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MORD

Die neuzeitlichen Schriften verurteilen Mord ebenso wie die Zehn Gebote und zahlreiche andere Abschnitte im Alten und Neuen Testament es tun. Lehre und Bündnisse erklärt: „Du sollst nicht töten“ (LuB 42:18). Der Mörder „wird weder in dieser Welt noch in der künftigen Welt Vergebung haben“ (LuB 42:18).

In der HLT-Lehre ist Mord die zweitschwerste Sünde und kommt gleich nach der Lästerung des Heiligen Geistes. Und sogar diese Sünde schließt eine Art mörderischen Verrats in demjenigen ein, der zuvor ein absolutes Zeugnis von der Göttlichkeit Jesu erhalten hat (TPJS, p. 358). Faktisch kreuzigen sie ihn für sich selbst und stimmen seinem Tod zu (vgl. LuB 76:35; 132:27). Dementsprechend kann Mord als archetypische Sünde betrachtet werden, als die Sünde Kains (Gen 4:6-11 und bes. Mose 5:18-26, 31).

Mord verletzt die Heiligkeit des Lebens und schneidet seine Opfer von der Möglichkeit ab, „ihr Schicksal auszuführen“ (Benson, S. 355). Da außerdem „der Mensch das Leben nicht wiederherstellen kann“ und Wiederherstellung oder Entschädigung ein notwendiger Schritt für Umkehr ist, ist es unmöglich, Vergebung für Mord zu empfangen (Kimball, 1969, S. 129; LuB 42:18-19). Mord zerreißt alles mit dem Opfer verbundenen Leben. Und letztendlich leidet der Täter des Verbrechens mehr als die Opfer. „Denn Kain litt weit mehr als Abel und Mord ist sehr viel schwerwiegender für den, der ihn begeht, als für den, der unter ihm leidet“ (Kimball, 1982, S.188).

Die weltliche Strafe für Mord muss „gemäß den Gesetzen des Landes...behandelt....und bewiesen werden“ (LuB 42:79). Jemand der wegen Mord verurteilt ist oder Mord gestanden hat, kann nicht ohne Klärung durch die Erste Präsidentschaft getauft werden. Des Weiteren ist die Exkommunizierung von Mitgliedern, die des Mordes schuldig sind, vorgeschrieben. Joseph Fielding Smith wies als Apostel darauf hin, dass für verstorbene Mörder keine stellvertretende Tempelarbeit geleistet werden soll (DS 2:192).

Die Kirche definiert “Mord“ als das freiwillige und ungerechtfertigte Nehmen menschlichen Lebens. Wenn Tod durch Unachtsamkeit oder die Verteidigung seiner selbst oder anderer verursacht wird oder wenn übergeordnete mildernde Umstände herrschen (so wie mangelhaftes mentales Fassungsvermögen oder Kriegszustand) kann das Nehmen menschlichen Lebens als etwas anderes als Mord bezeichnet werden. Kirchenführer werden ermutigt, bei der Beurteilung über Schuld oder Unschuld eines Mitglieds für Inspiration empfänglich zu sein und die Fakten des Falls dem Büro der Ersten Präsidentschaft für eine Nachprüfung zukommen zu lassen. Letzten Endes kann nur Gott, der die Gedanken des Herzens kennt, beurteilen, ob eine bestimmte Tötung ein unverzeihlicher Mord ist oder nicht.

In der Kirche ist die Tragweite bezüglich Mord fundamentaler und umfassender als die in rechtlichen Definitionen. Rechtliche Kategorien von Mord, wie etwa Totschlag oder fahrlässige Tötung (welche typischerweise Unachtsamkeit oder mildernde Faktoren beinhaltet) werden nicht unbedingt als Mord bezeichnet. Währenddessen können Tötungen, die eine extrem leichtsinnige Handlungsweise aufweisen, oder „verbrecherisches Morden“ unter die Kategorie Mord fallen.

