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MOSIA 2

Mosia 2 (ca. 153-91 v. Chr.) herrschte fast dreiunddreißig Jahre lang als König der Nephiten, wie aus dem Buch Mormon hervorgeht. Seine Amtszeit war von einer innovativen Trennung von Kirche und Staat und einer populären politischen Reform gekennzeichnet, wodurch die zunehmende Vielschichtigkeit der nephitischen Gesellschaft während dieses historischen Zeitraums ersichtlich wird.

Das Volk Mosias bestand aus zwei Gruppen, den Nephiten und Mulekiten, die sich aus freiem Willen unter seinem Großvater, Mosia 1, zusammengeschlossen hatten. Trotz allem scheinen sie zu einem gewissen Grad ihre Individualität behalten zu haben (Mosia 25:4). Die Mulekiten waren zahlreicher als die Nephiten, doch die nephitischen Führer waren erfolgreich, indem sie sich auf Bündnisse und Verbindlichkeit anstatt Gewalt beriefen. Das Volk ging einen heiligen Bund ein, in dem ihnen Freiheit und Wohlstand versprochen wurden, wenn sie die Gebote ihres Königs „oder die Gebote Gottes“, die er ihnen geben werde, hielten (Mosia 2:31). Dieses Bündnis hielten sie während der gesamten Amtszeit Mosias.

Mosia lernte von seinem Vater Benjamin den heiligen Bericht seiner Vorväter, der in mehreren Sprachen geschrieben worden war, zu lesen und zu schätzen. Er war weise und geduldig und kannte die Gesetze und Prophezeiungen, die sich in den nephitischen Aufzeichnungen befanden (Mosia 1:2-3). Mosia wurde drei Jahre vor dem Tod seines bejahrten Vaters König (ca. 124 v. Chr.). Die Krönung, die in Mosia 1-6 ausführlich beschrieben wird, weist Ähnlichkeiten mit Krönungen im alten Nahen Osten auf. Der Krönungsbericht enthält außerdem wertvolle Informationen über die damaligen religiösen und politischen Bräuche (Siehe Benjamin). Mosia befand sich in seinem dreißigsten Lebensjahr, als er seine Regierung antrat. Er „wandelte auf den Wegen des Herrn“ und verdiente sich wie sein Vater seinen Lebensunterhalt selbst, um seinem Volk nicht zur Last zu fallen (Mosia 6:6-7).

Mosia musste sich bald ersten Herausforderungen stellen. Das Volk Limhis kam nach Zarahemla und musste in die nephitische Gesellschaft eingegliedert werden. Vom Volk Limhis erhielt Mosia die vierundzwanzig Tafeln Ethers, die er anhand seiner Eigenschaft als Seher übersetzte (Mosia 28:10-19). Dieser jareditische Bericht enthielt eine tragische Lehre, denn Schlechtigkeit, Unterdrückung und Gewalt hatten zum Untergang der Jarediten geführt. Im Gegensatz dazu förderte Mosia Rechtschaffenheit, Gleichheit und Eintracht in seinem Königreich. Als eine andere Gruppe, die von Alma 1 geführt wurde, in Zarahemla ankam, wurde Alma von Mosia die Vollmacht erteilt, Kirchengemeinden zu gründen. Als deren Vorsteher hatte Alma auch das Recht, Mitglieder in diese Bundesgemeinschaft aufzunehmen oder auszuschließen. Dank der Bildung dieser Untergruppe der nephitischen Gesellschaft, die aus sieben Kirchengemeinden bestand (Mosia 25:23), konnten die Nachfolger Almas ihren Wünschen gemäß leben. Anscheinend wurden dadurch jedoch auch gesellschaftliche Spannungen in Antrieb gesetzt.

Zur gleichen Zeit entstand eine Gegenpartei, die der lautstarke Nehor anführte. Er  lehnte Almas Lehren ab und befürwortete die Einführung eines staatlich getragenen Priestertums. Die heranwachsende Generation, darunter Alma 2  und Mosias Söhne Ammon, Aaron, Omner und Himni, die bei der Krönung Mosias zu jung gewesen war, um die Worte König Benjamins zu verstehen (Mosia 26:1), schloss sich den Dissidenten an. Sie verfolgten die Kirche systematisch, richteten Unheil in der nephitischen Gesellschaft an und schadeten Mosias Familie und deren gutem Ruf. Mosia reagierte auf dieses Problem, indem er religiöse Verfolgung verbot (Mosia 27:2). Außerdem bat er in ernsthaften Gebeten und durch Fasten um die Besserung seiner Söhne. Das Einschreiten eines Engels (Mosia 27:10-32) führte zur geistigen Wandlung der aufständischen jungen Männer. Schon kurz darauf wollten sie lieber das Evangelium verkünden als über das Königreich zu herrschen, und somit verzichteten alle vier Söhne Mosias auf den nephitischen Thron.

Vor diesem Hintergrund führte Mosia, der kurz vorm Tode stand, eine politische Reform durch, in der er die Monarchie abschaffte. In seiner letzten Rede (91 v. Chr.) rechtfertigte er rechtschaffene Könige wie seinen Vater und sich selbst und warnte gleichzeitig vor den Gefahren, die von einem lasterhaften Herrscher ausgingen (Mosia 29:13-21).

Anstelle der Monarchie richtete Mosia eine einzigartige Staatsordnung mit Richtern ein, die der Stimme des Volkes unterlagen. Aus den Berichten über diese juristische Reform geht hervor, dass jeder Richter durch die Stimme des Volkes gewählt wurde, so „daß jedermann im ganzen Land die gleichen Möglichkeiten habe,“ dass die höheren Richter über die niederen Richter Recht sprachen und ein Ausschuss von niederen Richtern die höheren Richter richtete (Mosia 29:25-29, 38). In dem neuen Gesetz wurde erstmalig festgelegt, dass Richter ein Gehalt erhielten; des Weiteren wurde ein ägyptisch anmutendes Maßsystem für den Handel mit verschiedenen Getreidesorten und Wertmetallen eingeführt (Alma 11:1, 4-19), jegliche Form der Sklaverei wurde verboten (Alma 27:9), schwere Strafen wurden für diejenigen, die ihre Schulden nicht abbezahlten, festgesetzt (Alma 11:2) und die Glaubensfreiheit wurde garantiert (Mosia 29:39; Alma 30:11). Das Volk nahm das Gesetz Mosias an und wählte Richter, darunter Alma 2 als ersten obersten Richter. Aufgrund seiner Gerechtigkeit und Bescheidenheit liebte das Volk König Mosia, der gleichzeitig ein Prophet war: Und die Liebe für Mosia nahm in ihnen zu; ja, sie schätzten ihn mehr als jeden anderen Mann; denn sie sahen ihn nicht als Tyrannen an, der nach Gewinn trachtete,…denn er hatte von ihnen keine Reichtümer erzwungen, auch hatte er sich nicht an Blutvergießen ergötzt; sondern er hatte im Land Frieden aufgerichtet, und er hatte seinem Volk gewährt, daß es aus allerart Knechtschaft befreit wurde; darum achteten sie ihn, ja, außerordentlich, über die Maßen [Mosia 29:40].

BIBLIOGRAPHIE

"The Coronation of Kings." F.A.R.M.S. Update. Provo, Utah, July 1989.

"The Law of Mosiah." F.A.R.M.S. Update. Provo, Utah, March 1987.

PAUL RYTTING