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MORMONISMUS; MORMONEN

„Mormonismus“ ist die inoffzielle Bezeichnung und der Allgemeinbegriff für die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, deren Lehren, Instutionen, Kultur – mit weiteren Aspekten – ihre besondere Weltanschauung und eigenständige christliche Tradition ausmachen.  „Mormone“ ist ein Äquivalenzbegriff für ein Mitglied der Kirche, wobei „Mormone“ zugleich Nomen und Adjektiv der Einzahl sein kann.  

Über die Jahre hinaus verbreiteten sich diese Bezeichnungen und weitere, weniger bekannte Begriffsvarianten, wie die aus den ersten Jahrzehnten der Kirche stammende Benennung „Mormoniten“.  Mitglieder der Kirche bevorzugen allerdings, den durch Jesus Christus an Joseph Smith geoffenbarten Namen – die „Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage“ – um die zentrale Rolle des Heilands in ihren Lehren und ihrer Gottesverehrung hervorzuheben (LuB 115:3-4). An Stelle von „Mormonen“ bezeichnen sich die meisten Mitglieder der Kirche mit der Kurzform „Heilige der Letzten Tage“ (HLT).  

Die Bezeichnung „Mormone” hat seinen Ursprung im Buch Mormon, welches 1830 veröffentlicht wurde und dem man vor kurzem den Untertitel „Ein Weiterer Zeuge für Jesus Christus“ beigefügte.  Dieses Buch wird von der Kirche als heilige Schrift akzeptiert, genauso wie die Bibel (Siehe: Bibel: HLT Glauben an die Bibel). 

„Mormonismus“ bezieht sich auf die von Gott inspirierten Doktrinen, die durch Joseph Smith gelehrt wurden. „Mormonen“ sehen das menschliche Leben als eine Stufe des ewigen Fortschritts intelligenter Wesen, die sich als Gottes Geist-Kinder in Wort und Tat entscheiden müssen, ob sie das Evangelium Jesu Christi mit seinen Bündnissen annehmen oder ablehnen wollen (Siehe Plan der Errettung, Plan der Erlösung).  Heilige der Letzten Tage betrachten die Lehren der Kirche als das wahre Christentum, was in seiner ursprünglichen Reinheit durch Christus selber auf Erden restauriert worden war.  Aus diesem Grund, sprechen sie oft von der Kirche, ihrer Lehre und ihrem Priestertum als „wiederhergestellt“ (Siehe Wiederherstellung des Evangeliums Jesu Christi).  Die wesentlichen Grundsätze der Kirche beinhalten Glaubensansichten an einen Gott, der aufrichtig an der Wohlfahrt seiner Kinder interessiert ist; die Göttlichkeit Jesu Christi und sein unbegrenztes Sühnopfer; die allgemeine Notwendigkeit der Umkehr; Taufe durch wahre bevollmächtigte Priestertumsträger; fortdauernde Offenbarung durch lebende Propheten; Glauben an die allumfassende Bruder- und Schwesternschaft der Menschheit; die ewigwährende Heiligkeit der Ehe und der Familie, und eines jeglichen Pflicht für sich selbst verantwortlich- und andern gegenüber hilfsbereit zu sein. Viele der wesentlichen Grundsätze der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage wurden in den 13 Glaubensartikeln bündig zusammgefasst.  Für Kirchenmitglieder dienen diese Artikel als  Zusammenraffung wesentlicher Lehren ihrer Kirche.  

Eine der auffallenden Eigenschaften kirchlicher Ausübungen ist das Delegieren bestimmter ekklesiastischer Aufgaben an jedes aktive Kirchenmitglied (Siehe Laienmitwirkung und Führerschaft).  Dieses fördert einen hohen Grad von ehrenamtlichem Mitwirken unter Mitgliedern und ein starkesVerantwortlichkeits- und Gesellschaftsgefühl. Obwohl nur Männer das Priestertum tragen, haben sie und Frauen jedoch gleichen Anteil an den Segnungen des Priestertums.  Männer, sowohl wie Frauen, bekleiden wichtige Lehr- und Leiterschaftsämter, vollziehen Missionars- und Tempelarbeit, und spielen eine prominente Rolle in ihren Kirchenversammlungen.  Weitere beachtenswerte Kirchenpraktiken umfassen das Fördern des Bildungsbereiches, Sparsamkeit, Gemeindedienst, Missionstätigkeit, Ahnenforschung, und Gottesdienst im Tempel. 

