929.
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Yurtinus, John F. “The Mormon Volunteers: The Recruitment and Service of a Unique Military Company.” Journal of San Diego History 25, Sommer 1979, S. 242–261.
JOHN F. YURTINUS