Die Kirche lässt des Weiteren die Möglichkeit offen, dass unter ungewöhnlichen Umständen die Standardrechtfertigungen für eine Tötung, die üblicherweise eine Person von der Verantwortung für einen Mord befreien, so wie Selbstverteidugung oder die Verteidigung anderer, nicht automatische Anwendung finden. Einen mildernden Faktor stellt Militärdienst zu Kriegszeiten dar, jedoch ist dies keine Rechtfertigung für willkürliches Töten. Dementsprechend misst und wägt Gott sogar in Zeiten des Krieges das Verhalten ab. Dieses ist also keine Frage der Lizenz (MFP 6:157-61). Allein der Herr hat die Macht, Leben zu geben oder zu bewilligen, und es zu nehmen. Die Bibel und das Buch Mormon beschreiben Situationen, in denen Gott gebot, Leben zu nehmen, um seine Zwecke zu erfüllen. Goliath (1 Sam 17:46-51), der König von Baschan (Deut 3:3) und Laban (1 Ne 4:10-18) wurden von Dienern Gottes erschlagen, nachdem der Herr sie in ihre Hand gegeben hatte.

Über eine Person, die von einer gesetzesmäßigen Regierung wegen Mord verurteilt worden ist, kann die Todesstrafe verhängt werden. Im Allgemeinen hat die Kirche keinen Widerspruch gegen die rechtlich und richtig durchgeführte Todesstrafe eingelegt. In der Tat dulden sowohl alte als auch neuzeitliche Schriften eine solche Strafe (Gen 9:5-6; Ex 21:12, 23; 2 Ne 9:35; Alma 1:13-14; LuB 42:19).

In Bezug auf ähnliche Vergehen differenziert die Kirche Abtreibung von Mord, aber hält sie für eine äußerst ernste Handlung. Sie darf nur unter sehr begrenzten Umständen vollzogen werden. Dies mag Inzucht oder Vergewaltigung, Gefahren für das Leben oder die Gesundheit der Mutter oder schwere Geburtsfehler beinhalten. Soweit es momentan offenbart ist, kann eine Person von der Sünde der Abtreibung umkehren und Vergebung erlangen.

Suizid wird als Selbstmord bezeichnet und ist eine schwere Sünde, wenn er von einer Person vollzogen wird, die im vollen Besitz ihrer geistigen Fähigkeiten ist. Da es möglich ist, dass eine Person, die ihr eigenes Leben nimmt, nicht für diese Tat verantwortlich ist, kann nur Gott eine solche Angelegenheit beurteilen.

Eine Person, die sich an Euthanasie beteiligt – das freiwillige und vorsätzliche Sterbenlassen einer an einer unheilbaren Krankheit leidenden Person – verletzt die Gebote Gottes. Es besteht ein Unterscheid, ob man einer unheilbar kranken Person erlaubt, aufgrund natürlicher Ursachen zu sterben oder ob man eine Handlung iniziiert, die den Tod eines Menschen verursacht. Die Entscheidung, ob medizinische Hilfeleistungen bzw. technische Möglichkeiten unterlassen werden, muss ehrfürchtig getroffen werden. Dies geschieht normalerweise durch kompetente und verantwortliche Familienmitglieder, die sich im Gebet an der Herrn geandt haben,  und nach Konsultieren kompetenten medizinischen Fachpersonals. Es ist nicht falsch, den Herrn zu fragen, ob es sein Wille ist, das körperliche Leiden einer Person, deren Krankeit im Endstadium und unwiderruflich ist, zu verkürzen. 

BIBLIOGRAPHIE

Benson, Ezra Taft. Teachings of Ezra Taft Benson. Salt Lake City, 1988.

Gardiner, Martin R. "Mormonism and Capital Punishment: A Doctrinal Perspective, Past and Present." Dialogue 12 (Spring 1979):9-25.

Kimball, Spencer W. The Miracle of Forgiveness. Salt Lake City, 1969.

Kimball, Spencer W. Teachings of Spencer W. Kimball, ed. Edward L. Kimball. Salt Lake City, 1982.

W. COLE DURHAM, JR.