Am 4. April 1984 wurde das Museum of Church History and Art (Museum für Kirchengeschichte und –kunst) in Salt Lake City, Utah geweiht. Dies brachte 140jährige Bemühungen, ein Gebäude zu errichten, welches gezielt Museumsexponate der Kirche Jesu Christi behergen sollte, zu einem Höhepunkt. Sammlungen von Kunst, Artefakten, Skulpturen, Photographien, Dokumenten, Möbelstücken, Werkzeugen, Kleidung, Handarbeit, architektorischer Elemente und Porträts repräsentieren vergangene und gegenwärtige HLT-Kulturen aus der ganzen Welt, vereint durch eine gemeinsame Theologie.
Eine der ersten Museumsempfehlungen in der Kirchengeschichte stammt von Addison Pratt, der am 24. Mai 1843 „den Zahn eines Wals, eine Koralle und andere Kuriositäten“, die er als junger Seeman in Polynesien erlangt hatte, „als Start für ein Museum in Nauvoo“ (HC 5:406) spendete. Am 7. April 1848 wurden Gemälde von Philo Dibble, die den Märtyrertod von Joseph und Hyrum Smith und Josephs letzte Ansprache an die Nauvoo Legion darstellten, für die Brüder im Holztabernakel im Pottawattamie County, Iowa, ausgestellt. Dibble wurde gebetent, Szenen aus dieser Zeit der Geschichte der Kirche zu malen und sie in einer „Gallerie in Zion“ auszustellen (Wilford Woodruff Journal, 3:340).
Ein Brief von Dibble beinhaltete die dringende Bitte an einwandernde Heilige, „Glas, Nägel, Öl, Farbe etc. ins Tal zu bringen....damit ein Museum errichtet werden kann...für die Werke der Natur und die Kunst“ (MS 11 [1849]:11-12). Ein von Brigham Young und Wilford und Willard Richards unterschriebener Brief an die Kirche besagte: „Wir wollen außerdem jegliche Art...seltener Exemplare von Naturkuriositäten und Kunstwerken, die gesammelt und ins Tal gebracht werden können...von denen die aufwachsende Generation Unterweisung empfangen kann; und wenn die Heiligen fleißig sind,...werden wir bald das beste, nützlichste und attraktivste Museum der Erde haben (MS 10 [1848]:85).
Das erste Museum im Salzseetal wurde 1869 errichtet und war in Besitz von John W. Young, einem Sohn von Brigham Young. Es stellte eine Vielzahl unterschiedlicher Kuriositäten aus, wozu geologische und lebendige Naturexemplare gehörten, die in der Region einheimisch sind. Dieses Salt Lake City Museum und die Tierschau waren in einem zweiräumigen Lehmsteinhaus hinter der westlichen Mauer des Lion Hauses untergebracht. Der Museumsdirektor war Guglielmo Giosue Rossetti Sangiovanni, ein gebürtiger Londoner, der “Sangio” genannt wurde. 1871 brauchte Deseret Telegraph das Grundstück. Da das Museum nun seines „Zoo“-Charakters beraubt war, zog es in die oberste Etage eines Gebäudes gegenüber der Südseite des Tempelblocks. Am 18. September 1878 wurde das Eigentum auf die Kirche übertragen.
Joseph Barfoot, ein hingebungsvoller Naturforscher, wurde der zweite Museumsdirektor. Unter seiner Leitung nahm das Museum bis zu seinem Tod im Jahr 1882 an wissenschaftlicher Reife zu. Unter temporären Verwaltern und mangelnden Geldern machte das Museum dann eine Talfahrt. Um es zu retten, bildeten Bürger 1885 die Salt Lake Literary and Scientific Association (Literarischer und Wissenschaftlicher Verband Salt Lakes) und kauften das Eigentum der Kirche ab und nannten es in „Deseret Muesum“ um. Der Verband verkaufte das Gebäude, in dem die Artefakte 1890 gehalten wurden und verlegte die Sammlung in das Templeton Gebäude. James E. Talmage wurde 1981 der neue Museumsdirektor. Zwölf Jahre später baute der Verband ein dreigeschössiges Gebäude und so zog das Museum 1903 erneut um. J. Reuben Clark jr. Assistierte Dr. Talmage von 1891 bis 1903 bei den Ausstellungen.
