Die Heiligen der Letzten Tage ließen sich in Mexiko wegen der religiösen VERFOLGUNGEN in den Vereinigten Staaten nieder und benutzten dies auch als Sprungbrett für die Missionsarbeit in Lateinamerika.
Im Jahr 1875 sandte Präsident Brigham YOUNG
<Young, Brigham> Daniel W. Jones <Jones, Daniel W., sucht Siedlungsland in Mexiko> und andere auf der Suche nach Siedlungsland nach Mexiko. Die Besiedelung der kaum bewohnten Gebiete im nördlichen Chihuahua und Sonora lag der mexikanischen Regierung besonders am Herzen. Die Besiedelung Mexikos <Mexiko, Besiedelung nach Verfolgungen wegen Mehrehe> durch die Heiligen der Letzten Tage begann jedoch erst nach den durch das im Jahr 1882 erlassene Edmunds-Gesetz (siehe MEHREHE, GESETZGEBUNG GEGEN DIE MEHREHE) verursachten schlimmen Verfolgungen. Im Jahr 1885 überschritten hunderte Mehrehefamilien die mexikanischen Grenze. In den darauffolgenden Jahren wurden am Casas-Grandes-Fluß und dessen Nebenflüssen im nordwestlichen Chihuahua sieben Kolonien gegründet, nämlich Colonia Díaz, Colonia Dublan, Colonia Juárez sowie die Gebirgskolonien Cave Valley, Pacheco, García und Chuichupa. Auch am Bavispe-Fluß im nördlichen Sonora errichteten die Heiligen der Letzten Tage Kolonien, nämlich Colonia Oaxaca und Colonia Morelos.
Die ersten Jahre waren von großer Mühsal geprägt, und zwar durch rechtliche Schwierigkeiten in Zusammenhang mit dem Landerwerb, Hungersnot, Dürre, feindlich gesinnte Apachen-Indianer <Apachen-Indianer>
und Krankheiten wie Pocken und Diphterie, wodurch das Vorhaben der Heiligen der Letzten Tage, die Wüstentäler zu ihrer neuen Heimat zu machen, auf eine harte Geduldsprobe gestellt wurde. Doch infolge guter Führer gelang es ihnen dennoch. Abgesehen von örtlichen Kirchenführern lebten gelegentlich auch sechs der Zwölf Apostel in den mexikanischen Kolonien.
Die meisten Siedler hatten bereits bei der Errichtung von Siedlungen im Westen der USA geholfen. Durch ihre Erfahrung nahmen sie nur entsprechend geeignete Obstbäume sowie Rinder- und Pferderassen nach Mexiko mit. Innerhalb von zehn Jahren waren die Kolonien von Kanälen, Dämmen, künstlichen Seen und bewässerten Feldern übersät. Die gedeihenden Dörfer bestanden aus breiten Straßen,
die von Ahornbäumen, Fliederbüschen und roten Backsteinhäusern eingesäumt waren und an die früheren Heimatorte der Siedler erinnerten. Es gab Läden, Mühlen, Werke und Fabriken. Jeder Ort hatte eine Schule, wo Kultur, Literatur, Schreibkunst und Technik gelehrt wurden. Durch ihren Fleiß hatten es die Siedler zu einer hochgradigen Selbständigkeit gebracht.
Am 8. Dezember 1895 wurde der erste mexikanische Pfahl gegründet, und zwar in Colonia Juárez. Anthony W. Ivins <Ivins,
Anthony W., Pfahlpräsident in Mexiko> war der erste Pfahlpräsident.
Während der Mexikanischen Revolution im Jahr 1912 riefen die örtlichen Kirchenführer zur Flucht auf. Die Mitglieder der Kirche verließen die Kolonien und suchten Zuflucht in den USA. Vor der Revolution hatten über 4000 Heilige der Letzten Tage in Kolonien gelebt. Über ein Viertel kehrte später wieder zurück und wurde Teil der mexikanischen Revolutionsgeschichte. Sie erlebten die Überfälle der sogenannten “Red Flaggers” unter Leitung von Pascual Orzos <Orzos, Pascual leitet die Überfälle der “Red Flaggers”> sowie die Suche des amerikanischen Generals
John J. (“Black Jack”) Pershing <Pershing, General John J.> nach Pancho Villa <Villa, Pancho> mit.
Im Jahr 1990 lebten wieder an die 4000 Heilige der Letzten Tage in jenen Gebieten, von denen ca. 500 von den ursprünglichen Siedlern abstammen. Noch immer wird frisches Obst von dort in andere Teile Mexikos geliefert. Der Unterricht an den Kirchenschulen in Mexiko erfolgt zweisprachig, wobei die Juárez Akademie <Juarez Akademie> ein regionales Kultur- und Bildungszentrum darstellt. Eine auffallende Zahl von Kirchenführern stammt aus den mexikanischen Kolonien ab. Auch zahlreiche spanischsprachige Missionare und Missionspräsidenten kommen von dort, deren Leistungen nicht nur in Lateinamerika sondern unter den spanischsprachigen Menschen der ganzen Welt erbracht wurden.
Anläßlich seines Besuches in Colonia Juárez am 11. November 1989 hob der mexikanische Staatspräsident Carlos Salinas de Gortari <Salinas de Gortari, Carlos, besucht 1989 HLT-Kolonien> die Leistungen der HLT-Siedler in Mexiko folgendermaßen hervor:
“Wir wissen Ihren hingebungsvollen Fleiß, Ihre Ehrlichkeit, Ihre Ernsthaftigkeit und Ihre Achtung vor dem Gesetz zu schätzen. Sie haben zur Aufwertung dieses Landesteils beigetragen, wo Sie gemeinsam leben, indem Sie fleißig arbeiten und sich abmühen. Dadurch haben Sie auch zur Aufwertung unseres Landes beigetragen. Sie haben neue Technologien und wirksamere Fertigungsprozesse eingesetzt und Ihr Wissen und Ihre Erfahrung an Ihre Mitbürger weitergegeben und dadurch Ihren charakteristischen Eigenschaften auch noch Großzügigkeit hinzugesetzt. Wir wissen, daß Sie gute Menschen sind und Gutes tun.” (Archiv der Juárez Akademie.)
BIBLIOGRAPHIE
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An Intimate Account of a Mormon Village. Salt Lake City, 1954.
Johnson, Annie R. Heartbeats
of Colonia Diáz. Salt Lake City, 1972.
Romney, Thomas Cottam. The Mormon Colonies in Mexico. Salt Lake City, 1938.
Tullis, F. LaMond. Mormons
in Mexico: The Dynamics of Faith and Culture. Logan, Utah, 1987.
SHIRLEY TAYLOR
ROBINSON