Obschon die Kirche sich konservativ gewissen Belangen und Vorgehensweisen gegenüber verhält, ruht ihr zentrales Vertrauen in fortdauernde Offenbarung, deren göttlichen Einfluss Aufgeschlossenheit und Offenheit bewahrt und lenkt. Zwei ihrer alten Grundlehren and Ausübungen, die über die Jahre hinweg offiziell eingestellt wurden, sind Vielehe (1890) (Siehe Vielehe; Amtliche Erklärung I, 1890), und die Sammlung von Mitgliedern an einen geographisch zentral-gelegenen Ort. Größtenteils fand diese Praktik ihren Abschluss in den zwanziger Jahren des 20. Jahrhundert (Allen and Leonard, 496-97; Siehe Emigration und Immigration).  Andererseits wurden weitere Gebote und Vorgehensweisen eingeführt, wie z. B. Zehntenzahlen (offenbart während der dreißiger Jahre des 19. Jahrhunderts, normativ seit dem neunten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts). Das völlige Vermeiden von Drogen, wie Alkohol, Tabak, schwarzemTee und Kaffee ist seit den zwanziger Jahren des 20. Jahrhundert absolute Bedingung geworden, fast ein Jahrhundert nachdem es offenbart worden war (Siehe Wort der Weisheit).  Die 1915 erwähnten Familienheimabende wurden Mitte 1960 wöchentlich weitverbreitet ausgeführt. Die Erweiterung der Priestertumsmacht an alle würdigen männlichen Mitglieder, ohne Rücksicht auf Rasse, wurde 1978 bewilligt (Siehe Lehre und Bündnisse: Amtliche Erklärung II).  Heilige der Letzten Tage erwarten, dass sich im Laufe der Jahre weitere offenbarungsbedingte Veränderungen, den Bedürfnissen gemäß, entfalten werden. 

Mormonismus ist keine politische Ideology. Die Richtlinien und Vorgehensweisen der Kirche in bezug auf Regierungen erlaubt ihr weltweit in einer Vielfalt von unterschiedlichen politischen Situationen zu gedeihen.  Es befürwortet die Trennung von Staat und Kirche, respektiert ordnungsgemäß ernannte Gesetze und Regierungen, und ihre Mitglieder wirken aktiv in bürgerlichen Organisationen und Wohltätigkeitsvereinen mit (LuB 134; Siehe Politik: Politische Lehren).  Im allgemeinen ist die Kirche gegen Kriegszustand, verbiete aber nicht den Militärdienst.  Lange vor den fünfziger Jahren, äußerte sich die Kirche über politische Richtlinien und Vorgehensweisen, besonders wenn sie den Staat Utah beeinträchtigten. Seit der Zeit hat die Kirche ihre Mitgliedschaft zunehmend dazu aufgefordert über solche Fragen selber zu entscheiden, und folgt der Richtlinie sich politisch neutral zu verhalten, ausgenommen wenn politische Entwickelungen offensichtlich und widerrechtlich gegen wesentliche Gewissenfragen und sittliche Werte verstoßen, oder wenn die Religionsfreiheit von Mitgliedern ernsthaft bedroht ist.

In der Umgangssprache beschränken sich die Bennungen „Mormonismus“ und „Mormonen“ nicht nur auf die wesentlichen Lehren und Ausübungen der Kirche, sondern auch auf einen bestimmten Lebenstil, besondere kulturelle Ansichten, historische Ereignisse, philosophische Perspektiven, und Artefakten, die den Eigenschaften einer breiteren Tradition oder Kultur der Heiligen der Letzten Tage entsprechen. Formell gesehen versucht die Kirche den Gebrauch dieser Ersatzthermen so gut wie möglich zu unterbinden um die Aufmerksamkeit auf den wahren und eigentlichen Namen der Kirche zu lenken. 

BIBLIOGRAPHIE

Allen, James B., and Glen M. Leonard. The Story of the Latter-day Saints. Salt Lake City, 1976.

Arrington, Leonard J., and Davis Bitton. The Mormon Experience. New York, 1979.

The Church of Jesus Christ of Latter-day Saints. Gospel Principles. Salt Lake City, 1981.

Richards, LeGrand. A Marvelous Work and a Wonder. Salt Lake City, 1988.

Talmage, James E. AF. Salt Lake City, 1988.

DONALD K. JARVIS