1903 machte das Museum wiederum eine Änderung durch. Die Sammlung wurde in Kisten verpackt und gelagert und die Aufsicht erneut der HLT-Kirche übertragen. 1910 wurde die Sammlung im neuen Vermont Gebäude gegenüber dem Tempelblock eingerichtet. William Forsberg half Dr. Talmage dabei, eine Zahl bekannter Ausstellungen zu kreieren, darunter die berühmten Selenitkristalle, die aus einer gigantischen Druse in Süd-Utah kamen. Exemplare, die diesem Kristall entnommen wurden, sind nun in vielen berühmten Museen in den Vereinigten Staaten und Europa zu finden. Aufgrund dieser weitsichtigen Geschenke von Dr. Talmage hat das Deseret Museum die Mitgliedschaft in der angesehenen Museum Association mit Hauptsitz in London erworben.
Die Sammlung wuchs als Ergebnis von Museumsaustauschen und Geschenken von aus vielen Ländern zurückgekehrten Missionaren. Über 14.000 Gegenstände sind ausgestellt worden; eine Abteilung wurde von den Daughters of the Utah Pioneers (Töchter der Utah-Pioniere, DUP) zusammengetragen. Sie erzählt die Geschichte von dem Kampf, Überleben und einzigartigen Leben der HLT-Kolonisation in der Vergangenheit und Gegenwart. Die DUP gründeten in jeder Kommune eine Einheit, um historische Erinnerungsstücke zu sammeln, zu erhalten und auszustellen und die Nachkommenschaft mit der Vergangenheit bekannt zu machen. Das Museum beherbergte eine Bibliothek mit 2.000 Büchern, darunter auch seltene Bücher. Am 22. Juli 1911 schrieb The Deseret Evening News: “Dieses Museum gehört zu dem wertvollsten Vermögen, welches der Staat unter seinen Ausbildungsinstituten besitzt.“ Als Dr. Talmage am 8. Dezember 1911 in das Kollegium der Zwölf Apostel berufen wurde, übernahm sein Sohn, Sterling B. Talmage, die Stelle des Museumsdirektors. Um den Besuchern einen bequemeren Schauplatz zu bieten, vergrößerte die Kirche das Informationsbüro am Tempelplatz und war nun in der Lage mehrere Ausstellungen zu arrangieren. Zu diesem Zeitpunkt waren die Sammlungen in Kategorien unterteilt. Einige wurden in das HLT Universitätsmuseum ausgelagert und später in die Brighan Young Universität gebracht. Die DUP Sammlung wurde an die Organisation zurückgegeben und ist nun in einem Museum nahe dem Staatskapitol zu Hause. Viele Exemplare wurden dem Naturkundemuseum der Universität von Utah übereignet. Gegenstände, die für Mitglieder der Kirche Jesu Christi und Besucher von Interesse sind, wurden in dem Informationsbüro am Tempelplatz ausgestellt. 1976 wurde die Museumssammlung am Tempelplatz erneut in Kisten gepackt und gelagert, um Platz für ein neues Besucherzentrum zu machen und in Vorbereitung auf das neue Church Museum of History and Art.
Viele der ursprünglichen Ausstellungen der frühen Museen bilden den Kern für Sammlungen in mehreren angesehenen Museen. Das Church Museum of History and Art gegenüber dem Westtor am Tempelplatz unterhält Ausstellungen über HLT-Geschichte und Kunst, von dem Flachrelief über dem Eingang des Granitgebäudes zu dem 1847 wiederhergestellten Holzhaus der Duel Brüder. Die Gallerien decken über 160 Jahre Kirchengeschichte, geistige Ereignisse, Kunst und Artefakte eines Volkes ab, welches unter schwierigen Umständen in den Westen kam und erfolgreich ihr Ziel erreichte, ihre Theologie in der schönen, schulischen und kulturellen Umwelt der Kirche zu erhalten und zu fördern.
FLORENCE SMITH JACOBSEN